Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

DZVDT #237 - Sachthemen für Kinder aufbereiten: Autorin & Spiegel-Redakteurin Antonia Bauer schreibt Wissenstests

Für Kinder zu schreiben ist ihre Leidenschaft: Antonia Bauer ist nicht nur Redakteurin bei 'Dein SPIEGEL, dem Kindermagazin des SPIEGEL, sondern hat bereits vier Bände des erfolgreichen 'Wissenstests für Kinder' im KiWi Verlag veröffentlicht.

07.11.2024 61 min Staffel 5 Episode 237

Zusammenfassung & Show Notes

Für Kinder zu schreiben ist ihre Leidenschaft: Antonia Bauer ist nicht nur Redakteurin bei 'Dein SPIEGEL, dem Kindermagazin des SPIEGEL, sondern hat bereits vier Bände des erfolgreichen 'Wissenstests für Kinder' im KiWi Verlag veröffentlicht.

Vera und Tamara wollen wissen: Worauf muss man achten, wenn man für Kinder schreibt? Wie geht man mit schwierigen Themen um? Und wie verändert das Schreiben für Kinder eine erwachsene Autorin? Ganz nebenbei erfahren wir übrigens auch, ob der Waschbär sich eigentlich die Hände wäscht!

Links

Unser Gast

Wissentests
bei KiWi: https://www.kiwi-verlag.de/buch/antonia-bauer-der-geniale-wissenstest-fuer-kinder-9783462006377
Kauflink: https://www.amazon.de/geniale-Wissenstest-für-Kinder-Quizfragen/dp/3462006371/

Einige von Antonias Spiegel-Texten:
https://www.spiegel.de/impressum/autor-37426147-0001-0003-0000-000000009625

Antonias Buchtipp:
'Ich, Eleanor Oliphant' von Gail Honeyman:
https://www.amazon.de/Ich-Eleanor-Oliphant-Gail-Honeyman/dp/3404176790/


Tamara bei Sprenger spricht:
https://open.spotify.com/show/0cPUhR6VIvTpT6UEgG9sbs

Veras Interview bei Tamaras Autorenklatsch 2018:
https://youtu.be/LNEf6luClhY?si=biDnt_qb1ztT61iG

Möchtest du, dass wir dein Buch in unserem Podcast vorstellen? Kein Problem! Sende uns ein kurzes E-Mail an alle@zweivondertalkstelle.de und wir senden dir die Details. Vielleicht erzählen wir unseren Hörerinnen und Hörern schon in der nächsten Episode von deinem Buch.

Welche Themen oder Gäste wünschst du dir bei uns? Sag es uns gleich hier: https://forms.gle/PBJRCrZPsuLBv88x9

Vielen Dank, dass du unsere Show hörst. Hast du sie schon abonniert? Bitte gib uns auch eine Bewertung, wo immer du uns hörst. Seit Neuestem geht dies auch bei Spotify.

Abonniere unseren Buchbubble-Bulletin unter http://eepurl.com/hoJYfD

Folge uns:
Facebook https://www.facebook.com/dzvdt
Instagram https://www.instagram.com/dzvdt/

Create your podcast today! #madeonzencastr

Transkript

Vera
00:00:00
In Folge 237 ist bei uns die Spiegel-Redakteurin Antonia Bauer zu Gast. Sie schreibt für das Kindermagazin des Spiegels und hat Wissenstests für Kinder geschrieben. Und die fügte Ausgabe ist gerade erschienen. Wir haben uns mit ihr unterhalten, wie das ist, wenn man so Sachthemen für Kinder aufarbeitet und wo sie die Fragen herbekommt und wie sie die richtigen Antworten dazu komponiert.
Tamara
00:00:27
Wir lernen nicht nur, wie man für Kinder schreibt, sondern auch, wie eigentlich der Maya-Saurier seine Eier ausgebrütet hat. Die, Hier ist Folge 237 von die zwei von der Talkstelle. Es gab ja Zeiten, da wusste ich immer aus dem Kopf, was für eine Folge wir diese Woche aufnehmen. Inzwischen muss ich echt immer auf Instagram schon nachgucken, welche Nummer denn die letzte war, damit ich den richtigen Raum finde. Ja, hallo. Mein Name ist Tamara Leonhardt. Übrigens die, die immer so völlig verquere und bescheuerte Intros spricht und mir gegenüber sitzt, schon wieder leicht genervt grinsend. Die aber ganz wunderbare Vera nennt ich.
Vera
00:01:27
Grinsig genervt? Also nach fast fünf Jahren geht das fast gar nicht gut.
Tamara
00:01:35
Ja, hast du gesehen? Wir haben heute, nee, gestern? Gestern hatten wir Jahrestag. Und zwar nicht vom Podcast, sondern von unserem allerersten richtigen Gespräch, was auch gleich aufgezeichnet wurde, als du damals bei mir im Facebook Live warst. Und das war 2018.
Vera
00:01:54
Tja, wie die Zeit vergeht. Ja, hätte man auch nicht gedacht, was da mal raus wird. Dass wir die Welt aus den Angeln heben. Ja. Kann man das eigentlich noch sehen, was wir damals da verbirziert haben?
Tamara
00:02:08
Das müsste noch, ich such mal raus, das müsste noch auf meiner Facebook-Seite und glaube ich auch auf YouTube sein. Wenn ja, gucke ich nochmal kurz quer, wie schlimm es war und mache einen Link in die Show Notes.
Vera
00:02:23
Also das habe ich eins gelernt, man sollte sich nicht für Dinge schämen, die man gemacht hat, die sind auch so.
Tamara
00:02:30
Ja, aber manchmal will man doch nochmal so ein bisschen gucken, was habe ich denn da geredet? Das ging mir jetzt gerade so. Ich war ja bei Christian Sprenger im Podcast zu Gast. Da warst du ja letztes Jahr, glaube ich. Und der ist jetzt rausgekommen. Und bevor ich das geteilt habe, wollte ich nochmal kurz hören, wie viel Quatsch ich da geredet habe. Aber es war ja tatsächlich ein sehr, gib mir mal ein Synonym für inspirierend.
Vera
00:02:52
Anregendes Gespräch.
Tamara
00:02:53
Ja, ein bisschen in die Richtung. Also ich war mit Wiebke Wimmer zusammen, Gästin. Und das Thema war Romane und Musik. und ja, zu uns kleinen Lichtlein gesellte sich Tobi Gatt. Wer den Namen jetzt nicht direkt präsent hat, vielleicht hat man ihn mal als DSDS-Juror gesehen. Seine ganz große Karriere ist aber Musikproduzent und er hat zum Beispiel John Legend's All of Me Loves All of You geschrieben. Und da war ich vorher ganz schön nervös. Du erinnerst dich vielleicht, ich habe dir auch völlig panisch geschrieben, was soll ich denn mit dem reden? Aber es war tatsächlich ein ganz toller Austausch einfach über Themen wie Kreativität und Inspiration und ja, wo man Ruhe findet. Und ja, hat Spaß gemacht. Zwei Stunden haben wir zu dritt gequatscht.
Vera
00:03:43
Ja, das macht ja das Format da beim Christian. Da kann man ja mal richtig schön quatschen, ja, auf jeden Fall. Ja, ich habe leider irgendwie, das hatten wir damals mit den anderen, die da bei mir waren, Wie mal gesagt, hat man sich noch mal begegnet, weil das auch so eine anregende Gesprächsrunde war. Aber irgendwie hat sich das bisher nicht ergeben. Naja, dann kommt halt wieder der Alltag.
Tamara
00:04:10
So ist das. Wie geht es dir denn? Was gibt es Neues?
Vera
00:04:16
Neues gibt es nichts. Ich meine, wir nehmen ja heute am Dienstag auf. Morgen ist ja mal eine große Buchstatt-Party. Quasi ausverkauft, also Stand jetzt gibt es noch fünf Tickets.
Tamara
00:04:30
Mega gut.
Vera
00:04:31
Und ich gehe mal davon aus, dass da morgen vielleicht der eine oder andere noch steht und noch keins hat. Und das muss ich sagen, es sind dann 100 Leute, das ist nicht cool. Ich hatte mir ja so gesagt, so alles ab 50 ist okay. Also dass es dann doch quasi voll wird. Das ist schon wirklich super. Und ja, jetzt muss ich natürlich morgen dann auch abliefern. Und ja, also die Spannung steigt.
Tamara
00:05:01
Sehr, sehr cool. Ich freue mich.
Vera
00:05:04
Ansonsten gibt es bei mir nichts zu erzählen. Läuft alles so seinen Gang.
Tamara
00:05:09
Das ist prima. Ja, ich bin immer noch fleißig am Überarbeiten. Ich mache immer mehrere TestleserInnen-Phasen. und da mein Buch quasi in drei Teile unterteilt ist und ich den ersten Teil fertig überarbeitet hatte, ist der jetzt schon mal an drei Testlesende gegangen, und ein erstes Feedback habe ich schon bekommen, dass geweint wurde, was ich natürlich sehr erfreulich fand. Das klingt jetzt richtig fies.
Vera
00:05:41
Oder? Ja, sowas.
Tamara
00:05:42
Aber ich muss dazu sagen, und das passiert mir wirklich selten, Also zum einen weine ich generell beim Lesen selten und dann habe ich auch, glaube ich, noch nie bei meinem eigenen Kram geweint, aber das hat jetzt so lange gelegen und eben am Ende von Teil 1 ist halt eine sehr, sehr emotionale Szene und da habe ich tatsächlich beim Überarbeiten hier gesessen und geheult. Also das ist mir noch nie passiert und da habe ich gedacht, oh cool, ich glaube, der Text funktioniert.
Vera
00:06:13
Okay. Ja, kann ich ja gar nicht leiden, wenn ich da weinen muss. Ja, das stimmt. Es war zumindest mal Emotions. Ja, also ich gehe mal davon aus, dass die Leute bei mir morgen nicht weinen müssen.
Tamara
00:06:30
Das hoffe ich.
Vera
00:06:31
Ich hoffe es auch, ja. Ja, und die Hörer und Hörer müssen ja bei unserem Podcast, glaube ich, auch nicht weinen.
Tamara
00:06:42
Selten.
Vera
00:06:43
So eine Folge hat man auch nicht. Vielleicht sollte man das mal als Antrieb, als Ziel haben. Was müsste man machen, damit die Leute weinen? Ja, können wir ja mal in uns gehen. Also gerne mal Vorschläge schicken. Aber das heutige Thema ist da definitiv nicht zu geeignet, denke ich mal. Heute geht es nämlich bei uns um das Wissen, um das Wissen der Kinder. Ich drücke mich gerade etwas...
Tamara
00:07:12
Waage aus?
Vera
00:07:13
Waage, genau das war das Wort, was ich gesucht habe. Und ihr habt wahrscheinlich noch keine Ahnung, was will sie jetzt eigentlich von uns. Ich will überleiten zu unserem Gast, den wir heute hier haben. Sie ist Redakteurin beim Spiegel, speziell beim Kindermagazin des Spiegel. Und sie ist Kinderbuchautorin. und sie hat eine ganze Reihe von Wissenstests für Kinder rausgegeben. Ich begrüße ganz herzlich Antonia Bauer. Hallo Antonia.
Antonia
00:07:39
Hallo, schön, dass ich bei euch sein darf.
Tamara
00:07:41
Hallo, schön, dass du da bist.
Vera
00:07:43
Ja, also wir sind ja, haben wir gerade schon gesagt, völlig geflasht. Du sitzt jetzt wahrscheinlich irgendwo in den Redaktionsräumen des Spiegel im Profitonstudio. So weit sind wir gar nicht gewöhnt, so professionell. Wie ist das? Also ich habe mich, als wir so in Kontakt traten, gefragt, Wie kommt man dazu, Wissenstests für Kinder schreiben zu wollen?
Antonia
00:08:05
Ja, wie kommt man dazu? Ich bin ja beim Spiegel Redakteurin für das Kindermagazin des Spiegel. Dein Spiegel heißt das. Und es geht so ab acht los. Und das ist eine Kinderversion des Spiegel letztlich. Wie Logo, kennt ihr wahrscheinlich, ist ja so ein bisschen die Kinderversion der Tagesthemen. Das bedeutet, es geht um die Themen, die auch im Erwachsenenmagazin behandelt werden. Es geht um Politik, es geht um Wirtschaft, es geht um schwierige Themen, es geht um Rassismus. Aber eben, wir versuchen es für Kinder zu erklären. Und als ich den Beruf angefangen habe, ist mir immer wieder aufgefallen, es ist gar nicht so unterschiedlich zum Erwachsenen schreiben, aber man hat viel weniger Ausflüchte. Sondern man muss alles, was man schreibt, genau erklären. Man kann nicht einfach ein Zitat von jemandem verwenden, man kann nicht einfach hinschreiben, DNA, Genetik, Rassismus, sondern man muss jedes Wort und alles, was man nimmt, erklären. Und das war für mich wichtig. Erst ein bisschen erschreckend und dann aber eigentlich so das Beste, was mir passieren konnte, weil ich das Gefühl habe, ich habe in der Zeit selber so viel gelernt und so viel recherchiert, dass es mich dieses nochmal alles so grundlegend zu verstehen, um es dann erklären zu können, mich sehr mitgenommen hat. Und daraus sind dann irgendwann diese Wissenstests entstanden. Ich überlege mir spannende Fakten, Sachen, die mich fasziniert haben. Ich suche gezielt danach, vieles kommt aber auch aus meiner Arbeit und formuliere es dann in der Quizfrage, um es eben zugänglicher zu machen und einfach, weil es halt Spaß macht, was zu erraten. Viel mehr Spaß, als wenn es einem jemand nur erzählt.
Tamara
00:09:46
Ja, auf jeden Fall. Stimmt.
Vera
00:09:48
Aber wie muss ich mir das vorstellen? Also wir kommen ja jetzt beide mehr aus der Belitristik. Wir sind auch beide irgendwie kinderlos. Also die Kontakt mit Kindern, ich weiß nicht, wie bei dir bei Tamara, bei mir hält das sich sehr in Grenzen.
Tamara
00:10:01
Geringst.
Vera
00:10:03
Also von daher ist das natürlich jetzt, das was du machst, eine ganz neue Welt für uns. So, jetzt arbeitest du, stellst fest, ich habe einen anderen Weg, wie ich Kindern das erkläre. Aber von da bis zu einem Buch mit ganz vielen Wissensfragen für Kinder ist ja ein langer Weg. Wie bist du das angegangen? Bist du mit der Idee zu Verlagen gegangen oder hat dich irgendwer jemand angesprochen?
Antonia
00:10:33
Es fing damit an, dass es gibt, dazu muss ich kurz erklären, es gibt im Spiegel einen Spiegel-Buchverlag, der Bücher herausbringt, die von Spiegel-Redakteuren und Redakteurinnen geschrieben wurden, der die Themen dort aufgreift und der aber auch mit anderen Verlagen zusammenarbeitet. Und da arbeiten ganz tolle Kolleginnen, die wirklich super Ideen haben und sich überlegen, was man noch so auf den Markt bringen könnte. Es gab und gibt auch immer noch eine Erwachsenenversion dieser Wissensteste. Es gab so Allgemeinwissens-Spiegel-Quiz, die gab es schon vor, ich glaube, acht Jahren und die gibt es auch heute noch. Und dann kam also die Idee auf, lasst uns doch mal einen für Kinder machen. Ursprünglich war die Idee, es sollte wie so eine Art, was Kinder alles wissen müssen, so eine Art Kanon geben, was es ja in der Erwachsenenliteratur durchaus gibt, dass man mal wieder auf die Bücher stößt, mit welchen Büchern sie gelesen haben müssten, was sie über Literatur wissen müssten, was sie über Wissenschaft wissen müssten. Und so fing das an mit dem ersten Wissenstest, den ich noch zusammen mit meinem Kollegen Arsbert Kneipp geschrieben habe. Wenn ich den mir heute so durchschaue, merke ich auch, dass die Fragen ernster sind, die sachlicher sind und es wirklich mehr ums Wissen abfragen ging. Seitdem hat sich viel verändert. Da kann ich gleich noch mehr zu erzählen, falls das interessant ist. Aber so fing das an. Und dann hat das Spaß gemacht. Und es kam gut an und es wurde gelesen. Und wir haben gute Rückmeldung bekommen und es hat sich gut verkauft. Sehr schön verkauft. und dann, bin ich auch gekommen und habe gesagt, ich kann mir vorstellen, einen zweiten zu machen. Und dann kam ich gut in diese Routine rein, dass ich bei allen Sachen, die ich gelesen habe, bei den Sachbüchern, die ich mit meinen Kindern gelesen habe, bei den Themen, die ich geschrieben habe, bei den Kinder-Podcasts, die ich im Auto gehört habe, und man dachte, ach, guck mal, ja, das über den Maya Sauria wusste ich gar nicht, mir notiert habe in der Notiz und daraus dann angefangen habe, immer mehr Fragen und Themen zu sammeln. Und dann hatte ich Material und habe es vorgeschlagen und durfte in der Zusammenarbeit mit Kippenheuer und Wietzsch dann auch noch mehr schreiben.
Tamara
00:12:43
Das heißt, du konntest da ganz allein entscheiden, welche Themen mit drin sind. Da gab es keine Vorgaben oder vielleicht Sachen, wo es hieß, das ist vielleicht ein bisschen kritisch.
Antonia
00:12:55
Nee, also dass Themen ausgeschlossen werden, ist so nicht passiert, wäre auch ganz spiegeluntypisch. Beim ersten ging es noch wirklich darum, das Wissen sehr allgemein sehr breit abzubilden und ab dem zweiten habe ich auch Sachen rein, viele Sachen mit reingenommen, die man nicht wissen muss, die aber Spaß machen zu wissen. Die man nicht und absichtlich darauf geachtet, dass es vielleicht nicht unbedingt Dinge sind, die man in der Schule lernt, aber viele Fakten, die einen eben so mitnehmen, die man dann nie wieder vergisst. Egal, worum es geht.
Tamara
00:13:29
Kannst du da ein schönes Beispiel nennen?
Antonia
00:13:31
Jetzt habe ich so viele. Vier, müsst ihr schnell im Kopf rechnen sein, vier Bücher mit jeweils 150 Fragen geschrieben. Und ich hatte ja noch mehr, die kamen ja nicht alle rein.
Vera
00:13:43
Der jetzt rauskommt, ist der vierte.
Antonia
00:13:46
Das ist der vierte. Genau. Ich lese euch eine vor.
Vera
00:13:50
Ich habe den hier.
Antonia
00:13:52
Wie brüteten Maya Sauria ihre Eier aus? A. Sie setzten sich darauf. B. Sie verteilten sie in fremde Mäster. C. Sie vergruben sie unter vergammelten Blättern. Oder D. Sie legten sie in warmes Vulkanwasser. Was sagt ihr?
Tamara
00:14:08
Ich glaube, draufsetzen ist zu schwer.
Antonia
00:14:11
Schlau. So würdest du vorgehen, wenn du 8 oder 9 oder 10 wärst. Oder jetzt halt auch in deinen 30er, 40er, 50er. Weil du erstmal, wenn du was nicht weißt, anfängst zu denken und was ausschließt. Also schon mal alles richtig gemacht. Das ist nicht. Sie setzen sich nicht drauf. Denn das, und jetzt hast du wieder was gelernt, steht in der Antwort auf, ist grundsätzlich das Problem gewesen beim Ausbrüten der Dino-Eier. Die waren ja richtig schwer, die meisten. Und kein Ei, wenig Eier hätten das überlebt, dass sich da so zwei Tonnen Dinosaurier draufsetzen. Deswegen haben sie sich was anderes überlegt. Aber was? Werder, was sagst du?
Vera
00:14:45
Ich würde auf die Blätter tippen.
Tamara
00:14:47
Ich glaube auch.
Antonia
00:14:48
Richtig, Ding, Ding, würde ich das machen. Hätte ich ein Geräusch. Machten die, was insofern faszinierend ist, weil die dadurch ja einen chemischen Prozess, der erst dann später durch Menschen erklärt wurde, mit Gärungswärme und so weiter, genutzt haben und dass Tiere das rausfinden können, weitergehen zur Generation, so was fasziniert mich. Man muss kein Mensch wissen, aber es ist ganz cool zu wissen.
Tamara
00:15:12
Ja, total.
Antonia
00:15:13
Im Nebendings, Maya Sauria heißt auf Griechisch übrigens übersetzt gute Mutter. Wie gut man jetzt als Mutter ist, wenn man seine Eier in vergammelnde Bretter legt. jetzt mal dahin zu stellen. Aber auch der Name ist eben aus dieser Fähigkeit erfinderisch zu werden, um die Jungen am Lippen zu erhalten.
Vera
00:15:30
Ich habe noch nie Maya-Saurier gehört. Aber ich meine, da beschäftigst du dich ja mit ungeheuer vielen Themen. Du musst ja ein wandelndes Lexikon sein eigentlich, oder? Also mit Trivial Pursuit darf man mit dir nicht spielen.
Antonia
00:15:48
Ich glaube, eher bei Scrabble wird es ärgerlich. die Rückmeldung bekommen, zumindest in meinem Umfeld. Würde man denken, ja, ist halt ein bisschen die Frage, ich lese ganz viel, ich kann mir auch nicht alles merken. Neulich hat mich eins meiner Kinder wieder was gefragt und dann dachte ich so, wie war das nochmal mit der Milchstraße? Ich habe es selber erklärt, ich habe es recherchiert, verifiziert und manchmal ist es dann auch wieder weg. Aber ja, ich habe zum Leidwesen meiner Mitmenschen zu manchen Sachen viel zu sagen und zum Glück lassen sie mich nicht immer ausreden.
Vera
00:16:21
Wie muss ich mir das vorstellen? Hast du ständig so einen Notizblock oder ich habe ja aber eine Notiz-App, wo du sagst, oh, das ist ein Thema, da muss ich die Frage, da muss ich mal nachschauen, dass du sagst, du sammelst so in deinem täglichen Leben oder ist das immer ein Projekt, wo du anfängst, jetzt muss ich sammeln?
Antonia
00:16:39
War es unterschiedlich bei den Büchern mittlerweile. Ich glaube, seit so Buch zwei oder drei habe ich auch, genau wie du, eine permanente Notiz-App, in die ich immer versuche, was reinzuschreiben. Und bei Buch vier war es ganz schlimm, weil meine Kinder in dem Alter waren im Auto, dass wir angefangen haben, so Wissenschaftspodcasts zu hören. Es gibt so einen zum Beispiel vom Naturkundemuseum Berlin, da geht es um Evolution und so Sachen. Das war ganz toll gemacht. Und dann mussten wir immer an der Ampel anhalten oder rausfahren. Und ich musste immer mein Handy ausziehen aus dem Kabel im Auto, wo gerade das Hörspiel lief, musste auf die Diktierfunktion. Und dann so Sachen sprechen wie, warum haben Anglerfische eine Angel? Ah, und dann mussten immer alle warten. Und dann habe ich sie da eingesteckt und dann ging das Hörspiel immer wieder weiter. Aber ich weiß, wie ihr ja auch, dass wenn du es nicht aufschreibst in dem Moment, dann ist es weg.
Vera
00:17:35
Und ist es jetzt, ich meine, ich habe jetzt auf deine Seiten geguckt, also es sind ja Millionen von diesen Büchern verkauft worden. Es sind ja auch irgendwie Bestseller, Kinder, Jugendbücher und, und, und. Ist das jetzt eigentlich so dein, für die nächsten Jahre, dein Standardprojekt? Oder sagen die erstmal, jetzt haben wir Teil 4 gemacht, jetzt gucken wir erstmal.
Antonia
00:17:58
Das werden wir sehen, ne? Das kann ich natürlich noch nicht sagen. Aber ich kann mir schon vorstellen, noch mehr zu schreiben. Ich kann mir auch vorstellen, noch was anderes zu machen. Das ist ja das Schöne am Schreiben. Auch das Beunruhigende, auch das Ängstliche, dass man hat so viele Möglichkeiten mit seinen Worten, mit seinen Buchstaben, mit seinen Ideen. Aber man muss sie halt selber nutzen. Man muss halt die Zeit finden. Man muss sich die Gelegenheit schaffen. Man muss die Arbeit reinstecken. Wie ihr auch selber wisst, ist es ja, Aber sich zum Schreiben zu bringen und es durchzuziehen, allein schon das ist die große Leistung und das ist eigentlich alles, was es braucht. Nicht immer nur zu sprechen, sondern es einfach zu machen. Kennt jeder. Ich sitze in einem Haus voller ganz Hunderter von Leuten, die die Angst vor dem Weißen Blatt kennen und überwinden müssen.
Tamara
00:18:50
Ja, aber wenn du Worte sagst, was ich interessant finde, jetzt auch wenn du generell Artikel schreibst für Kinder, kannst du mal so ein paar Punkte nennen, worauf du achtest, wenn du für Kinder schreibst?
Antonia
00:19:04
Ja, gerne. Ich versuche einzusteigen mit einem Satz, der Interesse erweckt, der irgendwie ein bisschen spannend ist, der ein Fakt ist, der ein Rekord ist, der einen schon so ein bisschen reinzieht. Ich versuche die Texte kurz zu halten, aber das ist natürlich klar auch das Konzept und die Vorgabe, so wie dein Spiegel von meinen Kollegen und Kolleginnen konzipiert ist und auch geschrieben wird. Und ich versuche, mir wirklich die interessantesten Sachen rauszupicken und aus allem, was ich recherchiert habe, aus dem ganz Langen, was Kurzes zu machen, in dem die wesentlich interessanten Sachen stehen. Und was ich versuche aber, würde ich jetzt eher sagen, wir versuchen als Redaktion, ist so keine Ausflüchte einzugehen. Und deswegen meine ich auch, dass Kinderjournalismus auf eine Art und Weise schwerer zu schreiben ist oder herausfordernder zu schreiben ist oder auf eine andere Art und Weise herausfordern als Erwachsenenjournalismus. Weil ich kann nicht einfach hinschreiben, Rassismus ist ein Problem zum Beispiel. Sondern ich muss erst mal erklären, was ist Rassismus? Woher kommt der her? Wie wurde der zum Problem? Und im besten Fall auch noch ein bisschen aufschreiben, was einen positiven Blick auf die Zukunft ermöglicht. Gibt es Leute, die dir was dagegen machen? Oder ich kann nicht einfach schreiben LGBTQ, sondern ich muss das erklären. Wort für Wort und sich nochmal die Zeit zu nehmen und so diesen Hintergrund mit einzufügen, das ist so die Herausforderung dann und ich glaube, das wäre, um auf deine Frage zurückzukommen, der größte Unterschied im Vergleich zu Erwachsenen zu scheiben.
Tamara
00:20:43
Wobei es ja eigentlich gar nicht schlecht wäre, wenn man das für Erwachsene auch tun würde.
Vera
00:20:47
War auch ein Kranker gerade, ja. Ja, aber wie ist das denn? Bei so einem Wissenstest hast du ja im Prinzip, du kannst dich halt fragen, okay, was ist Rassismus oder so. Ich weiß nicht, ob solche Fragen da vorkommen und halt die Multiple Choice haben. Oder hast du da, ich habe das Buch jetzt leider noch nicht gesehen, oder hast du da auch dann ausführlicheren Traum, die Dinge zu erläutern?
Antonia
00:21:09
Ich schicke euch direkt mal welche. Ja, was ist Rassismus? Also Quizfragen haben schon eine eigene Logik, wie die vorgehen. Und es ist ein bisschen schwieriger, als man denkt, finde ich.
Vera
00:21:24
Ja, ich kann mir deswegen...
Antonia
00:21:26
Genau. Zum Beispiel, was ist Rassismus? Wäre keine gute Quizfrage.
Tamara
00:21:32
Zu offen wahrscheinlich, oder?
Antonia
00:21:34
Genau. Du kannst es machen, aber dann kannst du sagen, was ist Rassismus? Die Ausgrenzung anderer und dann kannst du natürlich noch als andere Auswahlmöglichkeiten, nehmen, was weiß ich, Migration zwischen zwei Staaten oder du kannst halt andere nehmen. Das ist eine langweilige Quizfrage und irgendwie holt einen nicht so wirklich ab. Ich wollte aber zum Beispiel, ich weiß nicht, im zweiten oder dritten Buch wollte ich gerne das Thema Rassismus in ein paar Quizfragen reinbringen, weil ich versuche schon so ein Spektrum. Und ich glaube, ich kann mich auch noch erinnern, wie ich das gemacht habe. Ich glaube, ich habe dann als Frage gemacht, Rosa Parks wollte gegen die Ungleichbehandlung Schwarzer und Weißer in den USA demonstrieren, was tat sie? Und dann war eine Antwort, sie setzte sich auf den Platz eines Weißen im Bus und es gab natürlich noch drei falsche Antworten. Und das halte ich zumindest, oder für die bessere Quizfrage, weil du was über die Geschichte erfährst und weil du ein bisschen mehr warten und nachdenken kannst und es ein bisschen spannender ist, als wenn du nur einen Fremdenwort abgeschragt wirst.
Tamara
00:22:47
Ja, das ist anschaulich und vielleicht auch, dass es so Klick macht, wie die durften nicht sitzen, wo sie wollten.
Antonia
00:22:54
Ja, genau. Im letzten Fall legt es dich ein zum Weiterdenken an. Und deswegen sind es so zwei unterschiedliche Arten an Quiz. Und ich hoffe immer, dass es anders ist oder achte immer darauf, dass es anders ist als in der Schule, wo du halt gefragt wirst, was ist Photosynthese? Und dann hast du vier biologische Fachbegriffe und wie ist einen aus?
Vera
00:23:14
Das heißt aber auch, dass du wirklich bei jeder Frage eigentlich schon sehr genau ausjustieren musst, Wie stelle ich die? Was sind gute Antwortmöglichkeiten? Und wie lange sitzt du an so einem Projekt?
Antonia
00:23:31
Das hängt auch ein bisschen davon ab. Ich arbeite als Redakteurin. Nicht nebenbei, sondern das ist mein Hauptzeitjob. Und arbeite aber nicht Vollzeit, sondern arbeite Teilzeit. Und der Grund ist auch dafür, dass ich drei Kinder habe. Mit diesen drei Kindern war ich jeweils in Elternzeit und habe fast jede bis auf die erste Elternzeit auch dazu genutzt, zu schreiben, nebenher, zwischendurch, auf dem Handy, mit Kind im Autositz und Laptop im Auto und Kind in der Tage und zwischendurch. Wo mir sehr entgegengekommen ist, dass es einfach kleine Blöcke sind. Eine Quizfrage, eine Antwort, eine Quizfrage, eine Antwort. Und dass 80 Prozent darin bestehen, sich diese Frage und die Antworten zu überlegen. Und da muss man nicht unbedingt vor einem Computerbildschirm setzen und das eintippen, sondern es geht wunderbar im Auto oder beim Spazierengehen, solange man es halt gleich aufschreibt und nicht denkt, das schreibe ich zu Hause auf. Und das hat funktioniert und so habe ich das gemacht. Und deswegen zieht sich das aber bei mir. Also schon ein halbes Jahr, zwischen drei Vierteljahr an Schreibezeit ganz sicher, wenn man dieses Stückeln und Stückeln und Sammeln und Sammeln der Fragen macht. Man könnte es definitiv in viel, viel kürzerer Zeit machen, wenn man Vollzeit daran arbeiten würde. Die Möglichkeit habe ich aber nicht.
Tamara
00:24:52
Wobei ich mir aber auch vorstelle, dass das sich Ausdenken der falschen Antworten auch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Ist es zu absurd? Ist es vorstellbar?
Antonia
00:25:02
Super gute Frage von dir. Denkt nämlich fast wirklich niemand an. Diese Falsifizierung ist ein Riesenpunkt. Denn die falschen Antworten sind natürlich viel schwieriger als die richtigen Antworten. Also erstens, sie müssen auch spannend sein. Sie müssen auch irgendwie wahrscheinlich sein, zum Beispiel mit dem Maya-Saurier. Und sie müssen sich wirklich falsifizieren lassen. Die größte Recherchearbeit bei mir ging drauf, um falsche Antworten zu falsifizieren. Also richtig rauszufinden, dass das keine richtige Antwort gewesen sein konnte.
Tamara
00:25:37
Okay, okay.
Antonia
00:25:39
Jetzt zum Beispiel, soll ich dir noch eine Frage lese?
Tamara
00:25:42
Sehr gerne.
Antonia
00:25:43
Die sich eignet, um zu erklären, wie so Falsifizierung vor sich geht. Zum Beispiel eine der Fragen ist, was wäscht der Waschbär? A. Er säubert häufig seine Jungen mit Wasser. B. Er wäscht sich nach jedem Ausflug die Pfoten. C. Er bewegt seine Nahrung im Wasser hin und her. D. Er benutzt seinen Schwanz, um Wasser wie in einer Waschmaschine aufzuwirbeln. Wisst ihr?
Vera
00:26:06
Ja, seine Nahrung wächter.
Tamara
00:26:09
Ich hätte es auch gesagt.
Antonia
00:26:10
Sehr gut. Ding, ding. Die richtige Antwort wisst ihr. Aber jetzt muss ich auch ganz sicher stellen können, dass die falschen Antworten falsch sind.
Tamara
00:26:19
Dass er sich nicht die Hände wäscht.
Antonia
00:26:21
Dass er sich nicht die Hände wäscht oder die Pfoten wäscht. Deswegen schlage ich da absichtlich nach jedem Ausflug. Denn natürlich bewegt er mal seine Hände bestimmt auch zu anderen Gründen, wurde beobachtet. Dann ersäubert häufig seine Jungen mit Wasser. Da musste ich wirklich nachschauen, ist das was, was Biologen und Biologinnen beobachtet haben, dass das regelmäßig zur jungen Pflege dazugehört. Macht er das im Wasser? Nein, in dem Fall nicht. Und diese Falsifizierung nimmt echt viel Zeit in Anspruch.
Vera
00:26:49
Haben ich schon Quiz-Sendungen bei dir angefragt?
Tamara
00:26:52
Nein.
Antonia
00:26:56
Du meinst so Autor oder Autorin sein?
Vera
00:26:59
Ja, genau.
Antonia
00:27:00
Kenne ich auch keine Kollegen, würde ich gerne mal kennenlernen. Ist, glaube ich, ein spannender Beruf, hat so ein eigenes Nerdwissen, wie man vorgeht bei diesem Quizschreiben.
Vera
00:27:10
Genau, bei diesen Fragen. Also ich stelle mir das, dass man da wirklich so in diese Tiefe gehen muss, das stelle ich mir zum einen sehr spannend vor, aber das ist auch sehr kleinteilige Arbeit eigentlich. Wenn ich so an einem Text arbeite, dann habe ich ja die Handlung und im Prinzip spiele ich ja dann durch, was die Figur dann gerade macht. Sie geht sich einen Kaffee holen oder was auch immer. Das kommt mir jetzt nicht so kleinteilig vor, wie genau zu überlegen, wäscht sich ein Waschbär die Pfoten in Wasser.
Antonia
00:27:45
Da kann man jetzt lange überlegen, was schwieriger ist. Ich habe keinen Roman oder keine Belletistik geschrieben und stelle mir aber vor, dass lange bei Handlungsstränge zu bleiben und die Figuren zu entwickeln. Es ist was komplett anderes. Eine komplett andere Herausforderung erfordert ganz andere Skills und es ist schon faszinierend auch was ihr macht, diese Unterschiede hervorzuheben beim Schreiben.
Vera
00:28:08
Leidst dich das denn mal sowas auch mal zu schreiben oder machst du jetzt erstmal Wissenstest?
Antonia
00:28:14
Ich habe es noch nie gemacht, ich weiß nicht, ob ich es kann. Aber meine Vorstellung ist auch und das habe ich gemerkt, je älter ich werde wie schön es ist, auch Sachen zu machen, mit denen man gar nichts machen muss, die nicht erfolgreich sein müssen, die nicht sich verkaufen müssen, die man einfach so ein bisschen für sich macht, weil man auch, Ja, nie auslernt, weil das Geheimnis von allem ja auch ist, älter zu werden und nie aufzuhören und immer weiter was zu machen und wieder was Neues zu lernen. Deswegen kann ich mir absolut vorstellen, wird wahrscheinlich grottig, aber ich habe es dann probiert.
Tamara
00:28:52
Wobei Verkaufen, das Stichwort Marketing ist ja auch immer sehr spannend für unsere HörerInnen. Und da würde mich tatsächlich interessieren, wie seid ihr das angegangen? Vermarktung für Kinder ist ja, weiß nicht, ist das die Zielgruppe dann noch die Eltern oder geht es schon an die Kinder direkt?
Antonia
00:29:09
Ich bin ja keine Marketing-Expertin und habe keine Ahnung von solchen Dingen.
Vera
00:29:16
Das ist ja Verlag.
Tamara
00:29:17
Also da warst du nicht mit involviert? Stell dich mal da hin oder mach mal die Aktion.
Antonia
00:29:23
Was ich aber weiß, also jetzt mach ich ja bei einem Podcast mit, ne? Das ist ja...
Vera
00:29:29
Wobei, ich vermute mal, also unsere Zuhörerschaft dürfte dein Zielgruppenalter deutlich überschreiten.
Antonia
00:29:37
Das ist vollkommen okay.
Vera
00:29:38
Aber die haben Kinder oder haben Enkel.
Tamara
00:29:40
Ja, oder schreiben, selbst für Kinder.
Vera
00:29:42
Oder so.
Antonia
00:29:45
Was ich aber weiß als Redakteurin von einem Kindermagazin, ist, dass natürlich die Eltern die Lesegewohnheiten steuern und vorleben und beeinflussen. Und das ist so das Beängstigende, aber auch das Gute, finde ich, was ich auch merke an den eigenen Kindern. Beängstigend meine ich es insofern, als dass mir schon absolut klar ist, in einem Haushalt ohne Bücher aufzuwachsen, in dem niemand liest, in denen man nicht in die Bücherhalle oder in die Bücherei geht, in denen nie mal eine Zeitschrift rumliegt oder mal eine Zeitung oder so dieser Spaß an Geschichten. Dass ein Kind anders aufwächst als in einem Haushalt, in dem es Bücher gibt, egal welche, wirklich ganz egal welche, egal welche Zeitschriften, egal welche Mickey Mouse Comics und wenn die Mutter nur Romance liest, wie ich oft auch, ganz egal, aber wo dieses Konzept des Lesens nicht stattfindet, dass das was ganz Unterschiedliches ist. Und deswegen, klar, ja, die Eltern kaufen Kinderbücher, kaufen Kinderzeitstiften und im besten Fall entwickeln sich die Kinder dann als Jugendliche, Entwickeln ihren eigenen Lesegeschmack und sind auf Booktalk und holen sich die Sachen, die sie gerne lesen und finden eine tolle Nische, was es alles gibt an New Adult Büchern, in die sie eintauchen können.
Vera
00:31:05
Ach gut. Ich bin gestern mal durch die Stadt spaziert und bin mal in eine Filiale eines Buchhändlers reingegangen und da war so eine ganze Ecke New Adult. Das war fast wie farblich designt alles. Die ganzen Buchschnitte und wir haben ja alle so ein, ja, so besonderes. Genau, diese Bonbonfarben. Also man war jetzt, also das Einhorn in Regenbogenfarben hat noch gefehlt und es war alles komplett. Also es war schon magisch.
Antonia
00:31:40
Schön.
Vera
00:31:40
Aber jetzt, wo wir so bei schönen Momenten sind, du hast ja gerade schon auch bei Beispielthemen genannt, Rassismus, LGBTQ und solche Sachen, das sind ja jetzt auch gesellschaftliche Themen und wir haben ja, ich kann mal nur von mir reden, ich habe ja schon den Eindruck, dass unsere Gesellschaft derzeit durchaus etwas gespalten erscheint. Ich meine, wir reden heute am Tag der US-Präsidentenwahl. Das sind ja Herausforderungen, wo ich als Erwachsene schon Schwierigkeiten habe, zu verstehen, was da passiert. Und wie bringt man denn sowas Kindern her, was da jetzt gerade in unserer Gesellschaft passiert?
Antonia
00:32:24
Da müsstet ihr jetzt den aktuellen Dein-Spiegel euch nehmen. Der dreht sich nämlich in der Titelgeschichte.
Tamara
00:32:30
Ja, haben wir schon gesehen.
Antonia
00:32:32
Und es ist genau, was wir gemacht haben, was wir uns gedacht haben in der Konferenz. Deine Frage. Und wir sind so vorgegangen. Wir haben viele kleine Erklärstücke geschrieben, zum Beispiel dazu, warum eigentlich die USA, die weder das größte Land sind, noch das bevölkerungsreichste, noch das reichste Land, so einen gigantisch großen Einfluss auf die Welt haben und warum diese Wahl so wichtig ist. Ja, oder meine Kollegin hat wirklich viel gelesen, viel recherchiert, um kurz mal vier Punkte gegenüberzustellen, in denen sich die Kandidierenden unterscheiden, also Kamala Harris und Donald Trump, um zusammenzufassen mit, was für einen Einfluss hätte das auf Familien, auf Bildung und auf unterschiedliche Themen. Und ich habe einmal versucht, so kurz wie möglich aufzustellen, was sind die größten Probleme in den USA. Rassismus, Ungleichheit, Armut, sehr groß, größer als in den allermeisten Industriestaaten. Und dann haben wir noch und das ist bei uns auch ganz wichtig, junge Leute aus den USA haben die gefragt, haben versucht über Kontakte, irgendwelche Korrespondenten, Leute die wir kannten ein paar zwölfjährige, dreizehnjährige zu finden, die sagen, was ihnen wichtig ist für die Politik, um es zusammenzufassen, kein langer Text unterschiedliche kleine Texte und zu versuchen auf Augenhöhe zu bleiben, und klar muss man wahnsinnig viel dabei weglassen, aber ich glaube die Essenz haben wir ganz gut getroffen Mhm.
Tamara
00:34:11
Es gibt ja Themen, wo man versuchen kann, sachlich neutral zu erklären. Dann gibt es Themen, wo man, glaube ich, meines Erachtens eigentlich ganz schwer neutral bleiben kann. Wie hältst du da die Waage oder wie findest du da den passenden Weg?
Antonia
00:34:28
Da muss ich jetzt auch nochmal unterscheiden. In den Büchern bleibe ich ja sehr sachlich. Aber natürlich versuche ich, ich versuche stets Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schreiben oder Wissenschaftsteams. Ich versuche, Themen reinzubringen, wie eben, ob das jetzt Rosa Parks ist oder ob es ein Transkünstler ist oder einfach zu zeigen, was ich empfinde, was man wissen muss über die Welt. Das ist das eine. Beim Spiegel ganz grundsätzlich, egal bei welchem Magazin dieses Verlags und dieser Gruppe, gibt es Standards, gibt es auch den Leitspruch sagen, was ist. Wir haben eine Dokumentation, wir haben eine Schlussredaktion, alles wird überprüft. Und natürlich gibt es dann im Journalismus die unterschiedlichen Formen. Es gibt die Erklärtexte, aber es gibt auch die Kolumnen, die Statements. Mir fällt es nicht so schwer, die Waage zu finden. Und so Sätze wie, es ist noch lange nicht alles getan, um Rassismus abzuschaffen, reichen auch. Oder allein, ich habe dann mal eine Doppelseite gemacht mit Buchtipps, in denen man sich wiederfindet als LGBTQI-junger Mensch. Das reicht ja vielleicht manchmal schon als Ding.
Vera
00:35:51
Jetzt muss ich ja gestehen, ich bin ja auch nicht Zielgruppe, also ich habe deinen Spiegel noch nie gelesen. Habt ihr da auch Gespräche mit irgendwelchen Menschen, Politikern, Politikerinnen dabei? Und wenn ja, wie geht man denn da dann ran? Wie fragt man quasi in Kindesstadt?
Antonia
00:36:15
Auf eine ganz besondere Art und Weise. Wir fragen nicht die Kinderfragen. Wir haben Kinderreporter und Kinderreporterinnen, die sich bei uns bewerben. Und mit denen machen wir die Kinderinterviews. Und ja, hatten wir von Olaf Scholz bis Angela Merkel, Ban Ki-moon, Vorstandsvorsitzende ziemlich allergroßer deutscher Firmen, von der Bahn über Langlese und sonst was. Hatten wir in diesem Format Kinderinterview? Und dadurch, dass es elf, zwölfjährige, manchmal auch dreizehnjährige, also ältere Kinder sind dies Fragen, entwickelt sich da so eine ganz besondere Dynamik beim Gespräch. Die bewerben sich bei uns und ja, wir bereiten uns mit denen vor, aber wir haben die nicht wie Marionetten, sondern die führen das Gespräch. Einer von uns sitzt immer mit dabei, ist natürlich klar, sitzt mit am Tisch, sitzt dahinter, mischt sich ein. Selten muss ich sagen, wenn die Antwort nicht zufriedenstellend ist, wenn wir das Gefühl haben, die Kinder werden ein bisschen abgebürstet oder wenn wir selber wissen, das schreibt sich so nicht auf, da hat man noch eine Nachfrage und wir bereiten uns mit den Kindern vor und sagen, das könnte man fragen, das ist ein interessantes Thema, hast du dazu eine Idee und bauen dann aus diesem gemeinsamen Wasser entsteht einen Fragebogen. Und, Dadurch, dass das junge Menschen sind, dass das Kinder sind, die was fragen, entstehen tolle Gespräche, tolle Fragen, die Erwachsene niemals stellen würden.
Vera
00:37:44
Ja, das wäre so meine Hoffnung, dass man hat ja oft, wenn man so gerade irgendwelche politischen Sendungen oder Interviews liest, also mir geht es da häufig so, dass ich das lese und denke, warum hat der jetzt eigentlich nicht da mal nachgefragt? oder so. Gut, wobei Politiker speziell oder Politikerinnen natürlich daran trainiert sind, um den heißen bei rumzureden. Wir versuchen das in unserem Podcast hier und da besser zu machen.
Tamara
00:38:11
Dafür wäre er zuständig in der Regel.
Vera
00:38:14
Nochmal Nachrichten fragen.
Antonia
00:38:16
Ihr macht das sehr gut. Ich habe Angst vor euren kritischen Fragen.
Tamara
00:38:20
Wir sind auf der Buchmesse schon als Good Cop, Bad Cop bezeichnet.
Antonia
00:38:26
Wer ist hier der Good Cop? Ja gut, ich kann mir das schon vorstellen.
Tamara
00:38:31
Ich bin ja immer so harmoniesüchtig.
Vera
00:38:33
Ich eigentlich auch. Ich bin auch geliebt. Ich will es einfach nur wissen. Das ist doch eine Wertschätzung des Gegenübers, wenn ich das wissen möchte. Insofern, jetzt, liebe Antonia, du hast ganz am Anfang schon mal gesagt, dass es auch Fragen gibt, die du erarbeitest, die nicht reinkommen. Wir hatten das Thema schon mal, dass vielleicht Themen als kritisch gesehen werden. Jetzt gibt es hier eine sehr Leidenschaft, geführte Diskussion, was Gendern und LGBTQ und sonst wie angeht. Wie genau guckst du auf solche Themen, wenn es da Fragen zu gibt? Wären die fünfmal geprüft? Musst du vielleicht auch dafür kämpfen? Oder geht das alles reibungslos durch?
Antonia
00:39:17
Ich finde es so einen interessanten Prozess, in dieser Zeit so zu sein, in der das alles passiert. Denn im ersten Buch zum Beispiel wurde noch nicht gegendert. Ich glaube 2016, also nicht wirklich lange her, so in unserem erwachsenen Berufsleben, aber schon eine Zeitenwende seitdem. Und da war es noch ganz normal, Wissenschaftler zu sagen, Politiker, Lehrer. Und ich habe einmal eine Studie, ich kann nicht sagen, woher. Gesehen das gab es auch Videos dazu. Und da wurden älteren Kindern jungen Leuten Aufgaben gestellt und Szenarien geschildert und ihre Berufschancen ausgerichtet. Werden sie denn Wissenschaftler, werden sie denn Polizist, was könnten sie machen als Biologe und so weiter. Und dann hat man ein bisschen mit Abstand hinterher abgefragt, für was wen real erscheint und hat rausgefunden, dass sich Mädchen einfach gar nicht abgeholt fühlen, dass die gar nicht begriffen haben, dass das mit denen zu tun hat, weil nicht deren Pronomen verwendet wurde. Und das muss bei uns allen in der Kindheit auch so gewesen sein wir sind auch. Damit aufgewachsen wo wir angesprochen werden und wo wir eben nicht angesprochen werden und dass Sprache so eine Macht hat und dass das endlich alle begriffen haben, das finde ich gut und das ist wichtig und nur weil das erste Buch in dem ich nicht gegendert habe, weil man das einfach nicht gemacht hat, das war gar nicht das kam mir gar nicht, das ist keine Botschaft sondern das kam mir nicht, heißt das ja nicht, dass ich das nicht jetzt machen kann. Dass ich mich verändern kann. Dass ich sage, wir haben alle dazugelernt und absolut möchte ich das jetzt.
Tamara
00:40:59
Ja, 2016 habe ich auch nicht gegendert.
Vera
00:41:02
Nee, da hat man auch noch nicht dran gedacht. Ja, das stimmt. Das stimmt. Das ist dann erst so gekommen und einem auch selbst so bewusster geworden. Gab es denn, ich meine, wenn es Eltern das Buch kaufen, gibt es denn schon mal irgendwelche Kommentare oder womöglich sogar Rückmeldungen, dass sie das Mist finden?
Tamara
00:41:20
Rezensionen?
Antonia
00:41:21
Ja, ich habe das Glück, dass ich ganz gute Amazon-Bewertungen habe. Auch mit netten Kommentaren. Ich weiß nicht, ob es mich kalt lassen würde, wenn die so grauenvoll wären. Wahrscheinlich nicht. Mit Leserbriefen oder so Kritik kann ich ganz gut umgehen. Das ist Teil meines Berufs. Aber da habe ich das Glück, dass die Kommentare ganz nett sind. Und was ich besonders, was ich ganz herzerwährend finde und es mich jedes einzelne Mal freut, ist, ich bekomme öfter mal Fotos zugeschickt von jemandem am Bahnhofskiosk oder von jemandem, der auf einer Kindergeburtstagsparty war und ein Kind hat eins der Bücher geschenkt bekommen. Und jedes einzelne freut mich bis heute. Und das ist ein Privileg und einfach nur schön.
Vera
00:42:00
Das kann ich sehr gut nachvollziehen, absolut. Wenn man das so direkt mitbekommt. Und jetzt bin ich ja, unsere Hörer und Hörerinnen weiß, ich bin ja jemand, die schon mal gerne hadert, dass ich ja keine Bestseller habe. Aber wenn ich dann einen Menschen treffe, der mir begeistert sagt, wie viel Spaß ihn meinem Buch gemacht hat, dann gleicht das schon wieder eine Menge aus. Ja, wobei da jetzt schon mal bei den harten Fragen sind. Wir sind ja aus dem Belletristik, dazu noch mehr im Self-Publishing zu Hause. Mich interessiert das einfach so ein bisschen, wie geht das, wenn eine Spiegelredakteurin ein Sachbuch für Kinder schreibt? Wie sind da die Konditionen? Sind das so die normalen, die man auch im Belly Tastic kennt, so 10% Nettoerlös mit einem schönen Vorschuss? Oder wie sieht das bei dir aus? Du musst jetzt nicht sagen, wie viel du verdienst, aber vielleicht ein paar Größenordnungen.
Antonia
00:42:59
Ich glaube, ganz grundsätzlich sind das so die gleichen. Aber ich glaube, ganz grundsätzlich, aber das werden auch alle wissen, das wisst ihr auch, ist es mit Büchern und mit dem Schreiben von Büchern seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist für fast jeden unmöglich. Ich kenne viele Autorinnen und Autorinnen, Und nur diejenigen, die so regelmäßig schreiben, dass sie Reihen haben, dass ständig, jedes Jahr, alle zwei Jahre was rauskommt, dass die Sachen weiterverkauft werden, dass es dazu einen Kalender gibt, dass es dazu ein Spiel gibt, dass die Rechte weiterverkauft werden, können wirklich angemessen davon leben. Und so schade ich das finde, so sehr sagt es halt aber auch, dass Schreiben, was für mich immer noch so Besonderes ist, denn jeder, der es macht, rotzt es nicht einfach so hin. Das kostet so viel Überwindung und so viel Arbeit, dass in jedem einzelnen Werk wirklich Herzblut drinsteckt. Und das meine ich genau, wie ich sage. Denn sozusagen, ach, ich schreibe was für die, nicht schnelles Geld damit. Quatsch.
Vera
00:44:05
Das sollte man sich anderes überlegen. Niemand.
Antonia
00:44:08
Und wenn es irgendjemand da draußen tröstet, ich sage keine Namen, aber ich kenne Autorinnen und Autoren, Erfolgreiche, die lange gehadert haben, die heute noch hadern, weil es ist, außer mit wirklich sich immer regelmäßig sehr gut verkaufenden Reihen, deren Rechte weiterverkauft werden, fast unmöglich ein ganzes Leben oder einen Familienunterhalt davon zu besteigen. Und für mich ist es ein zu nebenverdienst.
Vera
00:44:34
Aber es ist doch schon so, ich meine, wenn man als Spiegel, also A, wenn man schon Redakteurin beim Spiegel ist, das ist ja schon ein guter Name, also wenn ich dann damit zu einem Verlag gehe, oder ihr habt ja quasi auch einen eigenen, ich sag mal so, da wird die Wahrscheinlichkeit, dass das veröffentlicht wird und so ist dann schon recht groß, gehe ich mal von aus. Also es ist nicht wie unser eins. Wenn ich jetzt ein Manuskript an Kiepenheuer Witt schicken würde, das würde wahrscheinlich nicht mal gelesen.
Antonia
00:45:03
Das kann ich nicht beurteilen.
Vera
00:45:05
Ja, gut.
Antonia
00:45:06
Aber, ähm, ja. Ja, das kann ich nachvollziehen.
Vera
00:45:16
Aber sei dir gegönnt, sei dir gegönnt. Um Gottes Willen nicht, dass hier falsche Vibes hier rüberkommen. Nein, nein. Ja, also klar, ich finde es immer so ein bisschen interessant, mal so ein bisschen hinterzufragen, wie du es ja auch gerade sagtest und wie du es ja auch deutlich gesagt hast. Das ist ja auch unsere Erfahrung. Ich meine, wir haben ja wirklich ja schon viele, viele Autoren und Autoren hier zu Gast gehabt, die auch große Namen und unsere Aufgabe ist es ja auch unseren Hörern und Hörerinnen, ein möglichst reales Bild dieser Schreibwelt zu zeigen und nicht irgendwas zu beschönigen, was es nicht gibt. Wobei das niemanden daran hindern sollte, seinem Traum zu folgen. Das muss man sowieso immer tun. Was ist denn dein Traum jetzt noch so? Vielleicht im Schreiben, vielleicht nicht der Lebenstraum, aber...
Antonia
00:46:06
Huiuiui. Das ist eine gute Frage. Ich versuche mal in der Schnelle drüber nachzudenken. Ich finde Schreiben als Prozess so wahnsinnig interessant, dass man einen ganzen Podcast damit füllen könnte. Gute Idee, ich glaube, das ist genau, was ihr macht. Denn sich zu überwinden und aus einer Idee was zu machen, da steckt so viel dahinter und niemand sollte es jemals unterschätzen. Und ich weiß, dass man sich in dem Genre und in dem Format irgendwann sicher fühlt. und man muss, als Journalist muss, als Journalistin musst du auch die Routine haben, schnell was schreiben zu können, verlässlich, in einem Tonfall, in einer bestimmten Art. Ich kriege aber immer so ein bisschen Muffensausen, wenn ich mal was anderes machen muss. Versuche aber auch, und das gelingt mir ganz gut, das positiv zu nehmen. Also zu merken, ach guck mal, jetzt auch noch mit 40, das ich bin, kommen neue Herausforderungen und das wird auch nicht die letzte sein, wenn ich das möchte, sondern ich kann mir die auch selber schaffen und das ist das Tolle beim Schreiben, dass man sich die halt selber schaffen kann. Und was ich so mir wünsche, glaube ich, ist, dass ich den Mut habe, so ein paar Herausforderungen noch anzugehen. Mal was zu schreiben, was ich noch gar nicht kann. Und damit auch von mir aus vollkommen zu scheitern. Ist so geil.
Vera
00:47:22
Gibt es denn was, was dich reizt?
Antonia
00:47:25
Das kann ich auch gar nicht so gut beantworten. Grundsätzlich bin ich einfach ein ganz großer Fan von Kinderliteratur. Von vielen unterschiedlichen Genres, von vielen Autoren und Autorinnen. Weil für Kinder schreiben hat was ganz Besonderes für mich.
Vera
00:47:40
Ja, können wir gut vorstellen, ja. Also da würde es dann das schon bleiben. Würdest du jetzt nicht den blutigen Zwiller schreiben oder so?
Antonia
00:47:46
Nee, da habe ich so Angst. Und dazu muss man auch wissen, jeder Journalist, jede Journalistin, die mal im Rahmen ihrer Ausbildung bei Nachrichtenagenturen viel mit Nachrichten zu tun hat und Ticker gelesen hat, ist auch sensibilisiert über Polizeinachrichten, die morgens hier kommen.
Tamara
00:48:06
Würdest du denn sagen, jetzt gerade das Schreiben der Wissenstests, Bücher, kann man das so sagen, aber auch generell das Schreiben für Kinder, hat so deinen Blick vielleicht auf die Welt, auf das Leben verändert?
Antonia
00:48:22
Ja, ja wirklich. Ich denke mir oft bei Erwachsenengestellchen, bei Talkshows, bei vermeintlichen Experten und Expertinnen denke ich, Ach Gott, ja. Also könntet ihr es erklären, dass es jemand verstünde, nicht unbedingt ein Kind oder ich? Und wer es nicht richtig erklären kann, was ich damit sagen will, ich habe, glaube ich, sehr stark die Ehrfurcht vor aufgesetzter Klugheit und vor großen Worten verloren.
Tamara
00:48:52
Mhm, mhm.
Vera
00:48:55
Ja, das finde ich, ich höre dir gerade, ich lausche dir gerade gebannt, weil du mir aus der Seele sprichst. Mir fällt da mal ein Spruch ein, den mein Vater mal zu mir gesagt hat, als ich Angst hatte, weil ich mit einer hochgestellten Person reden musste. Und hat immer gesagt, stell dir die einfachen langen Bundeswehrunterhosen vor, dann hast du auch keinen Respekt mehr. Und das funktioniert, das mache ich heute noch. Und das ist halt so ein bisschen, dass man da ein bisschen auf das auf den Boden holt und ja, jetzt habe ich mich ein bisschen verklappert, aber ist auch egal. Lieber Antonia, ich finde das, was du tust und deine Herangehensweise wirklich absolut faszinierend und vielen, vielen Dank, dass du uns da so ein paar Einblicke gegeben hast und dass wir zumindest mal die Rückwand des Spiegelstudios sehen durften. Ich meine, das ist schon mal ein Schritt für uns. Also komm.
Tamara
00:49:52
Näher ran sind wir noch nicht gekommen.
Antonia
00:49:56
Wenn es euch mal nach Hamburg verschlägt, ganz ernst jemand, dann sagt ihr mal Bescheid und dann kommt ihr mal zum Mittagessen in die Spiegelkantine.
Tamara
00:50:03
Auf jeden Fall.
Vera
00:50:04
Das machen wir. Vielen, vielen Dank dafür.
Antonia
00:50:07
Gerne.
Vera
00:50:07
Jetzt wird es uns nicht mehr los.
Antonia
00:50:11
Das würde mir nicht so viel ausmachen.
Vera
00:50:14
Ja, aber auch hier machen wir noch nicht Schluss, weil es gibt noch die drei total kritischen Buch-Bubble-Fragen von Tamara.
Tamara
00:50:22
Jawohl. Er gilt wahrscheinlich fast ein bisschen eher für Romane, wobei vielleicht geht es auch für Sachbücher. Bei welchem Buch hast du zuletzt Tränen weinen müssen oder Tränen gelacht?
Antonia
00:50:35
Wirklich schöne Frage. Ich musste ein bisschen nachdenken, aber ich musste nicht lange nachdenken. Eleanor Oliphant is completely fine, heißt das Buch. Auf Deutsch heißt es Ich, Eleanor Oliphant. Es ist von Gail Honeyman und ich habe die nochmal kurz in Vorbereitung auf diese Frage gegoogelt. Es ist fabelhaft. Das Buch hat mich umgehauen. Es ist ein Erstling und die Frau hat seitdem nie wieder was geschrieben. Ein zweites Buch steht bei Goodreads mit Gail, zweites Buch, seit 2018 auf der Liste. Ich habe so ein bisschen mitgefühlt, habe Angst, sie hat eine große Schreibblockade, traust sich nichts mehr hinzulegen nach diesem wirklich außergewöhnliches Geht. Soll ich es kurz erzählen?
Vera
00:51:17
Gerne.
Antonia
00:51:18
Es geht um Elena, eine Frau so im mittleren Alter, wahrscheinlich so in unserem Alter, Die geht zur Arbeit, die kommt nach Hause, die isst Tiefkühlpizza, die trinkt eine Flasche Wodka, die lebt alleine, sie hat gar keine Freunde, vollkommen okay, ihr geht's gut, sie weiß nichts, sie sagt nichts. Und so langsam kommt sie aber in eine Welt rein, in der sie sich öffnet, in der sie merkt, was mit ihr los ist, in der sich ihre Routinen ändern und es ist so lustig und so tragisch und ich habe so geweint und mitgefühlt und ich saß in der Mittagspause im Park und habe noch weiter und weiter gelesen mit einem Kaffee, weil ich konnte nicht aufhören. Und es ist wunderschön zu lesen es ist echt sehr sehr tief aber ohne anstrengend zu sein und ich habe wirklich mitgefühlt mit dieser Frau wunderschön Elena, ich Elena Oliphant.
Tamara
00:52:17
Das hört sich sehr sehr gut an auf jeden Fall, Dann die zweite Frage. Welche Begegnung in der Buchbranche war für dich ganz besonders inspirierend?
Antonia
00:52:29
Da habe ich auch sofort eine Antwort drauf. Da muss ich überhaupt nicht nachdenken. Ich bin möglicherweise der größt lebende Fan von Kirsten Beuer, der Kinderbuchautor. Ich habe sie mehrfach getroffen für Interviews für Dein Spiegel. Sie hat sogar mal einen Klappentext zu einem meiner Bücher geschrieben, wo sie geschrieben hat, dass es gut ist. Ja, oder?
Vera
00:52:49
Ah, super.
Antonia
00:52:50
Sie hat es geschrieben, weil sie nett war, aber trotzdem.
Vera
00:52:53
Sie hätte es nicht geschrieben, wenn sie es nicht gefunden hätte.
Antonia
00:52:56
Ich glaube, sie ist wirklich eine nette Person. Und ich finde, dass sie eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Kinderbuchautorin in Deutschland ist. Gerade gestern und heute lese ich mit meinen Kindern Die Kinder aus dem Möwenweg. Das ist so wie die moderne Version von den Kindern aus Bullerbü. Und soll so auch darum gehen, dass du auch in einer Reihenhaussiedlung mit Geldern, die keine Kohle haben, eine wunderschöne, magische Kindheit haben kannst, weil alles im Abenteuer ist, in Freundschaften ist, in dem, wie man miteinander ist. Sommerbi, wunderschön, ein mittelschönes Leben, so ein ganz kleines Büchlein über Obdachlosigkeit, die nirgendwo besser erklärt wird, als in diesem Buch. Ich habe das Hörbuch gehört von Heul doch nicht, du lebst ja noch. Kindern, jungen Menschen, 1945 gerade zu Ende des Krieges. Ja, da muss man auch heulen. Ich bin der allergrößte Fan vor ihr. Ich habe sie neulich getroffen und werde zum stotternden Wesen vor ihr. Habe ja auch gesagt, wie gut ich sie finde, aber es war wahrscheinlich nicht. Die finde ich ganz toll.
Tamara
00:54:08
Und zum Schluss, welches Klischee möchtest du nie wieder in ein Buch lesen?
Antonia
00:54:12
Das ist auch so eine schöne Frage. Würden mich eure Antworten auch interessieren. Mir ist aufgefallen, jetzt bin ich wieder bei Kinderbüchern, dass ganz oft, gerade in den modernen, auch in den modernen Kinderbüchern, es immer eine Mädchenklicke gibt, die so auf Mode steht und Lippenstift trägt und sich so anzieht. Und das ist aber auch die zickige Klicke, die abfällig sich über andere äußert und so die negativen Mädchen. Und die eigentliche Heldin ist in Latzhosen und gibt nicht so viel auf Klamotten. Und erst dachte ich, gut, aber je länger ich drüber nachdenke, habe ich das Gefühl, wird da auch ein Klischee reproduziert. Und zwar dieses, dass du nichts auf dein Äußeres geben darfst und auf deine Wirkung, wenn du cool und intellektuell sein willst. Das ist mir auch in manchen Büchern aufgefallen. Bei Bibi und Tina ist es mir aufgefallen, ein bisschen bei Schule der magischen Tiere. Und ich wünschte so dieses Grüppchen und den Kategorien einteilen bei Mädchen und Frauen und Mädchenfreundschaften. Ich wünschte, das würde es nicht so viel geben. Weil in Wahrheit gibt es das nicht so. Gibt es bei euch eine Clique mit bösen Mädchen? Gab es die? Gibt es eine Clique mit bösen Frauen, die alleine deswegen, weil sie eine gute Frisur haben wollen und Stöckelschuhe tragen?
Tamara
00:55:31
Das ist ein interessanter Ansatz. Ich habe gerade das Gefühl, das ist so ein bisschen der Grundpfeiler für das Entstehen dieser Pikmi wie sagt man, Bewegung.
Antonia
00:55:45
Ja, total. Weil ich fände es auch cool, Mädchencharaktere zu haben, die so alles sein dürfen. Die müssen nicht ein Tomboy sein, sondern die können einfach alles sein und das fehlt mir noch so ein bisschen. Vielleicht ist das so der nächste Schritt. Und vielleicht auch weniger Mädchen- und Jungs-Klischees. Das wäre, glaube ich, ganz gut. Denn die eine oder die andere findet sich halt weder in dem einen noch in dem anderen wieder und vielleicht müsste man das auch öfter lesen.
Tamara
00:56:16
Da hast du doch schon ein Thema für deinen ersten Kinderroman.
Antonia
00:56:22
Wer schreibt den?
Tamara
00:56:23
Ja, du und dann kommst du wieder.
Vera
00:56:26
Ja, da würden wir auf jeden Fall.
Antonia
00:56:28
Wenn es das braucht, um wiederzukommen, dann mach ich das auf jeden Fall.
Vera
00:56:30
Also wenn wir da die Initialzündung sein können, das nehmen wir gerne ab.
Antonia
00:56:34
Was würdet ihr denn, welches Klischee würdet ihr denn, Kinder- oder Erwachsenenliteratur, gerne weniger lesen oder nicht mehr?
Vera
00:56:41
Also wenn du für mich reden darfst, da bist du mit dem, was du gesagt hast, schon sehr nah dran. Jetzt bin ich ja Quereinsteigerin und mir fallen halt dann so übnormale, ich sag mal in Anführungszeichen, normale Verhaltensweisen von meinen weiblichen Genossinnen schon mal deutlicher auf. Also, dass ich, immer noch auch bei gestandenen Frauen eine Zurückhaltung merke, wenn der Mann da sein Mansplaining loslässt. Oder im Tanzkurs Männer, die den Hüftschwung bei der Rumba nicht hinkriegen, dass die Frau sich da durchschleifen lässt. Ich bin immer einfach stehen geblieben und habe den neu anfangen lassen. Gut, deswegen hatte ich nachher auch keinen Tanzpartner mehr, aber egal. Also solche Sachen, dass vieles auch so dieses sehr selbstverständliche, ich nehme in der Ehe den Namen des Mannes an, dass Frauen dann immer sagen, ja, aber dann heißen die Kinder anders oder man erkennt das. Und Männer sagen das komischerweise nie. Also solche Sachen. Und das wird halt in Büchern, liest man das halt auch häufig, dass das einfach so als selbstverständlich hingenommen wird. Und das stößt mir immer auf.
Tamara
00:58:00
Jetzt guckt es mich ganz kritisch an. Ja, ich könnte im Prinzip in die gleiche Kerbe schlagen, aber das hatten wir auch schon ganz oft, so dieses schwache kleine Mädchen, das gerettet werden will und so weiter. Wer schon mal bei mir ein Lektorat hat machen lassen, der wird wahrscheinlich eins meiner Lieblingsklischees kennen. Es ist eine kleine Kleinigkeit, aber ich kann es echt nicht mehr lesen. Diese ständige Zwinkerei in Romanen. Jede Person, die versucht, charmant oder witzig zu sein, zwinkert. Und schaust dir mal im echten Leben an. Entweder es ist sarkastisch gemeint oder es ist total creepy. Und ich habe diese Woche eine, es gibt neue Folgen von dieser Star Trek Animationssendung Lower Decks.
Vera
00:58:45
Lower Decks, ja.
Tamara
00:58:46
Und da wird das ein bisschen aufs Korn genommen. Ich muss das abfilmen für alle meine KundInnen. Weil da wird genau drauf eingegangen, dass das halt total creepy ist eigentlich, wenn ein Mann einer Frau zuzwinkert, also zumindest in 95% der Fälle, aber in Romanen ist das immer eine ganz charmante Sache.
Antonia
00:59:06
Ich nehme das mal mit. Ich habe auch noch niemanden zwinkern lassen.
Vera
00:59:12
Ja doch, ich muss gestehen, doch ab und zu. Weil man muss irgendwie, die unterhalten sich und man will irgendeine Regung da. Ja, ich habe das mit dem, da habe ich nämlich mit meiner Lektorin auch immer die Diskussion gehabt. Und sie streicht mir das dann auch immer raus. Ja, das ist so in dem Gefühl. Aber du hast natürlich völlig recht, im normalen Leben, wie oft zwinker ich jemanden zu. Ich glaube nicht, dass das schon länger nicht mehr vorgekommen ist. Ja, also du merkst, liebe Antonia, du hast uns voll unsere Inspiration geweckt und uns zum Nachdenken gebracht. Wie ist es? Der vierte Wissenstest ist schon raus oder kommt jetzt?
Antonia
00:59:53
Der ist rausgekommen im Sommer. Der geniale Wissenstest.
Vera
00:59:59
Der geniale Wissenstest.
Tamara
01:00:00
Kommt alles in die Shownotes.
Vera
01:00:01
Genau, Link hast du ja geschickt. Ja, also dann wünschen wir dir weiter viel Erfolg mit auf deinem Weg und ja, vielleicht trinken wir mal ein Käffchen in der Spiegelkantine oder wir kriegen mit, wenn du deinen ersten Kinderroman geschrieben hast. Würde uns alles sehr freuen. Vielen Dank.
Antonia
01:00:17
Ich danke euch für dieses schöne, herzliche Gespräch.
Tamara
01:00:20
Danke dir, es war sehr, sehr spannend.
Vera
01:00:22
Und an euch da draußen, liebe Hörer und Hörer, ihr wisst, was ihr zu tun habt, uns zu folgen, wo immer es geht und natürlich auch unser Buchbubble-Bulleton zu abonnieren. Und ich verspreche, bald gibt es auch wieder eins. Und ansonsten bleibt uns einfach gewogen. Bis nächste Woche. Tschüss.
Tamara
01:00:38
Ciao, ciao.