Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

DZVDT #236 - Özge Inans Aufenthaltsstipendium: Schreiben im Luxushotel und andere Förderungen

Vier Wochen mietfrei im 4-Sterne-Hotel residieren, um in Ruhe zu schreiben … Klingt wie ein Traum? Für Autorin und Journalistin Özge Inan ist er wahr geworden, denn sie hat sich für ein Aufenthaltsstipendium beworben und dieses auch erhalten!

31.10.2024 68 min Staffel 5 Episode 236

Zusammenfassung & Show Notes

Vier Wochen mietfrei im 4-Sterne-Hotel residieren, um in Ruhe zu schreiben … Klingt wie ein Traum? Für Autorin und Journalistin Özge Inan ist er wahr geworden, denn sie hat sich für ein Aufenthaltsstipendium beworben und dieses auch erhalten!
Wie ihr das gelungen ist, was sie dafür nun leisten muss und welche Arten von Stipendien es eigentlich gibt, erzählt sie den Zweien von der Talkstelle ebenso, wie was es mit ihr gemacht hat, im absoluten Luxusumfeld schreiben zu dürfen. 

Vier Wochen mietfrei im 4-Sterne-Hotel residieren, um in Ruhe zu schreiben … Klingt wie ein Traum? Für Autorin und Journalistin Özge Inan ist er wahr geworden, denn sie hat sich für ein Aufenthaltsstipendium beworben und dieses auch erhalten!

Wie ihr das gelungen ist, was sie dafür nun leisten muss und welche Arten von Stipendien es eigentlich gibt, erzählt sie den Zweien von der Talkstelle ebenso, wie was es mit ihr gemacht hat, im absoluten Luxusumfeld schreiben zu dürfen.

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Özges Roman 'Natürlich kann man hier nicht leben': https://www.amazon.de/Nat%C3%BCrlich-kann-hier-nicht-leben/dp/B0CBN71PZB

Özges Aufenthaltsstipendium:
https://www.bleiche.de/bleiche_preistr%C3%A4ger-1211

Seiten mit aktuellen Ausschreibungen
https://www.literaturport.de/preise-stipendien/
https://www.autorenwelt.de/verzeichnis/foerderungen

Özges Buchtipps:
'Kleine Probleme' von Nele Pollatschek
https://www.amazon.de/Kleine-Probleme-Roman-Nele-Pollatschek/dp/3869712406/

'Was man von hier aus sehen kann' von Mariana Leky
https://www.amazon.de/Was-man-hier-sehen-kann/dp/383216457X/

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Transkript

Vera
00:00:00
Hier ist Folge 236 von die 200 Talk-Stelle und wir haben Özge Inan zu Gast. Sie lebt den Traum aller Autoren und Autorinnen. Sie hat ein vierwöchiges Aufenthaltsstipendium gewonnen in einem Fünf-Sterne-Hotel im Spreewald und erzählt, wie das so ist, wenn man da sitzt im Luxus und schreibt.
Tamara
00:00:21
Was sie dafür tun musste und was sie für ein Fazit zieht, Wie man am besten vorgehen kann, um sich für Stipendien zu bewerben, erzählt sie und alles. Ich fand es super spannend. Hört auf jeden Fall rein. Die zwei, Herzlich Willkommen zu Folge 236 und mir gegenüber sitzt in einem fast frühlingshaften lindgrünen Pullover, der den Herbst so ein bisschen ausschaltet. Die bezaubernde Vera nennt mich und denkt sich gerade, was ich, Tamara Leonhardt, für einen Blödsinn rede.
Vera
00:01:10
So ist es.
Tamara
00:01:11
Ganz Gedanken lesen.
Vera
00:01:13
Genau so ist es. Ja, aber ich bin ja, freue mich ja auch, dass du da bist und vor Energie nur so sprudelst, das kann ich ja heute gebrauchen, weil, Ich muss gestehen, ich hänge ein bisschen durch. Man steckt das ja nicht mehr so weg. Letzte Woche war irgendwie so aufregend. Ich hatte ja Probe wegen meinem Event mit dem Chor. Das war so toll. Dann hatte ich Samstagabend Gäste hier. Die werden bei mir immer opulent mit vier Gängen bekocht. Das war natürlich entsprechend Aufwand. Die waren auch dann erfreulich lange da. Es war eine sehr schöne Runde. Und den einen oder anderen Wein gab es auch. Und dann bin ich so den Sonntag nicht so wirklich in die Gänge gekommen. Wir nehmen jetzt am Montag auf und ich stolpere so den Tag. Und hatte dann heute Mittag so, habe ich so gedacht, ich hätte jetzt total Lust auf ein Stückchen Kuchen. Und dann habe ich mich in meinen Mantel geschmissen und bin ins Dorf gegangen, zur hiesigen Bäckerei, um mir ein Stückchen Kuchen zu holen. Und als ich da reinkam, rief eine Stimme mir nach. Ich lese gerade ihr Buch. War das die Chefin? Ich gönne die, so oft gehe ich gar nicht in die Bäckerei. Aber ja, sie würde sich jetzt die Reihe hochlesen. Sie hätte bei den toten Tanten begonnen. Und dann jetzt von vorne, jetzt wäre sie schon in Teil 3. Und wäre ja alles so schön. Und ja, habe ich gedacht, na, das ist dann ein Wink des Schicksals, wenn du hier so durch den Tag schlurfst, dass du mal wieder so einen kleinen Endorphinschub kriegst.
Tamara
00:03:00
Ja.
Vera
00:03:01
Wobei ich mich ja immer frage, wie reagiert man eigentlich richtig, wenn sowas passiert? Ich bedanke mich ja immer nett und sage, oh, wie schön und vielen Dank. Ist vergnügen. Und jedes Mal, wenn ich dann da weggehe, denke ich, hätte man, müsste mal was anderes sagen, erwarten die Leute noch irgendwas? Wie ist das bei dir, wenn du so von Fans umringt wirst?
Tamara
00:03:27
Keine Ahnung. Ja, aber was willst du noch groß? Also ich meine, du kannst fragen, wie es gefällt oder ob irgendwas besonders gut gefällt oder so, aber keine Ahnung.
Vera
00:03:39
Also so Detailfragen brauche ich mich nicht. Ich stelle nie Fragen, bei denen du nicht mit allen Antworten zufrieden wärst. Von daher, oder besser, deren Antworten du nicht kennst. Von daher bin ich da immer ein bisschen zurückgehalten. Ich weiß es nicht, es ist ja auch einfach so. Also vielleicht gibt es bei euch da draußen den einen oder anderen oder die einen oder andere, die es gewohnt sind, von Fans angesprochen zu werden und genau weiß, wie man reagiert und was man sagt. Ich bin da für jeden Tipp sehr dankbar. Ich bin da immer total unsicher und denke jedes Mal, oh, vielleicht hast du jetzt was Falsches gesagt.
Tamara
00:04:19
Ja, man ist halt manchmal auch so überrumpelt. Also auf der Messe wurde ich auch angesprochen, jetzt nicht wegen dem Schreiben, sondern hey, ich höre immer euren Podcast und wollte kurz Hallo sagen und da freue ich mich total und bin aber dann manchmal auch so überrumpelt, dass ich hinterher denke, hat das jetzt irgendwie abweisend gewirkt oder so?
Vera
00:04:41
Ja, also ja, was soll man dazu sagen, also wir nehmen da gerne mal Ratschläge entgegen, wie man reagiert, oder was jemand, der so, also ein paar Menschen sind uns ja begegnet, vielleicht kämpfen die seit Jahren dann damit, dass wir falsch reagiert haben, und jetzt wäre der Moment, sagt es uns und sagt, was wir haben.
Tamara
00:05:06
Ich glaube, so wichtig war es dann doch nicht.
Vera
00:05:09
Ja, wer weiß.
Tamara
00:05:11
Aber ich würde jetzt gerne nochmal auf diesen Punkt zurückkommen, dass du so ein bisschen erschöpft bist nach diesen aufregenden Ereignissen diese Woche, anknüpfend daran, dass du noch diesen schönen Persönlichkeitstest machen wolltest und uns erzählen wolltest, was dabei rausgekommen ist, der Myers-Briggs-Test. Da geht es ja auch um die Frage, wo du deine Energie herholst.
Vera
00:05:33
Stimmt, ich habe jetzt das Ergebnis ja nicht mehr genauso vor Kopf. Ich habe es dir geschickt.
Tamara
00:05:41
Ich glaube, du warst einfach in allen Punkten das exakte Gegenteil von mir.
Vera
00:05:46
Nee, also ich glaube, das N... Doch, ich habe kein N, stehe ich jetzt gerade. Also, ich bin Exekutive. E-S-T-J-T ist die Abkürzung. Also, ich bin zu 74% extravertiert. Zu 57% realistisch, zu 71% logikfokussiert, zu 51% planend und zu 56% stürmisch.
Tamara
00:06:17
Was ist stürmisch?
Vera
00:06:18
Das hat mich jetzt ein bisschen überrascht. Alles andere kann ich mit leben, aber stürmisch? Ich habe mich bisher nie so als stürmisch empfunden.
Tamara
00:06:27
Aber ich fand es ganz interessant, tatsächlich bei jedem Buchstabenpaar haben wir die genau gegenüberstehenden Gegensätze. Und vielleicht ist das, weswegen das mit uns hier so gut funktioniert, weil wir uns so schön ergänzen.
Vera
00:06:41
Ja, Gegensätze ziehen sich an. Wobei ich ja speziell bei dem ersten Punkt, extrovertiert oder introvertiert, da hast du gelogen, Tamara, definitiv.
Tamara
00:06:51
Warum?
Vera
00:06:52
Weil bei dir ist doch introvertiert rausgekommen.
Tamara
00:06:54
Ja.
Vera
00:06:55
Ja, ich sage ja, hast gelogen.
Tamara
00:07:00
Ich glaube, du kennst auch die Momente, in denen ich dir geschrieben habe, so, ich bin jetzt einfach mal die nächsten zwei Wochen nicht verfügbar, ich muss jetzt unter der Decke verschwinden und Kraft schöpfen.
Vera
00:07:10
Ja, das muss ich auch. Ich schicke mir das nur nicht immer. Ich mache das einfach. Und das mitzuteilen ist doch eher extrovertiert. Also wenn sie es so machen würde, wie ich, niemandem davon zu erzählen, dann ist das so.
Tamara
00:07:22
Nee, das ist ja das Missverständnis. Es geht ja bei Introvertiert, Extrovertiert nicht darum, ob du jetzt schüchtern bist oder Dinge erzählst, sondern ob du Energie bekommst aus dem Kontakt mit anderen. Wie zum Beispiel, wenn dich jemand auf der Straße anspricht und dir erzählt hier ein neues Buch und dann kommst du in den Austausch und das gibt dir neue Energie. Oder ob du das vielleicht durchaus genießt, aber dann eben nach sowas wie einer Messe auch wirklich einen Sonntag brauchst, wo du einfach nur alleine bist, stumpfsinnig an die Wand guckst und einfach in dir selbst versinkst und die Energie wieder aus dir selber rausziehst. Wobei, ich meine, es ist ja wie alles im Leben, ist es ja auch ein Spektrum. Also es gibt ja nicht nur on oder off. Von daher...
Vera
00:08:08
Also eine gewisse Schnittmenge wird es zwischen uns schon auch geben.
Tamara
00:08:13
Ja, ein bisschen schon.
Vera
00:08:16
Ja. Und dann habe ich dir, ach, das muss ich auch noch schnell loswerden, habe ich dir von meinem großen Amazon-Ads-Foppa erzählt. Nein. Ich bin auch manchmal so dämlich.
Tamara
00:08:27
Kann ich aus deinen Fehlern lernen?
Vera
00:08:29
Ja, wobei, so blöd wärst du nicht. Nee, wirklich. Ich habe so gedacht, ein neues Buch, komm, machst du mal so ein bisschen zur Unterstützung eine Amazon-Ad. Aber ich habe ja viel Erfahrung gesammelt und habe jetzt mittlerweile so ein Set, nicht so viel, so 20 Keywords, von denen ich weiß, dass die ganz gut funktionieren. Und da habe ich gesagt, da machst du jetzt mal eine sehr begrenzte Aktion, nimmst nur diese 20 Keywords, auch... Nicht so mit weitergehen, also man kann ja mal angeben, genaue Bedeutung, also nur das genaue Keyword oder die Gruppe, also da muss der ganze, die ganze Wortgruppe irgendwo vorkommen oder so weitgehend, also dann wird da ein bisschen weiter interpretiert. So, das habe ich meistens alles eingeschränkt. Ich wollte genau die, von denen ich jetzt in den letzten Monaten gelernt habe, da gibt es schon mal ein paar Klicks und Verkäufe. So ganz begrenzt. Auch kleines Budget. Stell das so ein und warte so. Guck am nächsten Morgen ist die Anzeige keinerlei Impressionen. Okay, ich dachte, braucht der Algorithmus noch ein bisschen. Hab ja nicht so viele Keywords. Das dauert. Nächster Morgen keine Impressionen. Ich dachte, was ist jetzt los? Wie lange braucht Amazon denn, bis die das gelernt haben? So, dritter Tag, immer noch keine Impressionen.
Tamara
00:09:57
Okay.
Vera
00:09:58
Da habe ich mich erst mal gefragt, ja, vielleicht sind das doch zu wenig Keywords oder so. Hab da noch ein paar mehr und hab bei dem einen oder anderen da doch mal so Wortgruppe, also das ein bisschen breiter gemacht. Vielleicht braucht der einfach ein bisschen was. Okay. Nächster Tag, keine Impressionen. So, wieder ein bisschen mehr aufgeschraubt. Nächster Tag, keine Impressionen. So ging das mehrere Tage weiter und ich habe immer weiter aufgeschraubt. Irgendwann habe ich gesagt, scheiße, und habe den ganzen, alles was für Keywords habe da rein. Na, verdammte Scheiße, Amazon, irgendwann wirst du doch meine Anzeige ausspielen.
Tamara
00:10:37
Als Suchbegriff Wollsocken.
Vera
00:10:40
Ja, also ich habe wirklich alles da rein. Ich wollte jetzt, verdammt nochmal, das kann doch nicht sein, dass es tagelang keine Impressionen gibt. Und so, alles hinein. Was gehört? Nächster Tag geguckt, keine Impressionen. Und ich habe schon gedacht, da ist was kaputt. Habe ich gegen Richtlinien verstoßen. Ich da auf den Hilfeseiten bei Amazon. Was tun, wenn es keine Impressionen gibt. Alles überall rumgeklickt. Und ich mache das ja immer auf meinem Tablet. Und ich klicke so rum und klicke so rum. Auf irgendeinem Link bin ich dann wieder in meiner Anzeige und dann sehe ich, dass ich wohl auf dem Browser-Tab, der auf meinem Tablet immer offen ist, den Anzeigemonat vor Monat eingeschaltet hatte. Ich schalte dann auf den jetzigen Monat und sehe raus, dass ich tierisch viel Geld verbracht habe.
Tamara
00:11:40
Scheiße. Das ist was Bescheuertes.
Vera
00:11:45
Das hat sich die blöde Browserfenster dann aber auch gemerkt und mir ist das nicht aufgefallen.
Tamara
00:11:50
Hast du wenigstens Papyrsia verkauft?
Vera
00:11:53
Ja, aber ich habe bestimmt 60, 70 Euro komplett nutzlos verbrannt. Mann, nee.
Tamara
00:12:00
Oh Mann.
Vera
00:12:03
Und ich wollte das mal so klein und fein machen, ja.
Tamara
00:12:07
Super. Ei, ei, ei. Also, merke, immer auf die Details achten.
Vera
00:12:16
Ja, genau. Vorher mal genau. Brause auch, wenn es am besten mal zumacht, mal neu aufrufen.
Tamara
00:12:21
Und ich wollte, während du erzählt hast, noch sagen, did you try to turn it off and on again? War gar nicht so falsch.
Vera
00:12:33
Nee, so falsch war es nicht.
Tamara
00:12:35
Ach ja, sehr schön.
Vera
00:12:37
Ja, soviel zu meinen Ereignissen.
Tamara
00:12:40
Ja, da kann ich nicht wirklich mithalten. Ich kann nur sagen, dass ich sehr begeistert bin, dass ich, seit wir das letzte Mal gesprochen haben, wirklich jeden Tag, also jeden Werktag, ein Kapitel meines Manuskripts überarbeitet habe, schön im Zeitplan bin und hurra, ich freue mich.
Vera
00:12:57
Ja, sehr schön.
Tamara
00:12:59
Mehr habe ich nicht.
Vera
00:13:00
Gut, ja ist doch gut. Und dann lassen wir uns jetzt mal von unserem heutigen Gast begeistern. Wir haben nämlich heute genau den passenden Gast, die passende Person bei uns, um mich so richtig aufzuheitern, weil sie ist eine Gewinnerin, absolut. Und was sie genau gewonnen hat und was sie damit macht, das wollen wir heute besprechen. Wir freuen uns auf die Autorin und Journalistin Özge Inan. Hallo Özge.
Özge
00:13:29
Hallo, schön, dass ich hier sein darf.
Tamara
00:13:31
Hallo.
Vera
00:13:32
Ja, wir freuen uns sehr. Ja, dann wollen wir direkt mal so ein bisschen anfangen. Du hast gewonnen und was genau hast du gewonnen?
Özge
00:13:42
Ich habe ein Stipendium gewonnen und zwar ein Aufenthaltsstipendium in der Bleiche. Das ist ein Hotel Spreewald in Brandenburg und ich durfte die vergangenen vier Wochen jetzt hier verbringen.
Vera
00:13:54
Ja, also was genau? Ein Aufenthaltsstipendium. Das heißt, du hast dich beworben um, wie lange ist das dann jetzt? Vier Wochen oder wird es noch länger?
Özge
00:14:04
Nee, genau, das sind vier Wochen und man konnte sich die entweder einteilen in zweimal zwei Wochen oder die vier Wochen am Stück. Und weil das erstens zeitlich gar nicht anders gegangen wäre und ich das auch nicht anders hätte haben wollen, habe ich die vier Wochen am Stück genommen, jetzt im Oktober.
Vera
00:14:19
Das heißt, du verbringst jetzt vier Wochen am Stück deine Tage in einem, wenn ich das so dein Bild so betrachte, doch ganz luxuriösem Hotel.
Özge
00:14:30
Genau, es hat auch einen Spa, es hat einen Sportbereich, es hat einen Pool. Man kann hier ungefähr alles machen, was das Herz begehrt. Man kann sich ein Fahrrad ausleihen, man kann schön im Spreewald irgendwie spazieren gehen. Das ist ganz schön traumhaft gewesen und neigt sich jetzt leider dem Ende zu.
Tamara
00:14:46
Das hört sich ja fantastisch an. Ich habe auch mal so ein bisschen geschaut. Also dieses Hotel, das macht ja auch einiges in Sachen Kultur und Literatur. Da gibt es viele Lesungen. Das heißt, ist das Ganze an eine Bedingung geknüpft? Bist du offiziell da, um zu schreiben oder kannst du dich einfach mal, kannst du mal deine Seele baumeln lassen, um danach wieder inspiriert zu sein oder was genau erwartet man denn von dir, wenn du da jetzt so schön in deinem Zimmer sitzt?
Özge
00:15:16
Ich bin schon offiziell da, um zu schreiben und... Denke, dass, also wobei mir gesagt wurde, dass ich von allen Stipendiaten bisher wohl die fleißigste bin und man mich am meisten irgendwie schreiben sieht, was aber auch damit zusammenhängt, dass ich diese Zeit hier nutzen muss, mehr oder weniger, weil ich im November nochmal was ganz anderes anfange und bis dahin eben mit meinem Roman so weit kommen will wie möglich. Aber es wird erwartet natürlich, dass man an seinem momentanen Projekt arbeitet. Sei es, man fängt es neu an, sei es, man ist mittendrin, sei es, man stellt es fertig. Aber es soll eben im Zusammenhang mit einem Projekt sein. Das muss man bei der Bewerbung dann auch angeben, was für ein Projekt das ist. Und außerdem muss man einmal pro Woche eine Lesung halten für die Hotelgäste. Und ganz am Ende soll man eine Kurzgeschichte beitragen für eine Anthologie, die jedes Jahr mit den Beiträgen der Stipendiaten erstellt wird.
Tamara
00:16:12
Okay, okay.
Vera
00:16:13
Das heißt, die haben mehrere, haben die jeden Monat eine Stipendiatin oder Stipiaten?
Özge
00:16:17
Die haben einen pro Jahreszeit.
Tamara
00:16:20
Okay.
Özge
00:16:20
Also ich wäre theoretisch im Frühjahr nächsten Jahres erst gewesen, aber ich habe mich gleichzeitig auf dieses Stipendium und auf eine Journalistenschule beworben und bin furchtbar ganz schrecklich bei beidem reingekommen. Schreck.
Vera
00:16:37
Du hast aber echte Glücksstraining gerade. Hast du auch Lotto gespielt?
Özge
00:16:42
Hätte ich mal machen sollen. Also beides hat glücklicherweise geklappt. Und das hieß aber dann eben auch, dass ich meinen eigentlich anvisierten Zeitpunkt, Frühjahr 2025, für dieses Stipendium nicht antreten konnte. Weil im November, jetzt im November 2024, die Journalistenschule losgeht und anderthalb Jahre dauert. Und dann war das, ehrlich gesagt, ein ziemlich Hickhack-System. Das noch umzudisponieren. Und ganz am Anfang habe ich gedacht, ja mein Gott, dann sage ich der Journalistenschule halt, tut mir leid, ich muss jetzt einen Monat Stipendiatin sein. Aber das ist bei dieser Journalistenschule wohl nicht der Fall, dass das irgendwie geht. Was ja auch seine guten Gründe hat. Aber ich habe das irgendwie ganz anders eingeschätzt und habe dann einen Freund von mir, einen Kollegen gefragt, der diese Journalistenschule eben absolviert hat, ob das so eine gute Idee ist. Und er meinte, das machst du oft gar keinen Fall. Das fragst du die nicht mal. Du denkst es mal daran, die zu fragen, weil die eben wirklich Wert darauf legen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre ganze Zeit eben der Schule widmen. Und die Leute hier vom Stipendium, die das organisieren, hatten natürlich wiederum dafür wenig Verständnis und waren so, hä, hallo, wir bieten dir vier Wochen in dem geilsten, fettesten Hotel an und du sagst, du kannst nicht, weil du zur Schule musst. Also ganz, ganz stressiges Hin und Her. Aber am Ende hat es gut geklappt. Also muss man auch sagen, die Leute sind flexibel, haben sich flexibel gezeigt und gesagt, okay, dann fragen wir bei den anderen Stipendiaten, ob einer eben seinen anvisierten Zeitpunkt tauschen kann. Und eine Filmregisseurin, die auch ein Stipendium bekommen hat, hat dann gesagt, okay, dann tausche ich. Und dafür war sie dann eben zwei Wochen im September da und nach zwei Wochen nochmal im Frühjahr und ich konnte jetzt dann in den Oktober nehmen.
Tamara
00:18:28
Sehr schön. Ja, mich hat ja schon immer mal interessiert, man hört immer mal wieder so von StadtschreiberInnen, was irgendwie so nach Mittelalter klingt, so der mit der, schönen Papyrusrolle. Das geht ja so ein bisschen in die Richtung. Jetzt habe ich ehrlich gesagt den Faden verloren, weiß gar nicht, was ich dich fragen soll, aber da du ja hier die Journalistin bist, kannst du ja vielleicht die Frage ergänzen.
Özge
00:18:57
Wahrscheinlich wolltest du wissen, wie man sich das im Verhältnis zu den Stadtschreibern eben vorstellen kann, was hier passiert. Oder du hast irgendwas im Zusammenhang mit den Stadtschreibern gehört und wolltest wissen, ob es stimmt.
Tamara
00:19:09
Also eigentlich weiß ich gar nicht wirklich viel über die StadtschreiberInnen, wollte schon immer mal so jemanden hier haben, aber jetzt sind wir ja quasi nah dran, von daher ja.
Vera
00:19:20
Also du kommst schon mal nicht auf die Journalistenschule.
Özge
00:19:26
Ich denke, der Hauptunterschied ist wahrscheinlich, dass die StadtschreiberInnen ja, von denen wird ja erwartet, dass sie sich in die Kunstszene der Stadt einbringen. Das sind ja dann auch meistens kleine Städte, die sowas machen, weil sie eben überhaupt erstmal eine Kunst- und Kulturszene sich aufbauen wollen. Und da wird dann eben genau das von den Leuten sich gewünscht, dass die Workshops geben, Lesungen geben, dass sie ein bisschen, dass sie präsent sind, dass man die auch sieht. Und da kommen wir, würde ich sagen, auch schon zu der Gemeinsamkeit, weil. Weil mir ein bisschen durch die Blume gesagt wurde, dass es immer wieder auch Stipendiaten gibt in diesem Hotel. Die sieht man dann gar nicht, die verbringen die ganze Zeit in ihrem Zimmer. Und dass das eben nicht so gern gesehen ist. Also dass man schon auch möchte, dass dieses Kulturengagement, das dieses Hotel ja zeigt, auf eigene Kosten, dass das auch einfach nach außen sichtbar ist. Also dass die Autorin der Autor ansprechbar ist, dass man die sieht, dass man die schreiben sieht, dass sie auch in der Buchhandlung zum Beispiel rumhängen. Die Buchhändlerin hier im Hotel, eine super tolle Frau, die übrigens Buchnamen mit Nachnamen heißt, wie krass das ist, die freut sich zum Beispiel immer sehr, wenn ich in der Buchhandlung dann sitze und schreibe, was man auch kann. Ich sitze mal im Foyer, mal im sogenannten Engelgarten. Das ist so ein Raum im Prinzip mit vielen Engelsfiguren. Deswegen heißt es ja Engelgarten. Es ist überall sehr indirektes Licht. Könnte ich auch im Hintergrund sehen. Überall sehr gemütlich eingerichtet. Viel Couch, viel Polster, viel Kissen. Also einfach, dass man sich wohlfühlt und in einer solchen Wohlfühlatmosphäre schreiben kann.
Vera
00:21:04
Und überall hoffentlich gutes WLAN. Das gehört ja dann auch dazu.
Özge
00:21:07
Das ist nämlich das Ding, interessanterweise, Tamara weiß das vielleicht, weil sie ja das Hotel recherchiert hat, die sind hier ein bisschen gegen WLAN. Die sind gegen WLAN? Auf dem Zimmer, der Stipendiat, die Stipendiatin hat auf dem Zimmer WLAN, ausnahmsweise, normalerweise gibt es auf den Zimmern keinen WLAN, normalerweise gibt es nur WLAN unten im Foyer. Und es reicht aber weit genug, für mich zumindest an meinem Laptop, reicht das immer weit genug, dass ich überall, wo ich schreiben will, auch schreiben kann. Aber dafür ist auf jeden Fall gesorgt. Wäre man jetzt ein normaler Gast, hätte man auf dem Zimmer keinen WLAN. Brauche ich aber auch nicht, weil ich schreibe nicht auf dem Zimmer. Ich kann nicht irgendwo schreiben, wo ich auch schlafe und auch abhänge. Ich brauche so einen Ortswechsel immer.
Vera
00:21:51
Ja, ich finde das schön. Ich gehe ja gerne auch mal in einen Café. Und Tamara und ich, wir waren ja beide auch schon mal in Baden-Weiler in so einem Hotel. Jetzt waren nur drei Tage. Aber ich finde es doch da immer schön, mich dann ins Café oder in irgendeine schöne Ecke zu setzen und zu schreiben. Ich finde exakt auch so. Also das finde ich super. Ich wäre für das Hotel durchaus geeignet. Dann fragen wir doch mal vorne. Wobei kein WLAN auf dem Zimmer.
Özge
00:22:21
Als Stipendiat eben schon.
Vera
00:22:23
Also dann ist das der Weg.
Tamara
00:22:25
Ich könnte mir vorstellen, dass das ganz hilfreich ist, wenn man mal wirklich runterkommen will, dass man dann eben nicht dauernd mal eben Instagram checkt.
Özge
00:22:33
So ist es gedacht.
Vera
00:22:34
Instagram kannst du auch ohne WLAN checken auf dem Handy.
Özge
00:22:38
Nicht in Brandenburg, Vera, sei dir nicht so sicher.
Vera
00:22:42
Okay.
Özge
00:22:43
Nein, immer Spaß. Auch das mobile Netz ist hier schon ganz in Ordnung.
Vera
00:22:47
Ja, ja. Also wenn diese Selbstdisziplin nicht hat, die Dinge auch einfach mal wegzutun, und dann hilft sowieso auch da alles nicht. Aber das ist ein anderes Thema. Aber jetzt wollte ich mal, damit ich jetzt weiß, wie ich vorgehen muss, damit ich dann auch demnächst mal in so einem schönen Zimmer da residiere. So, wie fing das denn an? Wie hast du erfahren, dass es das gibt? Was hat dich dazu geführt, dich überhaupt zu bewerben?
Özge
00:23:11
Also ich bin jemand, der immer die Augen für sowas offen hat. Ich bin sicher, ihr seid auch so. Eine Sache auf Topic, danach komme ich wieder zu der Frage zurück. Ich bin ja Hörerin des Podcasts und deswegen habe ich die ganze Zeit das Gefühl, ich weiß so viel mehr über euch, als ihr über mich wisst. Ich wusste zum Beispiel, Vera, dass du gerne in Cafés schreibst. Ich war so, ja, ja, voll, klar. Ich komme deswegen drauf, weil, Vera, du sagst es ja halt auch häufig, dass du eben die Augen offen hältst nach Möglichkeiten, nach Chancen, nach Dingen, die man machen kann. Und ich bin eben ganz genauso. Und vor allem bezüglich des Schreibens habe ich, ich sehe es jetzt gerade auf meinem Laptop, ich habe die beiden, ich habe zwei Seiten angepinnt oben unter anderem und zwar literaturport.de und autorenwelt.de und dort sind, Förderungen aller Art gesammelt, Literaturport immer ein bisschen ausgewählter, ein bisschen selektierter und dafür auch mit einem sehr viel schöner zu benutzenden Interface, wenn man mich fragt, eine sehr viel nützlichere Suchmaske und so, aber Autorenwelt hat dann eben auch so die bisschen kleineren Wettbewerbe und da kann man sehr gezielt nach solchen Stipendien suchen, vor allem bei Literaturport. Also da kann man auch zum Beispiel für die Self-Publisher unter uns einstellen, ob für die Bewerbung eine Verlagsveröffentlichung vorliegen muss oder nicht. Nach so Sachen kann man dann filtern, was da denn nützlich ist. Und ich habe sowas, wie gesagt, immer im Blick. Ich bewerbe mich hier und da immer wieder mal und das ist das erste Mal, dass es geklappt hat. Also ich bin nicht jemand, der in einer Tour eine Glückssträhne hat mit solchen Sachen, sondern ich habe mich jetzt auch nicht unzählige Male beworben, aber bestimmt auch fünf oder sechs Sachen, bis es hiermit halt funktioniert hat. Und ja, da könnte ich jetzt auch noch viel drüber reden, was man vielleicht beachtet bei der Auswahl von Stipendien, nachdem man sich überhaupt bewirbt, aber vielleicht erst mal den Prozess zu Ende. Also ich habe mich eben hier drauf beworben und ich habe mir deswegen Hoffnungen gemacht und auch ein gutes Gefühl gehabt, weil die Bewerbung ziemlich aufwendig war, muss ich sagen. Also man sollte eine Arbeitsprobe, in sechsfacher Ausführung beilegen.
Vera
00:25:17
Also auf Papier?
Özge
00:25:19
Physisch, ja. Wow, das hätte mich schon abgeschreckt.
Tamara
00:25:23
Da muss man für Post fahren.
Özge
00:25:25
Keine E-Mail-Bewerbung, keine E-Mail-Bewerbung, kein Formular, nichts. Nein, physisch den Antrag in sechsfacher Ausführung plus ein Exposé für das Projekt, an dem man dann hier arbeiten möchte, plus die Arbeitsprobe. Ich habe genau eine Arbeitsprobe an der Zahl und das ist mein Roman. Und ich habe dann eben aus meiner Kiste von meinen Autorenexemplaren sechs Stück schön genommen und habe ein Paket geschnürt mit sechsmal meinem Roman, sechsmal dem Antrag, schön per Hand alles ausgefüllt, sechsmal das Exposé. Ich glaube auch, da bin ich jetzt unsicher, ob man auch vom Verlag, ob ich vom Verlag eine Veröffentlichungsabsichtserklärung beilegen muss, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau. Aber auf jeden Fall, das Exposé, das weiß ich noch. Und auf dem Antrag, genau, dann eben was, also wer man ist und bla bla bla und was man bisher alles beöffentlicht hat. Und genau, dann habe ich dieses Paket eben abgeschickt und habe Ewigkeiten nichts mehr davon gehört. Und ehrlich gesagt, wie gesagt, weil es nicht meine erste Stipendienbewerbung war und weil die anderen auch alle nicht geklappt haben, habe ich irgendwann gedacht, okay, du hast von denen nichts mehr. Und dann kam eben ein Anruf. Ich habe mit einer E-Mail gerechnet, dann kam ein Anruf, unbekannte Nummer und dann steht ja immer beim iPhone, welches theoretisch sein, woher der Anruf kommt. Und dann hieß es, war da Burg Spreewald. Ich habe gedacht, alter, Burg Spreewald, das kann dieses Stipendium eigentlich nur sein. Und dann war es auch das. So lief das ab.
Vera
00:26:48
Ich bin froh, dass da nicht Spam-Verdacht stand.
Özge
00:26:53
Enkeltrick.
Vera
00:26:53
Ja, ja. Aber daraus schließe ich, wenn du von Verlagsveröffentlichungen sprachst, also dein Stipendium wäre jetzt etwas, was für Self-Publisher jetzt nicht offen steht, oder doch?
Özge
00:27:03
Ich meine, ja. Genau, das muss man nochmal genauer nachgucken.
Vera
00:27:06
Das ist offensteht oder nicht?
Özge
00:27:08
Ich meine, dass es leider nicht offensteht, genau. Das muss man nochmal nachgucken. Aber wie gesagt, da ist Literaturport wirklich eine gute Sache, weil man entsprechend filtern kann. Bei Autorenwälten ist das, glaube ich, auch relativ einfach ersichtlich. Und ja, das wäre schon mal die erste Sache, auf die man achten muss.
Vera
00:27:21
Ich sage mal so, da die alles noch ausgedruckt haben wollen, Glaube ich nicht, dass die selbst abgeschickt.
Tamara
00:27:29
Aber jetzt, also, das interessiert mich auch sehr, was du eben angekündigt hast, worauf man achten sollte, aber, zuerst fände ich es immer ganz spannend, eben weil es ja auch viel Aufwand ist, das kostet ja alles Zeit, in der du nicht arbeiten kannst, die Bücher da einzuschicken, kostet ja im Prinzip auch Geld. Was hat dich so daran gereizt?
Vera
00:27:48
Genau.
Özge
00:27:49
Die Aussicht, das machen zu können, ehrlich gesagt, Also, wie gesagt, ich hatte noch nie irgendein Stipendium.
Vera
00:27:56
Ich habe auch noch nicht geguckt.
Özge
00:28:01
Einfach die Aussicht, das irgendwie mal machen zu können, Der hat das Angebot halt, weiß ich nicht. Da war nichts groß mehr dahinter, als wäre irgendwie cool.
Tamara
00:28:13
Okay.
Vera
00:28:14
Aber du arbeitest jetzt, ich sag mal, Autorin oder Journalistin sein ist dein Job. Oder hast du noch einen anderen?
Özge
00:28:20
Nee, ich bin freiberufliche Journalistin. Und weil ich eben auf die Journalistenschule jetzt bald gehen werde, mit Journalismus ist ja immer so ein Job, den macht man in der Regel schon, bevor man ihn gelernt hat.
Tamara
00:28:30
Das ist auch bei mir.
Özge
00:28:32
Und das ist jetzt zeitlich eben sehr eng geworden. Also es geht am 4. November los.
Vera
00:28:36
Aber dann ist es bei dir auch möglich, zu sagen, vier Wochen. Also wenn ich jetzt einen Anruf bekäme und sage, sie können jetzt im Oktober vier Wochen kommen, ja, da müsste ich jetzt erst mal rödeln.
Özge
00:28:47
Das heißt, das ist sowieso, da finde ich, sollten wir auch noch drauf zu sprechen kommen, für wen es eben alles leider nicht geht, das zu machen. Oder solche Sachen zu machen. Stadtschreiber, generell Aufenthaltsstipendien, ist natürlich Leute, die irgendwie beruflich eingebunden sind. Das ist ganz klar.
Vera
00:29:03
Aber dann erzähl jetzt erst noch mal, was wolltest du jetzt gerade erzählen?
Özge
00:29:06
Ich finde, worauf man halt achten kann.
Vera
00:29:08
Genau, genau, das war's.
Özge
00:29:09
Ja, also ich glaube, Wolfgang Tischer betont das ja immer ganz doll, wenn man sich bei Wettbewerben bewirbt. Das Gleiche gilt, glaube ich, für Stipendien. Formale Vorgaben beachten. Klingt sehr banal, aber wird anscheinend oft nicht gemacht. Also wirklich alles, was die haben wollen, ganz präzise, sauber, genau so einreichen, wie sie es eben haben wollen. Dann auf solche Praktikabilitäten eben auch achten, wenn es jetzt ein Aufenthaltsstipendium ist, wann ist das, wo ist das, wie lange dauert das, wie kann ich mir das einteilen und so weiter. Und, Jetzt habe ich groß angekündigt, als hätte ich irgendwelche Geheimtipps. Habe ich gar nicht. Wissen, worauf man sich bewirbt. Ach so, und natürlich, über die Arbeitsstipendien können wir ja vielleicht auch noch reden. Da habe ich leider keine persönliche Erfahrung. Aber das sind ja die, wo man einfach Geld bekommt. Und genau, da kann man vielleicht auch sagen, da kann man sich ruhig auch bewerben, wenn man jetzt nicht zu 100 Prozent weiß, ob es was wird oder so. Ich kenne eine Kollegin zum Beispiel, die dieses Stipendium hier auch gemacht hat, das Aufenthaltsstipendium, was ich gerade mache. Deren Romanprojekt ist gar nichts geworden. Da kommt niemand hinterher und sagt, Entschuldigung, wo ist denn dein Buch, was du hier geschrieben hast?
Vera
00:30:24
Musst du irgendeine Art Vereinbarung unterschreiben mit irgendwas?
Özge
00:30:28
Also ja, aber da steht nicht drin, dass am Ende ein Projekt, also dass es irgendein Ergebnis haben muss.
Tamara
00:30:34
Die Kurzgeschichte wahrscheinlich.
Özge
00:30:35
Genau, bis auf den Anthologiebeitrag, das ist das, was sie haben wollen. Aber das, woran man hier arbeitet, ja, weil man es ja eh auch nicht so richtig kontrollieren kann. Also oft, gerade jetzt, wenn man mit Publikumsverlagen arbeitet, dann liegen da eh in Zweifel zwei Jahre dazwischen und dann weiß es keiner mehr. Und genau, bei meiner einen Kollegin, wie gesagt, die hat hier vier Wochen lang, an einem Projekt geschrieben und dann auch eine Agentur, glaube ich, gehabt und die Agentur wollte das dann irgendwie nicht zur Auktion bringen oder so.
Vera
00:31:04
Dann gib dir mal einen Tipp, die sollten vielleicht doch mal sich für die Self-Publisher interessieren. Du hast vorhin gesagt, dass du unter anderem jede Woche eine Lesung hält. Ist das dann immer der Stand von deinem Projekt jetzt oder irgendwas?
Özge
00:31:17
Unterschiedlich, also ich habe das ganz unterschiedlich gemacht ich habe tatsächlich, gibt es eine Anthologie, die gerade rausgekommen ist wo ich einen Beitrag habe, Und daraus habe ich vorgelesen zum Beispiel. Ich habe aus meinem ersten Roman vorgelesen und ich habe auch aus dem Roman vorgelesen, an dem ich jetzt hier gerade arbeite. Also im Prinzip alles gemischt. Man kann im Prinzip machen, was man will. Es ist nur sinnvoll, das Debütprojekt, oder muss ja nicht Debüt sein, war jetzt mein Debüt, aber das Projekt, mit dem man sich sozusagen beworben hat, die eine Veröffentlichung, die man schon hat, daraus auch was vorzulesen. Das Buch liegt dann eh in der Buchhandlung sehr prominent, die vier Wochen lang ist es dann mit meinem Foto und hier ist unsere Stipendiatin und die Anthologie, an der ich mitgearbeitet habe, die liegt jetzt auch dort gerade. Und das heißt, die wollen eben dann auch, dass man aus diesem Buch natürlich vorliest.
Tamara
00:32:07
Ja, das ist natürlich auch sehr, sehr schön. Also allein ein Hotel mit einer Buchhandlung ist ja schon geil. Und dass man dann da mit ausliegt und die anderen Gäste das ja auch mitbekommen, das ist sicher sehr, sehr spannend. Dein Debüt ist ja ein historischer Roman. Natürlich kann man hier nicht leben. Hast du dich jetzt mit einem ähnlichen Projekt beworben? Würdest du sagen, es gibt bestimmte Genres oder bestimmte Projekte, wo man vielleicht bei sowas eher eine Chance hat als mit anderen?
Özge
00:32:37
Ich glaube nicht. Also ich habe mit einer der Inhaberinnen des Hotels gesprochen auch. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie meinte, das ist sehr unabhängig von Stoff und so. Und es ist auch anders. Also das Projekt, an dem ich jetzt gerade arbeite, mit dem ich mich ja auch beworben habe, ist sehr, sehr anders als in meinem Debüt. Also es ist in der Gegenwart angesiedelt, es geht um was ganz anderes, es hat nichts mit der Türkei zu tun, es hat nichts mit Migration zu tun, es ist sehr, ja, hier und jetzt angesiedelt sozusagen.
Vera
00:33:03
Ja, wie ist das denn, also ich meine, es gibt ja so verschiedene Filme von Menschen, die im Hotel leben, so, wie muss ich mir das vorstellen? Sitzt du dann da an so einem Tisch und die Gäste werden an dir vorbeigeführt, so wie im Zoo? Hier ist unsere Antwort.
Özge
00:33:28
Sie sehen, zu unserer Linken.
Vera
00:33:31
Genau, oder wirst du von Gästen angesprochen, duzt du dich jetzt mit dem Barkeeper und der immer schon dein Lieblingscontain bereitstellt, wenn du kommst. Erzähl mal, wie ist das Leben im Hotel?
Özge
00:33:43
Ja, also diese letzteren Sachen tatsächlich schon. Also, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter irgendwann wissen, wie man so tickt, das geht ganz schnell. Also, das fand ich auch krass, weil ich war natürlich auch schon vorher im Hotel, aber erstens noch nie so lange und erstens noch nie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Das heißt, die Leute sind hier ganz anders geschult. Und ich hatte nach ein paar Tagen jeden Morgen Cappuccino mit Hafermilch bestellen. Ging das irgendwann nur noch so, dass die gesagt haben, Cappuccino mit Hafer, also Hafer, Cappuccino. Und ich dann ja. Und dann haben die den gebracht und so. Aber ich glaube, ehrlich gesagt, das ist relativ gastunabhängig. Ich glaube, die versuchen das jedem hier zu bieten, weil es halt einfach dieses Segment ist. Und ansonsten, wie ist es im Hotel zu leben? Also ich muss sagen, ich hoffe, ich darf das erzählen.
Vera
00:34:31
Du darfst alles erzählen bei uns.
Özge
00:34:32
Von euch aus, ja, aber vom Hotel. Ich fühle mich so wohl hier, dass ich teilweise unten in der Lobby einfach auf Socken rumlaufe und so. Also es ist ein bisschen wie mein Wohnzimmer geworden. Die sind auch überall sehr weiche Teppiche ausgelegt. Das lehnt auch ein bisschen dazu ein, muss man auch sagen. Ja, ich habe auch anfangs, habe ich mich jeden Morgen geschminkt, wenn ich dann runtergegangen bin und so, habe ich auch dann irgendwann gelassen, laufe nur noch in bequemen Sachen rum, also es ist ein bisschen, als wäre das Hotel meine Wohnung und ich gehe jetzt irgendwie von meinem Schlafzimmer in mein Wohnzimmer oder so, wenn ich runter in die Lobby gehe. Und ich habe auch überlegt, also die krasseste Erkenntnis eigentlich aus diesen vier Wochen ist für mich, wie viel Zeit normalerweise drauf geht für banalen Scheiß. Also Wäsche waschen, Essen überlegen, Organisieren, Essen kaufen, Essen kochen, Bett machen, Bettwäsche wechseln, keine Ahnung, dieser ganz Kram, um den ich mich einfach nicht kümmern muss. Keine Ahnung, ich tropfe im Bad Zahnpasta auf den Boden und lasse das einfach so, weil ich weiß, es wird sowieso in zehn Minuten aufgewischt, sobald ich jedes Zimmer verlasse. Es ist absurd. Auf einmal ist der Tag so unfassbar lang. Wirklich. Und ich bin niemand, der sonst unfassbar viel Care-Arbeit leisten muss zu Hause. Ich habe eine kleine Wohnung, ich habe keine Kinder, ich habe keine Haustiere, ich habe einen wunderbaren Freund, der oft mehr Hausarbeit macht als ich. Das heißt, mein normaler Workload ist schon wirklich so niedrig, wie er sein kann, ohne Personal zu haben. Und trotzdem wurde unfassbar viel Zeit frei in diesen letzten vier Wochen, dadurch, dass ich mich nicht um mich selbst... Das Einzige, was ich machen muss, ist Körperhygiene. Duschen muss ich selber, Zähne putzen muss ich selber, aber alles andere wird übernommen. Und es ist unglaublich, Leute, was das für Kapazitäten freisetzt. Und mein zweiter Gedanke, als mir das aufgefallen ist, war, Alter, so ist das Leben von Autoren, deren Frauen die Hausarbeit machen, einfach immer. Immer gewesen. Jahrhunderte lang.
Vera
00:36:49
Wahrscheinlich für viele, nicht nur für Autoren.
Tamara
00:36:53
Eben.
Özge
00:36:53
Alles. Erfinder, Ärzte. Kein Wunder, dass diese ganzen Typen vermeintlich so genial waren. Die hatten ja auch den ganzen Tag Zeit für so ein Zeug.
Vera
00:37:02
Ja, wobei ich muss jetzt gerade an Udo Lindenberg denken, der lebt ja auch im Hotel Astoria. Könntest du dir das vorstellen, im Hotel ganz zu leben?
Özge
00:37:10
Für immer. Also ehrlich gesagt muss ich sagen, und jetzt kommen wir vielleicht zu den negativen Seiten, es wird irgendwann einsam, muss ich ehrlich sagen. Also wenn jeder, außer Frau Buchner, Frau Buchner ist sozusagen die Person, die einen hier so Gesellschaft leistet, und alle anderen, und auch Frau Buchner im Engeren, die sind ja auf Arbeit, muss man mal bedenken. Also jeder, mit dem man redet, ist auf Arbeit und im Fall der Serviceleute ist es auch noch ihr Job, irgendwie nett zu dir zu sein und dir eine gute Zeit zu machen. Das heißt, du quatschst eigentlich mit niemandem, der nicht gerade auf Arbeit ist. Ist auch ein bisschen meine Schuld, man hätte mehr mit den Gästen quatschen können. Die meisten Autoren kommen mehr mit den Gästen ins Gespräch als ich, muss man sagen. Dabei bin ich eine sehr gesprächige und extrovertierte Person.
Vera
00:37:54
Woran liegt es?
Özge
00:37:56
Ja, ich kann es nicht genau sagen. Ich bin, glaube ich, sehr, sehr gesprächig, wenn der Anlass einmal gesetzt ist. So wie jetzt hier, im Podcast. Ich habe kein Problem, euch voll zu quatschen. Oder auch jetzt irgendwie bei einem Sektempfang oder so. Ich habe kein Problem damit, dann in so einem Kreis, wenn ich denn mal drinne bin, dann auch irgendwie am Gespräch teilzunehmen.
Tamara
00:38:19
Der äußere Rahmen sagt, sprich jetzt.
Özge
00:38:22
Ja, genau. Aber diese Initiierung... Die irgendwie, weiß ich nicht, fällt mir irgendwie einerseits schwer und dann denke ich mir in dem Moment, wo ich dann so bin, so, okay, die sehen aus, als ob sie irgendwie Homies sein könnten, als ob ich jetzt mit denen mich gut unterhalten könnte. Und dann denke ich im nächsten Moment, denke ich auch so, wozu eigentlich?
Vera
00:38:40
Okay, ja.
Özge
00:38:42
Und dann kumuliert es nicht und dann ist man irgendwann einsam. Aber zum Glück, die letzten Tage durfte dann mein Freund mir Gesellschaft leisten.
Vera
00:38:47
Sprechen dich denn Gäste gar nicht an?
Özge
00:38:50
Selten mal. Also es kam mir jetzt, glaube ich, ein, zwei Mal vor und das war dann auch im unmittelbaren Anschluss an Lesungen, dass eben gesagt wurde, ach, sie sind doch die Autorin und so, aber normalerweise nicht.
Vera
00:39:01
Auch wenn du in der Buchhandlung stehst und da jeder sagt, da sitzt unsere Autorin und schreibt.
Özge
00:39:06
Ach so, ja, dann klar.
Vera
00:39:07
Dann schon.
Özge
00:39:07
Frau Buchner macht das auch. Die sorgt schon auch dafür, dass man irgendwie in Kontakt kommt mit Leuten. Ich hatte auch den ein oder anderen Austausch mit Gästen, das auf jeden Fall, aber weniger als andere Autoren, die hier waren, habe ich mir sagen lassen.
Vera
00:39:22
Ich würde da so ein Schild vor mir hinstellen. Bitte ansprechen.
Özge
00:39:28
Bitte mit Blitz fotografieren.
Vera
00:39:30
Ja, oder so. Musstest du schon Selfies machen als Star-Autorin da?
Özge
00:39:34
Nicht hier, aber generell ja. Nach Lesungen.
Vera
00:39:38
Ja gut, nach Lesungen, ja. Wir hatten im Vorgespräch das Thema, ich weiß nicht, ob du das dann schon hattest, wenn du auf der Straße angesprochen wirst von einem Menschen oder jetzt hier im Hotel und sagst, ich habe hier ein Buch gelesen, so toll. Wie reagiert man?
Özge
00:39:53
Ich bin immer ganz ehrlich und sage, dass mich das wahnsinnig freut.
Vera
00:39:57
Ja, genau.
Özge
00:39:59
Ich bin nicht eine von diesen, die sagt, oh, ich weiß nicht, wie wir reagieren. Also ich kann sehr gut mit Komplimenten umgehen, ehrlich gesagt. Also lächeln, Danke sagen, sagen, dass einen freut.
Vera
00:40:11
Ja, das sage ich auch immer. Aber ich denke immer noch, vielleicht willst du das noch mehr sagen. Naja.
Özge
00:40:16
Manchmal, wenn es ein längeres Gespräch ist und die Leute sagen, dass sie mir auf Instagram folgen. Und ich finde die cool, dann sage ich manchmal, ach, wie heißt du denn, ich folge dir mal zurück. Aber selten.
Vera
00:40:29
Die Generation, die mich anspricht, die ist nie auf Instagram. Du hast gerade schon erwähnt und wir haben im Hintergrund kurz vorbeigehen, dein Freund ist da. Also geht das schon? Das kannst du auch eine andere Person mal kommen lassen oder musst du für den bezahlen oder sowas?
Özge
00:40:45
Genau, man bezahlt was, aber man bezahlt einen sehr, sehr reduzierten Preis pro Nacht. Genau. Und ansonsten, man muss das vorher mit den Inhabern eben abklären. Man hat via Frau Buchner auch immer guten Draht zu den Inhabern. Die laufen hier auch rum und sagen einem Hallo und so. Das war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich mit ernsthaft reichen Leuten geredet habe. Auch spannend. Sehr, sehr, sehr nette Leute, muss man sagen.
Vera
00:41:08
Wo lebst du sonst?
Özge
00:41:09
Ich wohne in Berlin und jetzt auch in München.
Vera
00:41:13
Okay, also in beiden Städten gibt es auch reiche Leute. Ja, gut.
Özge
00:41:18
Aber es ist ja nicht so, dass man mit jedem, der in Berlin wohnt, dann schon mal geredet hat, weil man in Berlin wohnt.
Vera
00:41:24
Okay, das stimmt.
Tamara
00:41:27
Wie ist das denn so mit den anderen, die jetzt auch gerade das Stipendium haben? Oder wechselt sich das ab, ihr kommt nacheinander? Es wechselt. Ach so, okay.
Özge
00:41:34
Es wechselt, leider. Ich fände es sehr cool, wenn alle gleichzeitig da wären, wie so eine kleine Clique. aber ich glaube, das wäre auch für das Hotel irgendwie ein bisschen too much.
Vera
00:41:42
Ja gut, die Hotel.
Tamara
00:41:44
Genau, weil du hattest uns einen Link geschickt, da steht fünf AutorInnen erhalten begehrtes Spreewald-Literaturstipendium. Das heißt, die sind dann jeweils zwei oder vier Wochen da und dann kommt die nächste Person.
Vera
00:41:57
Aber hast du ein paar kennengelernt davon?
Özge
00:41:59
Ich kannte eine schon und mit der habe ich dann auch vorher telefoniert, um zu wissen, was auf mich zukommt und ob ich irgendwas vorher wissen sollte oder so. Ich kannte die tatsächlich daher, dass sie mal eine Lesung von mir moderiert hat in Hamburg. Und ich, also ein paar kennt man vom Namen her, Sascha Stanisic hat es mal gehört zum Beispiel.
Vera
00:42:21
Oh ja, den kenne ich, ja.
Özge
00:42:23
Und, aber also den kenne ich jetzt nicht persönlich, den konnte ich nicht einfach anrufen. Nee, ansonsten nicht. Aber es wird auch, also eine ist tatsächlich in der gleichen Agentur wie ich, das heißt, ich habe dann das aus der Pressemitteilung meiner Agentur sozusagen erfahren, weil die dann gesagt haben, Paula Fürstenfeld und SGEInnen erhalten dieses Stipendium. Dann dachte ich, okay, wir sind also in der gleichen Agentur. Und es ist auch so, dass mit einer Münchnerin, weil ich ja jetzt nach München ziehe, mit einer Münchnerin, ich, also Verbuchner hat dann Kontakt hergestellt zwischen mir und ihr, weil wir jetzt dann beide in München wohnen.
Vera
00:42:58
Ja. Jetzt, du sagtest ja schon, also ist ja jetzt so Ende Oktober, das geht jetzt zu Ende. Was ist denn so dein dein Fazit, was nimmst du mit aus diesen Wochen?
Özge
00:43:12
Auf jeden Fall Verschiedenes. Also ich nehme zum einen mit, dass ich doch durchaus in der Lage bin, 3000 Wörter an einem Tag zu schreiben. Hielt es für unmöglich, aber es geht. Ich nehme mit ein bisschen, ich glaube, das ist voll eine gute Frage. Ich denke, das ist ganz so richtig.
Vera
00:43:31
Sehr, sehr.
Özge
00:43:33
Ich glaube, ich nehme mit, mir selbst ein bisschen noch mehr zu verzeihen, wenn ich das Gefühl habe, ich komme nicht rein ins Schreiben, weil ich jetzt eben weiß, wie sehr ich ins Schreiben reinkommen kann, wenn ich keinerlei Dinge sonst in meinem Kopf drin habe, die ich noch machen muss. Wenn mein Alltag mir sozusagen einmal aus der Hand genommen wird und ich auf mich und meine Geschichte und meine Figuren zurückgeworfen bin, wie sehr ich dann eben in der Lage bin, wirklich reinzutauchen. Das heißt, wenn ich jetzt mit der Journalistenschule anfange, also mein Roman ist hier bei weitem nicht fertig geworden. Ich bin jetzt ungefähr bei eine Hälfte bis zwei Dritteln.
Vera
00:44:13
Aber wenn du 3000 Wörter pro Tag schreibst, komme ich bei 30 Tagen auf 90.000, wie dick wird das Buch?
Özge
00:44:19
Okay, ich habe nicht 30 Tage, wir haben jeden Tag 3000 Wörter geschrieben. Ich habe an manchen, ich glaube 3000 habe ich an so zwei oder drei geschafft. Deswegen meine ich auch, ich meine, es ist möglich, dies zu schreiben. Aber ich habe an den, es war sehr unterschiedlich. Also in den ersten, in der ersten Woche bis zehn Tagen habe ich so mein normales Pensum gemacht, was dann immer so 700, 800 pro Tag ungefähr waren.
Vera
00:44:41
Das habe ich zu Hause auch.
Özge
00:44:42
Dann habe ich mit meinem Lecker telefoniert. In der ersten Woche war ich auch eher so, oh mein Gott, hier ist ein Pool mit Musik unter Wasser.
Vera
00:44:51
Wow.
Tamara
00:44:52
So war ich unterwegs.
Özge
00:44:54
Habe relativ in normalem Pensum mich dem Buch gewidmet. Habe dann auch ein anderes journalistischen Text noch gehabt, den ich fertig machen musste und so weiter. Also ich war eigentlich auf so einer Art Workation, heißt es doch, oder? Wenn man so arbeitet in den Ferien. Ich war eigentlich auf so einer Art Workation-Situation, in der ersten Woche bis zehn Tagen dann nicht mit meinem Lektor telefoniert. Und er hat gesagt, ja, also das und das und das musst du anders machen. Ich habe immer beim Schreiben so grundsätzlich das Problem, kann ich jetzt mal aus dem Nähkästchen plaudern, dass ich im ersten, also in der Ursprüngung, in der ersten Version, im ersten Entwurf, sehr, ich bin eigentlich am plotten. Ich schreibe eigentlich nicht richtig. Aber ohne Absicht. Also es gibt ja Leute, die machen das mit Absicht, die plotten erst mal detailliert durch. Und bei mir ist es so, ich bin voll der Plotter, ich habe am Anfang den Plot schon in meinem Kopf fertig und dann sage ich, okay, jetzt schreibe ich es auf und dann wird es aber wie, als ob ich plotte, weil ich halt nicht richtig reingehe in die Figur, sondern im Prinzip nur erzähle, was sie machen. Und das hat er mir eben gesagt und gesagt, du musst um bei weitem nochmal tiefer rein und dann habe ich das gemacht und das war dann die Phase, das war so die Mitte des Monats ungefähr, das war dann die Phase, wo ich zwei Wochen lang oder so wirklich unfassbar viel geschrieben habe und, also für meine Verhältnisse unfassbar viel und bin jetzt bei knappen 50.000, und das wird genau ungefähr zwei Drittel wahrscheinlich, Hälfte bis zwei Drittel. Und wir haben dann jetzt nochmal die Struktur. Also das ist halt auch das Gute, wenn man halt hier ist, ist, dass man kann sagen, ich mache jetzt drei Stunden Call mit meinem Lektor und wir reden sehr eingehend über die Struktur, schmeißen die Struktur vielleicht nochmal um, entwickeln sie weiter. Für mich fühlt es sich immer eher an, wie weiterentwickeln, auch wenn man es auch als umschmeißen bezeichnen könnte. Es wird ja ersetzt durch was Besseres. So eine Sache habe ich halt dann hier gemacht. Sodass ich eben jetzt einen klaren Fahrplan habe, was ich parallel zur Journalistenschule machen muss an diesem Roman, damit der zu einer vernünftigen Zeit fertig wird.
Vera
00:47:00
Du brauchst eine Deadline. Wann ist die Deadline?
Özge
00:47:05
Ich möchte mit einem Achselzucken darauf antworten. Ich habe eine in meinem Kopf, eine andere steht im Vertrag, eine andere ist beim Lektor abgesprochen, ist es, let's not go there.
Tamara
00:47:18
Ich bin ja gedanklich noch so ein bisschen an dem Punkt, wo du gesagt hast, eben wie viel Zeit man hat, wenn man sich einfach um nichts kümmern muss im Prinzip. Gibt es da irgendwelche Aspekte, wo du sagst, das werde ich jetzt zu Hause künftig anders machen, vielleicht an einem Tag nur schreiben und die Hausarbeit bleibt liegen oder machst du dir da irgendwelche Gedanken?
Özge
00:47:38
Sollte ich vielleicht. Das wäre ganz schlau, wenn ich das machen würde. Ich glaube, also mein Plan ist, während der Journalistenschule, ich muss selber ein bisschen lachen, wenn ich es sage, aber mein Plan ist tatsächlich, jeden Morgen eine Stunde früher aufzustehen, als ich eigentlich muss und schon mal in die Redaktion zu fahren und dort mich hinzusetzen und zu schreiben, bis dann der Unterricht anfängt. Sehe ich mich das ernsthaft machen? Nein, aber ich werde es probieren.
Vera
00:48:07
Warum machst du das denn so kompliziert? Warum schreibst du nicht zu Hause und fährst dann in die Schule?
Özge
00:48:11
Ich kann nicht zu Hause arbeiten. Ich kann nicht. Es ist mir absolut unmöglich. Während Corona, ich habe ja Jura studiert, und während Corona war ich in der Examsvorbereitung. Und ich bin wirklich gestorben, bis ich es halbwegs geschafft habe, eine Lernroutine zu Hause mir anzuageln. Weil ich kann das nicht. Ich kann nicht an dem gleichen Ort, wo ich normalerweise die Füße hochlege und YouTube-Videos gucke, auch dann produktiv sein. Und meine Mama ist Psychologin und hat gesagt, das ist gesund. Sie hat gesagt, das ist ein Zeichen dafür, dass man sich in seinem Zuhause eben wirklich wohlfühlt, dass das Gründen den Arbeitsmodus wirklich gut ausschalten kann. Und ja, das ist auch der einzige Grund, warum ich nicht gedenke, daran zu arbeiten.
Tamara
00:48:53
Das kann schon sein.
Vera
00:48:55
Sonst würde ich mir dann, so meine Strategie wäre dann, ich suche mir dann in der Nähe meiner Wohnung meinen Frühstückscafé, wo ich dann jeden Morgen hingehe, wo die am dritten Tag auch wissen, Da kommt die Frau mit Latte Macchiato und setzt mich da hin.
Özge
00:49:10
Das ist sehr clever. Das ist extrem clever. Ich glaube, ich mache das genauso. Ohne Scheiß.
Vera
00:49:17
Aber ich hätte dann gerne bitte mal ein Foto von dir, wo du sitzt, in dem Café, bitteschön.
Özge
00:49:23
Vera, du weißt ganz genau, ich glaube, du kannst mich gut einschätzen in der kurzen Zeit, die du mich kennst. Weil es ist exakt das, was ich brauche als Accountability. Dass jemand da draußen ist und so. Ja, das glaube ich erst, wenn ich es sehe.
Vera
00:49:38
Wo habe ich das nicht gesagt?
Özge
00:49:42
Ich bin leider wirklich, ich bin so eine Nachmittagsperson. Auch hier, wo ich komplett alles selber bestimmen kann und so, ich fange halt um zwölf an zu arbeiten. Ist einfach so.
Vera
00:49:51
Dann ist es natürlich eine Herausforderung um neunster Stunde. Also ich bin auch morgens die Produktivste. Insofern schätze ich ja sehr jetzt die Zeitumstellung, die wir sie hatten. Weil jetzt ich ja, ich bin früher und ich bin dann ja auch quasi, wenn ich beim Biorhythmus folge, einfach eine Stunde früher wach. Die Uhrzeit ist ja eine Stunde eher. Und ich gewinne dadurch quasi meine Produktivitätsstunde. Da bin ich am besten abends fällt mir eh nichts mehr ein also ich muss morgens schreiben und gut, ich mach's dann wirklich so, dass ich halt aufstehe, und im Nachthemd von der Toilette an die Latte Maggiato-Maschine schlurfe und dann mich hinsetze und schreibe ich.
Özge
00:50:34
Muss auch so werden, ich muss das exakt so machen ja gut.
Vera
00:50:38
Wenn das nicht dein Biorhythmus ist man muss schon immer nach seinem Rhythmus leben naja.
Tamara
00:50:41
Es muss ja nicht früh, obwohl Journalistenschule muss es dann doch früh sein Also ich habe tatsächlich nur so meinen ersten Roman geschafft und stelle auch jetzt fest, wo ich ja monatelang mein Schreiben immer hinter allem zurückgesteckt habe, was irgendwie sonst noch zu tun war. Es klappt gerade wirklich auch nur mit der Disziplin, dass ich sage, ich gucke nicht in meine Mails, ich gucke nicht auf Social Media, ich erledige nichts mal eben schnell, bevor ich nicht mein Kapitel überarbeitet habe. und dann darf ich alles andere aufmachen. Weil sonst denkst du, ach, da antworte ich noch schnell drauf. Und oh Gott, das ist aber wichtig. Und dann ist es vorbei.
Özge
00:51:15
Ja, ich glaube, so kann es bei mir auch klappen. Also es ist so, dass die Journalistenschule im Gebäude der Süddeutschen Zeitung ist. Und die haben natürlich unten eine Cafeteria. Das heißt, ich könnte theoretisch, vielleicht wird man mich da morgens um 8 Uhr sitzen und an meinem Roman arbeiten sehen. Zumindest die erste Woche, denke ich, soll es doch zu schaffen sein mit dem Innovationsschwung.
Vera
00:51:35
Entschuldige bitte, ich dachte jetzt an 6 Uhr, Acht Uhr ist normale Arbeitsbeginnzeit.
Özge
00:51:43
Bei mir ist es möglich. Also wenn ich mir aussuchen könnte, wie ein Tag strukturiert ist, dann wäre jede Morgenkonferenz um elf Uhr. Jede Morgenkonferenz auf der Welt wäre um elf Uhr. Sogar Joe Biden würde um elf Uhr anfangen zu arbeiten und wäre vorher nicht erreichbar. Und dann... Geht so bis 19 Uhr, 20 Uhr und dann wird Abendbrot gegessen und danach werden, meinetwegen, wer dann noch Sachen machen will, kann Sachen machen. Not me though. Ich muss abends auch chillen. Das ist ja die Problematik. Ich kann morgens nicht früh aufstehen, aber ich bin auch so, dass ich abends nicht produktiv bin. Ich kann genau, ich kann zwischen 12 und 19 Uhr produktiv sein und ansonsten nicht.
Vera
00:52:29
Dann bist du womöglich noch ein Mensch, der zwischen 12 und 1 Termine macht. Das geht ja gar nicht, dass Mittagspause...
Özge
00:52:40
Wie gesagt, ich merke ja auch, dass die Arbeitswelt nicht nach meinem Gusto strukturiert ist und ich fühle mich diskriminiert. Ich werde mich bei der Diskriminierungsstelle melden und sagen, es geht so nicht.
Vera
00:52:55
Also flexible Arbeitszeiten und in so flexiblen Jobs und ein paar Meetings, aber alles andere kann man ja auch wird sich einpendeln. Aber jetzt sind wir ja schon so ein bisschen, was du danach machst und, ich hatte hier gerade schon so ein bisschen am Fazit geschickt, aber wenn man so vier Wochen in einem Fünf-Sterne-Hotel gelebt hat und ich sag's mal ein bisschen jetzt platt und einem der Arsch nachgetragen wurde, wirst du jemals wieder in einem Drei-Sterne-Hotel Urlaub machen können?
Özge
00:53:29
Ich hab ehrlich gesagt auch schon überlegt, wie die erste Zeit wird, nachdem ich wieder nach Hause komme und meine Wäsche selber machen muss und Stulle mit Käse essen muss, anstatt einem Drei-Gänge-Menü. Ich habe mir diese ganzen Sachen auch überlegt und ich muss ehrlich sagen, ich glaube, es wird eine kleine Übergangsphase geben, wo es mich extrem abfuckt alles. Weil der Mensch ist ja auch leider so gepolt, dass er sich sehr, sehr schnell an Bequemlichkeit gewöhnt und sehr, sehr langsam daran, Dinge selbst machen zu müssen. Das heißt, das wird auf jeden Fall schwierig für nächste Urlaube. Ich meine, Hotels, muss man ja sagen, kommen ja sowieso ein bisschen aus der Mode. Sehr zum Leidwesen des Wohnraums sind ja Ferienwohnungen eher so das Ding. Ich habe neulich Urlaubbuch in Athen. Einerseits ja, andererseits muss man ja auch da jetzt nicht putzen oder so Sachen. Und ich bin dann auch so jemand, also wenn ich in einer Ferienwohnung übernachte, dann koche ich da jetzt kein Essen oder so. Dann gehe ich in ein Restaurant und dann komme ich nach Hause so mäßig. Ich habe neulich Urlaub gebucht in Athen und wir haben bei Booking.com dann, wir haben gemerkt, wir sehen irgendwie nur so Ferienwohnungen, Apartments und sowas. Und aus Spaß haben wir halt mal nach nur Hotels gefiltert. Wisst ihr, wie viele Ergebnisse wir hatten? Sechs. Also Hotels, klassische Hotels, die auch dann ihren festen Platz haben im Touriviertel, kommen halt wirklich einfach aus der Mode. Und was jetzt passiert ist, ich fülle jetzt komplett vom Thema weg, aber Ferien-Apartment-Firmen kaufen blöckeweise Wohnraum auf und wandeln das in Ferienwohnungen um. Und unser Eins sucht sich dumm und dusselig, wenn er eine Wohnung braucht. Naja, anderes Thema.
Vera
00:55:22
Da wollen Städte ja schon wieder gegensteuern. muss ich ganz ehrlich sagen, also ich bin absolut Luxushoteltyp. Wenn ich schon in Urlaub bin, dann will ich mich um nichts kümmern. Und ich hatte das Vergnügen, in meinem Leben schon ein paar Mal in so einem Fünf-Sterne-Hotel sein zu können. Und das ist schon ziemlich geil.
Özge
00:55:41
Voll.
Vera
00:55:43
Ich muss jetzt nicht immer Fünf Sterne sein, aber als ich im Hotel fahre oder Ferienwohnung und muss mich selbst um Essen kümmern und muss meinen Kaffee selbst machen, geht gar nicht.
Özge
00:55:54
Ich will halt draußen essen gehen.
Vera
00:55:57
Das kann man ja im Hotel auch. Also wenn nicht, ich fahre ja immer so einmal im Jahr so nach Paris und so.
Özge
00:56:05
Was ich halt mag an der Ferienwohnung ist der Platz, dass man einfach mehr Platz hat als auf einem Hotelzimmer.
Vera
00:56:13
Ich bin ja nie so richtig viel auf dem Zimmer.
Tamara
00:56:16
Ich versuche euch jetzt mal kurz, ich unterbreche euch mal eben und versuche mal den Weg zurück zum Stipendium zu nehmen.
Özge
00:56:23
Im Hotel-Podcast.
Tamara
00:56:26
Was mich jetzt nämlich noch interessieren würde, du hast ja gesagt, du hast dich schon auf viele Stipendien beworben und ich glaube, du hast auch gesagt, Wettbewerbe. Ich nehme an, du machst weiter, möchtest noch mehr spannende Sachen erleben. Kannst du mal so ein paar Beispiele nennen für diejenigen, die sich noch gar nicht damit beschäftigt haben, was es so alles für Arten von Stipendien, Wettbewerben gibt, was uns alles entgeht, wenn wir da gar nicht tiefer reintauchen.
Özge
00:56:53
Ja, also, Genau, Hauptunterscheidungsmerkmal ist Aufenthaltsstipendium, Arbeitsstipendium. Arbeitsstipendium heißt, es gibt Geld. Das ist eine schöne Umschreibung für, es gibt Geld. Ein Arbeitsstipendium ist zeitlich immer begrenzt, gibt es alles Mögliche von einer einmaligen Auszahlung bis hin zu, manche gehen sogar ein Jahr und das sind dann immer so ein paar tausend Euro, die man entweder auf einmal kriegt oder monatsweise. Und die soll man eben benutzen, um seine Lebenshaltungskosten zu decken, während man seinen Roman schreibt. In der Regel bewirbt man sich auf alle Stipendien immer mit einem konkreten Romanprojekt. Also leider kann man nicht einfach sagen, ich bin Autor, finanziert mich mal, schön wär's, ist nicht der Fall, sondern man braucht ein bestimmtes Projekt. Und die Aufenthaltsstipendien sind eben ein Aufenthalt irgendwo, meistens ein bis drei Monate, würde ich mal sagen. Und was grundsätzlich für Stipendien gilt, ist, dass leider, viele, nicht alle, auch nicht die meisten, aber viele, eine Verlagsveröffentlichung voraussetzen und auch keinen Anthologiebeitrag dazu zählen, zu den Veröffentlichungen. Und was man sonst noch ganz grundsätzlich sagen kann, ist vielleicht, dass man, wenn man ein Stipendium hat, dann steigert das die Chancen dass es mit anderen Stipendien auch klappt.
Vera
00:58:20
Das heißt, es kommt immer der wie heißt man, der Bursch scheißt auf den dicksten Haufen oder wie heißt das?
Özge
00:58:27
Ja, so kann man es sagen. Wer hat den Wirt gegeben, kann man auch sagen, ein bisschen höflicher. So ist das leider. Also, Ja, die sehen bei der Bewerbung, ach, der hat schon das und das und das Stipendium gehabt, dann muss der ja irgendwie geil sein und dann nehmen sie einen. Aber, wie man bei mir jetzt sehen kann, nicht unbedingt. Ich hatte vorher keins, auf meinem Lebenslauf stand kein Stipendium vorher, nur eine Veröffentlichung vorher und es hat trotzdem geklappt. Also, es kann auch so klappen, genau. Und ich würde wirklich sagen, klar, Aufenthaltsstipendien sind nochmal was anderes. Wer Vollzeit arbeitet, wer alleinerziehend ist, wer einen Angehörigen pflegt, für den sind diese Sachen in den meisten Fällen leider nichts. Wobei man zum Beispiel sagen muss, dieses Hotel hat eine Kinderbetreuung. Aber grundsätzlich ist das eben leider eher etwas für Leute, die entweder freiberuflich sind und im Idealfall eben keine zu betreuenden Leute um sich herum haben. Was wollte ich jetzt noch sagen? Ach so, aber Arbeitsstipendien kann man immer machen. Also das ist mit keinem Commitment in der Regel verbunden. Und ich fände es extrem schade, wenn das unbekannt bliebe. Also ich finde es immer schade, wenn Leute irgendwie sagen, ah, ich habe so lange gedacht, und das sagen halt alle, ich habe so lange gedacht, Stipendien kriegen immer nur die anderen, bis ich selber eins bekommen habe. Das ist so der Standardsatz. Und das ist nicht der Fall. es gibt kein Stipendium, was immer nur die anderen bekommen. So ist es nicht. Und ich denke... Achso, und ich meine, es ist auch nicht so, als würden das nur junge Leute bekommen. Ich glaube, das Wort Stipendium, da denkt man irgendwie an junge Menschen, die irgendwie gerade erst ihr Debüt hatten oder so. Das stimmt auch nicht. Wenn man sich die Stipendiaten anguckt, zum Beispiel von dem Spreewald Literaturstipendium, da sind Leute dabei, die sind seit 20 Jahren wie im Geschäft. Das heißt, eigentlich gibt es wirklich wenig Einschränkungen bezüglich, wer sich bewerben kann.
Vera
01:00:32
Wobei, also ich habe da ja auch schon mal durchgeguckt, also es gibt schon auch eine Reihe von Wettbewerben und Ausschreibungen, die sich dann gezielt eher an Nachwuchs und sowas. Also die Menge für derer, die dann im etwas höheren Alter sind, ist schon was geringer, aber die gibt es natürlich auch.
Özge
01:00:51
Und es lohnt sich extrem. Was ich auch gemerkt habe, ist, auf je mehr Stipendien man sich schon beworben hat, desto weniger Zeit nimmt das in der Regel Anspruch, weil man die Unterlagen schon ready hat. Keine Ahnung, jeder von uns hat ein Exposé für sein Ding irgendwann mal geschrieben, an dem er gerade arbeitet. Das hat man sowieso, das schickt man dann einfach raus. Oder für eins brauchte ich zum Beispiel ein Empfehlungsschreiben von meinem Verlag. Es war eins, was ich dann nicht bekommen habe übrigens. Aber da hat dann mein Lektor eben ein Empfehlungsschreiben geschrieben und das war es quasi. Also man brauchte auch keine Angst haben vor den Formalia. Das ist kein Hexenwerk, das kriegt jeder hin.
Tamara
01:01:27
Würdest du sagen, diese Sachen zusammenzustellen und dich so auch mit deiner Arbeit nochmal auseinanderzusetzen, hat was mit dir als Autorin gemacht?
Özge
01:01:37
Würde ich nicht sagen, tatsächlich. Also, wie gesagt, das waren ja alles Materialien, die irgendwie da waren. Also hätte ich jetzt irgendwie, ich kenne das aus dem Journalismus manchmal, dass wenn man sich da auf einen Preis bewirbt, was ich auch schon mal zahlreiche Male gemacht habe und was noch nie geklappt hat, wenn man sich auf einen Journalistenpreis bewirbt, dann muss man manchmal begründen, warum man denkt, diese Reportage ist preiswürdig. Und dann ist es manchmal so, dass man sich nochmal ganz anders, dass man nochmal ganz anders raufguckt und sagt, okay, warum finde ich das eigentlich so geil, was ich hier gemacht habe? Aber weiß ich nicht. Also Literaturstipendien, da schickt man ja im Prinzip das Produkt hin und sagt so, hier ist das Produkt, wenn ihr es gut findet, dann sponsert mich.
Vera
01:02:16
Also ich hätte natürlich im Regelfall als Self-Publisher schreibe ich kein Exposé. Ich müsste es erstmal schreiben. Aber klar. Und du hast ja jetzt auch geschrieben, du hast dich an 5, 6 Sachen beworben und eine gewonnen. Ich finde, das ist ja eine coole Quote. Wenn ich das bei Amazon Ads hätte, fahre drauf. Und ja. Ne, also das finde ich sehr, sehr ermunternd, um nicht inspirierend zu sagen, und stimulierend.
Özge
01:02:46
Also das auf jeden Fall vielleicht für die Shownotes, Literaturport und Autorenwelt.
Vera
01:02:50
Machen wir da rein.
Özge
01:02:52
Schön bookmarken oben und dann einfach immer ein Auge drauf haben.
Vera
01:02:56
Und wer dann sich bewirbt und gewinnt, weil er es bei uns gehört hat, da möchte man bitte Nachricht haben.
Özge
01:03:02
Und Prozente.
Vera
01:03:03
Ja, wir sind ja völlig selbstlos, Tamara und ich, aber erwähnt werden, so in der Dankesrede und ich habe das alles den Zweien von der Talkstelle zu verdanken, das wäre schon nicht schlecht und wir kriegen ja ein öskes Selfie im Café in München. Ja, und nein, also finde ich wirklich toll und auch für die Einblicke. Ja, ich bin natürlich auch neidisch, du hast schon gemerkt, ich bin ja Luxus-Girl so tief in mir drin. Von daher schaue ich jetzt direkt mal, wo ich mich bewerben könnte. Gib denen mal einen Tipp, es gibt eine ganz tolle Self-Publisherin, die sollen halt gefaxt werden. Und du bist aber nicht entlassen, bevor es Tamaras Buchbubble-Fragen gibt.
Tamara
01:03:51
Jawohl, Eske. Welches Buch hat dich zuletzt Tränen weinen oder lachen lassen?
Özge
01:03:57
Ich habe für diese Frage zwei Antworten, weil ich bei dem einen sehr dolle Gefühle gefühlt habe, die sich zwar nicht in Tränen geäußert haben, aber die trotzdem sehr doll waren. Und zwar kleine Probleme von Nele Polacek. Ich werde es nicht spoilern natürlich, aber ich habe, glaube ich, sehr, sehr selten in meinem Leben mir so sehr gewünscht für einen Protagonisten, dass es gut ausgeht bei diesem Buch. Bitte lest es unbedingt. Und geweint mit Tränen habe ich bei, was man von hier aus sehen kann, natürlich bei der einen Stelle, wo man da eben weint, habe auch ich geweint.
Tamara
01:04:32
Ich bräuchte jetzt ein Synonym, Vera, für inspirierend, bitte, von deiner Liste.
Vera
01:04:38
Anregend, anspornend, beteuernd.
Tamara
01:04:41
Ja, welche Begegnung in der Buchbubble war denn besonders anspornend für dich?
Özge
01:04:46
Da muss ich einfach meinen Lektor nennen, Hannes Ulbricht vom Pipa Verlag. Es gibt niemanden, niemanden, nicht mal meinen geliebten Freund, der so sehr checkt, was ich versuche zu machen wie Hannes. Und ich hoffe einfach, ich kann bis an mein Lebensende mit ihm zusammenarbeiten.
Vera
01:05:07
Wow, das klingt sehr.
Tamara
01:05:09
Sehr wertvoll.
Vera
01:05:10
Ja.
Tamara
01:05:11
Und zum Abschluss, welches Klischee möchtest du nie wieder in einem Buch lesen?
Özge
01:05:15
Ich habe darauf eine bisschen spezifische Antwort. Es ist kein ultraverbreitetes Klischee, aber jedes Mal, wenn es dann doch vorkommt, dann nervt es mich. Und zwar in postmigrantischer Literatur, wo die Protagonisten so eine autofiktionalisierte Version der Autoren sind und über das Aufwachsen in Deutschland als migrantisches Kind irgendwie berichtet wird. Gibt es ja viel. Und da gibt es in viel zu vielen von diesen Büchern die eine bio-deutsche Freundin, die überhaupt kein Verständnis hat für die Diskriminierung, die die Protagonistin erlebt oder der Protagonist und so ganz unrealistisch blödsinnige Fragen oft stellt oder ganz unfassbar unempathisch reagiert, wenn man über Rassismus oder sowas spricht. Ich will nicht sagen, dass das niemals der Realität entspricht oder so. Das gibt es blöderweise natürlich schon, aber das ist wirklich in den seltensten Fällen die beste Freundin. Sonst wärst du nicht die beste Freundin.
Vera
01:06:16
Ja, würde ich gerade sagen, ja.
Özge
01:06:19
Ich finde das irgendwie, ich check schon, warum die Leute das machen. Das soll dann irgendwie so ein Stand-in sein für die Gesellschaft als Ganzes und so. Und weil man aber keine Lust oder keinen Bock oder kein was auch immer hat, noch eine andere Person mit reinzuschreiben, die das repräsentieren kann, muss eben die beste Freundin alles übernehmen. Sie muss ganz Deutschland sein. Und das finde ich ein bisschen faul.
Tamara
01:06:44
Ja, es gibt ja oft so Dinge in Romanen, wo man genau merkt, okay, das wurde jetzt nur gesagt, um den LeserInnen etwas mitzuteilen.
Özge
01:06:51
Ja, ja. Ach, generell ist doch, wenn einfach die moralische Lektion zu transparent wird und man sich so ein bisschen pädagogisch an die Hand genommen fühlt, ist das einfach nicht schön.
Vera
01:07:04
Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ja, liebe Özge, ich werde sofort jetzt auf die Webseiten gehen und schauen, ob da nicht irgendein Stipendium für mich drin ist, weil ich hätte echt Lust auf vier Wochen und fünf Sterne. Und dir wünschen wir viel, viel Erfolg mit deinem tollen Projekt und in der Journalistenschule und ich hoffe, dass sich unsere Wege auch weiter kreuzen werden.
Özge
01:07:29
Hoffe ich auch.
Vera
01:07:30
Und euch da draußen wünschen wir auch viel Erfolg, falls ihr euch bewirbt für irgendwelche Preise, Stipendien und was auch immer. Wir drücken die Daumen, toi, toi, toi. Bis dahin, hört regelmäßig die 200 Talkstelle, folgt uns, wo immer ihr könnt und bleibt uns gewogen. Danke, Özge, bis nächste Woche.
Özge
01:07:52
Danke, tschüss.
Tamara
01:07:53
Danke, ciao.