Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

Bestsellerliste statt Verlagsvertrag: Warum Julia K. Rodeit dem Publikumsverlag absagte

Ein Zwei-Buch-Vertrag beim Großverlag! Für Autorin Julia K. Rodeit ging ein Herzenswunsch in Erfüllung. Doch dann geriet alles völlig aus den Fugen – bis sie schließlich den Verlag auflöste. Inklusive Rückzahlung des Vorschusses.

13.11.2025 53 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ein Zwei-Buch-Vertrag beim Großverlag! Für Autorin Julia K. Rodeit ging ein Herzenswunsch in Erfüllung. Doch dann geriet alles völlig aus den Fugen – bis sie schließlich den Verlag auflöste. Inklusive Rückzahlung des Vorschusses.
Wie es zu diesem bitteren Erlebnis kam und wie sie es dann stattdessen einfach als Selfpublisherin auf die Bestsellerliste schaffte, verrät Julia in dieser Folge. 

Gespräche über das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern, egal ob Selfpublishing oder Verlag. 


Ein Zwei-Buch-Vertrag beim Großverlag! Für Autorin Julia K. Rodeit ging ein Herzenswunsch in Erfüllung. Doch dann geriet alles völlig aus den Fugen – bis sie schließlich den Verlag auflöste. Inklusive Rückzahlung des Vorschusses.

Wie es zu diesem bitteren Erlebnis kam und wie sie es dann stattdessen einfach als Selfpublisherin auf die Bestsellerliste schaffte, verrät Julia in dieser Folge.

Links

Buchwerbung:
'Schneeküsse in Funkelstein' von Ingrid Fuchs/Isabella Lovegood
https://www.amazon.de/dp/B0FXMQF9ZQ/

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https://julia-rodeit.de/
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Julias Buchtipp:
'Die Kammer' von John Grisham
https://www.amazon.de/Die-Kammer-Roman-John-Grisham-ebook/dp/B00BCJU1MA/

Sonstiges:

TV Bericht Ladies Crime Festival:
https://www.facebook.com/reel/2247741802415199

TV Bericht im Saarländischen Rundfunk über Selfpublishing:
https://www.ardmediathek.de/video/wir-im-saarland-saar-nur/traum-vom-eigenen-buch-zu-gast-beim-autor-jan-ranft/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9XSU1TXzE1OTU5MC9zZWN0aW9uLzQ

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Transkript

Vera
00:00:00
Stell dir vor, du hast den lukrativen Zwei-Buch-Vertrag in einem großen Publikumsverlag mit einem fünfstägigen Vorschuss und dann sagst du ihn ab. Das gemacht hat unser heutiger Gast Julia K. Rodheit und in unserer Folge erzählt sie die Hintergründe und was das für sie bedeutet hat und wie sie es geschafft hat, mit diesen Büchern dann die Bild-Best-Teller-Liste zu stürmen.
Tamara
00:00:23
Wir haben spannende Einblicke in die Buchbubble mal wieder bekommen und ich kann nur sagen, hör rein, es war sehr ermutigend auch einfach zu sehen, was aus einer Geschichte manchmal doch noch Gutes werden kann. Folge 287 von die 200-Talk-Stelle, dem Podcast rund ums Schreiben und Veröffentlichen von Büchern im Verlag und im Self-Publishing. Ich sage Hallo, liebe Vera. Die sitzt mir nämlich gegenüber. Vera nennt mich. Mein Name ist Tamara Leonhard. Wie geht's dir?
Vera
00:01:12
Ach ja, soweit ganz gut. Ich hatte ja ein ganz belebendes Wochenende beim Ladies Crime Festival in Speyer mit den mörderischen Schwestern. Und viele nette Gespräche, interessante Workshops, Tatortreinigern war da, eine Bestatterin und der Chef vom LKA Baden-Württemberg war da. Es war also rundum eine sehr gelungene Veranstaltung und der Südwest-SWR war ja auch mit dem Kamerateam da.
Tamara
00:01:46
Ach echt?
Vera
00:01:47
Gestern Abend gab es auch einen Fernsehbericht dazu.
Tamara
00:01:51
Kann man den online sehen?
Vera
00:01:53
Kann man, ja.
Tamara
00:01:54
Musst du mir den Link mal geben, den tue ich dann in die Shownotes.
Vera
00:01:57
Ja, also von daher war das ein sehr schönes Wochenende. Jetzt nach so drei Tagen muss man jetzt erstmal wieder in den Rhythmus kommen. Ich war gerade so gut im Schreibflow und so. Das muss ich jetzt wieder hinkriegen. Da kommt mir natürlich jetzt unsere montagmorgendliche Podcast-Aufzeichnung voll in die Quere, weil das ja eigentlich meine Schreibzeit wäre. Aber naja gut, werde ich auch überstehen und wieder hinkriegen.
Tamara
00:02:28
Ja, ich bin auch nicht so richtig in der Woche angekommen, muss ich gestehen. Zumal hier immer noch alles ein bisschen im Ausnahmezustand ist. Jetzt war gerade ein Heizungsbauer da, der mal schaut, was wir machen können, damit wir irgendwann nicht mehr nur von kleinem Gasofen und Kaminen uns wärmen können hier Ja.
Vera
00:02:48
Das sind natürlich andere Herausforderungen, da habe ich jetzt toi toi toi keine solche mit der ich zu kämpfen habe ja gut ja ansonsten, Gebt euch mal was zu erzählen, oder?
Tamara
00:03:02
Wir hatten auch AutorInnen-Treffen hier im Saarland am Donnerstag. Da haben wir einen tollen Vortrag gehört über Personal Branding. Und ich habe auch zwischenzeitlich einen Link bekommen. Es wurde jetzt, ich glaube, über fast ein Jahr, hat ein Fernsehreporter einen befreundeten Autor begleitet. Ach, hier der Jan, der ganz, ganz am Anfang unser Intro gesprochen hat und der auch immer zu Gast war. Und die waren unter anderem auch vor einem Jahr bei diesem AutorInnen-Treff, also Regionaltreffen vom Self-Publisher-Verband und haben da auch ein bisschen gefilmt. Und der Benjamin Spang kommt auch zu Wort, der schon bei uns war. Und ich bin einmal kurz im Bild, wie ich mit einem zauberhaften Doppelkinn irgendwas abfotografiere, was da gerade im Vortrag an die Wand geworfen wird. Ja, aber es ist ein sehr schöner Beitrag geworden, einfach über Self-Publishing und über das Networking beim Schreiben. Das kann ich ja auch mal in die Show Notes tun.
Vera
00:04:12
Ist sehenswert. Auf jeden Fall, ja klar. Naja, also so langsam erobern wir das Fernsehen, ist doch auch so. Fehlt nur noch unsere eigene Talkshow, was meinst du, Tamara? Die 200 Talkstelle im Fernsehen, das wäre doch mal was.
Tamara
00:04:29
Ja, wie war das, wenn die Autorin nicht in die Fernsehshow kommt, dann kommt die Fernsehshow halt zur Autorin?
Vera
00:04:36
Oder so, ja, genau. Ja, genau. Ja, und ich meine, wenn ihr diese Folge hört, ist meine Lesung schon wieder vorbei und wir gehen so langsam, ja, wir gehen auf den Advents zu, ich wage es ja gar nicht zu sagen, aber die Zeichen werden deutlicher und naja, für die letzten Wochen gucken wir mal, was da noch so Interessantes kommt und so, ist noch was früh für das Fazit. Das machen wir jetzt nicht. Aber wir lassen uns ja immer weiter auch von unseren Gästen und Gästinnen so die verschiedenen Wege zum Erfolg erläutern, um dann endlich auch mal die Kurve zu kriegen. Und heute haben wir da ja eine Gästin, die eine ganz besondere Story zu erzählen hat.
Tamara
00:05:31
Ich bin gespannt.
Vera
00:05:32
Ja, wir haben sie nämlich, oder ich habe sie getroffen auf der Buchmesse Frankfurt am Stand des Selfpublisherverbandes und sie gehört zu den erfolgreichen Selfpublisheren und ist Nummer 1 Bildbestsellerautorin. Und damit sie diesen Weg gehen konnte, hat sie etwas getan, was vielleicht in den Ohren von dem einen oder anderen Autor oder der einen oder anderen Autorin als wahnsinnig rüberkommt. Sie hat einen Verlagsvertrag in einem großen Verlag abgelehnt, um Self-Publishing zu machen. Und da habe ich doch gesagt, Julia, da müssen wir drüber reden und heute ist sie da. Julia Karodeit ist heute bei uns. Hallöchen.
Julia
00:06:16
Hallo, vielen Dank für die Einladung.
Tamara
00:06:19
Hallo, schön, dass du da bist.
Vera
00:06:21
Ja, da müssen wir jetzt mal so ein bisschen drüber reden. Erzähl mal, was hattest du denn da für ein Angebot und war das etwas, wo ich schwach werden würde?
Julia
00:06:33
Also tatsächlich ging für mich damit ein großer Traum in Erfüllung, weil das war seit Anbeginn meiner Schriftstellerinnenkarriere eigentlich das, was ich haben wollte. Ich wollte immer in einem großen, renommierten deutschen Verlag unterkommen. Und ja, mit diesem Zwei-Buch-Vertrag, den ich da so war, bekommen habe, mit sogar einem ordentlichen Vorschuss, wähnte ich mich bereits am Ziel meiner Träume.
Vera
00:06:56
Ja, also ich sage mal so, das würde ich jetzt ja auch so sehen. Also ich weiß nicht, ob wir ein bisschen konkreter werden können. Kannst du, darfst du sagen, welcher Verlag das ist und wie hoch der Vorschuss da so ist.
Julia
00:07:10
Ja, also der Vorschuss war, meine ich, tatsächlich fünfstellig damals. Pro Buch übrigens. Die Hälfte habe ich bei Vertragsunterzeichnung bekommen. Und ja, es handelte sich um Basteilüppe. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, eine... Eine Serie für Lübbe zu entwickeln und hätte dabei auch relativ freie Hand. Zumindest war das so am Anfang die Idee. Der einzige Wunsch, den die an mich herangetragen haben, war, dass ich sowas ähnliches kreieren sollte wie die Schwarzwaldklinik, nur eben nicht im Schwarzwald und nicht mehr 80er Jahre, sondern eben 2000er, 2020er und an der Küste. Und jetzt komme ich zwar eigentlich aus Süddeutschland, kenne den Norden aber relativ gut und habe gedacht, ja, das bekomme ich hin, das kriegen wir hin.
Vera
00:08:04
Aber wie kommen die denn da auf dich? Also wie ist das denn entstanden, dass du so ein Angebot bekommst? Das kommt ja nicht aus heiterem Himmel.
Julia
00:08:11
Nee, das hatte ich meiner Agentin zu verdanken zum damaligen Zeitpunkt. Also ich war ja schon in der Buchbubble, war ich ja schon unterwegs. Ich habe unter meinem Klarnamen früher Krimis veröffentlicht, habe mir da eine Agentur gesucht. Also ich habe einen kleinen Ausflug in Self-Publishing unternommen unter Pseudonym, um mal zu gucken, wie das funktioniert und ob ich das denn überhaupt hinbekomme, so als technisch minderbegabte blonde Frau. Musste dann aber feststellen, dass es doch relativ einfach ist und dass auch ich das hinbekomme. Und so ganz losgelassen hat mich der Wunsch aber doch nicht, dass ich es vielleicht doch im Verlag schaffen könnte. Und dann habe ich mir eine Agentur gesucht. Und meine Agentin hat dieses Projekt an mich herangetragen. Der Lektorin damals von Lübbe, die hat einiges von mir dann wohl gelesen. Ja. Zumindest behauptete sie das. Im Nachhinein muss ich sagen, glaube ich es nicht so ganz. Auf jeden Fall habe ich auf Basis dessen dann diesen Verlagsvertrag bekommen.
Vera
00:09:03
Ich muss jetzt nochmal ein bisschen nachfragen, weil ich kenne das immer so, dass man um eine Agentur zu suchen eigentlich das mit einem konkreten Projekt macht.
Julia
00:09:10
Ich hatte damals noch vier, fünf Self-Publishing-Bücher in der Schublade und die Agentin meinte, wir waren auch lose an der Frankfurter Buchmesse ins Gespräch gekommen damals und sie meinte, sie hätte Chancen, das unterzubekommen und hat tatsächlich das auch dann bei Aufbau im Impran Verlag untergebracht. Das sind auch heute noch vier meiner Liebesromane bei Aufbau und zwei meiner Krimis. Und so kam dann der Kontakt zustande. Und sie kam dann und meinte, es gibt da so jemanden bei Lübbe, der wollte Schwarzwaldklinik an der Küste, ob ich mir das vorstellen könnte.
Vera
00:09:50
Was ist das für ein Genre, dein Schwarzwaldklinik an der Küste? Ich habe keine Erwartung.
Julia
00:09:56
Ich kann euch nur sagen, dass ich hier mit Flipcharts gearbeitet habe. Ich habe die ganze Wohnung voll gepflastert, weil so ein Krankenhaus besteht natürlich aus mehreren Personen. Also ich kann dann nicht nur mit einem Oberarzt und einer Krankenschwester da an den Markt gehen, sondern ich habe dann hier entworfen. Und da waren Ausdrucke von Personen an der Wand geklebt und auf dem Boden lag ein Zettel rum. Also mich hat das schon nicht nur Papier, sondern auch Nerven gekostet. Ich musste ja ein Serienkonzept dann auch entwickeln, das sollte ja weitergehen. Und so grob wollte ich ja auch den Faden nicht verlieren oder das aus dem Auge verlieren. Das heißt, ich habe mir im Vorhinein viel Mühe gegeben, Personal anzulegen und aufzubauen und das dann als Serienkonzept entwickelt mit einzelnen Exposés dann.
Tamara
00:10:44
Und dann kam der Plot-Twist.
Julia
00:10:46
Der Plot-Twist, ja, zuerst kam nur so ein kleiner Pinchpoint. Da der Gestalt, dass ich das weggeschickt habe und mir dann gedacht habe, Mensch, ich schaue doch jetzt einfach mal, was die Konkurrenz denn so am Markt macht. Und dann bin ich aus allen Wolken gefallen, als ich gesehen habe, dass bei Amazon bereits ein Buch in der Vorbestellung war, das, ich meine, ein halbes Jahr später auf Mark kommen sollte und das Thema eigentlich exakt dasselbe war. Und dann habe ich meine Lektorin angeschrieben und habe gesagt, also Entschuldigung, aber ist das denn Absicht? Und dann sagte sie, ah nee, nee, nee, das war so nicht geplant.
Vera
00:11:27
Wenn ich da reingereichte, also das Buch auf Amazon war auch vom Verlag, auch von Basta Lübbe dann?
Julia
00:11:33
Nee, das war nicht von Lübbe, das war, also zwischenzeitlich kenne ich die Hintergründe ein bisschen, da möchte ich jetzt aber nicht weiter drauf eingehen. Das war ein anderer Verlag, aber im Grunde genommen war das eine Klinik an der, ich glaube an der Ostsee damals, ich weiß gar nicht mehr, wo genau das steht.
Vera
00:11:49
Genau.
Julia
00:11:49
Ja, und meine Lektorin sagte, ja, das ist ja doof, das wollten wir eigentlich nicht so haben. Dann kam es zu einer internen Besprechung und dann bekam ich den Anruf, dass man das jetzt tatsächlich canceln würde. Und dann stand ich mit leeren Händen da. Sie meinte dann aber, man würde ein Alternativprojekt für mich finden, hat man dann auch irgendwann so, ein paar Monate später rief sie mich dann wieder an und hat gesagt, also wir haben uns jetzt was anderes überlegt, könnten Sie denn auch Küste an der, Hotel an der Küste schreiben? Und dann habe ich gesagt, ja, das kann ich schon machen. Dann fange ich halt wieder von vorne an, Flipcharts auf den Boden. Ich habe schon hier mich wieder gesehen, wie ich hier tapezieren anfange. Und dann sagte sie, okay, also sie möchte bitte eine kleine Pension haben, die an der Küste liegt und auf einer nordfriesischen Insel. Ob ich mir das vorstellen könnte? Dann dachte ich, ja klar, Nordfriesland, ich kenne Amrum relativ gut. Dann fahre ich da eben nochmal hin zum Recherchieren. Und ja, und da nahm das Unheil dann so ein bisschen seinen Lauf. Ich habe dann wieder Serienkonzept entwickelt und wieder Einzelexposés entwickelt, und habe sie dann angerufen, habe gesagt, also ich habe mich inseltechnisch für Amrum entschieden. Und das war schon so der erste Aufmarker. Da sagte sie dann, ja, Amrum, warum denn jetzt Amrum? Und dann habe ich gesagt, gut, ich komme aus Süddeutschland, also ich muss ja das nehmen, was ich kenne. Ja, ja, also Rügen hätte ihr besser gefallen.
Vera
00:13:15
Das ist aber noch keine nordfriesische Insel.
Julia
00:13:17
Ja, ich musste mir sehr auf die Lippen einigen. Kurz hatte ich überlegt, ob ich ihr einen Atlas zuschicken soll. Ich habe sie angelassen. Und dann sagte sie, ja, also dann, ich habe sie dann aufgeklärt und habe gesagt, also hier die nordfriesischen Inseln könnte ich die und die anbieten. Ja, ist das denn die Größte, diese Inseln? Dann sage ich, nee, ist es auch nicht, aber sie wollten doch eine ganz kleine Insel. Ach so, ach so, ja, dann schreiben Sie mal. Und Sie haben völlig freie Hand. Und dann fing ich an und habe da geschrieben und glücklicherweise die ersten 100 Seiten habe ich dann abgegeben. Und dann bekam ich einen Anruf von der Außenlektorin, die mir dann eine Stunde lang auseinandergesetzt hat, was an dem Buch alles schlecht ist. Also tatsächlich, das Telefonat dauerte eine Stunde. Es waren zu viele Tiere drin. Es war zu viel Essen drin. Sie hätten gern gehabt, dass die Protagonistin mit dem falschen Mann betrunken ins Bett geht. Ganz am Anfang dieses Buches. Also das habe ich abgebogen. Das war eine hochintelligente Frau. Also das hat von der Charakterentwicklung gar nicht zusammengepasst. Und der Gipfel war dann, dass sie mir sagten, ich möge bitte meiner Hauptperson, der Hotelbesitzerin, andere Schuhe anziehen. Weil diese Schuhe seien nicht zeitgemäß für eine Frau diesen Alters. Ich habe meiner 60-jährigen Protagonistin Sneaker angezogen und das war wohl nicht im Sinne des...
Tamara
00:14:46
Das geht ja mal gar nicht. Das müssen schon beige Lackschuhe sein.
Vera
00:14:54
Nee, Gesundheitsschuhe sind das.
Julia
00:14:58
Also ich war dann entsetzt. Ich dachte mir, was haben die denn bitte für ein Frauenbild? und dann musste ich das tatsächlich ablehnen. Also ich habe dann lange mit mir gehadert. Ich habe dann am Ende des Telefonates, weil ja wirklich aufgezählt wurde, was alles schlecht war und so kann man das nicht schreiben, Rückblende, sie hatten ja Bücher von mir gelesen angeblich. Deswegen glaube ich das jetzt einfach auch nicht mehr. Und dann habe ich gefragt, ganz süffisant am Ende, manchmal kann ich die Klappe nicht halten, habe ich dann gefragt, gibt es eigentlich irgendetwas, was Ihnen an dem Roman gefallen hat? Und dann herrschte lange Zeit schweigen, ganz lange Zeit und irgendwann sagte sie dann ja, ja der Name Henni, der gefällt mir.
Vera
00:15:42
Oh Gott.
Tamara
00:15:45
Da hast du wenigstens irgendwas richtig gemacht. Genau, genau.
Julia
00:15:50
Also mittlerweile kann ich auch drüber lachen. Also tatsächlich, bei uns ist das jetzt so ein geflügeltes Wort geworden in der Familie. Also wenn man nichts Positives mehr zu etwas zu sagen hat, dann sagt man am Ende der Name Henni gefällt mir.
Tamara
00:16:01
Henni ist schön.
Julia
00:16:02
Aber das war natürlich für mich dann schon so der Genickschuss, weil ich genau wusste, also ich habe mit mir gehadert. Auf der einen Seite war da mein Traum, den ich jetzt mir hätte ermöglichen können. Auf der anderen Seite hätte ich mich so verbiegen müssen, dass ich gesagt habe, das kann ich mit mir nicht mehr vereinbaren. Dann habe ich gesagt, so bringt das nichts. Ich löse diesen Zwei-Buch-Vertrag jetzt auf. Fertig.
Vera
00:16:27
Ja, aber du sagst das jetzt so mit dem Abstand, aber ich kann mir vorstellen, dass das auch in dem Moment erstmal etwas auslöst und dass man da eine Zeit lang für braucht und dass das wahrscheinlich auch nicht ganz so einfach ist, das einfach aufzulösen, oder?
Julia
00:16:42
Also von der technischen Seite her ging das relativ gut und schnell, das aufzulösen. Aber ich gebe schon zu, ja, ich sage das jetzt so einfach. Aber ich habe das Telefonat damals beendet und ich erinnere mich, ich habe meinem Mann eine WhatsApp geschrieben, dass er bitte nach unten ins Büro kommen möge, weil ich mich nicht mehr in der Lage fühlte, hochzulaufen. Ich habe geheult. Also ich gebe das offen zu. Da ist ein Riesentraum, den ich immer hatte, ist für mich geplatzt einfach. Klar, dann kamen die Dinge dazu, ich musste den Vorschuss zurückbezahlen.
Tamara
00:17:16
Scheiße.
Julia
00:17:17
Genau, aber ich hatte ja das halbe Buch geschrieben und ich habe ja auch gewusst, dass Self-Publishing möglich ist und dass auch ich das kann und habe dann eben eigensinnig beschlossen, ich mache das selber. Ich bringe das Projekt zu Ende und veröffentliche das dann selbst, gebe aber tatsächlich zu, dass ich beim Schreiben schon so mit inneren Widerständen gekämpft habe. Es wurde dann ja eine Reihe draus. Ich hatte ja das Personal im Vorfeld entwickelt und das dauerte tatsächlich bis zum vierten und letzten Band dann eigentlich der Serie, bis ich mit der ganzen Serie warm wurde. Ich hatte viel Spaß beim Schreiben, hatte ich nicht. Das gebe ich zu, das war Arbeit für mich.
Vera
00:17:58
Aber lag es an der Geschichte oder einfach an dieser Vorgeschichte mit dem Verlag, dass dich das immer quasi an diesen, ja, ich weiß nicht, wie ich es bezeichnen soll, ein Scheitern war es ja nicht. Frust, ja.
Tamara
00:18:11
Oder?
Vera
00:18:11
Hm.
Julia
00:18:12
Also ich habe es für mich schon damals als scheiternd betrachtet, weil du kommst dann natürlich, also ihr kennt das ja sicher auch, man kommt dann ja ins Überlegen, kann ich es wirklich nicht, bin ich jetzt tatsächlich so schlecht, die hat doch was von mir gelesen, warum sagt sie dann jetzt ist alles schlecht und auch wie ich geschrieben hätte, sei schlecht und ja, meine ganze Karriere in Anführungszeichen, die ich ja im Vorfeld aufgebaut hatte, die brach dann irgendwie so zusammen, weil man fängt dann schon an, an sich zu zweifeln. Und wenn du dann da sitzt und schreiben musst, dann fängst du irgendwann an, mit jedem Satz zu hadern, den du aufs Papier bringen musst. Die Geschichte an sich finde ich immer noch schön. Und ich habe auch die Figuren gemocht. Die habe ich ja im Vorfeld noch entwickelt. Aber dann sitzt du da und du schreibst und dann denkst, das ist alles so banal. Das ist alles so banal, das will niemand wissen und das interessiert keinen. Und die haben gesagt, das ist schlecht. Dann wird es ja auch schlecht sein. Und da hatte ich schon lange Zeit mit zu kämpfen, bis ich aus dem Loch wieder raus war.
Vera
00:19:09
Wie hast du es denn geschafft? Was war denn der Weg daraus?
Julia
00:19:12
Wille. Ich glaube, ich habe einfach nur Biss gehabt. Ich habe mich da selber ein bisschen unter Druck gesetzt. Es kam ja der Corona-Sommer da, der erste. Und in diese Lücke bin ich mit diesem Buch dann rein. Das war von mir alles nicht geplant. Ich habe gedacht, jetzt ist es fertig, ich schmeiße das jetzt auf den Markt. Es war der Frühling im kleinen Inselhotel hinterm Deich. Ich habe noch so einen schmissigen Titel bekommen, von dem ich mir gedacht habe, er könnte am Markt gut ankommen. Und tatsächlich war es dann so, dass niemand mehr in Urlaub gehen konnte und man nur noch Urlaub im Kopf gemacht hat.
Tamara
00:19:44
Ja, ja, ja.
Julia
00:19:45
Und ich glaube, dass das schon mit ein Erfolg dieses Romans war. Und dann kamen natürlich die Leserinnen und Leser und sagten mehr davon, bitte mehr, mehr. Weil ich war dann ganz schnell auf der Bildbestsellerliste, für mich das erste Mal, völliges Neuland. Und dann habe ich überlegt, wie ich das hinbekommen könnte. Deswegen sind die Bücher auch nicht in Reihenfolge, weil den Frühling habe ich ja im Sommer dann veröffentlicht. Und ich habe es nicht hinbekommen, so schnell jetzt den Sommer nachzulegen. Also musste ich mit dem Winter weitermachen. Und den habe ich dann einfach zur Vorbestellung reingegeben und mich selber so unter Druck gesetzt, zeitlich, dass ich wusste, ich habe eine Deadline, zu der ich abgeben muss. Und dann funktioniert das schon.
Vera
00:20:21
Aber was ist denn jetzt aus dem Traum mit dem Verlagsvertrag?
Tamara
00:20:28
Ist es noch ein Traum?
Julia
00:20:30
Es ist sehr amüsant, dass ihr das ausgerechnet jetzt fragt, weil, also ich habe die Vorzüge des Self-Publishings, weiß ich schon zu schätzen. Ich bin mittlerweile, denke ich, auch gestanden genug, Dass ich sagen muss, ich muss mir nicht mehr von einer fremden Person reinreden lassen, dass meine Protagonistin betrunken mit dem falschen Mann ins Bett gehen muss. Also ich fand das Frauenbild auch ganz grauenvoll, dass die da entwickelt haben. So gestanden bin ich jetzt mittlerweile. Ich schätze die Freiheiten und wenn ich da Essen in das Buch reinschreiben will, schreibe ich Essen rein. Und ich habe halt auch ein Faible für Tiere. Und das ist egal, ob das Katzen oder ein Ziegenbock hatte ich mal, Pferde, Hunde, Esel, ich habe alles schon gehabt, Hühner. Und dann schreibe ich das rein. Und ich weiß genau, mir quatscht da jetzt auch niemand mehr rein. Und tatsächlich schätze ich schon die Rückmeldung von den Leserinnen und Lesern, die dann kommen und sagen, naja, der Ziegenbock ist halt doch der heimliche Held der Geschichte. Aber ja, es ist schon immer so, weißt du, du hast schon, Also diesen Makel, glaube ich, werde ich auch nie ganz los. Nach außen vielleicht nicht, aber ich von mir selber überlege mir schon immer noch, war es jetzt ein Scheitern oder war es kein Scheitern? Deswegen ich mir schon immer mal wieder die Frage stelle, ob ich es nicht doch im Verlag nochmal probieren möchte. Es war ja nicht so, dass dann keine angefragt hätten. Direkt im Anschluss, als der Erfolg dann da war, da kamen sie dann alle wieder und haben gesagt, ja, möchtest du nicht und wir hätten hier das und möchtest du dich an dem Projekt beteiligen? Das habe ich alles kategorisch abgelehnt, weil das einfach noch viel zu frisch war. Also im Moment möchte ich sagen, nein, kein Verlagsvertrag mehr.
Vera
00:22:09
Das heißt, die Zusammenarbeit mit der Agentin ist dann auch beendet worden?
Julia
00:22:15
Die haben wir beendet, ja.
Vera
00:22:16
Ja, oder Schach, die noch im Hintergrund mit den Füßen, um endlich Geld bitte zu verdienen.
Julia
00:22:22
Das tut sie noch ein bisschen, weil ich glaube, die Aufbaubücher haben tatsächlich sehr davon profitiert. Also ich habe im Laufe meiner Karriere mit so vielen Menschen in dieser Buchbubble zusammengearbeitet und ich habe Dinge erlebt, die passen einfach. Man sagt bei uns auf keine Kuhhaut. Wenn ich euch erzähle, dass ich mal eine Agentur hatte, ich sollte ein Projekt einer renommierten Historienautorin zu Ende bringen. Mit der war ich relativ, ich weiß jetzt nicht, ob man sagen kann, befreundet. Wir waren uns schon zugetan und sie war so ein bisschen diejenige, die mich protegiert hat. Und ohne die hätte ich den ganzen Weg, glaube ich, auch gar nicht auf mich genommen. Die ist verstorben. Und das war für mich ganz fürchterlich damals. Und ihr Mann kam auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich dieses letzte Buch von ihr zu Ende schreiben möchte. Und ich wusste ja, die Fußstapfen sind so immens groß und ich habe mich belesen. Und ja, ich kotze die Sache ab. Irgendwann rief mein Agent an, damals war es ein Mann, und hat mir gesagt, ja, also sie hätten sie jetzt für eine andere Autorin entschieden, die das zu Ende bringen würde. Und das war für mich dann, das war schon heftig auch, weil ich da ja mich schon reingekniet hatte und den emotionalen Aspekt ja auch mit dabei hatte. Ich habe dann ein bisschen recherchiert, wer die andere Autorin ist und es stellte sich heraus, dass die Ehefrau des Agenten.
Tamara
00:23:53
Okay.
Julia
00:23:55
So, und solche Dinge, also weißt du, das sind Sachen, ich habe da schon so viel erlebt. Im Moment gibt es wieder so, ich habe im Moment noch einen Verlag, der meine gedruckten Bücher auf den Markt bringt, mir aber die Rechte am Hörbuch an den E-Books gelassen hat. Und wir diskutieren gerade auch, weil es um ausstehende Zahlungen geht. Und das sind solche Dinge, wo ich mir immer denke, ihr verdient alle, alle verdient ihr an uns Autoren mit. Ich sehe das nicht mehr ein. Wenn man dann so, Entschuldigung, beschissen wird, ich sehe das tatsächlich nicht mehr ein. Ich kann mich da richtig in Rage reden.
Vera
00:24:36
Da bist du bei uns genau richtig. und wir machen aber einen kurzen Break und haben nämlich einen Buchtipp für euch. Wir haben heute wieder einen Buchtipp für euch. Ihr wisst, dass wir auch gerne dein Buch bei uns vorstellen. Sende einfach eine E-Mail an alle-at-zwei-von-der-talk-stelle.de und wir senden dir alle Infos. Worum geht es denn heute, liebe Tamara?
Tamara
00:25:06
Vera, du weißt doch, wir fangen mit dem Cover an. Und man merkt, es geht auf die Winterzeit und auf die Weihnachtszeit zu. Ich habe hier ein sehr stimmungsvolles Cover in weiß- und blau Tönen. Wir sehen einen winterlichen Himmel mit jede Menge Schneekristallen. Wir sehen ein verschneites Dorf mit einem ganz klassischen Kirchturm in der Mitte. Daneben ein leuchtender, geschmückter Weihnachtsbaum. Also wir sind mittendrin in der winterlich-weihnachtlichen Stimmung. Und das Buch heißt Schneeküsse in Funkelstein von Ingrid Fuchs bzw. Isabella Lovewood.
Vera
00:25:55
Okay, ja, sehr schön. Das klingt doch sehr... Ja, ist es denn schon weihnachtlich oder nur winterlich?
Tamara
00:26:00
Also es ist auf jeden Fall ein Weihnachtsbaum mittendrauf auf dem Cover.
Vera
00:26:05
Genau.
Tamara
00:26:06
Und Funkelstein, das ist ja eine ganze Reihe. Es gibt Frühlingsgeschichten aus Funkelstein und Sommergeschichten aus Funkelstein und jetzt erleben wir eben die winterliche Zeit in Funkelstein. Das sind alles in sich abgeschlossene Romane, die natürlich ein Stück weit aufeinander aufbauen, aber wer jetzt Lust auf Winterromantik hat, kann hier sehr gerne einsteigen. Ich lese dir mal den Klappentext vor.
Vera
00:26:34
Ja, sehr gerne.
Tamara
00:26:36
Katharina Flink und Stefan sind seit vier Jahren ein Paar und haben genaue Vorstellungen, wie sich ihr gemeinsames Leben gestalten soll. Doch dann geschieht etwas, das die sorgfältige Planung ins Wanken bringen könnte. Glücklicherweise steht die Waldfig Katharina zur Seite, denn diese ist sich nicht sicher, wie Stefan die Neuigkeiten aufnehmen wird. Auch bei Katharinas Vater Max und seiner Frau Sandra kündigen sich Veränderungen an, bei denen nicht alles eitel Sonnenschein ist. Doch es wäre nicht Funkelstein, wenn sich nicht für jedes Problem eine Lösung finden ließe. Und vor allem Familie Flink zeigt einmal mehr, dass Zusammenhalt das Wichtigste im Leben ist. Ein winterlicher Wohlfühlroman mit Kuschelfaktor. Obwohl sich der Roman in die Funkelküsse einreiht, ist er wie alle anderen Bände in sich abgeschlossen und kann auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Vera
00:27:30
Ja, klingt auf jeden Fall sehr kunstlich. Also ich habe jetzt schon ein bisschen den Lebkuchenduft um die Nase und höre schon Glöckchenläuten so in der Ferne. Ja, also das ist auf jeden Fall ein schöner Tipp für die kommende Jahreszeit. Ja, sag doch mal Titel und Autor.
Tamara
00:27:48
Genau, also wenn du in einen kuschelig-winterlichen Wohlfühl-Roman eintauchen willst, dann schau dir mal Schneeküsse in Funkelstein von Isabella Lovegood und Ingrid Fuchs an.
Vera
00:28:02
So, da sind wir wieder, liebe Julia. Also bei uns bist du genau richtig, um all das zu erzählen, was dir da so widerfahren ist. Wir sehen ja auch ein bisschen als unsere Aufgabe, so ein bisschen hinter die Kulissen, oder nicht nur ein bisschen, richtig viel hinter die Kulissen zu schauen und aufzuklären. Weil doch gerade das Verhältnis Autor, Autorin und Verlag, finde ich, in vielen Kreisen sehr verherrlicht wird. Und nicht, dass ich jetzt was gegen Verlage hätte. Es gibt sicherlich auch sehr gute Zusammenarbeiten und erfolgreiche Zusammenarbeiten. Das will ich überhaupt nicht in Frage stellen. So, jetzt hast du gesagt, klar, du hast gelernt, du hast erfahren, dass du das mit dem Self-Publishing kannst. Jetzt ist ja die große Angst, wenn ich so mit Autoren, Autorinnen rede, jetzt am Wochenende habe ich mehrere Gespräche in diese Richtung geführt, gerade wenn die so in so kleinen Verlagen sind und ich dann immer sage, warum macht der nicht Self-Publishing, dass die dann auch sagen, oh nee, das kann ich nicht und dann muss ich ja alles selbst machen und so. Also jetzt, ich persönlich empfinde das hier überhaupt gar nicht als schlimm. Im Gegenteil, mir macht es Spaß. Du sagst jetzt auch, es war gar nicht so. Wie war denn jetzt real? War das wirklich alles so leicht, dieser Umstieg? Oder gab es da auch die Einigung und Hürde zu nehmen?
Julia
00:29:23
Nee, für mich war das tatsächlich relativ einfach. Ich muss aber dazu sagen, dass ich ja eigentlich studierte BWLerin bin. Also in einem anderen Leben habe ich BWL studiert und das kam mir da entgegen, weil ich gedacht habe, ich bin ja jetzt im Grunde genommen sowas wie eine Ich-AG. Also ich bin eine eigene kleine Firma und Firmen arbeiten so, dass sie sich eben auf das Kanngeschäft konzentrieren und das machen, was sie wirklich können. Das heißt, aus diesem Warenkorb, den ich benötige, um ein Buch zu veröffentlichen, muss ich mir halt das rauspicken, was ich kann und was ich nicht kann, muss ich outsourcen. Und deswegen waren das für mich dann ganz bewusste Entscheidungen. Ich habe mich hingesetzt und habe gedacht, naja, also schreiben muss, klar, das muss ich machen, das ist schon klar. Den Buchsatz kann ich nicht machen, das muss ich weggeben. Meine Covers sehen gruselig aus, die sehen aus, als hätte ein kleines Kind mit einem Stift ein Strichmännchen an die Wand gezeichnet. Das lasse ich auch. Lasse ich jemanden machen, der es kann. Klar, die Bücher müssen lektoriert sein, die Bücher müssen korrigiert sein. Ich bin zwar in der Rechtschreibung recht rasiert. Und diese diversen Reformen, die da kamen, haben aber auch bei mir so das eine oder andere ins Banken gebracht. Außerdem sehe ich nicht mehr alle Fehler. Also das nehme ich dann auch weg. Und so habe ich eben jetzt mir die Bausteine zusammengesucht. Beherrsche, die ich kann und den Rest habe ich weggegeben. Mein Newsletter habe ich zum Beispiel selber aufgebaut, meine Homepage habe ich selber gemacht, ich habe mich so ein bisschen mit Merchandising auseinandergesetzt, bin aber auch sehr dankbar dafür, dass ich eine Familie im Hintergrund habe, die das A, unterstützt, was ich mache, die halten mir den Rücken auch frei, das heißt, wenn es auf eine Deadline zugeht, wie im Moment, dann ist schon auch mal so, dass die Kinder sagen, komm, ich koche jetzt heute oder wir holen uns mal irgendwas beim Italiener. Mein Mann macht das Ganze technisch. Also ich hätte es jetzt geschafft, mit euch hier online zu gehen, aber ich brauche ihn schon im Hintergrund, weil wenn irgendwas nicht funktioniert, da kann ich auch die Nerven verlieren. Aber so muss man sich das eben überlegen. Was kann ich und was gebe ich weg? Ist natürlich mit Kosten verbunden.
Vera
00:31:25
Genau darauf wollte ich hinzukommen. Bei dem einen hast du, kriegst du da einen vierstelligen Betrag oder fünfstelligen. Und hier musst du jetzt erstmal wahrscheinlich ich einen Vier-Stelle-Betrag in die Hand nehmen. Ich meine, kannst du das so einfach?
Julia
00:31:42
Es war für mich damals auch eine bewusste Entscheidung. Wir haben uns überlegt, mein Mann und ich können wir das leisten und zwar im doppelten Sinne a, was die Arbeit anbelangt und b, finanziell. Und dann haben wir uns gesagt, wir geben uns ein Jahr Zeit, diese vier Romane auf den Markt zu bringen. Und es ist ja dann auch so, mit dem Ersten, da war ich natürlich mit der Investition noch ein bisschen zurückhaltend. Das gebe ich offen zu. Am Lektorat habe ich nicht gespart, aber ich habe eine Korrektorin gehabt, die relativ günstig war und habe dann eben mein Projekt an Testleserinnen gegeben, beispielsweise Deutschlehrerinnen, die dann eben auch nochmal drüber gelesen haben und die letzten Fehler rausgefischt haben, solche Dinge. Dann habe ich mich mit dem Buchsatz mal ein bisschen auseinandergesetzt und festgestellt, so schwierig ist das auch nicht. Klar, es war kein High-End-Buchsatz, aber ich dachte, das verzeihen mir die Leser. Und so habe ich mir eben überlegt, wo investiere ich rein und was lasse ich lieber bleiben? Und dann kam natürlich, glücklicherweise muss ich sagen, mit dem ersten Roman der Erfolg, Und dann hatte ich mehr Spielgeld. Und dann konnte ich auch sagen, jetzt investiere ich eben doch in den professionellen Buchsatz und investiere doch ins professionellere Korrektorat. Wobei da auch nicht arg viel mehr jetzt bei rauskam. Ich habe da ein bisschen mehr in Werbung investiert. Also was für mich ja das Beste und Kostenloseste an Werbefunktion ist, ist Newsletter. Aber den musst du halt aufbauen im Laufe der Zeit. Also du kannst nicht von jetzt auf nachher Newsletter aus dem Boden stampfen. Das sind so Dinge, die benötigen einfach ein bisschen Zeit. Und ja, ich glaube schon, dass es wichtig ist, die Kosten im Blick zu behalten, aber ich warne auch entschieden davor. Also man kann teilweise schon sehen, welche Bücher Self-Publishing sind und wo halt irgendjemand gemeint hat, er kann mit Canva irgendwie selber ein Cover zusammenstupseln und hat eigentlich keine Ahnung von Grafik. Das sehe ich dann schon an der Schriftart, die da draußen drauf ist. Das ist grauenvoll. Ich glaube, dass das auch ein bisschen das Problem ist, was die Self-Publisher immer noch so in Verruf bringt, dass es halt doch manche gibt, die denken, sie sparen und die sparen halt am falschen Ende.
Vera
00:33:58
Ja gut, das ist in der Masse, wird sich das auch nie vermeiden lassen. Du wirst immer die Leute haben, die denken, die Welt hat auf sie gewartet und sie wissen jetzt, wie alles geht. Ich meine, das war jedes Mal, wenn ich auf irgendeiner Messe am Stand des Selbstpublisherverbandes stehe, kann ich mindestens, habe ich ein Gespräch mit einem Menschen, der auf mich zukommt mit einem Buhren in der Hand, wo ich nach fünf Meter Abstand schon da komme, bitte komm nicht, bitte komm nicht. Aber es ist gut, dann ist aber auch die Aufgabe, ich meine, das finde ich ja jetzt gerade beim Self-Puppet-Shop-Warren, ist es natürlich auch die Aufgabe, diese Menschen an die Hand zu nehmen und ihnen zu zeigen, wie es richtig geht. Und nicht, wie es ja teilweise noch andere Verbände machen, die dann mit hochgehobener Nase sagen, nein, mit dir wollen wir nichts zu tun haben. Das ist der falsche Weg, denke ich. Ja, jetzt hast du quasi mit dem ersten, das war nicht das erste Self-Puppet-Shop-Buch, aber das erste nach dieser Entscheidung direkt, Spielbild-Bestseller. Das ist natürlich ein Traumstart. Und du bist auch, wenn ich das richtig sehe, schon die zweite BWLerin, die wir jetzt gerade in den letzten Wochen ihren Podcast haben, die das irgendwie alles richtig macht und wesentlich erfolgreicher sind als wir. Irgendwie scheint da mit dem BWL gar nicht so falsch zu sein. Ich habe Verfahrenstechnik gestudiert, das hilft überhaupt nicht. Ja, gab es dann, ich meine, gerade wenn so ein erstes Buch so ein Erfolg ist, dann steigt ja eigentlich der Druck, das mit dem Nächsten nachzulegen. Gab es dann so Phasen, wo es dann doch wieder schwieriger wurde oder ist das einfach alles nur eine traumhafte Erfolgsgeschichte?
Julia
00:35:46
Puh, also ich muss mich jetzt selber korrigieren. Das war das zweite Buch, was da auf die BILD-Bestsellerliste kam. Ist aber nicht schlimm. Das erste zog dann nach, weil das dann zufällig in Prime war. Und dann auch, also ich hatte dann beide Bücher auf der BILD. War für mich ein Traumstart. Das gebe ich schon offen und ehrlich zu. Und ich habe aber nie darüber nachgedacht, ob ich mit dem zweiten und dritten und vierten das nochmal erreiche oder nicht. Natürlich hast du dann langsam einen Anspruch an dich selbst. Du vergleichst natürlich auch deine Zahlen. Möchtest gucken, verdient das eine Buch so viel wie das andere, hat das genauso viele gelesene Seiten, dann fängst du an am Preis ein bisschen was zu machen, müssen wir unsere Bücher noch für 99 Cent rausgeben oder können wir am Markt nicht doch vielleicht höhere Preise durchsetzen. Das waren so alles die Versuche. Natürlich ist es im Moment so und ich glaube, ich spreche da vielen jetzt aus dem Herzen, dass es im Moment immer schwieriger wird. Das spüre ich natürlich auch. Ich hatte jetzt erst zwei Bücher. Das war aber auch so eine bewusste Entscheidung von mir. Da bin ich weggegangen von der Küste. Ich bin ein bisschen ins Land des Inneren, ins alte Land gegangen und habe mal gedacht, ich teste das mal an. Ist ja jetzt nicht so weit weg von der Küste. Ist ja vor den Toren Hamburgs. Da dachte ich, das kommt vielleicht auch ganz gut an. Aber tatsächlich habe ich da die Leser nicht abholen können, Weil ich glaube, dass ich einfach auf Küste getrimmt bin, so in Anführungszeichen. Meine Leserinnen und Leser erwarten das. Trotz allem habe ich die Bücher gerne geschrieben, weil das Herzensbücher von mir waren und die wollte ich auch unbedingt dort platzieren. Aber ich war da natürlich schon vorsichtig und habe diese beiden Bücher in die Sylt-Romane eingebettet, die ich im Moment schreibe. Also da kam dann zuerst das alte Land, dann kam wieder ein Sylt-Buch, dann kam der zweite vom alten Land und heute hat die jetzt Release vom letzten Sylt-Roman. Und da habe ich aber schon feststellen müssen, dass das nicht so gut ankam. Und das waren jetzt auch tatsächlich die beiden Bücher, die ich zum ersten Mal, jetzt seit ich weiß gar nicht wie vielen Jahren, nicht auf die Bestsellerliste gebracht habe. Aber ich finde das jetzt auch gar nicht schlimm, weil fürs Erste ist es ein bisschen ausprobieren. Fürs Zweite wollen wir uns ja immer noch selber treu bleiben. Und ich wollte diese Bücher schreiben. Und ich gehe auch fest davon aus, dass die, ich sehe ja, dass mit jedem Buch, was neu erscheint, hast du wieder so einen steigen die Verkaufszahlen der vorigen Bücher ja auch wieder an. Das heißt, du gewinnst mit jedem Buch neue Leser dazu. Und ich glaube, dass die dann eben auch die Bücher irgendwann lesen. Dann hat man vielleicht nicht mehr diesen Peak am Anfang, aber so über die Zeit gerechnet, verdienen die ihr Geld auch.
Tamara
00:38:30
Ja, das kommt dann quasi über deinen Namen wahrscheinlich mehr als vielleicht über den Titel selber.
Julia
00:38:36
Das kann schon sein, ja, definitiv. Aber alles in allem wird es schwieriger. Also ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich finde im Moment ist es schon sportlich, zumal die Amazon uns im Moment ja auch einige Stolpersteine mitunter in den Weg legt. Also nicht absichtlich, da sind im Hintergrund einfach technische Dinge, die gerade nicht so funktionieren. Die machen es natürlich nicht einfach.
Vera
00:39:00
Wie ist denn jetzt, wenn du jetzt gerade so vom Amazon und vor allem redig und so weiter sprichst, wie ist denn deine Geschäftsverteilung? ist das E-Book auf Amazon der Hauptgewinnbringer?
Julia
00:39:11
Definitiv, ja. Also kann ich ganz klipp und klar so sagen. Ich hatte mich für diesen Weg entschieden. Ich hatte ja auch die Wahlmöglichkeit. Da hat ja jeder, geht er weit und nimmt Tolino noch mit ins Boot. Und die anderen, ich hatte auch einen sehr guten Kontakt, habe ich immer noch zu Tolino. Ich mag die Leute dort, aber ich habe für mich bewusst entschieden, dass ich bei Amazon bleibe, Amazon only. Ich hatte das mit dem ersten Buch und hatte so immens viele gelesene Seiten, dass ich für mich beschlossen habe, ich lasse das bei Amazon.
Vera
00:39:45
Und du hast ja gesagt, dass deine Printbücher über einen Verlag vertrieben wird. Weißt du, ob du so in den Buchhandlungen ausliegst oder ... Ja, so ein Gestellgeschäft.
Julia
00:39:58
Die Buchhandlungen, die ich jetzt so im Blick habe, wenn ich dann an der Küste bin, dann schlendere ich schon mal in die eine oder andere rein. Da liegen sie ja auch meist aus, weil das eben diese typischen Urlaubsromane sind. Natürlich hier auch in Ulm und Umgebung. Und ich sehe ja auch an den Zahlen, die da über den Tisch gehen, dass die wohl schon in den Buchhandlungen zum Teil ausliegen.
Vera
00:40:21
Ja, was ist denn jetzt dein Ziel? So einfach zu halten oder gibt es da noch was, wo du hinarbeitest?
Tamara
00:40:33
Einen neuen Traum.
Julia
00:40:35
Ich hatte mal einen ganz, ganz tollen Chef, der hat immer zu mir gesagt, Stillstand ist Rückschritt. Und ein bisschen sehe ich das auch so. Bin aber noch so am Finden für mich, was ich denn jetzt machen möchte. Ich habe da ein paar ganz wilde Ideen im Kopf. Möchte vielleicht auch das Genre jetzt dann irgendwie mal wieder wechseln. Nicht jetzt unbedingt in Krimi. Ich liebe euch gerade eine Historiengeschichte, die mich jetzt angefallen hat. Ja, im Grunde genommen, was man im Self-Publishing erreichen kann, habe ich erreicht, wenn man jetzt von der Spiegel-Bestsellerliste mal absieht. Es gibt ja jetzt auch immer wieder Autorinnen und Autoren, die das schaffen. Ich weiß nicht, ob man das jetzt noch als Ziel, klar, irgendwo in der Ferne wünscht man sich das natürlich auch, aber die Frage, man muss ja auch immer realistisch bleiben bei dieser ganzen Geschichte. Im Moment hoffe ich einfach, dass ich das halten kann. Man weiß ja auch nicht, wie es mit KI und so weiter geht. Ist ja auch noch ein bisschen schwierig. Ich hoffe im Moment, dass ich es halten kann und vielleicht werde ich mich genre-technisch mir irgendwie neue Ziele setzen, dass ich da noch mal ein bisschen was ausprobiere.
Vera
00:41:45
Und dann die andere Frage, die natürlich jetzt uns, die wir ja dann doch irgendwie mal dir nacheifern wollen, besonders interessiert. Was sind jetzt so deine wesentlichen Learnings? Du hast gerade schon gesagt, eins, die Entscheidung, mit dem E-Book bei Amazon exklusiv zu bleiben. Du hast erwähnt, Newsletter ist das Wichtigste. Was sind deine anderen Learnings in Sachen Werbung, auch Merchandising? Was würdest du mir empfehlen, damit ich mal in deine Fußstapie treten kann?
Julia
00:42:15
Puh, also Newsletter ist wirklich das A und O. Also das denke ich, ich habe auch jedes Mal in jeder Neuveröffentlichung, habe ich hinten den Link wieder zum Newsletter drin und ich sehe mit jeder Neuveröffentlichung, dass die Abonnentinnenzahlen nach oben gehen.
Vera
00:42:30
Wie oft schreibst du Newsletter?
Julia
00:42:32
Nicht so oft, wie man das wohl sollte, gemeinhin. Weil ich bin persönlich jemand, der ist schon mal schnell genervt, wenn ich jede Woche ein Newsletter von irgendjemand bekomme. Und dann bestelle ich den einfach aus Frust auch mal ab. Und ich gehe immer von mir selber aus, weil ich mir selber treu bleiben muss. Und deswegen schicke ich Newsletter prinzipiell nur dann raus, wenn ich was zu sagen habe. Das heißt, wenn ich dem Leser oder der Leserin einen Mehrwert bieten kann. Das kann sein, dass es da mal um ein Rezept geht, was ich im Buch versprochen hatte zu schicken. Das kann sein, dass ich von meiner Recherchereise erzähle und Fotos privater Natur dann auch mal mitschicke. Jetzt aktuell, ich habe jetzt mittlerweile zwei Reihen, die Amrum-Reihe und die Sylt-Reihe. Und ich hatte bei beiden Reihen Personal übrig. Da wurde der Wunsch an mich herangetragen, ich möchte denen doch auch noch ein Happy End schenken. Ich bin dem Wunsch jetzt nachgekommen und habe eine Kurzgeschichte geschrieben, in der ich die beiden Reihen verbinde. Und diese Kurzgeschichte gibt es jetzt halt nur über den Newsletter, dafür dann kostenlos dort. Und das sind so Dinge, ich glaube, das sind die Leserinnen und Leser schon dankbar für. Werbung ist eine schwierige Sache. Ich sehe zum Beispiel, dass diese Portale wie Buchdeals oder, ach, da gibt es noch ein paar andere, da sehe ich tatsächlich so den Riesenmehrwert nicht mehr. Das war am Anfang anders, der fehlt mir jetzt. Ich versuche jetzt eher mal auf kleineren Messen auch noch zu sein. Jetzt war ich am Wochenende in Augsburg. Nächstes Wochenende bin ich beim Zeilentraum-Event zum ersten Mal. Das ist natürlich eine schöne Möglichkeit, mit dem einen oder anderen mal in Kontakt zu treten, mal einen Flyer dann vielleicht auch mitzugeben. Und auch da ist es ja so, wenn ich jetzt vielleicht nur in Anführungszeichen an einem Wochenende 20 Bücher verkaufe, weiß ich ja nie, wie viele Menschen, die dort ein Buch gekauft haben, möglicherweise die anderen noch nachgestellen.
Vera
00:44:31
Ja, natürlich, genau.
Julia
00:44:32
Deswegen ist es auch sowas, das ist nicht so wirklich messbar. Also bei allem, was man macht, muss man sich, glaube ich, selber treu bleiben und selber überlegen, möchte ich das? Auch mal hinter die Kulissen geguckt oder auf die andere Seite aus LeserInnen-Sicht, möchte ich das haben von einem Autor, einer Autorin oder eben nicht?
Vera
00:44:53
Und am Anfang hast du vier Bücher, kurzzeitig rausgegeben. Wie viele Bücher gibst du jetzt so im Jahr raus?
Julia
00:45:00
Also vier sind so mein Ziel, aber auch das Maximum, was ich schaffe. Da muss ich schon an meine Grenzen gehen, weil ich ja auch einen Anspruch an mich selber habe. Ich kann nicht mehr liefern. Ich glaube, wenn ich schneller schreiben würde, dann würde die Qualität nachlassen. Und das möchte ich von mir selber anfangen.
Vera
00:45:16
Also vier finde ich schon. Ich habe es noch nie geschafft. Ich bin froh, wenn ich zwei schaffe.
Julia
00:45:20
Also ich weiß ja, dass es bei uns im Self-Publishing-KollegInnen gibt, die mitunter schon auch mal zehn Bücher raushauen. Aber ich könnte die Qualität, die ich abliefe, nicht mehr abliefern.
Vera
00:45:31
Ja, da habe ich dann auch meine Fragezeichen, was die Qualität angeht. Also ganz ehrlich, ja.
Julia
00:45:37
Vera, du schreibst Krimis, ne?
Vera
00:45:40
Ja.
Julia
00:45:40
Und die sind vom Rechercheaufwand her und vom Plotaufwand her wesentlich anspruchsvoller als Liebesromane. Deswegen, ich habe ja selber Krimis geschrieben. Ich weiß ja, wenn man dann die roten Fäden auslegen muss und hinten alles wieder auflösen muss und hier noch eine Schleife einbauen. Das ist mir klar, dass du in Anführungszeichen, wirklich in Anführungszeichen, nur zwei Bücher schaffst. Aber bei dir ist der Aufwand ein wesentlich höherer als bei mir.
Vera
00:46:05
Ich weiß es nicht. Ja, gut.
Julia
00:46:07
Oh, ich denke schon.
Vera
00:46:09
Danke, danke für die Entlastung. Aber das hat man ja am Anfang, dieses an sich selbst Zweifeln. Da bin ich sehr gut drin. Ja, liebe Julia, das fände ich höchst spannend und eindrucksvoll, deinen Weg und vor allen Dingen so diese Konsequenz und diese Klarheit, mit der du das gehst, die finde ich sehr beeindruckend. Und ich hätte sie gerne manchmal. Ich tänze viel zu sehr hin und her und habe mir mehrfach jetzt im Gespräch gedacht, guck, so macht die Jugend ja das, so musst du das auch machen.
Julia
00:46:48
Wenn ich da vielleicht noch kurz einhaken darf. Also es gibt immer wieder Momente und ich glaube, die kennen wir alle. Da sitzt man am Schreibtisch und verzweifelt. Und glaub mir, ich habe die Momente auch. Es war jetzt, vorhin habe ich so eine Nachricht wieder bekommen, da dachte ich mir, was zum Henker? Kann bei diesem Release jetzt eigentlich noch alles schief gehen?
Vera
00:47:10
Och Gott.
Julia
00:47:11
Und es kam wieder etwas. Da waren Bücher gedruckt, die liegen jetzt in Polen mit falschem Einband. Solche Dinge. Und es ist dann auch so, es ist ja auch jede Rezi, die kommt und die eben nicht positiv ist, die schaust du dir ja fünfmal genauer an als eine positive Rezi, weil du ja dann auch irgendwie wieder am Zweifeln bist, hat der jetzt vielleicht doch recht. Also ich glaube, die Momente habe ich auch, Man muss eben nur den Punkt erwischen, zu sagen, ich ziehe mich jetzt vielleicht da selber wieder raus und versuche mich zu motivieren. Das kann dann eine liebe Mail von irgendjemandem sein, der sagt, wann kommt denn der neue Band? Oder eine Hörerin, die sagt, ich warte so sehnsüchtig auf dieses Hörbuch. Und dann liege ich am Abend im Bett und denke mir, okay, jetzt waren heute vielleicht zwei positive Sachen und eine schlechte Rezi. Warum bleibt die schlechte Rezi jetzt bei mir hängen? und diese beiden Mails nicht. Ich habe die Momente auch, immer noch. Und ich glaube, bei Künstlern im weitesten Sinne, die sind sich selber immer der größte Kritiker und die hinterfragen sich halt auch ständig.
Vera
00:48:25
Absolut. Aber dafür haben wir ja unsere wöchentlichen Therapiegespräche und ich bin mir absolut sicher, dass in dieser Folge, liebe Julia, du doch dem einen oder anderen Menschen sehr viel Motivation und Mut gegeben hast und dafür jetzt schon mal schönen Dank. Aber du bist noch nicht entlassen, weil es gibt noch die drei total kritischen Buchbubble-Fragen von Tamara.
Tamara
00:48:51
Ja, jetzt muss ich aus meinem völlig gebannten Lauschen rausdrehen und hier wieder aktiv mitmachen. Liebe Julia, welches Buch hat dich denn zuletzt als Leserin tränen, weinen oder lachen lassen?
Julia
00:49:07
Ja, ist eine sehr schwierige Frage. Ich bin jemand, der ist sehr nah am Wasser gebaut. Also ich kann wirklich auch bei Kleinigkeiten spüre ich dann schon immer das Wasser hochsteigen. Deswegen möchte ich das jetzt tatsächlich so gar nicht beantworten. Ich kann dir ein Buch nennen oder das Buch nennen, bei dem ich am Ende wirklich Rotz und Wasser geheult habe, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, dass dieses Buch so ausgeht mit diesem dramatischen Ende.
Tamara
00:49:36
Das wird natürlich nicht verraten.
Julia
00:49:39
Es war die Kammer von John Grisham. Das ist schon ewig alt, dieser Roman. Jetzt rückblickend betrachtet, aus Sicht der Autorin kann ich sagen, dass er natürlich mit letzter Konsequenz das durchgezogen hat, worum es in diesem Buch geht. Aber das hat mich so tief erschüttert, dass das hängen geblieben ist und das wird mir auch ewig hängen bleiben.
Tamara
00:50:05
Krass. Gab es denn in deiner Autorinnenkarriere Begegnungen, die dich ganz besonders geprägt haben?
Julia
00:50:13
Also ich glaube geprägt nicht. Ich hatte mal vor Jahren so einen kleinen Fangirl-Moment, als ich zufällig an einen Stand kam bei der Leipziger Buchmesse, wo sich wohl verschiedene Autorinnen damals getroffen haben. Ich gehörte ja dahin mit meinen Self-Publishing-Anfängen unter Pseudomenüm auch dazu. Und ich war damals auf Krücken unterwegs, weil ich mir irgendwie das Knie verletzt hatte. Und mich sprach Poppy J. Anderson an. Das war für mich so, dann kam nur noch Gestammel raus, weil das war für mich natürlich in diesen Anfängen des Self-Publishings die Queen schlechthin. Aber ich habe mittlerweile so viele Begegnungen gehabt, dass ich da eigentlich keine wirklich rausgreifen möchte. Ich habe internationale Autoren kennengelernt. Ich habe eine Autorin kennengelernt, die Spiegel-Bestellerliste rauf und runter. Und wie gesagt, meine Anfänge mit Andrea Schacht, das waren, also wenn man so will, dann war glaube ich, die Begegnung mit Andrea Schacht, die war ein Game Changer für mich. Aber wie gesagt, ich habe so viele Leute kennengelernt, ich kann da keinen herausheben, zumal ich festgestellt habe, dass auch die nur mit Wasser kochen. Auch die sitzen einsam an dem Schreibtisch, auch die hadern mit unter, die haben Probleme mit dem Plotz und wissen vielleicht auch nicht, welches Ende sie ans Buch ranhaben möchten.
Vera
00:51:41
Ja, absolut.
Tamara
00:51:43
Was ja auch beruhigend ist. Und zum Schluss gibt es dann ein Klischee, das du nicht mehr in einem Buch lesen möchtest.
Julia
00:51:51
Ja. Das kann ich mit einem ganz klaren Ja beantworten. Ich bin es leid, in Liebesromanen immer zu lesen, dass das Paar auseinandergerissen wird, weil sie beobachtet zufällig, wie er eine andere Frau umarmt. Und statt dass sie dann mit ihm redet, zieht sie sich zurück, ghostet ihn möglicherweise auch noch und später stellt sie heraus, es war die Schwester. Das kann ich nicht mehr lesen. Ich hasse das. Ich hasse das.
Vera
00:52:19
Wirklich. Das kommt echt oft vor. Hast du recht?
Julia
00:52:22
Ja, und dann denke ich mir, Leute, redet doch einfach miteinander. Im normalen Leben würde man auch miteinander reden.
Vera
00:52:28
Das stimmt, ja. Ja, absolut. Ja, liebe Julia, vielen, vielen Dank, dass du heute Zeit für uns hast. Und mir hast du sehr, sehr viele Denkanstöße gegeben. Und ich werde jetzt sofort über mein Autorinnen-Dasein nochmal nachdenken und ein paar Dinge umorganisieren. Ja, an euch da draußen. Ich bin sicher, ihr nehmt auch das eine oder andere mit. Schreibt uns gerne mal, was ihr so mitgenommen habt, zu was es euch angeregt hat, was ihr so denkt. Da freuen wir uns immer über Feedback und bemühen uns auch, das schnellstmöglich zu beantworten. Ansonsten wisst ihr, was ihr zu tun habt. Folgt uns, wo immer es geht. Und bleibt uns gewogen. Bis nächste Woche.
Tamara
00:53:14
Tschüss, danke.
Julia
00:53:15
Tschüss, ich danke euch.