Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

DZVDT #225 - Regionalkrimis und weitere Erfolgsrezepte: Verleger Armin Gmeiner gibt Einblicke

Als unser heutiger Gast Armin Gmeiner 1986 seinen Verlag gründete, war die Buchwelt noch eine völlig andere. Seither ist viel passiert, der Gmeiner-Verlag ist gewachsen und heute insbesondere für seine erfolgreichen Regionalkrimis bekannt.

01.08.2024 60 min Staffel 5 Episode 225

Zusammenfassung & Show Notes

Als unser heutiger Gast Armin Gmeiner 1986 seinen Verlag gründete, war die Buchwelt noch eine völlig andere. Seither ist viel passiert, der Gmeiner-Verlag ist gewachsen und heute insbesondere für seine erfolgreichen Regionalkrimis bekannt.

Mit Vera und Tamara spricht der Verleger über Herausforderungen für Verlage damals und heute, berichtet über seine Zusammenarbeit mit Autor:innen und verrät, wie eine erfolgreiche Veröffentlichung im Verlag gelingen kann.

Links

Gmeiner-Verlag:
https://www.gmeiner-verlag.de/
https://www.instagram.com/gmeinerverlag/

Gmeiner-Media:
https://www.gmeiner-media.de/
https://www.instagram.com/gmeiner_media/

Armins Buchtipp:
'Schön war's, aber nicht nochmal: Urlaub mit den Eltern' von André Herrmann
https://www.amazon.de/Sch%C3%B6n-wars-aber-nicht-nochmal/dp/3499013991/

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Transkript

Vera
00:00:00
Hier ist Folge 225 von die 200 Talkstelle und heute haben wir den Verleger Dr. Armin Gemeiner da vom Gemeiner Verlag, der uns tiefe Einblicke in das Verlagsgeschäft gibt.
Tamara
00:00:13
Wir durften mal ganz genau nachfragen, wie entschieden wird, welche Bücher erscheinen, in welche ganz besonders investiert wird und also ich habe da ganz viel Liebe fürs Buch gespürt. Es war wirklich spannend und schön zuzuhören. Die, Hallo, hier ist Folge 225 von Die Zwei von der Talkstelle. Wir nehmen an einem warmen, sonnigen Montagmorgen direkt auf. Vera mir gegenüber guckt skeptisch Richtung Fenster. Vielleicht ist es dort nicht sonnig und warm. Das werde ich gleich erfahren. Also gegenüber sitzt mir virtuell zugeschaltet Vera Nendlich. Ich bin Tamara Leonhard und sage Hallo.
Vera
00:01:08
Ja, hallo, liebe Tamara. Ja, ich gucke tatsächlich gerade skeptisch. Also sonnig ist es. Die Wärme ist angekündigt. Also gestern war bei uns ja eher noch diesig und etwas verregnet. Aber für heute und morgen ist hier Hochsommer angesagt.
Tamara
00:01:24
Mittwoch wird es wieder vorbei sein. Hier war es gestern schon sonnig und der Regen war am Samstag. Von daher habe ich jetzt, du siehst vielleicht, ich habe künstliches Licht. Ich habe die Sonne jetzt erstmal ausgesperrt, damit ich hier nach der Aufnahme auch noch was arbeiten kann. Weil wenn das so stickig hier wird, dann ist bei mir im Kopf gleich schon wieder, Kartoffelmus angesagt. Nee, wie heißt das? Apfelmus.
Vera
00:01:49
Ist egal, welches Mus, Hauptsache. Ja, und bist du denn schon in Olympia-Fieber?
Tamara
00:01:55
Nö. Alles, was ich von Olympia mitbekommen habe, ist, dass Snoop Dogg eine für ihn optisch sehr passende Fackel bekommen hat. Und dass irgendwer sich über irgendwas aufgeregt hat, das war es aber schon.
Vera
00:02:09
Nein, also irgendwer regt sich immer irgendwie auf. Nein, also ich muss sagen, ja doch. Doch, doch, ich bin da empfänglich für. Und ich habe mir auch die Eröffnungsfeier natürlich ganz angeschaut. Ich fand sie gigantisch, mal abgesehen davon, dass sie in meiner Herzensstadt natürlich stattfand. Und ich liebe es. Also ich muss sagen, so jetzt auch gerade am Wochenende, so morgens um neun den Fernseher anmachen und dann läuft ja der ganze Tag Olympia mit allen möglichen Sportarten, hatten, die man nur alle vier Jahre mal hört, wenn überhaupt. Ich finde die faszinierend. Es gab ja wirklich, also es war für mich bei der Eröffnung zwei Highlights. Die Minions im U-Boot.
Tamara
00:02:51
Oh.
Vera
00:02:53
Und ich liebe die Minions. Und dann der Abschlussauftritt von Celine Dion, der war echt der Hammer. Der war der Hammer. Also da musste ich echt mit den Kränchen kämpfen. Also ich meine, die Frau singt ja nur einfach begnadet. Aber man sah ja natürlich auch an, dass sie schwer krank ist. Und dann steht sie da oben auf dem Eiffelturm mit dieser gigantischen Aussicht über Paris in der Nacht und schmettert da diese Hymne, diese französische, also nicht die französische Nationalhymne. Es war absolut ergreifend, also absolut sensationell. Außer, dass die deutschen Moderatoren ständig dazwischenquatschen mussten. Das fand ich echt nervig. Also ich bin, ja doch, ich bin im Olympia-Feber. Aber ich wollte ja irgendwann, hatte ich ja den Traum auch dabei zu sein. Das hat ja jetzt leider nicht geklappt.
Tamara
00:03:42
Man sollte vielleicht dazu sagen, nicht als Sportlerin.
Vera
00:03:47
Also das glaube ich erschließt sich automatisch.
Tamara
00:03:49
Was sagst du denn jetzt noch vor?
Vera
00:03:55
Nein, nein, also ich glaube, so weit können unsere Hörerinnen und Hörer nicht das denken, dass das nichts mehr wird. Gut, im Schießen oder so, das ginge vielleicht noch. Da sind ja auch ältere Teilnehmer. Aber ich habe nicht so eine ruhige Hand. Nein, ich wollte ja als Volontier noch dabei sein, aber das hat ja dann irgendwie doch nicht geklappt. Naja, jetzt gucke ich halt so, ne? So tagsüber und lasse mich so ein bisschen von dem anstecken. Und ich finde es auch faszinierend, wenn da so Sportler und Sportlerinnen sind, die man ja eigentlich überhaupt nicht kennt in irgendwelchen Randsportarten, die halt wirklich irre Einsatz zeigen und kämpfen vier Jahre, um dann einmal in diesem Moment dabei zu sein und dann, ich weiß nicht, als Vierte dann auszuscheiden im Judo oder so, wo man wirklich spüren kann, wie viel sie da reingesteckt haben, was das für sie bedeutet. Das ist einfach absolut bewegend und hat mich auch wieder insofern bewegt, dass ich so sage, ja, es lohnt sich schon auch, einfach mal seinem Herz und seinen Wünschen zu folgen, auch wenn sie noch so absurder sind. Und jetzt vergleiche ich zwar ein bisschen Buchschreiben und damit irgendwie was reißen, mit Judo kämpfen oder schießen oder Mountainbike fahren oder was auch immer. Aber ja, du merkst, ich bin bewegt. Es inspiriert mich und ich schaue das wirklich auch mit großer Begeisterung.
Tamara
00:05:32
Das freut mich, dass dich das inspiriert. Vielleicht hast du ja auch da jetzt ein Herzensthema gefunden, wo du die Biene Hagen oder so mal hinschicken musst.
Vera
00:05:40
Meinst du, ich muss die mal Sport machen lassen irgendwie oder so?
Tamara
00:05:43
Nee, aber vielleicht ist sie Volontier bei Olympia und erlebt da was Verrücktes.
Vera
00:05:49
Aber das ist natürlich schwierig jetzt zu recherchieren und da wirklich ein bisschen mitzukriegen. Aber gut, wer weiß, was einen so anspringt. Ja, ich bin sonst, ansonsten war mein Manuskript im ersten Lektoratsdurchgang. Ich bin dabei, die Dinge einzuarbeiten, die meine Lektorin Dorothea Kenweg gesagt hat. Und ja. Und dann muss ich jetzt die Tage anfangen, so in die Vorbereitungen gehen für die große Präsentationsveranstaltung Anfang November. Und ja, so gehen die Dinge ihren Weg, würde ich sagen.
Tamara
00:06:33
Vera, ich habe heute, ich habe nachgezählt anhand des zuletzt bearbeitet Datums der Datei, ich habe heute nach elfeinhalb Wochen mein Manuskript wieder geöffnet.
Vera
00:06:45
Oh, geöffnet.
Tamara
00:06:47
Naja, ich bin noch nicht dazu gekommen, weiterzuschreiben, weil du siehst ja, es ist ja noch morgen. Und ich habe gesagt, ich muss erst mal die letzten zwei Kapitel nochmal durchlesen.
Vera
00:06:56
Ja, klar.
Tamara
00:06:57
Aber ich habe heute Nacht geträumt, dass ich im Schullandheim war und extra nicht mit auf den abendlichen Ausflug gegangen bin, weil ich schreiben wollte. Und als ich aufgewacht bin, habe ich gedacht, okay, das ist jetzt, glaube ich, das Zeichen, dass ich soweit bin, wieder loszulegen.
Vera
00:07:12
Ja. Wobei ich jetzt überlege, was das mit dem Schullandheim zu tun hat. Ich weiß nicht, welche Traumata.
Tamara
00:07:21
Das war ein sehr wirrer Traum. Davor musste ich den ganzen Dorf streuen, weil so viel Schnee gefallen ist und irgendwas war noch. Also es war, ich träume in der Wirrmoment.
Vera
00:07:32
Wer sich da auskennt, wir erwarten eure genaue Deutung dieses Durcheinanders. Hm. Ja, also von daher starten wir jetzt in die Sommerwoche und haben ja heute auch einen sehr, sehr interessanten Gast, auf den ich mich sehr freue und von dem wir sicherlich einiges lernen werden. Wir haben nämlich heute jemanden zu Gast, dessen Namen, glaube ich, jeder kennt, der sich schon mal irgendwie mit Krimis beschäftigt hat, weil es einen sehr, sehr bekannten, etablierten Verlag gibt, der seinen Namen trägt. Wir freuen uns sehr, dass er heute Zeit für uns hat. Wir begrüßen den Verlagsgründer und Verleger Dr. Armin Meiner. Hallo Armin.
Armin
00:08:19
Ja, hallo.
Tamara
00:08:20
Hallo.
Vera
00:08:21
Ja, wir freuen uns sehr, dass du heute bei uns bist und natürlich, wie es sich gehört, haben wir im Vorfeld natürlich mal ein bisschen geschaut, was ist Gemeinwahr Verlag und wie ist er entstanden und ich fand die Entstehungsgeschichte schon sehr originell. Irgendwie ein Pfarrer, wenn ich das richtig verstanden habe, hat das ausgelöst.
Armin
00:08:41
Ja, das ist richtig. Damals war ich Ministrant und mit dem Pfarrer fuhr ich auf den Friedhof und in seinem Auto lag in einem Büchlein Deutsch Esperanto. Da habe ich gefragt, was ist denn dieses Esperanto? Da hat er mir erklärt, das ist eine internationale Sprache und die kann man in kürzester Zeit lernen. Lernen und das habe ich dann auch gemacht im Kurs und dann hat er mich auf Kurse genommen und Seminar genommen nach Holland, wo er sich nach ein paar Wochen schon mit Finnländern und anderen Menschen auf der Welt unterhalten. Und eines Tages kam er und meinte, er würde gerne Enzykliken vom Papst auf Esperanto veröffentlichen, was man dafür tun müsse. Und da habe ich gesagt, da müssen wir irgendwie dann mal einen Verlag gründen. Und so sind sind die ersten Werke entstanden, die er da auch mit unterstützt hat. Und so kam es dazu, dass dann irgendwann der Verlag gegründet wurde, aufgrund von Entzüglichen vom Papst. Dann kamen Wörterkartei, der tausendhäufigsten Wörterdeutsche Esperanto dazu. Und so hat sich das langsam entwickelt.
Vera
00:09:47
Jetzt hast du ja, wenn ich das richtig gelesen habe, auch sowas studiert, Verlagswissenschaften oder wie war das?
Armin
00:09:53
Mit dem Diplom Wirtschaftsrichtung, Druck und Verlag an der Hochschule der Medien in Stuttgart war das damals noch ein Studiengang oder ist es ein Studiengang?
Vera
00:10:03
Also das heißt, so Verlag gründen war schon auch irgendwie eine Perspektive oder war das jetzt ein reiner Zufall?
Armin
00:10:10
Ich nenne es nie Zufall, sondern für mich war es eine Fügung. Das hat sich so irgendwie gefügt, dass ich eben diesen Pfarrer hatte, dann hatte ich zuerst noch eine Ausbildung gemacht, aber wusste, davon kann man auch nicht leben. Und als ich dann einen Beruf gesucht habe, kam ich auf dieses Studium und das hat mir so gut gefallen, dass ich sage, ja, das führt bei mir zusammen die Kreativität und die Logik oder das Zahlenverständnis. Und das war dann so der Plan, zu sagen, ja, daraus, da studierst mal, was daraus wird, sieht man dann. Und während dem Studium eben schon das erste Büchlein und dann ist tatsächlich der Verlag daraus entstanden anschließend.
Vera
00:10:50
A. Aber hattest du denn direkt so das Gefühl, als mit Verlaggründung kann ich Geld verdienen, kann ich mein Leben mitfinanzieren? Also ich stelle mir das als eine große Herausforderung vor, mit einem Verlag richtig Geld zu verdienen.
Armin
00:11:04
Also ich hatte damals schon noch ein paar Nebenjobs, wo ich noch Software programmiert habe. Damals war die Welt einfach mit Anfang 20, da probiert man irgendwas mal aus. Da haben wir damals viel weniger Gedanken gemacht wie heute. Wird das wohl klappen, wird es nicht klappen? Der Gedanke war gar nicht wirklich da, sondern das hat man einfach gemacht und mit jedem kleinen Erfolg haben wir gesagt, ja, das könnte funktionieren und da kommt was obendrauf und so war ich eben lange Zeit auch nur im Software-Bereich und habe eher das Verlegen als Hobby nebenbei gehabt. Und dann später kam dann auch, dass ich gesagt habe, ja, das ist ein Beruf, du machst ein Hobby zum Beruf und das macht richtig Spaß da, neue Bücher zu finden und schön zu machen und zu veröffentlichen.
Tamara
00:11:59
Das würde mich jetzt natürlich interessieren. Nicht nur damals mit Anfang 20 war die Welt noch eine andere, sondern natürlich auch damals Mitte der 80er. Man hört ja heute auch noch oft, dass irgendjemand schreibt, so, ich gründe jetzt einen Verlag. Man hat dann immer so ein Gefühl, dass man denkt, oh, tu es besser nicht. Wie würdest du denn einschätzen, hat sich die Zeit oder hat sich die Verlagswelt seither verändert? Würdest du es heute immer noch tun?
Armin
00:12:25
Ich glaube, ich würde es immer noch tun. Es ist die Liebe zum Buch, etwas Schönes zu machen. Es ist eine wirtschaftliche Herausforderung, sowas anzugehen. Aber wenn sich die richtigen Menschen zusammengefunden haben und wenn man die dazukriegen kann und sich das Stück um Stück entwickelt, dann würde ich es heute wieder tun. Und ich war ja lange Zeit auch im Arbeitskreis der kleineren, unabhängigen Verlage im Börsenverein. Und es war schön, dann die jungen, neuen Verleger dort kennenzulernen, als wir schon ein bisschen größer waren. Und ich habe immer jeden bewundert, wenn er sowas angefangen hat und ihn aber auch bestärkt. Den Versuchs, du musst eine tolle Idee haben, du musst dahinterstehen, du brauchst natürlich ein bisschen Ausdauer, aber das Entscheidende ist, etwas zu tun, was einem Spaß macht und man sagt, das ist ein Thema, das berührt mich, das reizt mich, dann haben wir auch die Chance dazu und dann brauchen wir noch viele tausende andere Faktoren, aber das ist, glaube ich, das Erste, zu sagen, jawohl, das Thema interessiert mich, das macht mir Freude und Spaß und dann kann es etwas werden.
Vera
00:13:38
Das ist ja, glaube ich, bei Autoren und Autorinnen genau dasselbe. Aber wie würdest du, aus deiner Sicht, nach fast 40 Jahren Erfahrung, was sind denn heute die Herausforderungen für einen Verlag und wie haben sie sich geändert über diese Zeit?
Armin
00:13:55
Geändert haben sich im Wesentlichen, dass es schwieriger ist, die Bücher an den Wand zu bringen. Die Vertriebskanäle, die waren damals schon schwierig, aber die sind heute genauso schwierig oder schwieriger als damals. Heute, sobald es in die großen Buchhandlungen reingeht, ist man als kleiner Verlag ist die Hürde deutlich höher, wie sie damals war. Damals gab es auch noch deutlich mehr unabhängige Sortimente, die was dafür getan haben und die da offener waren. Eben sich die Vertriebskanäle erschließen, das ist, glaube ich, das Schwierige. Aber, wie vorher schon gesagt, wenn man es schmal hält, also wir haben die ersten, Krimis, die wir gemacht haben, Taucherkrimis, und die haben wir an Tauchshops verkauft. Wir haben uns ans Telefon gehängt und haben einen Tauchshop und einen anderen angerufen, möchtet ihr nicht ein paar Bücher ins Regal stellen zusätzlich? Und sind so zu einer gewissen Stückzahl gekommen und haben dann parallel eben natürlich auch die Buchhändler besucht und versucht, dort uns zu platzieren. Und die ersten Bücher hießen bei uns Schwabenkrimis im Gemeiner Verlag. Man hat sich auch regional erstmal begrenzt. Das sind so die Punkte, die zu beachten sind. Aber es ist schwieriger geworden als früher.
Vera
00:15:18
Wie ist denn so diese Entscheidung gekommen von päpstlichen Enzyklien zu regional verorteten Krimis?
Armin
00:15:27
Da gab es zwischendrin erst noch eine Phase, wo es um regionalgeschichtliche Bücher ging, von Studienkollegen, die ihre Dissertation als Buch haben wollten oder eben über die eigene Heimatstadt ein Buch geschrieben haben, was dann auch ein bisschen von den Banken mitgesponsert wurde, bis hin, dass ein Autor kam, der beim Südwestrundfunk gearbeitet hat und aus der zimmerischen Chronik, Das ist eine Chronik, die hier bei den Grafen von Zimmern aufgeschrieben ist. Und der hat die aus der mittelalterlichen Sprache in ein verständliches Deutsch übertragen und zwei Bände gemacht mit tollen Geschichten. Und das habe ich veröffentlicht und das hat so gut funktioniert. Da wurden innerhalb von einem halben Jahr 2000 Stück verkauft. Das war schon ein schöner Erfolg. Und der wiederum kam eines Tages und sagte, ja, ich habe einen Krimi geschrieben. Was machen wir denn jetzt? Dann habe ich gesagt, ja, wir können auch Krimis veröffentlichen, warum eigentlich nicht? Und so sind dann die ersten Krimis mit dazu gekommen und hat sich das gefügt.
Vera
00:16:37
Mhm. Jetzt, ich sag mal so, wenn man Gemeiner hört, dann denkt man gemeinhin an den, ich sag mal, Regionalkrimi. So, jetzt habt ihr ja mittlerweile auch ein etwas breiteres Programm, aber ich denke mal, ich sag nichts Falsches, dass so dieser regional verortete Krimi schon so ein bisschen das Kerngeschäft ist, oder sehe ich das falsch?
Armin
00:16:58
Einen großen Anteil aus. Allerdings auch ein bisschen rückläufig. Wir haben mittlerweile sehr viele überregionale Autoren und Themen, die überregional angesiedelt sind und auch Krimis, die auf Mallorca spielen oder in Britannien oder in Italien oder in Finnland. Von der Seite haben wir das Programm deutlich ausgedehnt. Die kann man zwar zum Teil dann auch theoretisch unter Regionalkrimis verorten, aber je nachdem, wie man es sieht. Aber sehr viel mit dem überregionalen Teil ist mit dabei. Das relativiert sich ein bisschen neben dem Kulturteil, zu dem wir vielleicht später noch kommen können.
Vera
00:17:39
Ja, klar, gerne. Ja, nein, also ich muss gestehen, ich habe tatsächlich jetzt regional beorteten Krimi bewusst gesagt, weil ja auch in Florenz Krimi oder Barcelona Krimi ja letztlich ein regional beorteter Krimi ist. Wobei ich schon faszinierend finde, auf eurer Webseite gibt es ja sogar eine Karte, wo man auswählen kann, für welchen Ort es einen Krimi gibt. Gibt es Orte, wo du sagen willst, da kann man keinen Krimi schreiben?
Armin
00:18:04
Es gibt so einen kleinen Slogan, der heißt kein Ort ohne Mord.
Vera
00:18:12
Was macht denn für dich ein, also wenn wir jetzt mal den Begriff Regionalkrimi als den im deutschsprachigen Raum verordneten Krimi sehen, was macht denn für dich einen guten Regionalkrimi aus? Ich meine, ich frage da für eine Freundin.
Armin
00:18:34
Ja, also das Erste wäre für mich klar die Mentalität, die es widerspiegelt, wenn wir von Regionalität sprechen. Dann ist es nicht der Straßenzug oder ein Hochhaus oder irgendeine markante Stelle, sondern es ist vielmehr die Mentalität, was es diese Menschen in dieser Region ausmacht, weshalb der Krimi an der Stelle angesiedelt ist und ein Thema hat, was an die Stelle und in diese Region passt, sodass man nicht eins zu eins überfahren kann auf eine andere Region, sondern man wirklich aus der Region heraus lebt. Das ist auch ideal. Es ist ja meistens so, dass die Autoren dann aus der Region heraus schreiben und da ihre Erfahrungen sammeln und haben und dadurch aus manche Charaktere dann ein bisschen auf die Schippe nehmen oder besonders zeichnen und dann umso glaubwürdiger auch einen Krimi schreiben können in der Region. Wo sie wissen, um was es da geht.
Tamara
00:19:34
Aber heißt das dann auch, dass rein wirtschaftlich gesehen es natürlich mehr Sinn ergibt, entweder eine sehr große Region zu nehmen, zu der sich viele zugehörig fühlen, oder eben eine Region, die vielleicht für Urlaub irgendwie prädestiniert ist oder ähnliches? Oder kann man das im Grunde mit jeder Region, die ihre Eigenarten hat, durchspielen?
Armin
00:19:56
Nein, es klappt leider nicht mit jeder Region. Das wäre auch zu einfach. Und das ist manchmal auch echt schwierig herauszufinden, woran lag es gerade, wenn es nicht funktioniert hat. Und manchmal sind wir auch überrascht, wenn es irgendwo funktioniert. Weshalb funktioniert es jetzt so toll da? Das lässt sich nicht immer ganz zuordnen. Urlaubsregionen sind durchaus gefragte Stellen, sind Möglichkeiten. Aber dort muss der Krimi auch wieder einen eigenen Aufbau haben, nicht so brutal zum Beispiel. oder muss da in die Urlaubsatmosphäre reinpassen. Ist aber dann auch wieder wetterabhängig. Wir haben es dieses Jahr gemerkt, schlechteres Wetter, weniger Urlauber, mehr Krimis werden gelesen. Und auf der anderen Seite dürfen die Regionen auch nicht zu groß sein, weil ich muss mich immer mit identifizieren. Ich muss sagen, das ist jetzt Oberschwaben oder das ist jetzt Nordsee oder Ostsee oder es kann auch ein Inselskrimi sein oder egal welche Region, ob es die Steiermark ist oder wo auch immer, es muss sich der Leser damit identifizieren können.
Vera
00:21:05
Ja, sagtest du gerade schon, dass es ein bisschen in eurem Portfolio ein bisschen weniger der Anteil Regionalkrimis ist. Ist denn das Geschäft Regionalkrimis, ist das noch so, dass es große Nachfrage gibt oder merkst du auch da ein Abflub?
Armin
00:21:25
Die Nachfrage ist nach wie vor da. Ich würde nicht von einem Abflabbeln sprechen. Es wird nach wie vor regionale Krimis gelesen. Aber es ist, glaube ich, die Herausforderung größer, ein passendes Thema zu finden. Und dann als Autor wird es sich einfacher, etwas zu finden, was noch nicht geschrieben worden ist, etwas Neues, sei es vom Stil oder sei es eben, wie er die Region aufgreift oder wenn er dann auch die Region mit Weltgeschehen verbindet und mit anderen Dingen verbindet. Das gehört genauso dazu.
Vera
00:22:01
Hast du einen Wunsch? Würdest du sagen, wir haben da eine Lücke im Portfolio, also da hätten wir jetzt gern mal was?
Armin
00:22:10
Nein, ich lasse mich da gerne überraschen, was kommt. Also genau dieses Vorgeben, das und das brauche ich exakt, dass das klappt. Manchmal hat man auch schon Fälle, wo man gesagt hat, wir brauchen in der Richtung etwas. Aber das muss ein Auto dann schon gut können, dass er sich dann auf so ein Thema einlässt. Darum ist es manchmal besser, er hat die gute Idee und das passt dann auch rein.
Tamara
00:22:37
Wie intensiv analysiert ihr denn den Markt? Dass ihr mal guckt, das machen die anderen, das ist gerade angesagt, das flaut gerade ab oder so. Oder lasst ihr euch, also ich kann mir jetzt nicht vorstellen wirtschaftlich, dass ihr euch komplett überraschen lasst.
Armin
00:22:51
Nein, nein, nein. Allein das, was wir mit unseren eigenen Zahlen machen, ist schon so. Der eine Bereich, dass wir jedes halbe Jahr exakt über die Zahlen gehen. Wir machen im Halbjahr etwa 80 Neuerscheinungen, 80 bis 100 Neuerscheinungen insgesamt. Und da sitzen wir immer einen guten Tag dran, wo wir die einzelnen Titel durchgehen und dann analysieren, woran kann es gelegen haben. Und das kann dann genauso das Cover sein, das kann ein Titel sein, das kann jetzt ein Klappentext liegen, es kann sein, wie viele Lesungen hat der Autor gemacht, es waren gar nicht so viele, In wie vielen Buchhandlungen haben wir es einverkauft, gebracht? Das sind eine ganze Reihe von Faktoren, die wir uns da anschauen, ob das funktioniert oder sowohl beim Erfolg als auch beim weniger Erfolg, wo wir uns da schon Ideen holen und analysieren, um für das nächste Mal zu sagen, nee, also das machen wir vielleicht lieber nicht mehr und da gucken wir, dass wir vielleicht ein paar Titel mehr finden. Das machen wir sehr intensiv und am Markt sowieso mit Zahlen, wie der Absatz andersweitig läuft, schauen wir uns natürlich genauso an.
Vera
00:24:08
Jetzt habt ihr ja, wenn man so auf eurer Webseite geht, schon eine sehr, sehr lange Liste von Autorinnen und Autoren, die für euch geschrieben haben. Wie wählt ihr die Autorinnen und Autoren aus? Man hört ja immer, dass es heute gar keinen Sinn mehr macht, auf Verlage zuzugehen ohne Agent oder Agentin. Ist das bei euch auch so?
Armin
00:24:30
Nein, bei uns ist es egal, ob der Auto direkt zu uns kommt oder die Agentur kommt. Was wir immer brauchen, ist ein umfangreiches Exposé, wo wir den Kurzinhalt haben, aber auch gleich wissen wollen, warum hat er überhaupt den Krimi oder das Buch geschrieben? Was war die Triebfeder? Was hat ihn dazu motiviert? Weil das ist eigentlich viel spannender noch für den Inhalt, sondern was bewegte ihn dabei? Und natürlich geht es dann um Leseproben, die wir lesen. Und ich würde sagen, es macht nach wie vor Sinn, neue Manuskripte einzureichen, weil wir haben immer noch einen Anteil von rund über 20 Prozent Neuautoren im Programm. Wir haben die Wiederholungstäter, die jedes Jahr einen neuen Krimi schreiben, aber wir haben auch viele neue dabei, die wir versuchen ins Programm zu bringen und aufzunehmen, weil wir den Neuen auch die Chancen geben wollen. Von der Seite her macht es nach wie vor Sinn, neue Manuskripte einzureichen und die zu platzieren.
Vera
00:25:41
Also wenn ich jetzt gerade richtig gerechnet habe, du hast gerade 80 bis 100 Neuerscheinungen im halben Jahr gesagt. Das heißt, wir kommen auf 160 bis 200 im Jahr, was ich überraschend viel finde. Und wenn du sagst 20% Neuerscheinungen, dann sind da 30, 40 Neuautorinnen pro Jahr. Das ist ja eine immense Zahl. Wie ist das denn bei euch, wenn man bei euch jetzt ungefragt Manuskript einschickt? Kommt das direkt in den großen Papierkorbordner und einmal im Jahr guckt ein Praktikant drauf? Oder wie funktioniert das?
Armin
00:26:18
Nein, wir sind da relativ schnell, dass es im Lektorat beurteilt wird, dass begutachtet wird, eben das Exposé passt zum Thema bei uns rein, können wir das platzieren, kommt es für uns überhaupt als solches in Frage. Dann natürlich die Leseprobe. Und wenn das schon mal gegeben ist, dann geht es auch in so eine Titel-zu-entscheiden-Liste rein, in der wir dann regelmäßig mit Marketing, Vertrieb und mit kaufmännischem Bereich durchgegangen werden, welche Titel können wir nehmen. Weil natürlich die Angebotszahl deutlich größer ist wie das, was wir veröffentlichen können. Aber erst wenn da im Wesentlichen eine Einheit drüber steht, dass man sowas veröffentlichen kann, dann kommt es ins Programm.
Vera
00:27:06
Darf ich mal fragen, wie viele Zusendungen kriegt ihr denn so im Monat? Ich stelle mir da immense Fragen vor.
Armin
00:27:12
Das sind schon ein paar Dutzend, die da eingehen.
Vera
00:27:17
Okay, und wie viele davon werden länger als die ersten zwei Sätze gelesen?
Armin
00:27:25
Ich glaube schon ein größerer Teil. Ja, das ist schon ein größerer Teil. Es ergibt sich dann irgendwann, dass nach einigen Sätzen, Seiten, dann eben spätestens nach diesen 20, 30 Seiten hat es entweder einen gefangen oder man legt es auf die Seite und muss dann auch eine gute Begründung für eine Absage finden.
Vera
00:27:47
Dann muss ich jetzt direkt mal, wo wir mal bei dem Thema sind, du kannst Antwort verweigern, aber da muss ich auch mal fragen, wie sind denn bei euch die Konditionen für die Autoren, Autorinnen? Zahlt ihr Vorschüsse?
Armin
00:27:57
Wir zahlen auch Vorschüsse, wenn wir es für gerechtfertigt erachten. Natürlich müssen wir schauen, wie wir das hinbekommen. Aber wir haben ganz normalen Standardvertrag, wie noch vom Werfenverein vorgesehen ist. Und wir haben auch so eine Staffel drin, die ein bisschen auch abdeckt, wenn es erfolgreich ist. Dann soll der Autor auch mehr haben. Wenn es weniger Erfolg ist, macht es für uns beide keinen Spaß, weil wir haben den deutlichen Vorlage für immer gegangen. Der Autor hat dann auch nicht den Erfolg. Dann haben wir dort so ein bisschen eine Staffelregelung noch mit dabei.
Vera
00:28:32
Mhm. Aber jetzt gibt es ja immer so diese Diskussion, dass viele Autoren und Autorinnen sagen, ja, ich suche einen Verlag, weil der macht Marketing für mich. So, ihr habt, eure Mannschaft ist ja jetzt schon gestiegen, also ihr habt jetzt irgendwie über 30 Mitarbeiter mittlerweile, das ist ja schon groß. Aber trotzdem, bei 200 Titeln im Jahr, das Marketing pro Titel dürfte jetzt nicht so riesig groß sein können. Was macht ihr so an Marketing und was erwartet ihr von einem Autor und Autorin?
Armin
00:29:04
Also beim Marketing fängt ja schon ganz früh an, wenn wir den Titel bekommen. Über jeden Titel diskutieren wir relativ viel. Passt der rein? Ist es der passende Titel zum Buch, weil der mit eines der wichtigsten Dinge ist? Es geht weiter beim Cover, beim Umschlag. Da gibt es ein Cover-Briefing mit dem Grafiker, wo man viel zusammensitzt und diskutiert, welches Cover könnte jetzt für diesen Titel passen. Und dann gibt es die Cover-Konferenz, wo dann der Grafiker seine Vorschläge unterbreitet, wovon wir dann zwei, drei auswählen, die dann wiederum in die Reihe der Verlagsvertreter auch kommen, die dann auch mit abstimmen und sagen, jawohl, wenn wir im Buchhandel sind. Dann wird das Cover wahrscheinlich besser funktionieren als das andere. Also allein an diesem Prozess ist schon eine Menge Aufwand. Und wenn es natürlich dann um die Programmvorschau geht, die zweimal im Jahr als dicker Katalog an die Buchhandlung geht, dann jeweils die Seiten und Doppelseiten zu gestalten, wo man die Verkaufsargumente sich überlegt. Das ist wieder ein Prozess. Was sind jetzt die drei wesentlichen Argumente, weshalb der Buchhändler das Buch überhaupt einverkaufen soll? Dann ist es der Werbetext, der auf die Buchrückseite draufkommt. Und dann geht das Buch oder geht das Marketing nach draußen und geht an den Markt. Und spätestens da oder eigentlich schon viel früher ist natürlich der Autor genauso mit gefordert. Wenn er einen guten Titel liefert, ist das natürlich sehr hilfreich und wenn er sonst da Ideen hat. Aber wichtig sind denn die Lesungen und die liegen stärker auf Autorenseite, weil wenn er um die Ecke herum seinen Buchhändler kennt und mit dem eine Lesung ausmachen kann, geht das viel einfacher und besser. Also da ist ein ganz wichtiger Faktor, möglichst Lesungen zu akquirieren. Wir unterstützen dabei, dass die Buchhändler bekommen von uns A3-Plakate, wo schon alles drauf ist mit Cover und Autorenfoto und Datum und so weiter. Da kann er bei uns Plakate anfordern, der Veranstalter, der die Veranstaltung macht. Aber auch, was natürlich die Rezension anbelangt, dass wir für jeden Autor einen Rezessionsverteiler zusammenstellen und da 50 bis 100 Exemplare verschicken, die dann möglichst rezensiert werden, Was mittlerweile auch eher schwerer geworden ist, in die Rezensionen gehen. Und so ist es ein ganz großes Bündel, was sich da bei der Zahl natürlich schon mächtig anhört. Eine Menge Arbeit, die die Mitarbeiter und Mitarbeitenden hier leisten müssen. Das ist schon Respekt, was ich davor habe, was jeder an seiner Stelle, sei es im Lektorat ganz vorne, schon gut am Text gearbeitet hat und da mit dem Autor ja ganz viel ausmacht und verbessert am Text bis hin über die Herstellung und das Marketing sind da schon ganz extrem gefordert.
Vera
00:32:10
Ja, ja. Also du sprichst ja mit Zweien, die aus dem Self-Publishing kommen. Wir wissen, was das alles bedeutet. Deswegen hast du gleich mehrere Themen jetzt so angerissen, die ich ein bisschen vertiefen gerne würde. Zum einen, wir haben im Vorfeld, als wir auf die Webseite schauen, natürlich schon mit großer Bewunderung geschaut auf eurer Veranstaltungsliste, auf den vielen Lesungen. Du hast jetzt gerade gesagt, ihr unterstützt Lesungen, aber ihr akquiriert die nicht. Das müssen die Autoren, Autorinnen eher selbst tun.
Armin
00:32:39
Ja, teilweise erqueren sich auch welche, aber der Großteil liegt eher auf Autorenseite, weil da einfach die Kontakte besser sind. Man kann es mit diversen Maßnahmen, wie gesagt auch so Plakate und andere Maßnahmen unterstützen. Unsere Verlagsvertreter gehen natürlich, wenn sie mit der Vorschau beim Buchhändler sind, Titel durch und weisen darauf hin, da gibt es eine Lesung und was könnte man mit dem machen. Oder wenn ein Autor eine besondere Art von Lesung hat, dann können sie das natürlich auch entsprechend gleich vermitteln und können dem Buchhändler sagen, der wäre ganz wichtig für dich, der wird doch bei dir reinpassen, da solltest du unbedingt mit dem eine Lesung vereinbaren. Solche Dinge gibt es natürlich genauso, wo man sagt, für jede Lesung, die wir mehr erzielen, sind wir dankbar und froh.
Vera
00:33:27
Mhm. Und der zweite Ansatz ist, wenn du so die Marketing-Sachen geschildert hast, dass sich das doch so aus meinem Eindruck mehr oder hauptsächlich in Richtung Buchhandel bewegt. Also Marketing in Richtung Buchhandel, damit der Buchhandel das Buch ins Sortiment nimmt. Nimmt. Jetzt muss ich sagen, wir beschäftigen uns auch gerade mit Titelvorschauen und Sachen. Du hast gerade so gesagt, dass er einen dicken Katalog macht, der Vertreter zum Buchhandel geht. Also so ganz klassisch, wie man es eigentlich schon seit Jahrzehnten kennt. Oder ist das mittlerweile auch ein elektronisches Geschäft?
Armin
00:34:04
Bevor ich jetzt Schläge kriege, nachher im Hause, ich habe natürlich die Social-Media-Abteilung komplett unterschlagen. Als selbstverständlich dahingenommen. Das ist ein wesentlicher Faktor. Welche Social-Media-Aktionen kann man machen? Und da ist auch eine Mitarbeiterin, die sich ganz, ganz viele Gedanken macht oder mag, wenn man sich viele Gedanken macht. Was kann ich tun, wenn das Buch da ist? Welche Möglichkeiten kann ich natürlich oft mit dem Auto zusammen verbreiten? In welchen Kanälen verbreite ich das? Das gehört natürlich genauso mit dazu. Das Digitale ist mittlerweile ein ganz wichtiger Faktor. Den Lesungskatalog gibt es digital, wie der verschickt wird, verteilt wird. Darum gibt es natürlich auch ganz viele Kanäle, die man dann anderweitig bespielt.
Vera
00:34:57
Wie ist das damit? Ich habe ja auch einen Verlagstitel und da stand in meinem Vertrag, dass ich zum Beispiel verpflichtet bin, auf Facebook und auf Instagram präsent zu sein. Macht ihr ähnliche Vorbedingungen bei euren Autoren?
Armin
00:35:11
Ich glaube nicht, dass es im Vertrag so drinsteht, weil ich glaube nicht, dass man es jetzt so formal festschreiben kann. Es muss eine gewisse Bereitschaft da sein. Und ja, viele Autoren, die richtig Spaß daran haben, da jetzt was zu posten und sich zu platzieren. Es gibt auch Einzelne, die sind da einfach nicht so begabt dafür. Das liegt ihnen nicht. Den kann man sich auch nicht zwingen. Da muss man andere Wege finden, wer diese Autoren bekannt macht. Ja, aber erwünscht ist es natürlich.
Vera
00:35:46
Gehe ich nochmal zurück zum Buchhandel, weil mich das sehr fasziniert. Tamara muss mich bremsen, wenn ich so tief ins Detail gehe.
Tamara
00:35:52
Nur zu.
Vera
00:35:54
Also das Thema Verlagsvorschau, Titelvorschau finde ich sehr spannend. Du hast ganz am Anfang gesagt, dass es auch schwerer ist, jetzt so in den Buchhandel zu kommen, gerade bei den großen Buchhandlungen. Wie weit funktioniert das, dieses klassische System denn noch mit den gedruckten Verlagsvorschauen? Ich meine, so Talia Hugendubbel, wollen die noch, dass ein Vertreter kommt mit Katalog? Oder musst du da nicht irgendwie VLB-Tix machen und den da hinschicken und den direkt seinen Fragekatalog beantworten?
Armin
00:36:24
Also VLB-Tix ist auch etwas, was wir befüllen und auch noch dazu kommt eben, es gibt noch ganz viele Dinge, die ich im Moment gar nicht denken kann. Das ist ganz klar, dass man Talbotics auch mitmacht, wir sind da ganz, ganz früh mit eingestiegen zeitweise hat es ja nicht so toll funktioniert, da haben wir eine Pause gemacht aber jetzt haben wir es wieder komplett befüllt und nutzen dieses Medium natürlich genauso, das gehört genauso mit dazu.
Vera
00:36:53
Du hast ja am Anfang gesagt, dass es jetzt schwieriger geworden ist. Kannst du das nochmal konkretisieren? Was ist denn jetzt aktuell schwieriger?
Armin
00:37:01
Also schwieriger ist einfach die Anzahl von Buchhandlungen, die wir haben. Jedes Jahr machen, ja, beinahe 100 Buchhandlungen schließen ihren Laden. Im Moment sind wir ja froh, wenn Talia oder so mich übernimmt. Und jede einzelne Buchhandlung auch. Hier in unserem kleinen Ort mit 10.000 Einwohnern, die im April geschlossen hat, war eben ein Schaufenster mit Büchern. Man hat Bücher gesehen und wurde animiert, Bücher zu kaufen. Und auf der anderen Seite war auch ein Platz für Lesungen. Es war ein Platz für Austausch. Und gerade wenn es ins Regionale reinging, die haben regionale Bücher bei uns immer großzügig verkauft und erfolgreich verkauft. Und jede Buchhandlung, die uns da fehlt, fehlt eine Verkaufsstelle und eine Animation, Bücher zu kaufen.
Vera
00:37:56
Wie ist das denn jetzt mit den Online-Plattformen? Wie wichtig ist für euch Amazon beispielsweise?
Armin
00:38:02
Natürlich ist es wichtig. Das ist eine große Plattform, die wir bedienen. Sie ist wichtig für uns. Wir haben Gott sei Dank ein sehr breites Spektrum noch. Wir müssen sagen, wir haben ja ein Dutzend Verlagsvertreter, die die Buchhandlung noch besuchen. Wir haben Talier, die sie teilweise besuchen. Wir haben Amazon, wir haben schon alle Plattformen, wir haben ein relativ breites Spektrum, wie wir es abdecken, die Buchhandelskanäle. Von klein bis groß sind wir da präsent und es ist jedes Mal eine Herausforderung da, mit jedem entsprechend gut klarzukommen.
Vera
00:38:42
Ja, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Jetzt hast du ja, das hast du ja am Anfang auch erwähnt, ihr habt ja euer Spektrum jetzt doch schön die letzten Jahre erweitert. Es gibt ja nicht nur die Regionalkrimis, es gibt Kriminalromane, es gibt Thriller, es gibt diese Lieblingsstücke, Lieblingsplätze, historische Romane. So, wie hat sich das so entwickelt und ist da jetzt so ein Bereich bei, wo du sagst, der schießt gerade so richtig hoch und macht uns Freude?
Armin
00:39:14
Es ist gut, dass wir so breit aufgestellt sind. Der Krimi-Bereich hat sich so Stück um Stück erweitert. Es kamen zeitgeschichtliche Kriminalromane zu, ganz früh kamen die historischen Kriminalromane dazu. Eines Tages kamen Krimispiele dazu. Wir haben für die Buchhändler Und da habe ich mir gedacht, wir bräuchten ein Werbemittel und haben da mal ein Krimispiel für die gemacht. Und die haben gesagt, das ist aber toll, das könnte man doch auch verkaufen. Und ich habe gesagt, ja klar, das können wir euch auch liefern. Und dann haben wir Krimispiele geliefert. Und so haben wir einen Mitarbeiter im Hause, der fleißig sich jedes Jahr dafür sorgt, dass ein, zwei Krimispiele mit erscheinen und im Programm sind. Also alles, was da dazu gehört. wird. Darum ist, was im Krimi-Bereich ist, eben nicht nur Deutschsprachigraum, sondern darüber hinaus im Romane und ist es ganz gut, so breit aufgestellt zu sein. Und bei den Krimis merkt man gerade, Österreich hat jetzt dieses Jahr sehr gut funktioniert, tolle Autoren dazu gewonnen und so verschieben sich es immer wieder, wo gerade Erfolg ist und. Auf der anderen Seite mit den Lieblingsplätzen haben wir eine schöne Reihe, wo wir Regionen darstellen. Das ist auch wieder etwas Regionales, wo aber für jede Region der Autor seine besonderen Plätze drin präsentiert und da aus persönlicher Sicht zeigt, was dort da ist. Und darüber hinaus machen wir noch eine ganze Reihe von Bildbänden, wo die Pfalz am schönsten ist, ist oder wo die Alpen schönsten ist, also Regionen porträtieren, was eben von der Art her was ganz anderes ist mit dem Bildbandbereich oder wir haben einen ganz tollen Winothekenführer, der ist auch einer unserer Überraschungsbücher, den wir für die Pfalz gemacht haben vor zwei Jahren und mittlerweile sind wir so in der siebten, achten Auflage, haben schon eine zweite Ausgabe und der Winothekenführer kommt auch von einem Krimi-Autor, der eines Tages sagte, Ja, ich hätte da so einen Bibliothekenführer. Was machen wir da? Und dann haben wir diesen Bereich aufgebaut und haben da ein ganz tolles, erfolgreiches Buch oder Biografie. Wir haben jetzt gerade zum Fürst von Hohenzollern seine Biografie veröffentlicht, oder Chroniken zu Städten, wo man 1250 Jahre alt ist. Und dann entsteht ein Buch mit 700 Seiten und 3,6 Kilo Gewicht. Herrscht eine Herausforderung. Und gerade dieser Kulturbereich, nennen wir es in meiner Media, was so ein extra Zweig ist, wo wir eben auch Buchgestaltungen übernehmen und auch bis in den Werbebereich für Firmen weitergehen, haben wir da noch einen Zweig, der eben besonders schöne Bücher macht. Und so die Mischung hilft dann immer, dass es funktioniert und läuft.
Vera
00:42:12
Wenn du sagst, besonders schöne Bücher machen, der absolute Hype aktuell sind ja Farbschnitte und solche Sachen. Macht ihr sowas auch?
Armin
00:42:20
Nein, also der Farbschnitt ist so beinahe das Einzige, was wir nicht machen. Ansonsten, auch bei den Krimis wird extrem viel überlegt, was man macht. Macht man schönes, offenes Papier, was gut sich anfühlt? Welche Lackierungen macht man drauf? auf E-Spot-Lags oder Relief-Lags. Wir haben für einen Krimi, der am Meer spielt, ist da so ein Sand- Lack drauf gemacht, der fühlt sich an wie Sand. Also auch bei den Krimis geht es um eine gute Ausstattung und wenn wir das Premium-Format haben, mit Klackbroschuren, das sind ganz hochwertig ausgestattete, schöne Taschenbücher. Das ist das, was mir so am Herzen liegt. Es sollen handwerklich schöne Bücher sein oder ein guter Inhalt. braucht einfach auch eine gute Verpackung.
Tamara
00:43:10
Und was mir dazu gerade durch den Kopf geht, auch nochmal im Zusammenhang mit dem Thema von eben, mit den Buchhandlungen, wo man ja zum Beispiel Präsentationstische auch anmieten kann oder eben auf Amazon Werbung schalten und so weiter. Wir hatten in der vorletzten Folge eine Autorin bei uns, deren Krimi gezielt zum Spitzentitel aufgebaut wurde. Wie sieht denn sowas aus Verlegersicht aus? Also es wird ja Entscheidungen geben, dass es jetzt eben heißt, okay, da investieren wir wirklich in einen besonderen Effektlack, da mieten wir eine Präsentationsfläche an und so weiter. Was muss ich bringen, um bei euch Spitzentitel werden zu können?
Armin
00:43:55
Es muss schon ganz viel zusammenpassen. Das heißt, es muss da funktionieren, dass die Geschichte bei uns zusammenpasst, dass der Inhalt zusammenpasst. Und glaube ich, dass auch alle Mitarbeiter im Haus eine gewisse Begeisterung haben. Weil für so einen Spitzentitel oder für einen Titel, wo man ein bisschen mehr tut wie für die anderen, da müssen schon alle dahinterstehen, wo wir sagen, ja, das wollen wir, das passt, da glauben wir dran, weil es bleibt auch ein großes Risiko über, den man damit hat. Und das ist immer eine Kunst, wie verteilen wir unsere Ressourcen, wie viel geben wir einen Spitzentitel rein und tun dort Besonderes dafür. Und auf der anderen Seite wollen wir aber auch jeden anderen Titel auffördern, weil jedes Buch hat es verdient, dass es natürlich bestmöglich zum Markt kommt. Darum ist, glaube ich, die Nuance einfach da drin, etwas Besonderes zu haben, etwas, wo man ein Sprungbrett hat von der Gestaltung her, wo man sagen kann, das startet man extra aus. Oder auch von den Marketingideen, wo man so eine Idee hat, wo man sagt, da machen wir etwas Besonderes draus. Das muss alles da zusammenkommen, was man an Möglichkeiten hat. Ups, plus der Autor dazu.
Tamara
00:45:14
Also ein Stück weit besonders und trotzdem aber marktkonform sein.
Armin
00:45:19
Kann man so sagen, ja. Das stimmt.
Vera
00:45:22
Und wie wichtig ist die Autorin, Autorinnen Marike, wie wichtig ist Präsenz der Person dahinter?
Armin
00:45:29
Sehr wichtig, würde ich sagen. Es ist die Autorin, der Autor, der da sich selber vermarkten kann, hilft natürlich schon sehr, sehr viel dabei. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Ich habe es vorhin mit den Lesungen erwähnt, wenn eben eine Lesung, ein Event ist und wenn da schon die Buchhändler sagen, beim nächsten Mal bitte wiederkommen oder es auch in der Presse entsprechend besprochen wird oder in Social Media entsprechende Aktionen mitgemacht werden können. Das ist natürlich schon ganz, ganz wichtig.
Vera
00:46:05
Ja. Jetzt hast du die ganze Zeit auch bei Gestaltungen, haben wir eigentlich immer von Printtiteln gesprochen. Wie wichtig ist das E-Book-Geschäft? Welchen Anteil ist das bei euch?
Armin
00:46:14
Das E-Book-Geschäft ist für uns sehr wichtig. Es ist von Anfang an, also als 2009, die ersten E-Books gab, ich kann mich noch gut erinnern, Sony hat damals einen Reader rausgebracht und hat Händeringen nach Inhalten gesucht und kam dann mit 15 Titeln heraus und da waren drei Titel von uns als E-Books, mit drin, weil damals unser Sohn, sehr EDV-affin, da sich mit dem E-Book-Konvertieren beschäftigt hat und hat die ersten paar hundert E-Books konvertiert. So waren wir am Anfang da gleich mit dabei und haben jedes Buch auch als E-Book gemacht. Das ist für uns so selbstverständlich, dass jedes Buch, was wir herausbringen, auch ein E-Book ergibt, sowohl als EPUB als auch PDF-Format. Und das konvertieren wir hier im Hause auch selber, erstellen wir hier selber. Das ist auch eine Leistung, weil ich Respekt habe für die Mitarbeiter, die das machen. Und wir machen auch das Marketing selber dafür, sei es die Aktion mit Amazon, Apple durchzuführen oder alle, die die E-Books verbreiten, entsprechend zu bedienen. Und hat mittlerweile einen Umsatzanteil, der bei rund 20 Prozent liegt. Das heißt, jedes fünfte Buch ist schon kein gedrucktes Buch mehr, sondern ist ein digitales Buch.
Vera
00:47:31
Kosten bei euch die E-Books so viel wie Print? Die sind günstiger.
Armin
00:47:34
Die sind so gute 20 Prozent günstiger. Das, was quasi die Herstellung ausmacht, haben wir dort abgezogen.
Vera
00:47:43
Jetzt hast du ja vorhin auch schon die ganzen anderen Bereiche gezeigt. Nochmal zur Klarstellung, du hast gesprochen, ihr seid jetzt in nicht deutschsprachigen Bereichen. Das heißt, dass die Bücher in nicht deutschsprachigen Bereichen spielen, aber ihr schreibt eigentlich, ihr macht nur deutsche Bücher.
Armin
00:47:59
Wir veröffentlichen nur deutschsprachige Bücher. Wir geben zwar in Lizenzbüchern ab, die dann übersetzt werden, in nordischen Sprachen oder da gibt es einige Lizenzen, die wir auch haben, wo wir versuchen, die auch in Lizenz zu vergeben, aber eben dann an Verlage, die dann dort sitzen und von dort auch wieder das Marketing in Vertrieb machen können, in der eigenen Sprache dann.
Vera
00:48:24
Wir hatten mal eine Agentin zu Gast, die Lizenzen, also für Lizenzen, und die hat einmal gesagt, dass es sehr schwierig ist, deutsche Literatur ins Ausland zu verkaufen. Wie ist das bei euch?
Armin
00:48:37
Es ist nicht einfach, keine Frage. Das ist für uns auch, würde ich sagen, add-on. Es ist ein Glücksfall, wenn es funktioniert oder es funktioniert ja hin und wieder, aber es ist schon mit Mühen verbunden und man muss schon das passende Buch passend für Lack platzieren. Es ist nicht einfach, das ist keine Frage.
Vera
00:48:56
Wie sieht es mit Regional-Krimis, wie sieht es mit Verfilmungen aus? Habt ihr schon Verfilmungen?
Armin
00:49:01
Ja, wir haben, 2013 war es die erste Verfilmung mit den Steirer-Krimis. Wenn man abends AD anschaut, da gibt es ganz oft noch Wiederholungen. Und die haben mittlerweile die elfte oder zwölfte Verfilmung von ihr gemacht. Da wird beinahe jedes Buch verfilmt. Und wenn man so Steirer kennt, Steirer Blut, Steirer Stern, die kann man regelmäßig im Fernsehen sehen. Und darüber hinaus gibt es noch einige andere Titel, die auch verfilmt wurden. Das läuft relativ gut und da sind wir auch ganz stolz drauf und freuen uns darüber, dass es so gelaufen ist.
Tamara
00:49:44
Wo ich ganz gerne noch kurz hin möchte, du warst Sprecher des Arbeitskreises für kleine Verlage und viele überlegen ja, sei es jetzt, dass sie ihr Debüt schreiben oder vielleicht aus dem Self-Publishing kommen, okay, ich versuche es jetzt mal bei einem Verlag, ich will mal schauen, wie das da aussieht und dann ist so ein bisschen die große Entscheidung, versuche ich es bei einem großen Publikumsverlag, versuche ich es bei einem kleineren Verlag, versuche ich es bei einem Kleinstverlag, was würdest du denn sagen, sind die Vorteile kleinerer Verlage?
Armin
00:50:12
Also kleinere Verlage haben schon den Vorteil, dass sie natürlich individueller darauf eingehen, dass diese Beziehungen zum Lektor, zum Verleger viel näher sind und da man individueller und schneller auf etwas eingehen kann und sich ein bisschen mehr einbringen kann wie beim Großverlag. Aber jeder Verlagsgröße hat da ihren Charme. Es ist eben im Buch, würde ich sagen, versuchen beim entsprechenden Verlager, der Verlag, der entsprechende Bücher macht, dort zu platzieren und dort anzukommen. Egal, ob groß oder klein.
Tamara
00:50:50
Das heißt, wie finde ich denn am besten raus, wo mein Buch am besten aufgehoben ist? Jetzt einmal davon abgesehen, dass ich natürlich im Programm sehe, okay, die machen ähnliche, machen dasselbe Genre, machen ähnliche Titel, aber da gibt es ja dann doch auch eine Auswahl. Wie kriege ich ein Gespür dafür, wo ich das beste Zuhause finde?
Armin
00:51:11
Ich würde sagen, es gibt nicht so viele Verlage, die im jeweiligen Genre unterwegs sind. Auch wenn natürlich Krimis ganz, ganz viele machen, da ist es vielleicht noch am breitesten, aber ganz häufig ist die Anzahl Verlag, die sich auf ihr Genre spezialisiert haben, hört es schnell nach einem, spätestens zwei Dutzend auf. Und da würde ich es als Autor bei allem probieren, aber jeweils natürlich mich mit dem Einzelvillag auch beschäftigen, warum will ich jetzt gerade bei dir keinen Standard schreiben, sondern schon überlegen, weil ich beim kleinen Villag bin, der hier nur 20 Kilometer um die Ecke sitzt, dann würde ich es sicher ein anderes Anschreiben machen, wie wenn ich beim großen Villag es versuche und würde jeweils die Argumente mir gut überlegen, die jetzt für mein Buch sprechen, weshalb der Verlag am besten vermarkten kann, was seine Stärke jetzt ist. Das ist, glaube ich, dann sehr individuell und mit Mühe verbunden. Aber ich finde, es lohnt sich für die große Mühe, die man im Vorfeld in ein Buch reinlegt und wie viel Herzblut man reinlegt, dann das bestmöglich auch bei einem Verlag zu platzieren. Die Mühe lohnt allemal.
Vera
00:52:31
Okay. Jetzt war ich ja überrascht, als ich jetzt so ein bisschen bei euch recherchiert habe, dass du noch im Arbeitskreis kleiner Verlage bist. Also für mich waren kleine Verlage immer so diese Ein-, Zwei-Personen-Verlage. Ich meine, da bei dir sind über 30 Mitarbeiter und hunderte Titel. Also ist für mich nicht mehr klein. Ja, ist auch. Wo hört bei dir Kleinverlag auf?
Armin
00:52:53
Mein Engagement bei den kleinen Verlagen ist auch Geschichte. Ich habe damals mit dem Arbeitskreis Kleine Verlage angefangen und wir sind relativ bald daraus gewachsen. Aber es war dann immer noch schön, als größeres Verlag den Kleinen noch Tipps geben zu können, was man tun kann. Und bei mir ging es dann weiter, dass ich im Verlegerausschuss vom Börsensverein gewählt wurde und ein paar Jahre im Verlegerausschuss war und jetzt im Wahlausschuss bin und mich, was Verbandsarbeit anbelangt, dort sehr einbringe. Und das ist dieses, wo man eben jede Möglichkeit hat, in jeder Größe da präsent zu sein. Weil eben kleinere Verlage hören jetzt schon mal bei sieben, acht, neun Mitarbeitern auf. Und wir sind so eine Zwischengröße. Wir sind ja auch nicht wirklich riesig groß, aber wir sind auch nicht klein. Wir sind so eine ganz besondere Größe, die wir haben. Mhm.
Vera
00:53:52
Und wo du Verbandsarbeit ansprichst, dann muss ich natürlich jetzt so zum Ende hin nochmal eine ganz wichtige Frage stellen. Aus deiner Sicht als jetzt langjähriger Verleger und aktiv in Verbandsarbeit, was ist deine Sicht auf das Self-Publishing?
Armin
00:54:06
Self-Publishing ist eine Bereicherung. Das ist, denke ich, für jeden Autor ein Weg, wenn er das machen möchte. Der eine fühlt sich da besser, der andere fühlt sich in einem Verlag besser. Und darum finde ich es eine Bereicherung. Wir haben auch einige Autoren, die mal Self-Publisher waren und dann zu uns gekommen sind und gesagt haben, das mit dem Vermarkt und dies und jenem ist doch alles zu mühsam. Und wo wir schon ganz tolle Autoren und tolle Titel dazu gewonnen haben. Insofern ist es einfach eine Bereicherung des Marktes und jedes Buch, was entsteht, bereichert die Vielfalt unserer Literatur und insofern finde ich es gut.
Vera
00:54:46
Schaut ihr darauf, wenn jetzt ein Autor oder eine Autorin schon was im Self-Papierchen gemacht hat, schaut ihr darauf, wie erfolgreich sie oder er da war und solche Sachen? Betrachtet ihr womöglich den Markt und sagt, das war was für uns?
Armin
00:55:00
Ja, auch. Also wir schauen schon drauf, gerade wenn es zu uns kommt, was hat er denn gemacht und wie erfolgreich war er da schon? Das werde ich auch mitbeäugt und angeschaut, was er da so kann.
Vera
00:55:16
Würdest du sagen, es ist eher von Vorteil, dass er schon mal was im Self-Publishing gemacht hat, oder macht euch das eher skeptisch?
Armin
00:55:22
Ich würde es als neutral beurteilen. Das hängt immer bei einem Manuskriptangebot davon ab, welchen Eindruck wir vom Autor gewinnen, wie er agiert und was er kann, und vorwiegend auch, was er einfach geschrieben hat, was ist seine Qualität, die er da reingelegt hat. Und da ist es dann wichtig, dass das entsprechend stimmt.
Vera
00:55:49
Ja, also ich muss sagen, vielen, vielen Dank, lieber Armin, dass du heute da bist. Ich finde das absolut faszinierend, mal mit so einem echten Verleger zu sprechen. Wir sind leider jetzt in 225 Folgen, haben wir, glaube ich, nur drei Folgen jetzt mit deiner, wo es mal um Verleger und Verlegerinnen ging. Da können wir noch viel mehr bekommen. Weil diese Einblicke gerade für uns, die wir so aus Self-Publishing kommen, natürlich zum Teil ja ganz neu sind oder uns auch andere Perspektiven geben. Ja, aber du bist natürlich nicht entlassen, bevor du dich den total kritischen Buch-Bubble-Fragen von Tamara gestellt hast.
Tamara
00:56:26
Genau. Ja, die erste Frage lautet, welches Buch hat dich zuletzt Tränen, Weinen oder Lachen lassen?
Armin
00:56:33
Ja, schön war es, aber nicht nochmal. Urlaub mit den Eltern.
Vera
00:56:39
Das klingt schon gut, ja.
Armin
00:56:42
Von André Herrmann. Es ist einfach, es ist auch ein besonders entstandenes Buch über einen Blog, wo einer geschrieben hat, der André Herrmann, als er in Urlaub ging und seine Eltern dann eben auch mitkommen wollten und wo es schon beginnt am Flughafen, wo die Mutter mit dem A3-verfahrtigen Check-in-Plan dasteht und fragt, da werde ich so auch mitgenommen und so zieht sich den ganzen Urlaub durch mit abstrusen Dingen, die da passieren und das ist einfach nur zum Lachen.
Tamara
00:57:16
Sehr schön. Dann die zweite Frage, welche Begegnung in der Buchbranche war für dich ganz besonders inspirierend?
Armin
00:57:23
Da würde ich nochmal zurückkommen auf die Verbandsarbeit, weil die Verbandsarbeit war immer eine Arbeit, wo man branchenübergreifend gearbeitet hat. Man hat schon Verlag, man hat einen Zwischenbuchhandel mit einem ganzen Barsortiment und man hat die Buchhändler. Sitzt man beisammen und man hat immer den Blick über den Tellerrand drüber. Man hat immer den Blick, Buchhändler, wie geht es eigentlich euch und wie kriegt ihr die Bücher, die wir produzieren, irgendwie wieder verkauft? Wie umgekehrt die Buchhändler einem sagen, was ihnen wichtig ist und darum war diese Arbeit im Verband besonders inspirierend. Da gab es ganz viele Menschen, die da einem weitergebracht haben und Ideen vermittelt haben und und und. Das war eine eine ganz besondere menschlich Art und Weise.
Tamara
00:58:14
Sehr schön. Und jetzt die Frage, interessiert mich natürlich ganz besonders von einem Verleger. Welches Klischee möchtest du nie wieder in einem Buch lesen?
Armin
00:58:23
Das ist eigentlich beinahe mehr der Werbetext, wenn es lautet, und die Spannung ist beinahe nicht mehr zum Aushalten.
Vera
00:58:34
Ja, das ist gut. Euren Manuskripten, verteilt es ein bisschen und Und gerne gebt uns mal Feedback, wenn ihr genommen werdet. Und so dann freuen wir uns auch, wenn ihr was dazu beitragen konntet. Ansonsten wisst ihr ja, was ihr zu tun habt, uns zu folgen auf Instagram, Facebook und wo immer es uns gibt. Und uns natürlich weiter zu empfehlen. Also vielen Dank, lieber Armin, für deine Präsenz heute Morgen. Und alles Gute an euch da draußen. Bleibt uns gewogen. Bis dann. Tschüss.
Tamara
00:59:24
Bis dann.
Armin
00:59:25
Vielen Dank, liebe Vera, liebe Tamara und ganz tolle Fragen. Vielen Dank.