Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

DZVDT #207 - Reisejournalistin des Jahres Stefanie Bisping über Recherche, Planung und Honorar

Viele träumen davon, zu reisen und damit den Unterhalt zu bestreiten. Stefanie Bisping hat dies wahr gemacht. Sie reist durch die Welt und erzählt davon. Bereits vier Mal wurde sie zur Reisejournalistin des Jahres gewählt.

14.03.2024 58 min Staffel 5 Episode 207

Zusammenfassung & Show Notes

Viele träumen davon, zu reisen und damit den Unterhalt zu bestreiten. Stefanie Bisping hat dies wahr gemacht. Sie reist durch die Welt und erzählt davon. Bereits vier Mal, zuletzt gerade vor einigen Wochen auf der ITB wurde sie zur Reisejournalistin des Jahres gewählt. In dieser Podcastfolge gibt sie tiefe Einblicke in ihre Arbeit. Wie plant man eine Recherchereise? Wie findet man die spannendsten Geschichten in fremden Ländern? Und was lässt sich damit verdienen?
Neben ihren Artikeln hat sie zahlreiche Reiseführer und Bücher über ihre Eindrücke auf der ganzen Welt verfasst, viele davon entführen ihre Leser:innen auf literarische Pfade.

Links

Unser Gast:
https://www.picus.at/autoren/stefanie-bisping/
https://www.amazon.de/stores/Stefanie-Bisping/author/B00459IHG6

Stefanies Buchtipps:

'Ein Zug voller Hoffnung' von Viola Ardone:
https://www.amazon.de/Ein-Zug-voller-Hoffnung-preisgekr%C3%B6nte-ebook/dp/B09KPTFGXD

'Frühstück mit Kängurus: Australische Abenteuer' von Bill Bryson:
https://www.amazon.de/Fr%C3%BChst%C3%BCck-mit-K%C3%A4ngurus-Australische-Abenteuer-ebook/dp/B0086969ZC/

Vera und Tamara auf der LBM 2024:

'Die Zwei von der Talkstelle live'
Sonntag, 24.3., 11:00 - 11:30 Uhr
Fachforum + Literatur Halle 5 (Halle 5, Stand D701)

Gesprächspanel "Unterhaltsame Lesungen halten – so geht’s'
mit Vera Nentwich und Wiebke Wimmer, Moderation: Tamara Leonhard
Samstag, 23.2., 14:30 - 15:00 Uhr
Forum autoren@leipzig (Halle 5, Stand B700)

Doppellesung mit Live-Musik
Tamara Leonhard und Wiebke Wimmer lesen aus ihren Musikromanen
Donnerstag, 21.3., 21 Uhr
Stoned Bar Leipzig, Kolonnadenstraße 15

Stand des Selfpublisher-Verband e.V.:
Halle 5 Stand B600

Möchtest du, dass wir dein Buch in unserem Podcast vorstellen? Kein Problem! Sende uns ein kurzes E-Mail an alle@zweivondertalkstelle.de und wir senden dir die Details. Vielleicht erzählen wir unseren Hörerinnen und Hörern schon in der nächsten Episode von deinem Buch.

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Transkript

Vera
00:00:00
Hallo, hier ist Folge 207 von die 200 Talkstelle und heute geht es raus in die weite Welt. Wir haben die mehrfache Reisejournalistin des Jahres zu Gast. Stefanie Bisping ist da und sie erzählt uns, wie sie ihre Reisen plant, wie sie dafür sorgt, damit auch Geld zu verdienen und was sie so erlebt.
Tamara
00:00:19
Wir haben mal nachgehört, wie sie denn Geschichten entdeckt, ob man das übers Reisenschreiben vielleicht auch mit dem Bücherschreiben kombinieren kann, wie sie das alles macht. Es war eine schöne Reise mit ihr gemeinsam. Hört rein. Die Zwei, Ihr Lieben, hier sind wir wieder mit Folge 207 von Die Zwei von der Talkstelle. Mein Name ist Tamara Leonhardt und mir gegenüber virtuell zugeschaltet sitzt Vera Nendwig. Hallo, wie geht's dir und wie war dein neuer Auftritt?
Vera
00:01:03
Ja, also mir geht's soweit ganz gut, außer dass die Ohren immer noch zu sind. Ich habe die Nebenhöhlen immer noch total zu sitzen. Das heißt, ich höre alles so ein bisschen durch den Nebel. Und das war natürlich jetzt am letzten Freitag, als ich den Auftritt hatte, noch ein bisschen was mehr. Das hat mich sicherlich ein bisschen gebremst, aber dem Publikum ist es nicht aufgefallen. Die hatten Spaß. Das Feedback war super. Ich habe ja heute auch in der Zeitung, in der Amstettener Volkszeitung einen Artikel gesehen, der war auch sehr positiv. Klasse. Ja, klar. Mir ist natürlich aufgefallen, dass ich irgendwie ein paar Sachen von meinem Programm völlig verhudelt hatte und auch vergessen irgendwie. Ich hatte irgendwo einen Teil vergessen.
Tamara
00:01:49
Das weiß ja sowieso keiner.
Vera
00:01:51
Den habe ich dann im zweiten Teil nach der Pause eingebaut. Und dafür habe ich aber im ersten Teil, weil ich irgendwie mittendrin Panik hatte, oh, du hast diesen Gag vergessen, habe ich den eingebaut. Aber der kam eigentlich erst im zweiten Teil. Also es war ein bisschen durcheinander.
Tamara
00:02:08
Aber das merkt man eigentlich immer nur selber.
Vera
00:02:11
Ja, nee, also das Publikum weiß ja nicht. Also Feedback war alles rundherum sehr positiv. Und ich hatte ja auch wieder mal so einen Fan-Moment.
Tamara
00:02:19
Als wir da ankamen.
Vera
00:02:22
Das war eine etwas langwierige Fahrt, hier so freitags, nachmittags durchs Ruhrgebiet mit sehr viel Stau und es war ja auch Bahnstreik und alles streikte. Also haben wir irgendwie ellenlang gebraucht, bis wir da hinten waren. Als ich da ankam, stand eine einsame Frau vor dem Eingang der Stadtbibliothek, wo das war. Und zuerst dachte ich, naja, es war vielleicht sogar meine Veranstalterin oder so, aber die reagierte nicht, als ich vorbeiging. Und als ich dann wieder rauskam, um mein Kram zu holen, sprach sie mich an, ob ich denn Vera Nendwig sei. Und ich sagte ja und dann zückte sie ihr großes Autogrammbuch und dann musste ich ein Autogramm geben.
Tamara
00:02:58
Wow, sehr schön.
Vera
00:03:00
Und dann ist er auch abgeschwürgt. Also sie hat dann nur gestanden, um ein Autogramm von mir zu holen. Okay.
Tamara
00:03:07
Vielleicht war das die, die die Karten auf Ebay gesucht hatte. Vielleicht hat sie keine mehr gekriegt.
Vera
00:03:12
Ja, so wie das so ist. Ich meine, das hat ja nichts gekostet. Da waren natürlich dann doch nachher so ein paar Plätze frei, wo die Leute dann einfach nicht gekommen sind.
Tamara
00:03:19
Ja, klar.
Vera
00:03:20
Also von daher, nein, aber es war wirklich, war sehr, sehr schön und ja, tolles Erlebnis. Also könnte ich jetzt regelmäßig haben.
Tamara
00:03:29
Na, wer weiß.
Vera
00:03:32
Ja, wir arbeiten dran. Wie war es bei dir? Was gibt es Neues?
Tamara
00:03:38
Ähm, neu ist nicht wirklich viel. Ich weiß nicht genau, wo die Woche hin ist. Bin ein bisschen lädiert, weil mir am Samstag 400 Kilo Pferd aufs Bein gefallen sind.
Vera
00:03:48
Oh, das klingt nicht gut.
Tamara
00:03:51
Aber davon abgesehen, ja, alles sehr unspektakulär.
Vera
00:03:56
Ja, dann fällt halt mal so ein Pferd auf einem, aber das ist das.
Tamara
00:04:00
Ja, mein Gott.
Vera
00:04:05
Ja, nee, sonst habe ich da auch nicht so sonderlich viel zu erzählen. Ich muss jetzt, wie gesagt, ich habe jetzt irgendwie die ganze letzte Woche ja mehr oder weniger flach gelegen. Und verrappele mich, hatte gestern Morgen, hat man noch, einen Auftritt mit dem Chor. Und es war ein bisschen eine Herausforderung, da ist meine Stimme noch ein bisschen läliert. Und wenn man irgendwie wie die Ohren so zu sind und ich immer nur selbst so höre.
Tamara
00:04:34
Das ist unangenehm.
Vera
00:04:36
Das war eine Herausforderung. Heute Abend ist Probe. Ich werde mal hingehen. Mal gucken, wie weit ich komme. Ansonsten, jetzt muss ich mal wieder mit meinem Schreibprojekt loslegen. Die letzten 10 Tage ist alles ein bisschen liegen geblieben.
Tamara
00:04:55
Ei, ei, ei, Vera.
Vera
00:04:56
Ja, ja. Aber ich habe mir ein bisschen eine Lehre von dir genommen, du nimmst das ja mit den Deadlines auch nicht so tragisch.
Tamara
00:05:03
Also so wie ich jetzt meine Deadline eingestellt habe, werde ich es auf jeden Fall schaffen. Ich habe heute sogar die doppelte Menge geschrieben.
Vera
00:05:10
Ja, dann. Ich habe mir auch gedacht, komm, wenn es denn jetzt nicht so dann wird es halt erst Herbst, was soll das? Mach mir jetzt nicht mehr so den Stress. Wir gucken mal, was sich so ergibt. Und dann... Schauen wir halt mal. Ja. Und ja, nächste Woche ist ja dann schon Leipzig, ne?
Tamara
00:05:36
Genau. Bevor wir es vergessen, wir sollten vielleicht noch mal kurz unsere Termine ankündigen. Wir müssen uns ja auch noch einigen, was wir denn in unserem Talkstelle-Live- Event eigentlich genau machen. Da sollten wir uns noch mal in Ruhe unterhalten. Aber auf jeden Fall wird es großartig.
Vera
00:05:50
Wie, du willst was planen? Ich dachte, wir improvisieren.
Tamara
00:05:52
Ja, ein bisschen absprechen kann man sich ja. Ja, auf jeden Fall wird es großartig und zwar, jetzt muss ich mal gerade schauen, ob ich hier alle Infos zur Hand habe, am Sonntag, Messe Sonntag, den 24. März von 11 Uhr bis 11.30 Uhr in Halle 5 im Fachforum Literatur.
Vera
00:06:12
Genau, da werden wir zwei auf der Bühne sein. Und natürlich die ganze Zeit über eine Messe. Also du bist ja die ganze Zeit da. Ich tauche am Freitagmorgen auf der Messe auf. Und wir sind ja auch noch mal auf dem Podium am Samstag.
Tamara
00:06:27
Genau, ich habe noch ein paar andere Termine hier zur Hand. Am Messe-Samstag von 14.30 Uhr bis 15 Uhr darf ich dich Ich und meine Kollegin Wiebke Wimmer zum Thema unterhaltsame Lesungen interviewen. Da solltet ihr auch auf jeden Fall vorbeikommen. Ich habe jetzt hier nur gerade die Location nicht stehen.
Vera
00:06:48
Das hatte ich auch da in dem Fachforum. Das kann gut sein.
Tamara
00:06:51
Ich packe es auf jeden Fall nochmal in die Show. Und wenn ihr am Donnerstagabend schon da seid, dann kommt auf jeden Fall ins Stoned. Das ist in der Kolonadenstraße 15 in Leipzig. und lauscht dort ab 21 Uhr der Lesung von Wiebke und mir, wo wir aus zwei Musikromanen lesen.
Vera
00:07:11
Mhm, ja, also. Da ist es doch die Messetage schon mal, gibt es da ein paar Highlights. Und wir freuen uns natürlich jeden, den wir so mal persönlich treffen, der mal Hallo sagt. Und wir trinken auch gerne mal ein Käffchen. Und, äh, Ich weiß ja nicht, wo der Stand vom Self-Publisher-Verband jetzt genau located ist. Früher, also vor Corona, da war immer direkt hinterm Stand der beste Barista der Messe. Aber beim letzten Mal war der da nicht.
Tamara
00:07:42
Ja, nee, nicht ganz. Also im Kern sind wir an derselben Stelle wie im letzten Jahr. Der Stand hat nur eine andere Nummer bekommen. Und zwar ist das in Halle 5 die B600. Aber ist genau dort, wo es letztes Jahr auch war.
Vera
00:07:57
Ja, also ich freue mich auf viele persönliche Kontakte und tolle Gespräche. Genau. Ja, da würde ich sagen, dann starten wir jetzt mal in ein Gespräch. Und ja, das hat ja auch ein bisschen was mit Reisen zu tun, ein bisschen was mehr als noch Leipzig.
Tamara
00:08:14
Genau.
Vera
00:08:14
Ja, heute haben wir nämlich das Thema Reisen uns ausgesucht. Und ich glaube, dass es vielen Schreibenden so geht, die sich so vorstellen, so irgendwie bezahlt durch die Welt reisen und dann von dem Schreiben, von dem Erzählen, was ich erlebe und davon zu leben. Das klingt ein bisschen paradiesisch. Und wir haben uns gedacht, wir fragen jetzt mal eine, die seit vielen, vielen Jahren als Reisejournalistin ihr Dasein nicht fristet, sondern betreibt.
Tamara
00:08:47
Genießt.
Vera
00:08:48
Genießt und nicht nur irgendeine, sondern wahrscheinlich, Eine der besten, wenn zumindest die beste des letzten Jahres und der letzten drei Jahre, glaube ich. Sie ist nämlich schon jetzt das vierte Jahr zur Reisejournalistin des Jahres ernannt worden. Und heute ist sie bei uns. Stefanie Bisping ist da. Hallo Stefanie.
Stefanie
00:09:09
Hallo.
Tamara
00:09:10
Hallo.
Vera
00:09:13
Stefanie, ich bin natürlich dann auch überrascht, dass du überhaupt hier bei uns im Lande bist.
Stefanie
00:09:19
Ja, man denkt natürlich immer, dass ich jetzt tatsächlich nur reise, nur im Flugzeug sitze und auch nur von unterwegs arbeite mit meinem Laptop. Aber das ist natürlich leider nicht so. Ich reise schon relativ viel, aber mein Hauptkriegsschauplatz ist der Schreibtisch zu Hause und da arbeite ich halt. Und natürlich werde ich leider auch nicht direkt fürs Reisen bezahlt, sondern fürs Schreiben. Also ich reise schon relativ viel. Es sind schon so sieben, acht, vielleicht auch neun Reisen im Jahr, je nachdem, ob es kürzere oder längere sind. Aber die allermeiste Zeit bin ich tatsächlich am Schreibtisch.
Tamara
00:09:55
Das heißt, du schreibst nicht vor Ort, sondern du nimmst die Eindrücke mit, wahrscheinlich Notizen, Bilder und verarbeitest das dann zu Hause.
Stefanie
00:10:03
Genau, also ich habe ja, wenn ich unterwegs bin, habe ich ein Programm, dann schaue ich mir Sachen an, treffe Menschen, spreche mit Leuten, mache irgendwelche Sachen, irgendwelche Aktivitäten, die sich anbieten, habe wirklich ein dicht gepacktes Programm von morgen bis zum späten Abend, da wäre zum Schreiben überhaupt keine Zeit.
Vera
00:10:22
Aber wie habe ich mir das jetzt genau vorzustellen? Überlegst du dir jetzt, okay, ich war noch nie, was weiß ich, in Kathmandu und da fahre ich jetzt mal hin und dann schreibe ich drüber. Und wie kommst du da dann überhaupt, wenn du da bist, an so ein Programm? Also ich fahre mehr oder weniger regelmäßig mal ein paar Tage nach Paris und wenn ich dann da bin, muss ich auch erstmal gucken, guck mal, was mache ich denn jetzt hier überhaupt?
Stefanie
00:10:52
Ja, also das mache ich natürlich idealerweise vorher. So ein bisschen Planung gehört schon dazu. Und es kommt vor, dass ich denke, ich möchte unbedingt ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Stadt besuchen oder ein bestimmtes Thema machen. Dann gibt es Partner, mit denen man sowas organisieren kann. Es gibt die Fremdenverkehrsämter von Ländern, von Destinationen, Regionen, auch Städten. Es gibt PR-Agenturen, die die vertreten oder auch Hotels, Fluggesellschaften vertreten. Und es gibt aber auch organisierte Pressereisen, zu denen man eingeladen wird, auch mit einem Programm. Für mich ist halt immer wichtig, da ja wir alle schon quasi überall waren, kann man heute nicht sagen, ich fahre jetzt nach England und mache eine Geschichte über England. Oder... Sogar für Bhutan wäre das wahrscheinlich heutzutage schwierig, weil jeder Reiseerfahrung hat und jeder schon überall war. Für mich ist es also wichtig, auch um die Geschichten verkaufen zu können, dass ich ein zugespitztes Thema habe, was ich mir vorher überlege. Dann weiß ich schon, wen ich gerne treffen würde, was ich gerne machen würde, und wo ich auf jeden Fall hin muss und was für mich nicht so wichtig ist. So gehe ich es dann an.
Vera
00:12:00
Wie kommst du da? Wenn du ein Land hast, wo du noch nicht warst, wo du keinen kennst. Ich meine, klar, man kann googeln, aber da findet man ja auch das nur, was andere schon mal gemacht haben. Wie kommst du denn da an Punkte, die da so spannend sind und die vielleicht noch nicht gemacht wurden?
Stefanie
00:12:17
Naja, es ist schwierig, die Welt nochmal ganz neu zu erfinden oder neu zu entdecken. Insofern suche ich nicht unbedingt nach einem Thema, was noch nie beschrieben wurde, weil es auch müßig wäre, vorher abzugrasen, ob tatsächlich irgendwann vielleicht auch schon mal jemand darüber geschrieben hat. Letztendlich eine Reisegeschichte ist ja auch immer was Subjektives, wird neu erzählt und sehr viel hängt einmal an den Protagonisten, also an den Menschen, die man trifft, mit denen man spricht. Naja, es gibt natürlich auch Regionen, bei denen sich die Themen so ein bisschen aufdrängen, zum Beispiel im südlichen Afrika. Da ist natürlich Safari ein Riesenthema oder auch in anderen Regionen Afrikas. Und da gewinnt dann das Thema Artenschutz und Umweltschutz zunehmend an Bedeutung. Das sind dann auch Interessen, die man selbst vielleicht entwickelt im Laufe der Jahre. Man trifft Leute, die sich damit auskennen, erfährt dann über Projekte, die es vielleicht anderswo gibt. Also es ergibt sich tatsächlich oftmals und es ist eigentlich nie so, dass ich zu Hause sitze, an einem Land im Sinn habe und dann google, was es da gibt. Das ist tatsächlich nicht unbedingt der Fall. Vielleicht mache ich es auch schon zu lange dafür. Man hat natürlich auch Lieblingsregionen und Gegenden, in denen man viel macht und sich dann auch ganz gut auskennt. Das sind bei mir in Europa zum Beispiel die britischen Inseln oder auch Italien, auch Frankreich, auch Estland. Da kennt man sich dann sowieso schon ganz gut aus, hat gute Kontakte und dann erfahre ich halt auch, wenn es da irgendwas Neues gibt. Und denke dann auch, naja, da müsste ich vielleicht mal eine Geschichte darüber machen, das klingt spannend.
Vera
00:13:49
Ja, aber da muss ich noch mal nachhaken. Also ich bin ja übrigens auf deinen Faden durch die Normandie gewandelt. Ja. Und dann habe ich mir schon gedacht, okay, ich habe jetzt das Buch von Stephanie Bisping, um an diese Pochte zu kommen. So, wenn du dann in die Normandie fährst, Und ja, wie findest du denn dann diese Orte? Du bist ja, oder kennst du überall schon so viele Leute oder wie funktioniert das? Oder sprichst du wen auf der Straße an und sagst, hallo, hast du einen Tipp?
Stefanie
00:14:18
Nein, das mache ich nicht, weil ich muss ja vorher, der Plan muss ja schon bestehen, wenn ich losfahre. Entschuldigung, zu Hause. Also da kommen dann wieder diese organisierten Pressereisen ins Spiel. viel das Fremdenverkehrsamt Frankreich macht da viel. Die haben wieder regionale Büros, die Normandie und die Britannien, die wissen natürlich, was ihre Hauptattraktionen sind. Das bietet sich natürlich dann auch an. In der Normandie kommt man ja am Mont Saint-Michel zum Beispiel nicht vorbei. Der steht jetzt seit circa 1000 Jahren da. Trotzdem hat sich sehr viel verändert, auch in den letzten Jahren immer wieder. Und da ist dann auch so ein bisschen die Herausforderung, die neuen Sachen oder die neuen Möglichkeiten, ihn zu erleben, zu beschreiben oder zu erleben erst mal. Und da sind natürlich dann diese Ansprechpartner am Ort von den Fremdenverkehrsämtern, die sind natürlich ganz wichtig, weil die wissen, was da jetzt passiert, dass man eine Wattwanderung rund um den Mont Saint-Michel zum Beispiel machen kann. Andere Sachen, ja, da möchte ich fast sagen, die hat man schon immer gewusst, dass zum Beispiel viele Maler in Bernamondi tätig waren, auch viele Literaten. Und da drängt es sich dann auch quasi auf, eine Geschichte auf deren Spuren zum Beispiel zu machen.
Vera
00:15:31
Das heißt also, du sagtest ja gerade so, dass du selbst jetzt überlegst, also mich reizt jetzt dieses Land, das kommt eher selten vor, sondern du bist ja jetzt auch in der Reisejournalismus-Szene sehr bekannt. Also wahrscheinlich wirst du überflutet werden von Anfragen, kommen sie doch mal hier hin und mal hier hin. Und wie entscheidest du denn, was dich dann jetzt wirklich interessiert?
Stefanie
00:15:59
Ja, das ist tatsächlich manchmal schwierig, weil es kommen viele verlockende Einladungen und man kann nicht alles machen. Natürlich überlege ich dann vor allem, also ich überlege bei längeren Reisen, kann ich möglicherweise zwei Geschichten machen. Das ist natürlich für mich besser, weil ich ja freiberuflich arbeite und versuche so viel wie möglich auch zu verkaufen. Naja, und es gibt auch viele Hotels, die einladen. Ich mache auch Hotelgeschichten. Aber ein Hotel zum Beispiel muss was sehr Besonderes haben, eine sehr spezielle Geschichte oder ein ganz außergewöhnliches Angebot, damit da eine Geschichte drin ist. Einfach nur ein weiteres schönes Luxushotel, das ist dann manchmal verlockend und man würde gerne da hinfahren, aber wenn es keine Geschichte ergibt, hat es halt keinen Sinn. Ja, insofern die Entscheidung. Es gibt natürlich Ziele, bei denen ich sehr schnell schwach werde und Themen, auch Regionen. Ja, ansonsten habe ich natürlich selbst auch so ein paar, also ich mache gerne auch so literarisches Reisen, also auf den Spuren von irgendwelchen Büchern, Literaten und so, das gefällt mir selbst sehr gut. Da schaue ich dann auch aktiv nach und wie gesagt, ich interessiere mich auch sehr für Arten- und Naturschutz. Das sind dann auch super Themen, die man meistens auch gut verkaufen kann. Was ich halt vermeide, sind solche reinen Regionen, Reisen, wo halt von irgendeiner Insel das komplett rundum Programm vorgestellt wird, weil das ist dann das, was ich schon früher sagte. Ich sagte, Korsika zum Beispiel ist eine wunderschöne Insel, aber ganz, ganz viele Leute waren auch da und ganz viele Leute waren vielleicht auch 20 Mal da und kennen es dann viel besser. Und dann brauche ich denen jetzt nicht zu erzählen, was Korsika für Schönheiten hat. Also da ist dann halt wieder wichtig, einen zugespitzten Ansatz zu finden und irgendwelche Menschen zu beschreiben, die eben da nicht jeder trifft.
Tamara
00:17:46
Wie könnte das aussehen, so ein zugespitzten Ansatz? Kannst du da mal ein Beispiel nennen für so eine konkrete Geschichte, die du aufgedeckt hast?
Stefanie
00:17:56
Na, aufgedeckt habe ich noch gar nichts. Ich bin ja keine investigative Journalistin. Entdeckt. Ja, also jetzt denke ich mal an meine letzten Geschichten. Ich habe eine Geschichte gemacht über die schönsten und größten Bibliotheken in England, weil eben die Geschichte London, ein Wochenende in London, Das ist halt abgenudelt und kann man nicht mehr machen. Was habe ich denn noch so gemacht in letzter Zeit? Ja, diese britische Geschichte war ganz schön, was ich auch schon öfter gemacht habe. Das führt uns auch wieder ein bisschen zur Literatur. Mein Sohn ist halt ein riesen Harry-Potter-Fan und ich auch. Ich war schon öfter mal in dieser Harry-Potter-Studio-Tour, wo die Filme gedreht wurden. Da passiert auch immer mal wieder was Neues. Das wäre jetzt auch ein sehr spezifisches Thema. Letztes Jahr war der 50. Todestag von J.R.R. Tolkien, Herr der Ringe und der Hobbit. Da habe ich dann eine Geschichte gemacht, der hat ja fast sein Leben lang in Oxford gelebt, war da Student und war später da als Professor tätig und hat da eben auch diese Bücher geschrieben. Da habe ich dann also eine Geschichte gemacht auf den Spuren von Tolkiens in Oxford, weil auch da wieder die Geschichte über Oxford allgemein, die ist schon erzählt genug. Aber mit so einem, das meine ich mit dem zugespitzten Ansatz, durch die Biografie Tolkiens gesehen, ist es dann halt ein bisschen anders. das. So Jubiläen oder in diesem Fall war es ein Podestag, das ist auch immer ein ganz guter Ansatzpunkt, um nochmal vielleicht eine interessante Lebensgeschichte aufzurollen und sie mit den mit den geografischen Orten zu verbinden.
Tamara
00:19:36
Das heißt, wir haben da gar nicht so den klassischen Reiseführer, sondern schon fast ein bisschen ein erzählendes Sachbuch.
Stefanie
00:19:43
Ja, also meistens schreibe ich ja sowieso Artikel für Zeitungen und Zeitschriften und natürlich ist mein Bestreben immer so weit weg wie möglich vom Reiseführer. Denn der ist ja quasi das Feindbild der Reisegeschichte. Ich schreibe auch Reiseführer. Ich habe nichts gegen Reiseführer, im Gegenteil. Aber das sind halt reine Servicebücher, wo man halt sagt, was es wo gibt, wo man essen kann, wo man übernachten kann und was man unternehmen kann. Und so eine Reisegeschichte für Zeitungen oder Zeitschriften, die soll ja eher unterhalten. Das ist zumindest meine Vorstellung.
Vera
00:20:15
Jetzt stelle ich mir aber vor, Wenn du jetzt gerade so die Geschichte, die du von Tolkien erzählst, da sind ja mehrere Dinge, die ja vorher mal klappen müssen. Also A, musst du ja erstmal irgendwie auf so eine Idee kommen. Ich weiß nicht, man muss dir einen Impuls geben. Oder du hast gelesen, der hat da jetzt Jubiläum und war in Oxford. Und dann musst du ja noch jemanden finden, der dir dafür Geld gibt. Wie funktioniert denn das jetzt so konkret?
Stefanie
00:20:47
Naja, also Geld gibt mir tatsächlich erst jemand, wenn ich die Geschichte veröffentliche und ich das Honorar dafür bekomme. Und hier die Tolkien-Geschichte habe ich tatsächlich privat in einem Englandurlaub gemacht. Da habe ich dann mehr Informationen als Unterstützung vom Fremdenverkehrsamt bekommen, weil ich eben halt auch privat da war. Und auf die Idee zu kommen, ist eigentlich leicht. wenn ich irgendwas lese, was mich interessiert, irgendein Buch, dann ist eigentlich, also von. Älteren Autoren ist halt mein erster Klick zu Wikipedia, um festzustellen, ob sie einen runden Geburtstag oder Todestag in absehbarer Zeit haben. Und während des ersten und dann, weil das Buch so umfangreich war oder die Bücher auch noch während des zweiten Lockdowns, haben mein Sohn und ich uns gegenseitig den Herrn der Ringe vorgelesen, weil man hatte ja da mal etwas mehr Zeit und dann sind wir auch so ein bisschen ins Fieber geraten und da hatte ich Dann habe ich halt gesehen, der Autor Tolkien, habe ein bisschen über ihn gelesen, habe dann natürlich auch festgestellt, dass er 1972, glaube ich, gestorben ist und dass die 50 Jahre bevor standen. Ansonsten, um auf dieses Organisatorisch beziehungsweise Finanzielle zurückzukommen, bei organisierten Pressereisen ist man auf Einladung des Fremdenverkehrsamts dort. Bei individuellen Reisen muss man halt auch die Unterstützung durch Partner finden. Dann kann es durchaus sein, dass man den Flug auch selbst bezahlt. Aber vielleicht findet man auch eine Airline, die einen unterstützt oder einen Reiseveranstalter. Und die Fremdverkehrsämter, die organisieren dann auch durchaus das Programm und auch Übernachtungen. Und damit die auch sehen, die wollen natürlich auch ein Ergebnis und einen Gewinn oder irgendeine Form von messbarem Erfolg davon haben. Und deshalb schaue ich dann halt, für wen ich so eine Geschichte machen kann. Ja, so funktioniert es im Prinzip.
Tamara
00:22:32
Das heißt, du klärst vorher ab, wer dir die Geschichte abkauft oder du machst es erstmal und versuchst es dann an ein Medium zu bringen oder gibt es auch den umgekehrten Fall, dass wirklich jemand auf dich zukommt und sagt, mach doch mal bitte dies oder jenes?
Stefanie
00:22:49
Ja, es kommt schon oft vor, dass Redaktionen auch fragen, ob ich eine Pressereise für sie übernehmen kann. Das gibt es auch. Und ansonsten versuche ich meistens ein, weil es ja auch für mich die Frage ist, lohnt es sich, dass ich jetzt die fünf Tage investiere, die bin ich halt auch nicht hier und kann kein Geld verdienen. Dann gucke ich halt schon, dass ein für mich möglichst interessantes Medium, dass ich vorher die Geschichte mit denen abspreche. Und natürlich ist Mehrfachverwertung auch ein wichtiges Thema für mich, denn so waren sie nicht gut. Es ist jetzt nicht so, dass ich eine Geschichte einmal verkaufe und damit habe ich mein Monatseinkommen drin. Leider nein. Und dann versucht man halt zunächst ein überregionales Medium zu verkaufen und dann anschließend vielleicht noch ein regionales oder ein ganz anderes Magazin oder ein Frauenzeitstück, je nachdem.
Vera
00:23:34
Also dann eine andere Perspektive oder genau dieselben Texte?
Stefanie
00:23:39
Unterschiedlich. Es kommt ein bisschen auf die Medien an. Manche wollen es dann anders haben.
Tamara
00:23:45
Das heißt, du planst jetzt zum Beispiel eine fünftägige Reise, keine Ahnung, nach Polen. Was hängt denn da alles drum herum? Also wie viel Vorbereitungs- und Planungszeit hast du da hinten dran, die Aufarbeitung? Wie viel Zeit musst du investieren, damit am Ende ein Artikel rauskommt?
Stefanie
00:24:08
Das ist wirklich ganz unterschiedlich. Also ich habe auch schon Geschichten in 20 Stunden gemacht. Mir fällt jetzt noch so ein Jubiläum ein, das war glaube ich vor zwei Jahren auch. Da war der 100. Geburtstag von Sophie Scholl, die sie natürlich leider nicht erlebt hat. Das war auch noch in einem dieser Lockdowns und da durfte man auch nicht sehr viel reisen. Da bin ich wirklich an einem Tag hin. Das war ja nun auch nicht so weit in Süddeutschland, am nächsten Tag zurück. Es kommt wirklich auf die Geschichte an. Es kommt darauf an, wo man recherchiert. Manchmal, klar, wenn man was in Australien macht, muss man schon 22 Stunden fliegen, um überhaupt hinzukommen. Da kommen dann idealerweise dann vielleicht auch zwei Geschichten bei rum, die man mehrfach verkaufen kann. Ansonsten, das Tragische spielt sich am Schreibtisch ab. Ich schreibe nicht sehr schnell, tatsächlich sogar langsam, und ringe auch tatsächlich um jeden Satz. Und insofern, da muss ich schon noch mehr Zeit investieren. Aber das ist natürlich andererseits auch der Teil, der auch Spaß macht und weshalb ich es auch mache, das Schreiben.
Vera
00:25:17
Wobei, wenn ich mir das jetzt so vorstelle, Ich meine, da kommt ja jetzt, selbst wenn wir jetzt mal nicht von Australien ausgehen, da kommt ja schon ein heftiger Zeitaufwand raus. Du wirst ja wahrscheinlich nicht nach Stunde bezahlt. Darf ich denn mal so größenordnungsmäßig fragen, was kriegt man denn für so einen Artikel? Ich meine, das müssen ja schon ein paar tausend Euro sein, oder?
Stefanie
00:25:37
Nein, also tatsächlich, wie gesagt, das Prinzip der Mehrfachverwertung zielt ja schon darauf ab, dass man vielleicht es doch auch so vielleicht zehn Belege im Monat bringt. Wenn man dafür jetzt natürlich jedes Mal ein paar tausend Euro bekäme, wäre das sehr schön, ist aber nicht der Fall. Aber die Bandbreite ist wirklich groß. Sehr groß. Also es geht vom niedrigen dreistelligen bis zum vierstelligen Betrag. Aber es ist halt sehr unterschiedlich. Und deshalb ist halt auch wichtig, dass man aus einer Reise so viel wie möglich macht.
Vera
00:26:06
Aber wenn du jetzt von zehn Belege pro Monat sprichst, das heißt zehn Texte, die du pro Monat verkaufst, das müssen nicht immer neu geschriebene sein. Ich meine, dafür musst du ja nun auch eine Menge an Dingen erfahren und erleben auf Reisen.
Stefanie
00:26:25
Ja, aber es sind dann, also tatsächlich versuche ich natürlich die Geschichte mehrfach zu verkaufen und natürlich, also ich habe nicht die Zeit, jeden Monat mehrere Reisen zu machen und auch mehrere Artikel zu schreiben, ich mache ja auch noch andere Sachen, ich mache ja auch Bücher und andere Reisetexte, auch andere redaktionelle Arbeiten. Also es ist tatsächlich, da ich ja nun Freiberuflerin bin, ist es so ein kleiner Setzgasten aus verschiedenen Elementen. Und die Tolkien-Geschichte zum Beispiel, die war ja nun an einen Tag gebunden. Der 50. Todestag war nur an diesem einen Samstag. Das war für mich natürlich auch günstig, weil die meisten Tageszeitungen haben ihre Reiseteile am Samstag im Blatt. Da passte dann alles. Und dann steht er dann halt auch ein paar Mal drin. drin. Die Geschichte ist natürlich jetzt auch tot, weil der Todestag ist vorbei. Außerdem habe ich meinen Markt ja damit auch bestückt. Also damit ist jetzt diese Geschichte durch. Wenn ich jetzt noch was anderes aus Oxford machen wollte, müsste ich wahrscheinlich sogar nochmal hinfahren, weil ich ja auch nur ein Wochenende dort verbracht habe. Es war ja ein Teil von unserem Urlaub. Also es ist wirklich sehr schwer, da fest zuzusagen, wie viel Zeit das alles in Anspruch Und wie viel dabei rauskommt. Das ist alles sehr schwer messbar. Es ist sehr unterschiedlich. Wie gesagt, manche Geschichten, das ist ein Termin oder ein Tag oder ein Interview und dann hat man eine super Geschichte. Manchmal muss man halt fünf Tage investieren und dann ist die Geschichte erst rund. Und da muss man es halt noch schreiben und noch schreiben.
Vera
00:28:01
Jetzt sagst du ja selbst, du bist ja schon jetzt länger dabei und du bist ja auch sehr erfolgreich in dem, was du tust und da wird es wahrscheinlich auch ein bisschen einfacher für dich sein, das eine oder andere zu verkaufen. Wie hast du angefangen und wie lange hat es gedauert, bis du sagst, jetzt kann ich davon leben?
Stefanie
00:28:20
Naja, ich habe natürlich noch in einer etwas anderen Zeit angefangen. Das war vor der kompletten Digitalisierung der Medienwelt. Insofern war es damals, es war ein günstiger Zeitpunkt, das war Ende der 90er. Und ich wollte, ich hatte ein Volontariat bei einer Tageszeitung gemacht, bei der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf. Und ich wusste aber, dass ich nicht unbedingt in einer Redaktion arbeiten wollte, weil man dann nicht sehr viel Zeit zum Schreiben hat. Man muss halt die Seiten bauen und organisieren und planen und man schreibt auch, aber es ist eben nur ein kleiner Teil des Ganzen. Und ich wollte aber eigentlich nur schreiben und deshalb wollte ich schon damals freiarbeiten und deshalb hat sich das auch schon relativ früh ergeben. Ja und damals war es, naja, es war dann vielleicht leichter, als es heute wäre, da reinzukommen und die Kontakte zu machen und auch die Geschichten loszuwerden. Mittlerweile geht es ja auch den Tageszeitungen insgesamt aus unterschiedlichen Gründen, aber hauptsächlich liegt es am Internet nicht mehr so gut wie früher. Die Medienlandschaft ist auch sehr stark geschrumpft, weil die sich halt zu Medienverbünden zusammengelegt haben oder die Verleger so entschieden haben. Insofern ist es heute eine ganz andere Situation.
Vera
00:29:32
Ja, jetzt hast du ja vorhin auch gesagt, Ich meine, du wirst halt dann von Tourismusbüros oder von Airlines zu Reisen eingeladen. Ich meine, das ist ja auch immer dann so eine Gratwanderung. Was ist Werbung? Die wollen ja wahrscheinlich dann, dass du was Schönes schreibst, oder?
Stefanie
00:29:51
Naja, also hier diesen Satz, den ich in den 90er-Jahren noch hörte. Nun schreiben sie was Schönes, den habe ich schon ganz lange nicht mehr gehört. Also das sind ja auch, das sind schon auch Profis. Und eine Airline, die einlädt, die weiß, dass sie dann im Infokasten steht, nach New York kommt man so und so. Und dann die Internetadresse. Die erwarten jetzt nicht ernsthaft, dass man da irgendwie solch einen Besinnungsaufsatz schreibt, wie schön man da liegt oder sitzt, je nachdem. Ich glaube, die Erwartungen sind schon realistisch. und ich fühle mich dadurch eigentlich, ich habe mich eigentlich noch nie eingeschränkt gefühlt und ich habe es auch nur einmal erlebt, dass eine Agentur hinterher ein bisschen verstört war. Also ich verbiege mich nicht, ich schildere die Realität so, wie sie sich mir zeigt und wie ich sie erlebe. Mittlerweile machen es ja viele Medien auch so, dass sie noch so einen Compliance-Hinweis an den Fuß des Textes stellen und sagen, wer die Reise unterstützt hat, dann können die Leute Misstrauen entwickeln oder nicht, aber... Naja, ich meine, wenn wir jetzt, ich denke mal, es liegt ja auch so ein bisschen an Zeiten, die sich vielleicht geändert haben. Wir leben nicht nach dem Zweiten Weltkrieg. Für eine warme Mahlzeit muss ich jetzt nicht meine Seele verkaufen. Ja, also da habe ich eigentlich kein Problem mit. Und natürlich ist, wenn man auf einer organisierten Reise, wenn es da einen Programmpunkt gibt, den man einfach nur daneben findet oder uninteressant, dann schreibe ich da nicht drüber. Ich schreibe ja auch über Sachen, die mich interessieren und man ist auch nicht verpflichtet, jeden Programmpunkt zu beerkennen.
Vera
00:31:20
Aber bist du schon mal eingeladen gewesen auf eine Reise und das war absoluter Mist?
Stefanie
00:31:26
Naja, es ist schon manchmal schwieriger, als in anderen Fällen was Gutes draus zu machen. Aber irgendwas ergibt sich meistens immer im Laufe von ein paar Tagen. Auch wenn es sicherlich manchmal, das passiert nicht oft, Reisen gibt, auf denen man auch ein bisschen verzweifelt ist. Weil man überlegt, worüber schreibe ich denn hier? Ich treffe keine Menschen. Aber in der Regel bekommt man auch vorher ein Programm und kann es ganz gut abschätzen. Das passiert also wirklich selten, dass so eine Reise sich zu einem GAU entwickelt. Was häufiger passiert ist, dass man irgendwo war und dann bricht in dem Land Krieg aus oder Türme stürzen ein. Solche Katastrophen passieren. Damit ist die Geschichte dann erstmal unverkäuflich.
Tamara
00:32:06
Klar.
Vera
00:32:07
Ja. Und ich kann mir vorstellen, ich meine, du bist ja jetzt schon viel rumgekommen. Dich kann man doch wahrscheinlich in irgendeinem Land einfach aussetzen und du kommst super zurecht.
Tamara
00:32:16
Oder?
Stefanie
00:32:17
Ich weiß nicht. Das wurde noch nicht versucht.
Tamara
00:32:22
Das wäre aber eine coole Story.
Stefanie
00:32:25
Ja, das wäre natürlich auch eine interessante Story. Es gab ja mal so Reisen, die man allerdings buchen konnte oder so Flüge, wo man nicht wusste, oder vielleicht gibt es das auch immer noch, wo man nicht wusste, wo es hingeht. Das ist sicherlich irgendwie auch eine Geschichte. Ja gut, ich meine, so eine gewisse Reiseerfahrung stellt sich natürlich ein im Laufe der Jahre und Jahrzehnte. Aber ich war natürlich längst nicht überall. Also ich kenne mich nicht überall aus.
Vera
00:32:49
Wie viele Sprachen sprichst du?
Stefanie
00:32:52
Ach, ganz wenige. Also ich spreche fließend Englisch und recht gut Französisch und ein bisschen Italienisch. Aber eigentlich benutze ich immer nur Englisch, weil das ja überall gesprochen wird. Das ist ein bisschen traurig für die anderen Sprachen, die dann so vernachlässigt werden.
Vera
00:33:08
Wobei, ich erhoffe mir ja noch ein paar Tipps von dir. Aber da frage ich jetzt gleich nach, wer Tamara geatmet hat.
Tamara
00:33:16
Wenn deine Frage nach Tipps zum Thema gehört, weil ich wollte jetzt gerade in eine neue Richtung loslaufen.
Vera
00:33:21
Okay, nee, dann bleibe ich nochmal dran. Weil mich das am meisten so interessiert. Ich sagte ja gerade schon, ich fahre so mehr oder weniger regelmäßig immer ein paar Tage nach Paris. Und das ist einfach so für mich auch so ein bisschen raus und auch ein bisschen Herausforderung, so alleine, fremde Stadt. Ich versuche zwar auch schon seit ein paar Jahren Französisch zu lernen, aber spätestens wenn die im normalen Tempo antworten.
Tamara
00:33:46
Verstehe ich nichts mehr.
Vera
00:33:47
Und dann habe ich mir gedacht, so jetzt habe ich doch die Expertin. So jetzt bin ich da in einer, in meinem Fall jetzt fremden Stadt, wo ich die Sprache da ja so einigermaßen Rade brechen kann. Ich habe die Haupttouristenziele habe ich durch. So. Wie finde ich denn da jetzt irgendwelche coolen Sachen, die ich machen kann und komme vielleicht sogar in Kontakt mit irgendwelchen Menschen, wenn ich da in so einem Tourismus-Hotel hänge? Und wie mache ich, wie würdest du das denn machen?
Stefanie
00:34:22
Warum? Naja, ich bin natürlich selten in der Situation, dass ich irgendwo mich einfach aufhalte, ohne dass ich bereits ein festes Programm habe oder Zeit. Was ich halt immer ganz schön finde, auch gerade in solchen Metropolen, ist, wenn man einfach losgeht, ohne Ziel, ohne definiertes Ziel und sich einfach treiben lässt und guckt, gerade am Wochenende, man guckt, was machen denn die Leute, wo gehen die hin oder in Parks. Das finde ich auch immer sehr schön. Nun bin ich natürlich wahrscheinlich schon aus Altersgründen selten auf der Suche nach diesen coolen Hotspots, aber was mich halt auch immer interessiert in solch Metropolen sind irgendwelche Buchhandlungen, die keine Mainstream-Buchhandlungen sind, sondern irgendwelche schönen literarischen. Sowas kann man natürlich auch im Internet dann googeln. Ja, und wo trifft man Leute? Am besten ja wahrscheinlich bei Veranstaltungen.
Vera
00:35:12
Mhm. Aber gut, klar, du planst vor, das versuche ich ja auch, aber wie gesagt, es gibt dann irgendwelche Blogartikel von den fünf geheimen Punkten, die noch keiner kennt, die natürlich spätestens, wo sie da erschienen sind, im Internet jeder kennt. kennt. So, da habe ich auch ganze Seiten auch schon abgearbeitet. So, jetzt willst du ja, wenn du jetzt so einen Artikel schreiben willst, du ja Ansicht schreiben, die halt eben noch keiner kennt. Oder du schreibst ja auch Reiseführer. So, in den Marco Polo Reiseführern gibt es ja immer diese Insider-Tipps, so, die ja angeblich noch keiner kennt. Da frage ich mich immer ja, wie kommt denn jetzt der Mensch da drauf, auf diesen Insider-Tipp, wenn er den noch nicht kennt?
Stefanie
00:35:58
Ja, also bei den Reiseführern und den Insider-Tipps, die sind natürlich auch in dem Moment, wo sie im Marco Polo stehen, keine, also die kommen dann von Insidern, aber die sind dann natürlich keine Geheimtipps mehr. Das wollen sie auch, glaube ich, nicht sein. Die sollen halt wirklich nur so ein bisschen wirklich off the beaten track sein. Und da, gerade bei diesen Reiseführern, die ich ja nun seit Jahren betreue und auch ständig aktualisiere, erstmal bin ich sehr oft an diesen Orten, zum Beispiel in Tallinn. Da habe ich auch einen Marco Polo-Reiseführer. Und dann ist natürlich auch wichtig, dass man da Leute kennt. Die kenne ich jetzt. Und auch in der Normandie und in der Britannien, mit denen bin ich dann halt immer in Kontakt. Und ich sage denen auch immer, wenn irgendwas Neues ist oder wenn ihr ein super Restaurant kennt oder eine neue Bar, müsst ihr mir das sagen. Also da sind halt einfach die Kontakte vor Ort ganz, ganz wichtig. Was halt nicht passiert bei mir ist, weil ich bin ja auch zeitlich immer gebunden, also ich fahre nicht einfach dahin und gucke, wo könnte jetzt was sein, gerade für die Reiseführer. Klar, bei den Artikeln habe ich sowieso ein festes Thema. immer diesen zugespitzten Story-Angle, den ich mir vorher überlege. Und für die Reiseführer, da bin ich wirklich sehr darauf angewiesen, auf diese Kontakte am Ort einzugehen.
Vera
00:37:07
Wie bist du an diese Kontakte gekommen?
Stefanie
00:37:11
Naja, also irgendwann schreibt man diesen Reiseführer zum ersten Mal und dann ist auch ein gewisser Zeitaufwand damit verbunden. Dann bin ich länger dort oder ich war, das ist ja schon alles ewig her, war dann länger dort. Auch mit Unterstützung des Fremdenverkehrsamts, die natürlich einen dann weiterreichen von Region zu Region, weil die Insider, die leben ja dort. Und da muss man mit den Leuten dort sprechen. Dann übernachte ich in Hotels, ich esse in Restaurants und natürlich jeden, den ich treffe, im Restaurant oder auch im Hotel, frage ich, wo geht man hin, gibt es hier in der Nähe noch was oder was ist eine schöne Bäckerei, auch solche ganz banalen Sachen, schönes Café, gibt es irgendwas Neues, so komme ich da dran.
Vera
00:37:49
Also schüchtern darf man da nicht sein, oder?
Stefanie
00:37:52
Man muss das zumindest dann ablegen für den Moment.
Tamara
00:37:56
Das heißt, wenn ich jetzt irgendwie Lust habe, Reisejournalistin zu werden, dann muss ich schon bedenken, dass es einige Jahre dauert, bis ich mir im Prinzip ein Netzwerk auch aufgebaut habe. Also ich kann jetzt nicht einfach sagen, ich mache jetzt morgen dasselbe wie die Stefanie.
Stefanie
00:38:11
Das ist ja in jedem Bereich so, wenn man sich spezialisiert. Also erstmal ist es natürlich hilfreich, wenn man zunächst Journalist ist, denn das Schreiben spielt halt auch eine Rolle und das Recherchieren ist schon ganz hilfreich, wenn man das schon mal gemacht hat. Und wenn man, ja, wahrscheinlich ist es in allen Bereichen so, dass man sich das langsam aufbaut oder vielleicht auch am Anfang mehrere, Bereiche hat, die man bearbeitet. Also ich denke mal, von heute auf morgen zu sagen, ich mache das jetzt, man kann es versuchen, aber dann braucht man vielleicht zumindest ein zweites Standbein. Das ist vielleicht ein ganz guter Weg, von dem man überwiegend lebt, während man das einem aber genug Zeit lässt, eben sowas aufzubauen.
Tamara
00:38:53
Was ich mir ja so im Vorfeld ganz romantisch vorgestellt habe, dass das ja eigentlich eine eine tolle Kombination wäre, eben zu reisen und darüber Artikel oder auch Sachbücher zu schreiben und mit diesen Eindrücken, die man da sammelt, eben gleichzeitig sein Standbein als Belletristik-Autorin zu bespielen. Sozusagen, dass man da noch ein zweites Einkommen hat, aber gleichzeitig dieselben Eindrücke verwerten kann. Jetzt habe ich aber, wenn ich dir so zuhöre, das Gefühl, das ist zeitlich gar nicht drin, oder?
Stefanie
00:39:29
Für mich nicht. Aber es gibt Kollegen, die das hinkriegen. Ich habe zum Beispiel eine Kollegin, die unter dem Namen Elena Eden Romane veröffentlicht, die viel, glaube ich, auch in der Normandie spielen oder auf jeden Fall in Frankreich. Sie ist mich auch sehr frankreichaffin, aber auch in Irland spielt eine, die aber irgendwie auch auf Reisen basieren. Also das ist natürlich schon durchaus eine Möglichkeit. Ja, auf jeden Fall.
Vera
00:40:06
Also ich höre bei dir raus, also dich reizt das jetzt nicht, den Normandie-Krimi zu schreiben oder sowas.
Stefanie
00:40:13
Da will ich nicht stören, weil da sind schon so viele geschrieben. Aber klar, im Prinzip reizt mich das auch. Aber es ist tatsächlich so, dass ich gerade auch mit diesem Aktualisieren von Reiseführern und irgendwelchen größeren Projekten, die ich ja auch öfter habe, habe, dass bei mir immer Zeit ein großes Problem ist. Hinzu kommt, dass ich langsam schreibe, wie bereits erwähnt, weil die Geschichte soll auch schön werden. Naja, aber ich will es nicht ganz ausschließen. Vielleicht kommt da noch was.
Vera
00:40:47
Aber wenn du es schon gesagt hast, wir hatten gerade so ein Vorgespräch auf das Thema Deadlines. Wie ist das denn bei dir, wenn du jetzt eine Reise machst, gut jetzt der 50. Todestag von und Tolkien, du hast ja gesagt, fester Termin, dann muss der Artikel ja dann fertig sein. Bist du sonst da flexibel, wenn es fertig ist, ist es fertig oder gibt es Deadlines, die dich da auch unter Druck setzen?
Stefanie
00:41:09
Es ist unterschiedlich, manchmal, also es gibt so, ich würde mal sagen, liebevolle Deadlines. Es ist ja jetzt nicht so, dass in Redaktionen irgendwo ein großer Mangel an Reisegeschichten herrscht und sie denken, nächste Woche kriegen wir das Blatt nicht voll. Die Situation gibt es ja nicht, aber wenn man Themen abspricht, dann, es muss natürlich auch in eine Themenplanung passen an. So ein bisschen gibt es das schon. Andere Sachen, da sage ich halt nur die Geschichte, also wenn ich die vereinbart habe, die kommt dann im Frühling. Und da setze ich mir dann die Deadline selbst, denn es schreibt sich natürlich am leichtesten, wenn die Eindrücke noch frisch sind. Und man schläft auch besser, wenn man nicht so viele Geschichten noch hat auf Halde.
Vera
00:41:51
Ja, das geht.
Stefanie
00:41:53
Das sind dann eher die hausgemachten Deadlines, aber die können auch wehtun.
Vera
00:41:58
Da können wir ein Lied von singen, ne Tamara? Ja, ja. Ich kann mir auch vorstellen, wenn sich irgendeine Tourismusbehörde einlädert, dass die den Artikel dann schon auch gerne hätten, wenn dann die Reisezeit dahin auch gerade beginnt oder sowas.
Stefanie
00:42:12
Genau, also auf jeden Fall hätten sie es gerne zeitnah natürlich am liebsten. Nicht immer passt es, ja... Klar, sie hätten es natürlich immer am liebsten bald. Ich hätte es auch immer am liebsten bald. Manchmal gibt es dann auch unvorhergesehene Ereignisse, die das Ganze auf Halde schieben, wie ich ja schon gesagt habe. Wenn irgendwie die politische Großwetterlage sich ändert, so was kann auch immer passieren. Aber klar, an sich träumen wir alle von zeitnahen Veröffentlichungen.
Vera
00:42:39
Wie viele Reisen machst du denn jetzt pro Jahr?
Stefanie
00:42:43
Das überlege ich auch immer wieder. Also ich habe früher deutlich mehr gemacht. Also ich war früher wohl vier Monate im Jahr unterwegs. Und das brauche ich jetzt aber längst nicht mehr, weil man gar nicht mehr, also ich würde mir dann auch meine eigenen Kanäle verstopfen. Man braucht gar nicht mehr so furchtbar viele Themen. Und ich brauche auch mehr Zeit für die Arbeit zu Hause. Also ich würde jetzt mal überschlagen, dass ich vielleicht zehn Reisen im Jahr mache. Wobei viele aber auch tatsächlich sehr kurz sind. Nur drei oder maximal vier Tage. Nur wenn es dann nach Australien geht, dann ist es natürlich etwas länger oder überhaupt diese Fernreisen dauern.
Vera
00:43:20
Du hast wahrscheinlich die Platin-Malskarte und kommst überall direkt durch, oder?
Stefanie
00:43:25
Naja, ich reise ja mit unterschiedlichen Airlines.
Vera
00:43:30
Insofern nicht. Gibt es denn jetzt noch so Reiseziele, wo du schon so länger denkst, da möchte ich mal unbedingt hin und die hast du noch nicht erwischt?
Stefanie
00:43:39
Es gibt ganz viele eigentlich, weil die Welt ist ja doch ungeheuer groß. Groß und ja, ich war noch nie in Butan, aber gut, das denke ich auch immer, das hat vielleicht noch ein paar Jahre Zeit. Ich würde sehr, sehr gerne mal auf die Galapagos-Inseln. Da wollte ich im Mai 2020 hin, aber da kam ja dann alles anders.
Vera
00:43:59
Mein Kollege war da.
Stefanie
00:44:01
Aber wahrscheinlich auch nicht im Mai 2020.
Vera
00:44:03
Nee, nee.
Stefanie
00:44:05
Ja, da würde ich auf jeden Fall sehr, sehr gerne dahin, da wäre es wieder dieses Thema Anschutz, was mich sehr interessieren würde. Also in Bapfe würde ich auch gerne mal, weil mich Tiere immer interessieren. Also es gibt schon noch viele Ecken, die mich reizen, wo ich noch nicht war. Zugleich gibt es aber auch sehr viele Länder, in denen ich schon ganz oft war und die mich trotzdem immer sehr reizen. Deshalb komme ich da vielleicht auch nicht so richtig voran.
Vera
00:44:27
Welche sind das zum Beispiel?
Stefanie
00:44:29
Ja, zum Beispiel die britischen Inseln. Ich war auch in Nordirland schon sehr oft, fahre aber jetzt noch ein weiteres Mal hin, weil es mich sehr interessiert. Italien, da war ich sicherlich schon, ich weiß nicht, Dutzende von Malen. Aber da finde ich auch immer wieder interessante neue Ecken und Geschichten. Auch Frankreich.
Vera
00:44:47
Ja gut, ich gehe mal davon aus, dass das jetzt auch alles Länder sind, wo du schon ein gutes Netzwerk hast, was natürlich für dich wahrscheinlich ein bisschen komfortabler ist, als wo es noch gar nichts gibt, oder?
Stefanie
00:44:57
Ja, genau. Wobei einem ja wie gesagt dann auch im Zweifelsfall die Fremdenverkehrsämter immer sehr auch mit Informationen unterstützen und ansprechbar sind.
Vera
00:45:05
Aber gut, du hast ja auch vorhin schon gesagt, so Artenschutz ist ein Thema. Also das heißt, dann ist doch schon eher die Natur so dein Ziel. Also du bist nicht so wie ich eher in die große Stadt.
Stefanie
00:45:17
Es gibt auch manche große Städte, die ich mag. Aber ich bin schon eher in Landeien.
Vera
00:45:22
Zum Beispiel? Welche magst du?
Stefanie
00:45:25
London, Wien mag ich auch sehr. Rio finde ich wunderschön. Also nach Rio würde ich jederzeit reisen. Und Kapstadt finde ich auch sehr schön.
Vera
00:45:38
Das sind ja jetzt Rio und Kapstadt sind ja durchaus auch Städte, die ja nicht ganz so ungefährlich sind. Hast du schon mal so richtig Angst gehabt?
Stefanie
00:45:47
Nein, nein, zum Glück nicht. Also natürlich in solchen, also in Rio, glaube ich, muss man schon sehr aufpassen. Also einfach nicht mit Handtaschen rumlaufen und so offene Angriffsflächen bieten. Aber trotz alledem, also ich habe noch nie schlechte Erfahrungen gemacht und ich bin auch ein optimistischer Mensch. Ich denke immer, die allermeisten Menschen sind einem wohlgesonnen, die man so trifft. Klar, es gibt auch andere. Aber nein, zum Glück ist mir da noch nichts widerfahren. Ich finde es eigentlich immer, also ich reise auch gerne allein. Ich finde es eigentlich immer ganz angenehm meditativ.
Vera
00:46:22
Und du hast das ja vorhin erwähnt, wenn du so eingeladen wirst, dann eher Hotel. Bist du auch so reisen, wo du dann bei irgendwelchen Einheimischen übernachtest? Oder ist das doch dann immer Hotel und ...
Stefanie
00:46:33
Hotel, ja doch. Also bei einem, ja doch, ich glaube, ich war ja doch so in, vielleicht so in Bs oder auch so ganz informellen Unterkünften. Ich war mal in Litauen in so einer Privatunterkunft, das war auch sehr nett. Wo man wirklich auch mit der Familie dann abends am Tisch gegessen hat. Aber es ist auch ein touristisches Produkt, also das machen die, bieten die halt auch an. Aber ja, gut, das kommt schon mal vor. Aber in aller Regel sind es doch Hotels.
Vera
00:46:58
Wobei Litauen, ich war auch mal in Lettland und Litauen, also das sind ja moderne und junge Länder.
Stefanie
00:47:04
Absolut, ja. Das ist auch schon lange her. Ach, Angst sowieso nicht. Das war auf der kurischen Näherung. Die hatten halt so, betreute Ferienwohnungen, wo man halt Familienanschluss hatte. Aber eben auch ganz normal.
Tamara
00:47:21
Sehr schön.
Vera
00:47:22
Ja, absolut. Ich war noch nicht in Estland.
Stefanie
00:47:26
Estland ist natürlich, wenn ich das sagen darf, mein Lieblingsland unter diesen dreien da oben.
Vera
00:47:30
Oben rechts.
Stefanie
00:47:32
Estland ist wirklich eher ein nordisches Land als ein östliches und es ist sehr, sehr schön.
Tamara
00:47:40
Aber da hast du ja auch, ich glaube jetzt schon vor zehn Jahren, ein Buch mit einem Kollegen rausgebracht, wo du so ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert hast, so von kuriosen Geschichten, die du unterwegs erlebt hast. Erst James, die Tür bitte heißt es, das klingt ja sehr spannend. Was sind denn so kleine verrückte Geschichten oder so kulturelle Eigenheiten, wo du sagst, das hat mich völlig überrascht, da musste ich unbedingt was drüber schreiben, vielleicht auch völlig ungeplant?
Stefanie
00:48:15
Ja, das ist tatsächlich so eine Sammlung von Glossen, die ich mit dem Kollegen Helge Sobig, der auch sehr viele Bücher beöffentlicht hat, geschrieben oder zusammengetragen habe. Und da haben wir wirklich so ein bisschen skurrile Erlebnisse zusammengetragen. Aber jetzt auch nichts wahnsinnig Spektakuläres. Aber so diese kleinen Dinge, die einem so widerfahren unterwegs. Wenn man dann zum Beispiel sich überraschend, daher rührt der Titel, in so einer Supersuite wiederfindet mit Butler. Und gar nicht bemerkt, dass der Butler sich da irgendwo im Ankleidezimmer verbirgt, während man sich ganz alleine wählt und plötzlich da rausspringt.
Vera
00:48:55
So was.
Stefanie
00:48:56
Ja, ein bisschen Angst habe ich immer vor überraschenden Tierbegegnungen. Das ist mir einmal auch schon vor sehr langer oder relativ langer Zeit passiert bei so einer Walking Safari in Kenia, als wir da mit so einer Gruppe von Journalisten und zwei Guides versucht haben, einen Elefanten zu beobachten. Und es stellte sich aber heraus, der Elefant hatte die ganze Zeit uns beobachtet. Und wir näherten uns ihm und dachten, er würde es nicht bemerken. Aber er bemerkte, es kam plötzlich aus dem Busch hervorgerannt, mit wehenden Ohren und rannte direkt auf uns zu, was durchaus furchterregend war. Und der Guide, der vorher gesagt hatte, bloß nicht rennen, egal was passiert, der schrie dann run, run, oh und rannte selbst und gab dann aber schließlich einen Warnschuss ab mit so einer Flinte, die er dabei hatte und der Elefant kam zum Stehen, es passierte nichts. Aber das war auf jeden Fall so etwas Ungeplantes, auch eigentlich Unerwünschtes, was aber mir dann damals passierte.
Tamara
00:49:52
Sind das denn so Sachen, wo du dich vorher in Ruhe hinsetzt und schaust, okay, was für Tiere gibt es da möglicherweise, die vielleicht auch nicht ungefährlich sind, gerade jetzt zum Beispiel in Australien oder auch, woran ich eben gedacht habe, es gibt ja immer so Gepflogenheiten, ich sage es jetzt wahrscheinlich völlig falsch, aber ich glaube in Japan zeigt man niemandem seine Schuhsohle oder?
Vera
00:50:15
In arabischen Ländern tut man das nicht.
Tamara
00:50:17
Oder?
Stefanie
00:50:45
Hier in Europa nein. Vor dieser Pakistan-Reise, die ich schon erwähnt habe, da habe ich mir tatsächlich auch so ein Buch gekauft, ich glaube aus dem Know-how-Verlag, Land und Leute, wo es halt um solche kulturellen Dinge gibt, die man wissen sollte. Sollte in aller Regel nicht, auch bei den Tieren hoffe ich halt immer, also ich mag Australien sehr, ich war auch schon achtmal da, aber ich habe auch eine Schlangenphobie, da versuche ich trotzdem vorher so wenig wie möglich zu sehen und zu lesen, in der Hoffnung, dass ich es auch im Land vermeiden kann. Dann, ja, ich denke, es kommt sehr auf die Destination an. Im arabischen Raum oder auch in sehr exotischen Gegenden, da empfiehlt es sich sicher. Also ich glaube, in Thailand darf man oder soll man Kindern auch nicht, was man immer instinktiv möchte, über den Kopf streichen. Vielleicht ist das auch falsch, vielleicht war es auch woanders. Ich meine, es wäre in Thailand gewesen. Klar, wenn es so Länder sind, in denen man sich nicht so intuitiv auskennt, dann schaue ich natürlich auch in Reiseführer oder eben diese speziellen Guides, die es dafür gibt. Japan, Land und Leute kennenlernen gibt es glaube ich auch aber die Japaner sind natürlich so höflich, da kann man sich im Prinzip alles erlauben, sie würden es einem niemals merken lassen, dass man sich da völlig daneben benommen hat.
Tamara
00:52:06
Möchte man natürlich trotzdem vermeiden.
Stefanie
00:52:07
Natürlich.
Vera
00:52:10
Ja, also ich bin mir sicher, dass du viele, viele interessante Geschichten aus den unterschiedlichen Ländern erzählen kannst. Und ich hatte ja das Vergnügen, das eine oder andere von dir zu lesen. Und wie gesagt, auch schon in Frankreich auf deinen Spuren zu wandeln. Und ja, ich finde das absolut faszinierend, wie du das machst. Und ja, jetzt haben wir noch eine Berausforderung für dich. Nämlich, das sind immer Tamaras harte Buch-Bubble-Fragen.
Tamara
00:52:40
Genau, von den tatsächlich erlebten Geschichten gehen wir mal in die fiktiven Geschichten. Welches Buch hat dich denn zuletzt Tränen, Lachen oder Weinen lassen?
Stefanie
00:52:51
Ich habe tatsächlich zuletzt einige italienische Bücher gelesen, auch für so ein größeres Projekt. Und ich habe gelesen von Viola Adone, Ein Zug voller Hoffnung. Das spielt 1946 und es geht darum, wie eben in dieser Nachkriegszeit arme Kinder aus Neapel nach Mittelitalien zu Familien gebracht werden, die sie aufpäppeln sollen. Und diese Familien nehmen diese Kinder, die armen Kinder aus dem Süden, die meistens keine Schuhe haben, wirklich arme waren damals, nehmen die auf wie ihre eigenen Kinder. Zugleich nehmen sie sie halt so gut auf, dass die Bindung an zu Hause auch leidet. Die Kinder sind zum Teil ja wirklich zerrissen und es beruht auf wahren Geschichten, weil es hat tatsächlich diese Transporte in den Norden gegeben, 1946 und vielleicht auch noch ein paar Jahre danach. Das habe ich gelesen, das hat mich aber eher zu Tränen, traurigen Tränen gerührt. Wirklich ein tolles Buch, das hat mir sehr gefallen. Eher was Heiteres gibt von Bill Bryson, das ist ja so ein amerikanischer Reiseschriftsteller. Von dem wird es ein sehr, sehr witziges Australien-Buch. Also nicht alle seine Bücher haben mich so ganz überzeugt, aber dieses Australien-Buch, ich glaube, es heißt Picknick mit Kängurus. Das ist so lustig. Ich habe es damals in Australien mir am Flughafen gekauft vor der Rückreise und ich habe in der Lounge gesessen und auf den Abflug gewartet. Und es war mir wirklich peinlich, weil ich wirklich buchstäblich Tränen gelacht habe, als er am Anfang seinen Jetlag beschreibt, wie er da sitzt und sabbert im Schlaf, weil er so unheimlich müde ist von dem Jetlag, der ihn Australien niederzwingt. Also es hat mich sehr amüsiert. Ist aber schon etwas älteres.
Vera
00:54:28
Ja, Billi Breiser habe ich auch vorhin gelesen, ist gut, ja.
Tamara
00:54:32
Und was für eine Begegnung in der Buchwelt oder vielleicht auch allgemeiner in deiner Berufswelt hat dich denn ganz besonders inspiriert?
Stefanie
00:54:42
Ja, da gibt es tatsächlich ganz viele. Beim Reisen sind es oft, auch gerade in Australien, habe ich sehr viele unfassbar engagierte Arten, Tier, Naturschützer getroffen, die sich wirklich quasi umbringen, um zu retten, was da noch zu retten ist. Auch gerade am Great Barrier Reef, wo es ja im Moment auch wieder so ein fürchterliches Hitzephänomen gibt. Also das hat mich schon sehr beeindruckt und beeindruckt mich auch immer wieder. Und mehr im Literarischen. Ich habe ja früher auch gelegentlich, ich mache das immer noch ab und zu, auch Schriftsteller interviewt. Und ich habe einmal den Enkel von Oscar Wilde getroffen, Merlin Holland. Das ist der einzige Enkel, den er hatte. Er hat ja, obwohl er schwul war, eine Familie gegründet. Und hinterher wurde er dann verurteilt, starb auch in Paris. Und es ist alles zöterlich und eine tragische Geschichte. Seine Frau hat dann den Namen geändert, deshalb hieß sie auch Holland. Also sie hat ihren Mädchennamen wieder angenommen und der Enkel hieß dann auch noch Holland. Aber der hat dann so ein Familienalbum über seinen Großvater, Oskar, also auch einer meiner Lieblingsdichter und Dramatiker, herausgegeben. Und ihn traf ich einst in Düsseldorf, als er dieses Buch vorstellte. Das ist sicherlich auch schon 20 Jahre her. Ich glaube, der ist jetzt, der Merlin Holland ist schon 78 Jahre alt. Aber was er dann erzählt hat über diesen Großvater und seine Spurensuche und wie er als Enkel dann versuchte, diese zerbrochene Familiengeschichte aufzuspüren und ein bisschen zu kippen mit diesem Album, das hat mich damals sehr fasziniert.
Vera
00:56:15
Wow, toll.
Tamara
00:56:17
Das klingt beeindruckend. Und zum Abschluss, welche Klischees möchtest du in Büchern nie wieder lesen?
Stefanie
00:56:25
In Romanen so?
Vera
00:56:26
Ja, was immer.
Tamara
00:56:28
Oder auch Sachbücher, wenn dir da eher was einfällt.
Stefanie
00:56:34
Naja, gute Frage. Also was ich versuche ja selbst auch mit klischeebeladener Sprache zu vermeiden. Also ich sehe es eigentlich eher sprachlich, platte, abgenutzte Bilder und Formulierungen. Also es ist tatsächlich so, wenn ich ein Buch aufmache Und ich lese schon auf der ersten Seite so ein super abgenutztes Bild. Dann mache ich es wieder zu und lese zurück und will nicht länger stören. Aber jetzt irgendwie so ein umfassenderes Klischee könnte ich eigentlich nicht benennen.
Vera
00:57:08
Ja, aber platt, da bist du dabei, Tamara. Da bin ich dabei. Ja, vielen, vielen Dank, liebe Stefanie, dass du dir uns so tolle Einblicke in deine Berufswelt, in eine Welt des Reisen und des Schreibens gegeben hast. Ich finde es absolut faszinierend. Und wenn ich das nächste Mal nach Paris gehe, werde ich mir jetzt einfach vorstellen, was würde Stefanie jetzt tun?
Stefanie
00:57:32
Stefanie, die seit über 20 Jahren nicht in Paris war.
Vera
00:57:34
Ich müsste vielleicht auch einfach mal meine Hemmungen überwinden und da wirklich mal ein paar Leute ansprechen und sagen, hey, wo ist denn hier mal was Gutes oder so? Das traue ich mich ja nie. Ja, mal sehen, ob ich das schaffe. Ich werde berichten.
Stefanie
00:57:48
Bestimmt.
Vera
00:57:48
Vielen, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.
Stefanie
00:57:51
Vielen Dank für das schöne Gespräch.
Vera
00:57:53
Und an euch da draußen, liebe Hörer und Hörer, ich gehe mal davon aus, es hat euch genauso inspiriert und es schreibt uns ruhig auch, was ihr so an Reiseerfahrungen habt, was euch vielleicht auch für Geschichten schon inspiriert hat. Ansonsten freuen wir uns darauf, euch vielleicht jetzt in Leipzig zu treffen, und folgt uns, wo ihr mehr könnt und bleibt uns gewogen. Bis dahin, ciao.
Tamara
00:58:15
Danke, ciao.