Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

Schreiben unter Zeitdruck: Kerstin Lange über Deadlines, Produktivität & Ablenkung

Ist die Deadline ein Motivator oder ein Kreativitätskiller? Autorin Kerstin Lange spricht mit Vera und Tamara über das Schreiben unter Zeitdruck: Wann er hilft, wann er lähmt, und was man dagegen tun kann.

09.10.2025 71 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ist die Deadline ein Motivator oder ein Kreativitätskiller? Autorin Kerstin Lange spricht mit Vera und Tamara über das Schreiben unter Zeitdruck: Wann er hilft, wann er lähmt, und was man dagegen tun kann.
Nützen feste Routinen? Oder doch eher räumliche und zeitliche Flexibilität? Wie kommt man nach einer anstrengenden Schreibphase wieder in Schwung fürs neue Projekt?
Neben all diesen Fragen diskutieren die beiden Hosts außerdem hitzig darüber, ob und wie Besucher:innen auf Buchmessen von Schreibenden mit eigenem Stand angesprochen werden wollen. Hört rein und lasst euch von praktischen Einblicken und Erfahrungen inspirieren. 

Gespräche über das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern, egal ob Selfpublishing oder Verlag. 


Ist die Deadline ein Motivator oder ein Kreativitätskiller? Autorin Kerstin Lange spricht mit Vera und Tamara über das Schreiben unter Zeitdruck: Wann er hilft, wann er lähmt, und was man dagegen tun kann.

Nützen feste Routinen? Oder doch eher räumliche und zeitliche Flexibilität? Wie kommt man nach einer anstrengenden Schreibphase wieder in Schwung fürs neue Projekt?

Neben all diesen Fragen diskutieren die beiden Hosts außerdem hitzig darüber, ob und wie Besucher:innen auf Buchmessen von Schreibenden mit eigenem Stand angesprochen werden wollen.

Hört rein und lasst euch von praktischen Einblicken und Erfahrungen inspirieren.

Links

Triff Kerstin Lange auf der FBM 2025:
Lesung am Messesonntag am Amazonstand von 14:30-15:30 Uhr

Triff Tamara auf der FBM 2025:
Meet&Greet am Messefreitag am Stand des Selfpublisher-Verbands von 16:00-16:45 Uhr

Unser Gast:
https://kerstinlange.com/
https://www.instagram.com/kerstin_schreibt.und.spricht/

Kerstins Buchtipp:
'Alles, was wir geben mussten' von Kazuo Ishiguro
https://www.amazon.de/Alles-was-wir-geben-mussten/dp/3896676962/

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Transkript

Vera
00:00:00
In Folge 283 haben wir Kerstin Lange zu Gast und sprechen mit ihr darüber, wie es ist, wenn die Deadline naht und der Druck wächst. Wie geht man damit um und wie kann man das vielleicht vermeiden? Zudem haben wir das längste Vorgeplänkel ever. Ich wollte schon mal vorwarnen.
Tamara
00:00:19
Ja, wir waren uns sehr uneinig. Ihr dürft entscheiden, auf welcher Seite ihr steht. Und wir haben auch sonst ganz viel rausgefunden darüber, wie unterschiedlich man beim Schreiben auch sein kann. Was killt die Produktivität und was hilft? Hört rein. Die 2, Hier ist Folge 283 von Die 2 von der Talkstelle, dem Podcast rund ums Schreiben und Veröffentlichen von Büchern im Self-Publishing und im Verlag mir gegenüber sitzt, wie immer die wunderbare Vera Nentwig. Ich bin Tamara Leonhardt. Hallihallo.
Vera
00:01:08
Ja, hallo. Das wird ja immer routinierter.
Tamara
00:01:11
Mit Schwung.
Vera
00:01:13
Mit Schwung, ja. Ja, apropos Schwung. Ich meine, wir haben ja beide ein Messewochenende hinter uns.
Tamara
00:01:21
Ja.
Vera
00:01:23
Und ja, erzähl mal, wie waren deine Erfahrungen? Du warst in Koblenz, ne?
Tamara
00:01:27
Ja, es war sehr schön. Ich bin auch zufrieden, wie es gelaufen ist. Und es war auch sehr anstrengend. Also dadurch, dass ich ja jetzt seit anderthalb Jahren keinen Messestand mehr hatte und ein bisschen ein anderes Konzept machen wollte, war ja vorher immer alles rot mit Rosen und Glitzer. War einiges vorzubereiten, was eigentlich erst für Ende November geplant gewesen war, wenn ich dann den ersten längerfristig gebuchten Tisch habe. Das musste ich dann alles in einer Woche schnell organisieren. War dann auch noch samstags bis spätabends am dran am tun.
Vera
00:02:03
Ja, ich habe das entsprechend in der Post gesehen.
Tamara
00:02:06
Ich habe gerade mal vier Stunden Schlaf bekommen, weil ich ja eigentlich um halb sechs wollte ich losfahren. Es wurde dann Viertel vor. Ja, also es war sehr anstrengend, dann den ganzen Tag dort gewesen, bis spätabends, als ich wieder zu Hause war und montags war ich so platt. Aber, also ich habe schon von anderen gehört, dass einige ein bisschen enttäuscht waren, weil es letztes Jahr wohl extrem gewesen sein muss. Also April Winter hat gepostet, dass sie letztes Jahr nach 40 Minuten ausverkauft war und ich habe auch von einer anderen Kollegin gehört, also wie die Heuschrecken werden die Leute über die Bücher reingefallen. Und das war mir aber von vornherein klar, dass das bei der zweiten, also das war ja letztes Jahr zum ersten Mal, dass das beim zweiten Mal wohl so nicht werden wird. Zum einen ist es eben nicht mehr was ganz Neues, zum anderen kam ja noch ein zweiter Raum dazu, das heißt auch mehr Leute. Und dann war es ja auch noch der Sonntag nach dem Feiertag, wo viele vielleicht weggefahren sind. Aber nichtsdestotrotz, also für mich, die halt diese Erfahrung vom letzten Jahr nicht gemacht hat, war es eine sehr gute Messe. Ich habe auf jeden Fall mehr verkauft und mehr Gespräche geführt als auf allen Messen, wo ich bisher einen Tisch hatte. Und habe eine sehr, sehr nette Nachbarin kennengelernt, also Tischnachbarin. Und ja, viele liebe Leute betroffen und ja, bin zufrieden, war sehr schön.
Vera
00:03:34
Ja, also was ich so gehört habe, waren die doch die meisten der Teilnehmenden, also mit denen ich Kontakt hatte, doch recht zufrieden mit Koblenz. Ich war ja einen Tag zuvor bei der Rehbuch da vom Harald, die eigentlich zwar Buchmesse Recklinghausen heißt, aber in Herchten war und. Ich sage mal so, für mich war es jetzt im Nachgang ganz okay, aber ich glaube, da mit dem, was du da in Koblenz erlebt hast, kann das bei weitem nicht mithalten. Es muss wohl besser gewesen sein als letztes Jahr, haben mir die gesagt, aber es waren doch einige auch durchaus enttäuscht. Und ja, ich musste ein bisschen schmunzeln. Ich habe ja schon deinen Post gesehen, dass du ja deinen Tisch, deinen Test aufgebaut hast. Und als ich dann so am Morgens alles irgendwie in die Kiste schmiss, was ich da so habe, habe ich gedacht, super. Ich habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich nehme einfach, was ich habe und dann gucke ich mal. Das Einzige, was ich, war so ein Learning aus anderen Aufbauten. Ich habe ja ein paar mehr Bücher. und bisher habe ich die einfach immer alle so nebeneinander in so Buchaufstellern gestellt. Abgesehen davon hatte ich gar nicht genug Aufsteller für alle Bücher, hatte war das plötzlich dann auch sehr schnell eng. Aber ich muss wohl in die Höhe bauen und dann hatte ich mir vorher so ein kleines Holzstufenregal da bestellt. Und das habe ich dann aufgebaut und bis ein Tuch drüber und gut war. Ja, ich muss sagen, also ich meine, ich habe an dem ganzen Tag jetzt acht Bücher verkauft. Ich hatte mir zehn Bücher als Ziel gesetzt, habe ich nicht ganz erreicht. Die Tischkosten habe ich einigermaßen so gerade drin. Und diese acht Bücher habe ich, Eigentlich auch nur verkauft, weil ich halt wirklich intensivst die Menschen, die da auch nur in meine Richtung guckten, angequatscht habe. Und ich habe mich halt so an meine Messeanfänge erinnert und habe halt alle gesagt, sie brauchen da bestimmt einen heiteren Krimi. Oder bei mir gibt es heiteren, die meisten sind dahin, heitere Krimis. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig Leute damit anfangen können. Und habe die dann ins Gespräch verwickelt. Und wie gesagt, die einen oder anderen haben dann halt auch gekauft. Ich habe so ein paar Learnings mitgenommen. Nächstes Jahr Leipzig, da habe ich ja einen Stand gebucht. Da kann man ja schon mal ein bisschen lernen.
Tamara
00:06:07
Da musst du mehr als acht Bücher verkaufen.
Vera
00:06:09
Da muss ich definitiv mehr als acht Bücher verkaufen, ja. Ich habe ein paar Learnings mit. Also ich habe bis auf eine Ausnahme ausschließlich die ersten Teile der Reihen verkauft. Also selbst wenn die Leute zuerst an einem anderen Buch gegriffen haben, haben sie dann doch immer gefragt, was ist denn der erste Teil und haben den gekauft. Und ich, ja, ich habe dann auch über den Tag gelernt, dass ich noch das Anquatschen klappte ganz gut. Den Abschluss, da musste ich noch ein bisschen üben. So später habe ich dann auch immer, wenn sie dann da so Zweifel entstanden haben, wollen sie sich mal jetzt angucken, sodass die mein Buch in die Hand nehmen und so. Und da so ein bisschen halt konkreter auch fragen, welches interessiert sie am meisten und so positive Abschlussfragen stellen das hat dann zum Ende kurz vor Schluss zwei Verkäufe gebracht ja, Das und die, die ja nicht kaufen, die wollten dann doch irgendwas mitnehmen. Ich hatte so meine alten, meine Lesezeichen, die ich seit Jahren habe. Da habe ich noch so einen Barcode drauf, wobei ich festgestellt habe, ein Teil der Adressen tut es gar nicht mehr.
Tamara
00:07:24
Oh, upsie.
Vera
00:07:26
Ja, die habe ich seit acht Jahren, da habe ich die rumliegen. Keine Ahnung, weil ich mir vor acht Jahren bei so mancher Adresse gedacht habe. Ja, also egal. Aber dass ich jetzt irgendwas konzipieren muss, was ich dann, wenn sie denn nicht kaufen, was die Leute mitnehmen können. Und ich überlege noch, was das denn idealerweise ist.
Tamara
00:07:48
Ja, das Thema hatte ich auch. Also ich wurde ein paar Mal gefragt, hast du ein Kärtchen oder sowas, wo ich dich finden kann? Und ich hatte tatsächlich nur die Flyer von Rock in Peace dabei, wo auf der Vorderseite das Cover und auf der Rückseite der Klappentext und ein QR-Code zu der Landingpage ist, wo ich dann gesagt habe, dann geht er auf den Link und dann bist du auf meiner Website, da findest du alles andere. Aber tatsächlich so irgendwie so einen, weiß nicht, vielleicht einen einmal gefalteten Flyer mit Websites, Social Medias und kurz alle Bücher oder sowas. Ich meine, das ist halt das Blöde, das bleibt nicht lange aktuell. Das heißt, man muss dieser Versuchung widerstehen. Ja, du kannst 50 bestellen, aber hey, wenn du 3000 bestellst, dann kostet es ja auch nur 2 Euro mehr. Das ist auch ein Learning, was ich mitgenommen habe. und ein ganz großes Learning, da habe ich auch den ganzen Tag irgendwie rumprobiert, war, dass ich mich sehr schwer getan habe, direkt erkenntlich zu machen. Das sind Romans-Bücher, das hier ist was ganz anderes. Weil wenn du natürlich da drei Bücher hast, wo Liebesroman draufsteht und dann ein Buch halt mit einem Typen einfach auf dem Cover, dann ist das schnell einfach in dieselbe Schublade gesteckt. Da habe ich mir jetzt fürs nächste Mal ein Konzept überlegt, dass ich das wirklich nach zwei, also ich habe ja dieses Gitarrenregal dabei gehabt, wo so ein bisschen Klimbim drin war und das mache ich nächstes Mal in die Mitte, mache dann rechts das eine und links die anderen Bücher und werde das auch ein bisschen farblich noch trennen. Und was ganz gut war, an meiner Rückwand hatte ich auch nochmal die Bücher, wo aber nicht groß der Titel stand, sondern die Tropes. Also der Titel halt unten in klein und die Preise dazu, aber in erster Linie das Cover und zum Beispiel bei der Musical Romance habe ich dann geschrieben Second Chance Musical Romance oder bei Memories of Your Smile Age Gap Singer Songwriter Romance und dass die Leute halt dann ohne groß zu fragen direkt das einordnen konnten und da stand natürlich dann auch Rockdrama und da hatte ich sogar noch ein extra Bild drunter, wo so diese ganzen. Ich weiß nicht immer noch nicht, wie das heißt, das sieht man ganz oft auf Insta, wo halt so ein Cover ist, da gehen so Pfeile raus und dann stand halt bei mir dann Mental Health und Verlust und so, ne? Also, dass die Leute das sehen konnten, ohne groß fragen zu müssen. Aber ich wollte ja.
Vera
00:10:23
Dass sie fragen.
Tamara
00:10:25
Ja, ich möchte aber auch, dass die Leute, die nicht reden wollen, und ich glaube, da gibt es durchaus viele, das direkt erkennen können, ohne dass sie groß ins Gespräch gehen müssen. Und ich habe mir überlegt, dass ich das auch nochmal auf den Tisch direkt bringe, weil ich hatte von jedem Buch eine stehende Version und davor eine liegende Version. Und zum Blättern haben die Leute nur das Liebende genommen. Das heißt, das stehende Cover war eigentlich verschenkter Raum. Wenn dort irgendwie stattdessen so ein Info mit Coverbild und ein paar Stichworten gewesen wäre, hätte das wahrscheinlich mehr gebracht.
Vera
00:11:01
Ja, aber wie gesagt, also ich habe auch sehr überlegt. Klar, ich habe dann auch mal angeschaut bei so anderen Ständen, wo gehen die Leute auch von sich aus mal auf den Stand zu. Ich meine, klar, viele suchen einfach, da hat man zu erkennen. Natürlich waren so diese Fantasy-orientierten Sachen immer, hatten dann eher sowas Zulauf. Es laufen relativ wenige durch so Gänge und suchen heitere Krimis. Aber letztlich, ich will ja, dass die Leute mich ansprechen.
Tamara
00:11:34
Ja, aber Vera, du willst ja in erster Linie Bücher verkaufen.
Vera
00:11:39
Ja.
Tamara
00:11:40
Und das ist schön, dass du mit den Leuten reden möchtest. Aber viele, viele Leute wollen nicht mit sämtlichen Autoren an allen Tischen reden. Du musst ja bedenken, es gibt ja nicht nur dich auf der Messe. Und ich, wenn ich auf so eine Messe gehe, habe keine Lust, an jedem einzelnen Tisch angequatscht zu werden. Das heißt, mich hast du da verloren, obwohl ich vielleicht dein Buch gekauft hätte. Wenn ich die Info aber gleich sehe, ohne dass ich mit dir reden muss und sehe, oh, das interessiert mich, dann kann ich dich ansprechen. Also du musst ja auch die Leute abholen, die einfach auf dem Gespräch keinen Bock haben.
Vera
00:12:12
Ja gut, also wenn es so ist, dass du da vorbeigehst und das Interesse hast und mich dann ansprichst, da spricht ja nichts gegen. Ich will ja jetzt auch meinen Stand nicht kryptisch machen. Ich will aber auch nicht, dass die, die vielleicht mit mir reden wollten, einfach, also die, ich sag mal so, die acht Verkäufe, die ich da hatte, die wären, wenn ich sie nicht angesprochen hätte, alle vorbeigegangen.
Tamara
00:12:36
Weil sie nicht gewusst hätten, was es gibt.
Vera
00:12:38
Nein, Entschuldige bitte. Natürlich steht das da groß und so. Ich bin ja nicht blöd. Aber die Leute tendenziell gehen vorbei. Die gucken. Ich muss sie schon ins Gespräch. Und ganz ehrlich, dass sie auch von anderen angesprochen werden, ist mir persönlich scheißegal. Also das ist, es geht um meinen Stand, um meine Büchverkäufe. Und wenn da einer ist, der so gar nicht mit dir reden will, der wird auch zu 99% nicht mein Buch kaufen. Also dass die Leute da so beigehen und sich den Namen merken, um dann später zu gucken, sorry.
Tamara
00:13:20
Also ich habe niemanden vom Gang zu mir gerufen. Die Leute sind zu mir an den Tisch gekommen, haben auf die Bücher geguckt und wenn dann ein bisschen stehen geblieben sind, habe ich, je nachdem, manchmal haben die Leute dann einfach so die Bücher hin und her geguckt. Dann habe ich gesagt, das hier sind drei Romance-Bücher, das hier ist ein Drama, was interessiert dich denn? Ab und zu kamen mal welche an meinen Tisch und dann habe ich so vom Outfit her, einer hatte ein Slipknot-Shirt und einer hatte so einen kreativen Hut auf und so. Da habe ich gesagt, du siehst irgendwie musikaffin aus. So, also ich habe die angesprochen, wenn die da waren, aber ich habe keine einzige Person vom Gang zu mir hergerufen und habe trotzdem Bücher verkauft.
Vera
00:14:02
Naja, also jetzt müssen wir ein bisschen differenzieren. Jetzt habe ich nicht alle vom Gang zu mir hergerufen, aber es war so, ich habe mich auch mit meinen Standnachbarinnen ausgetauscht. Es war tatsächlich so, dass Leute teilweise so mit anderthalb Meter Abstand immer so auf die Stände lugten.
Tamara
00:14:18
Ja.
Vera
00:14:19
So. Und dann so von einem zum anderen ging. So auf dem Motto, sprich mich ja nicht an.
Tamara
00:14:24
Genau.
Vera
00:14:25
So. Ja, aber die werden noch nie dein Buch kaufen.
Tamara
00:14:28
Warum nicht? Die sind doch dorthin gegangen, um Bücher zu kaufen. Aber es gibt ja Menschen, die sind einfach sehr schüchtern, die haben vielleicht Sozialphobien oder so, die wollen nicht angelabert werden, die lesen gerne und wollen auch Bücher kaufen, aber die wollen kein Verkaufsgespräch. Und die sind doch auch in Ordnung, die Menschen.
Vera
00:14:49
Also das, entschuldige bitte jetzt, also du drehst mir aber echt die Worte im Mund rum. Also ich hatte, natürlich dürfen die auch gerne meine Bücher kaufen und um Gottes Willen, ich habe doch nichts gegen die Leute.
Tamara
00:15:02
Das sage ich auch nicht, aber du sagst, die werden niemals kaufen.
Vera
00:15:06
Ja, tue ich nicht.
Tamara
00:15:07
Ich hatte ein paar extrem schüchterne Leute, die meine Bücher gekauft haben.
Vera
00:15:11
Ja, aber die sind auf dich zugekommen.
Tamara
00:15:12
Genau.
Vera
00:15:13
Ja, dann ist doch gut. Ich rede ja über die, die nicht auf dich zukommen. Ja, ich rede ja über die, die aus zwei Meter Entfernung im Augenwinkel gucken.
Tamara
00:15:23
Eben, und da ist ja die Frage, wie kannst du denen, ohne dass man sie in eine...
Vera
00:15:29
Ja, indem ich da hingehe und freundlich lächle, sage, hey, bei mir gibt es heitere Krimis, wollen sich das mal angucken.
Tamara
00:15:36
Ja, aber wenn das für die eine unangenehme Situation ist...
Vera
00:15:40
Dann merke ich das, dann höre ich auch auf und dann gehen die auch weiter. Aber die werden nie mein Buch kaufen. Die werden auch so, wenn sie vorbeigehen, nie mein Buch kaufen.
Tamara
00:15:48
Warum nicht?
Vera
00:15:49
Das tun sie nicht, weil sie es am nächsten Stand schon vergessen haben.
Tamara
00:15:53
Geh doch mal selbst.
Vera
00:15:55
Du gehst doch auch nicht mit zwei Meter Entfernung an Messenständen lang und am Abend überlegst du dir da vor acht Stunden bin ich da mal kurz vorbeigegangen und das Buch kaufe ich jetzt. Sorry bitte, das ist doch eine Illusion.
Tamara
00:16:06
Nee, das ist überhaupt nicht die Frage. Aber wenn ich mir überlege, wie kann ich denen die Informationen, die sie brauchen, anbieten, ohne dass ich sie in eine Situation bringe, die für sie unangenehm ist, dann sehen sie das und dann kommen sie vielleicht und nehmen sich ja auch einen Flyer mit.
Vera
00:16:25
Niemandem, also wenn du da tatsächlich mal einen von dem, weiß nicht wie viel Promille es mit Sozialphobien gibt, wenn du den einen erwiesst, ja natürlich möchte ich, dass die Menschen sich wohlfühlen. Aber 99% haben keine Sozialphobie. Das ist einfach so eine Hürde oder so eine Gewohnheit, was weiß ich immer. Kein einziger, von dem ich angesprochen hatte, hat irgendwie böse regelt. Die haben alle nett gelächelt. Die sind zum Teil auf dem Rückweg an mir wieder vorbeigekommen und haben mich gegrüßt und sich verabschiedet. Also, sorry.
Tamara
00:16:58
Ich sage ja auch gar nicht, dass du den Leuten was Schlimmes tust.
Vera
00:17:01
Ja, aber du sagst alle, dass die da vorbeigehen, haben irgendwie eine Sozialphobie. Das ist doch Quatsch.
Tamara
00:17:05
Ich sage nur, dass man alle abholen sollte und dass es auch viele Leute gibt, die nicht angesprochen werden möchten. Ich glaube tatsächlich, dass auch gerade Unterlesenden natürlich, das liegt ja in der Natur der Sache, dass da viele Menschen dabei sind, die ein bisschen ruhiger, ein bisschen in sich gekehrter sind. Und deswegen lesen sie lieber, als auf irgendwelchen Partys rumzurennen. Also das ist ja prozentual schon gegeben. Und wenn ich die auch mit Informationen versorgen kann, warum sollte ich das nicht tun?
Vera
00:17:36
Natürlich. Aber sie werden trotzdem beim Vorbeigehen, kein Mensch kauft ein Buch, indem er mal an deinem Stand vorbeigegangen ist.
Tamara
00:17:45
Also bei mir kamen welche noch mal zurück und haben es dann gekauft.
Vera
00:17:48
Ja, die sind dann gekommen. Wenn sie gekommen sind, ist doch prima.
Tamara
00:17:52
Also haben sie doch das Buch gekauft.
Vera
00:17:54
Ja, aber sie sind auf dich zugekommen. Wir reden über die, die nicht auf dich zukommen. Ja, also ehrlich, da weiß ich jetzt echt nicht, was du da von mir willst. Also ganz ehrlich, da ist es eine völlige Illusion, dass da irgendwer am Stand vorbeigeht und sich irgendwas merkt. Das ist verrückt.
Tamara
00:18:14
Es ist keine Illusion, weil es bei mir genauso mehrfach passiert ist. Die sind vorbeigegangen, das habe ich auch gesehen. Die sind danach wiedergekommen, haben nochmal von weitem geguckt und irgendwann haben sie sich hergetraut und gekauft.
Vera
00:18:26
Ja, aber die hätten das auch, wenn sie nett angelächelt und gesagt haben, dann hätten sie auch gekauft. Die hättest du nicht verscheucht damit. Du setzt da drauf, ich meine, in der Zeit sind wahrscheinlich sehr viel mehr an dir vorbeigegangen.
Tamara
00:18:40
Ich weiß nicht genau, was du von mir willst, weil ich habe die Bücher verkauft und bin zufrieden damit. Also ich weiß nicht, wo das Problem jetzt liegt.
Vera
00:18:46
Ja, das ist ja auch schön. Nein, weil du mir irgendwie was andichten willst, dass ich dir Leute mit Sozialphobie verbraule.
Tamara
00:18:54
Ich will dir gar nichts andichten. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass man denen, die nicht reden wollen, ja auch helfen kann.
Vera
00:19:03
Ja, so. Aber die meisten Leute wollen reden und ansprechen hilft.
Tamara
00:19:09
Wenn du meinst.
Vera
00:19:11
Ja, es ist so. Also da, entschuldige bitte, frag sämtliche Vertriebsexperten, das ist so. So, wie kommen wir jetzt? Ich habe gerade Druck aufgebaut, super überlebt.
Tamara
00:19:22
Leute, sagt uns mal, ob ihr angesprochen werden wollt und wie dolle.
Vera
00:19:26
Naja, die Leute wollen nicht angesprochen werden, ich tue es trotzdem. Und dann sind sie froh und dann kaufen sie.
Tamara
00:19:32
Naja. Was macht dein Buch?
Vera
00:19:37
Ach, frag nicht. Jetzt haben wir schon genug vorgeplänkelt.
Tamara
00:19:44
Ich habe aber noch ein Geständnis zu machen.
Vera
00:19:46
Du hast ein Geständnis zu machen, das müssen wir mal mitnehmen.
Tamara
00:19:50
Frag mich mal, was mein Buch macht.
Vera
00:19:52
Was macht dein Buch?
Tamara
00:19:53
Ich hänge es an den Nagel.
Vera
00:19:56
Wie, du hängst an den Nagel? Von welchem Buch reden wir jetzt? Von den Drachen, Weihnachtsgeschichte?
Tamara
00:20:00
Das ist keine Weihnachtsgeschichte, aber ja, von den Drachen.
Vera
00:20:03
Okay.
Tamara
00:20:04
Ich hatte das ja so geplant, dass ich das, also sollte ja nur ein Kurzroman werden, dass ich die Rohfassung im September schreibe, im Oktober überarbeite, dann wird es lektoriert und dann gebe ich es in Druck, damit ich es eben Ende November auf dem Weihnachtsmarkt ausliegen habe. Da hätte es ja auch gut hingepasst. Jetzt war ja dieser Zusammenbruch im September, weswegen ich sehr langsam machen musste, jetzt noch diese spontane Messe. Also vom Zeitplan her müsste es Anfang September sein, dass ich das noch schaffe. Also habe ich gesagt, okay, bis zu der Messe kriege ich es nicht hin. Und habe dann auch nochmal mit der, die das lektorieren sollte, gesprochen, was wir jetzt in der Zeit irgendwie sonst Sinnvolles machen können, ob sie schon mal über das drüber schaut, was ich habe. Und während dieses Prozesses habe ich gemerkt, ich hatte total Bock drauf, diese kleine Geschichte zu schreiben, mal was Lustiges, was Lockeres für zwischendurch. Aber ich habe mich da so reingefahren, habe festgestellt, in meiner grenzenlosen Arroganz dachte ich halt auch, das schreibst du mal eben runter. Aber es ist ja einfach ein anderes Genre. Es war längst nicht so leicht, wie ich dachte. Und gleichzeitig wurde ich jetzt sowohl über Direktnachrichten auf Insta als eben auch am Sonntag auf der Messe mehrfach gefragt, ja, gibt es denn irgendwie künftig noch ein Buch, das an Rock in Peace anschließt? Und das habe ich ja schon komplett durchgeplottet. Also es wird ja ein Roman mit denselben Figuren geben, der auch für sich ein Standalone ist. Und da habe ich einfach gemerkt, zum einen habe ich da mehr Lust drauf, Zum anderen ist das einfach die Nische, die ich jetzt für mich gefunden habe. Und zum dritten werde ich sogar danach gefragt, warum zum Henker soll ich jetzt meine Zeit mit was verschwenden, was mir schwerfällt, was am Anfang lustig klang, aber jetzt einfach nur noch Druck aufbaut. Und damit sind wir quasi beim Thema von heute, Schreiben unter Druck. Also wozu sollte ich das machen? Und jetzt habe ich mich geeinigt, dass sie nicht die Drachen lektoriert, sondern dass ich meinen Plot jetzt die Woche noch weiter ausarbeite, eine kleine Beispielszene der Hauptfigur schreibe und so und dass sie das sich dann in dieser Zeit anschaut und mit mir den Plot und die Figurenentwicklung durchgeht, sodass ich auch eine gute Grundlage habe, um dann rein zu starten nach der Frankfurter Buchmesse.
Vera
00:22:30
Klingt mir nach einem guten Entschluss. Man muss sich auf das konzentrieren, was halt wichtig ist.
Tamara
00:22:35
Ich muss auch sagen, ist ganz viel innerer Druck dadurch abgefallen, so dieses oh Gott, ich muss noch diese Drachen fertig schreiben ich setze mir jetzt auch keinen Termin für das neue Buch, sondern ich fange da jetzt an und habe Freude dran und ja, Ich bin auch froh, dass mich jetzt jemand mit dem Plot begleitet, weil es sind schwere Themen dabei, sowohl recherchemäßig schwere Themen als auch emotional schwere Themen. Und ich bin froh, dass ich da jetzt nicht alleine reinlaufe und insofern fühlt sich das gerade alles sehr, sehr gut an.
Vera
00:23:07
Ja, klingt vernünftig und dann drücke ich dir die Daumen, dass du da jetzt gut in den Flow kommst und das sich so gut anfühlt und du eben keinen Druck hast.
Tamara
00:23:20
Dankeschön.
Vera
00:23:21
Ja, weil mit Druck schreiben, das ist auch, ich tänzle auch immer um mich rum. Ich setze mir ja auch meine eigenen Deadlines und ich weiß, ohne dass ich eine Deadline schaffe, werde ich nie fertig werden. Andererseits, wenn es zum Druck wirkt, ist es auch nicht so richtig gut. Und wie man das lösen kann und wie man damit umgeht, das wollen wir heute so ein bisschen näher örttern nach dem längsten Vorgeplänkel ever. Aber kommen wir dann doch nochmal zum Thema. Als ich unsere heutige Gästin beim letzten Mal persönlich getroffen habe auf dem Frühjahrsbüchermarkt in Düsseldorf, da hat sie mir mit ziemlich leidendem Gesicht gesagt, wie das so ist, unter Druck die Projekte zu schreiben. Und da habe ich gesagt, da muss sie unbedingt mal zu uns kommen. Darüber müssen wir reden, wie sie damit umgeht und was man daraus vielleicht lernen kann. Und ich freue mich sehr, dass es heute geklappt hat. Kerstin Lange ist da. Hallo, liebe Kerstin.
Kerstin
00:24:20
Hallo, liebe Vera. Hallo, liebe Tamara.
Vera
00:24:23
Wie sieht es denn aus mit deinen Projekten? Was hast du denn aktuell so auf der Brust oder vor der Brust?
Kerstin
00:24:30
Ein neues Romanprojekt, das ich Mitte Dezember abgeben muss. Und da sind wir direkt beim Thema Druck. Den Druck macht mir ja niemand anderes außer ich mir selber. Denn keiner steht mit der Pistole da und sagt, du musst dann und dann das Manuskript abgeben. Sondern ich habe dann manchmal eine etwas euphorische Art und sage, klar, schaffe ich überhaupt kein Thema. Und dann kommt das Leben dazwischen. Oder die Enkelkinder oder der Mann oder man wird krank. Und während ich dann am Anfang der Zeit immer noch denke, du hast noch so viel Zeit, du musst jetzt nicht jeden Tag sechs Stunden am Manuskript sitzen. Du kannst erst mal, ich renoviere sehr gerne und ich fange dann halt an zu überlegen, wie denn so die Wand im Wohnzimmer mit einer anderen Farbe aussehen könnte. Und dann ist dann mein ganzer Fokus darauf und dann bin ich im Baumarkt und dann bin ich hier und da und irgendwann denke ich mir dann so, jetzt wird es aber wirklich Zeit. Und beim letzten Manuskript war es dann tatsächlich so, dass ich krank geworden bin und mich persönliche Probleme beschäftigt haben. Dass ich vor dem Rechner gesessen habe und ich habe nicht einen Satz vernünftig hinbekommen. Da war wirklich der Punkt, und das mache ich ganz selten, wo ich dann den Verlag angerufen habe und gesagt habe, geht nicht, ich brauche Verlängerung.
Vera
00:25:56
Aber ich muss da jetzt nochmal einhaken, weil du hast ja gesagt, du hast im Dezember Deadline. und du hast dann gesagt, dass du dir die Termine selbst setzt. Aber die Veröffentlichung ist doch im Verlag. Also setzt dann der Verlag nicht den Termin?
Kerstin
00:26:11
Ja, das geht schon so, dass ich gefragt werde, ob das und das dann halt passt. Und dass dann der Termin dann und dann, und dann muss ich ja dann abgeben. Und das ist dann halt für mich dann immer sehr leicht machbar. Weil in dem Moment bin ich dann wirklich so Mr. oder Mrs. Wonder Woman.
Vera
00:26:31
Und ja, Von welchem Zeitrahmen gehen wir da aus, wenn wir jetzt von diesem aktuellen Projekt sprechen, was jetzt im Dezember Deadline hat? Wann war der Moment, wo der Verlag dich gefragt hat? Wie lang ist das her?
Kerstin
00:26:45
Es waren zwei Buchvertrag, den habe ich im März abgeschlossen und im März wusste ich schon, dass ich im Dezember abgeben muss.
Vera
00:26:52
Okay, also das heißt März 3 bis September 9 Monate. Ja, also normalerweise schon machbar, oder? Oder ist es sowas Kompliziertes? Wie planst du, welche Zeiträume denkst du denn für seine Projekte normalerweise?
Kerstin
00:27:10
Ach, das ist ganz schwierig zu beantworten. Ich weiß nicht, wie es dir geht. Bei mir ist es halt, wenn ich eine Idee zu einem Projekt habe, bin ich eigentlich in Gedanken sehr oft am Tag in diesem Projekt. Und dann laufen die ganzen Ideen so im Kopf ab. Was passieren muss, was kann, wie sind die Figuren? Und dann passiert ganz viel schon, da bin ich noch gar nicht im Schreibprozess, im Vorfeld und auch nur in meinem Kopf. Und dann fange ich an, das aufzuschreiben, einen Figurenplan zu entwickeln und so. Für das reine Schreiben, wenn ich nicht recherchieren, großartig recherchieren muss, Da reichen mir vier Monate. Das ist so das Minimum, was ich dann brauche. Jetzt bin ich aber auch eigentlich jemand, also ich habe nichts anderes zu tun, als zu schreiben, wenn man mal von dem normalen Leben absieht. Und denke immer, das ist wie ein normaler Brotjob. Du setzt dich halt morgens um neun Uhr hin und schreibst dann bis zwei Uhr. Das ist so mein normaler Ablauf. Ich kann halt auch nur morgens schreiben. Aber ja, dann kommen manchmal so Dinge dazwischen, die diesen Schreibprozess morgens zerstören oder durchbrechen. Und wenn ich nachmittags schreiben muss, dann sitze ich dann da und kriege wirklich noch nicht mal die Hälfte von dem, was ich morgens geschafft kriege, hin.
Vera
00:28:33
Aber jetzt muss ich mal, jetzt kommt wieder die sehr straighte Vera, also wenn ich hier zu frech bin, dann bitte sagen, jetzt wenn du einen Job hättest, dann würdest du morgens um 8 Uhr aus dem Haus gehen und würdest arbeiten. Und dann könnten die Enkel oder die Zimmerpflanzen oder was immer dich ablenkt, sich doch so viel aufregen, du wärst einfach nicht da. Warum klappt das nicht beim Schreiben? Wobei ich direkt einschränkend sagen muss, ich habe weder Enkel, ich habe auch nur zwei Zimmerlampen und bei mir klappt das auch nicht. Aber du bist ja heute der Gast, also deswegen musst du mir jetzt das erklären.
Kerstin
00:29:17
Das jetzt genau. Genau, also zum einen muss ich da jetzt erstmal widersprechen, weil ich habe einen Job.
Vera
00:29:24
Okay, weil du sagst, du hast sonst nichts anderes zu tun.
Kerstin
00:29:28
Ja, okay, also ich betrachte mein Schreiben schon als Job und das ist meine Arbeit. Ich bemühe mich auch jeden Morgen zur gleichen Zeit am Schreibtisch zu sitzen. Der große Unterschied zum, vielleicht macht es das auch, zum Job, den ich früher gemacht habe, ist, ich gehe nicht gestylt an den Schreibtisch. Also es passiert, dass ich schon mal im Schlafanzug und ungewaschen am Laptop sitze, weil ich gerade eine super Idee habe und die muss dann halt auch niedergeschrieben werden. Und vielleicht ist das der Punkt, dass man dann leichter sich auch wieder rausreißen lässt. Dass man sagt, die Wäsche muss ja auch noch gemacht werden oder der auf ins Telefon klingelt. Ich gehe mal dran, könnte ja was Wichtiges sein. Auch wenn ich sehe, dass das Enkel, Tochter, wie auch immer was ist oder der Hund, der da mal eben die Tür aufdrückt, die ich nicht richtig zugemacht habe und sich hier hinlegt und gestreichelt werden will. Und das reißt dann natürlich immer wieder raus und vielleicht wäre das anders, wenn ich mich, ich muss das mal ausprobieren, wenn ich mich fertig gestylt, geschminkt an den Rechner setze.
Vera
00:30:33
Also ich weiß, wenn man so Arbeitspsychologen oder Menschen, die das untersuchen, die sagen das ja durchaus. Das war ja auch ein Thema zu Zeiten Corona mit ganz viel Homeoffice, dass man da so eine gewisse Disziplin an den Tag legen muss, um selbst irgendwie diese Produktivität zu erreichen. Wobei, bei mir ist es ja ähnlich, ich sage ja immer, wenn ich so im Schreibprojekt bin, dann ist so der morgendliche Ablauf, aufstehen, Pipi machen, Latte Macchiato aufschütten und schreiben. Und wenn ich dann mein Wortziel erreicht habe, darf ich mich waschen. Aktuell gelingt mir das auch nicht wirklich.
Kerstin
00:31:13
Was hält dich denn ab, wenn ich jetzt einfach mal fragen darf?
Vera
00:31:16
Wenn ich das mal so genau wüsste, wahrscheinlich einfach die innere Faulheit. Also ich habe so einen natürlichen Drang, nichts zu tun.
Tamara
00:31:27
Ich finde, das klingt recht gesund.
Kerstin
00:31:31
Ja, das soll richtig gesund sein.
Vera
00:31:34
Ja, aber da kommt man nicht weiter. Ja, mal. Das sind diese Sachen mit dem Nicht-Tun oder Schokolade-Essen. Mal ist nicht schlimm. Aber die Tamara ist jetzt schon seit einer gefühlten Stunde völlig still und sagt nichts. Du bist wahrscheinlich der Nichts.
Tamara
00:31:53
Das fang ja nur noch Streit an heute.
Vera
00:31:54
Nein, nein.
Kerstin
00:31:56
Okay, auf Krawatten gebürstet.
Tamara
00:31:58
Wir hatten eine kleine Diskussion, bevor du gekommen bist.
Vera
00:32:04
Besser fragen wir dich dazu nicht, dann kommen wir vom Thema ab. Aber wie ist das denn bei dir? Du bist wahrscheinlich völlig diszipliniert, oder?
Tamara
00:32:13
Nee, nee. Ich war das früher, als ich tatsächlich noch einen... Einen Angestelltenjob hatte, erst Vollzeit und später Teilzeit und ich wusste, ich will mein Schreibzeug oder dann eben auch, als ich zur Hälfte freiberuflich lektoriert habe, mein Schreib- und mein Lektoratszeug vor der Arbeit erledigen. Da bin ich halt wirklich diszipliniert immer um fünf aufgestanden. Aber da war ich auch noch U40 und habe das irgendwie hinbekommen. Inzwischen brauche ich einfach auch mehr Schlaf und für mich ist es gleichzeitig ein Fluch und ein Segen, dass ich die Möglichkeit habe, zu jeder Tages- und Nachtzeit zu arbeiten. Also manchmal gelingt es mir wirklich sehr gut, dass ich merke, ich bin jetzt einfach abends gerade produktiv. Ich habe gerade so eine Phase, wo ich das abends besser kann. Also ich habe gestern Abend bis Mitternacht noch hier gesessen und lektoriert, nachdem ich tagsüber nichts hinbekommen habe. Oder es ist mir dieses Jahr schon oft passiert, dass ich nachts um drei wach geworden bin, ums Verrecken nicht mehr einschlafen konnte und gesagt habe, gut, dann gehe ich jetzt hoch, habe dann irgendwie von vier bis neun lektoriert und mich dann wieder ins Bett gelegt. Also manchmal nutze ich diese Freiheit sehr positiv, aber manchmal ist natürlich dann auch so dieses, ach ja, aber so ein bisschen Doomscrolling auf dem Sofa ist ja auch schön.
Vera
00:33:38
Aber ich glaube, dass genau das ist das Problem, also wenn ich von mir ausgehen kann. Das Problem ist eben dadurch, dass man so frei ist, was ja einerseits schön ist, dass man nie in so einen Rhythmus kommt, in so einen Automatismus kommt. Ich habe das gerade in diesem Jahr sehr deutlich gelernt. Ich habe ja seit Anfang des Jahres mir vorgenommen, ich muss mich auch körperlich mal wieder richtig fit machen. Ich habe zwölf Kilo abgenommen, versuche mich regelmäßig zu bewegen. Und auch da habe ich gelernt, das bringt nur was, wenn deine Regelmäßigkeit reinkommt. Wenn das einfach ein Automatismus wird. Du machst das jetzt. Je öfter du das machst, desto geringer ist die Hürde, das zu machen. Und so und da habe ich für mich gelernt, dass auch zum Beispiel regelmäßige Schlafenszeiten für mich wichtig sind mal abgesehen davon, dass ich jetzt eine Smartwatch habe, die das ja immer alles überwacht und mir mittlerweile jeden Morgen Sternchen auswirft, weil ich eine super Schlafquote habe, super Schlafwert so, Und komischerweise habe ich es jetzt auch wieder geschafft dadurch, dass ich wieder morgens so gegen 6 Uhr wach werde, was immer so meine beste Schreibzeit ist. Ich habe es noch nicht hingekriegt, mich da noch wirklich an den Rechner zu setzen. Stattdessen liege ich auf der Couch, trinke Latte Macchiato und lese Zeitung. Aber das kriege ich auch noch hin. Aber so diese Regelmäßigkeit, ich glaube, und das hat man ja im Job. Du hast es ja auch gerade gesagt, Tamara, da musste man ja hin.
Tamara
00:35:21
Im angestellten Job.
Vera
00:35:22
Ja, ja, klar. Na ja, gut, auch als ich im Büro noch, also ich habe zwar jetzt auch einen Schreibtisch, aber weil ich mit meinen Mitarbeitenden und Kollegen, na klar, da musste ich auch morgens spätestens um 9 Uhr da sein, sonst hätten die gefragt, was macht denn die Chefin? Da hast du schon so einen gewissen sozialen Zwang. Den habe ich natürlich jetzt. Jetzt ist es jedem scheißegal. Fällt wahrscheinlich nicht auf, wenn ich hier drei Wochen nur im Schlafanzuch rumhänge. Das wird keiner merken. Höchstens der Mara, die mich ja einmal die Woche sieht. Das wird die Einzige.
Tamara
00:35:51
Also ich dachte doch eben, als ihr so über Styling gesprochen habt. Also so das, was ihr sehen könnt, so bin ich auch zu meinem Angestelltenjob gegangen. Halt T-Shirt, Hoodie und keine große Schminke. Der einzige Unterschied ist halt, ich trage zu Hause nur Jogginghosen. und bin dann, wenn ich ab und zu mal aus dem Haus muss, sehr erstaunt, wie eng die Jeans geworden sind.
Kerstin
00:36:16
Ja, die Jeans, die enger werden.
Vera
00:36:18
Ja, also wie gesagt, ich habe mir jetzt gerade letzte Woche eine neue Jeans gekauft und durfte eine Nummer kleiner kaufen.
Kerstin
00:36:24
Aber Respekt, zwölf Kilo sind ja auch, Gratulation, wow.
Vera
00:36:28
Ja, ich bin auch sehr stolz auf mich, was man übrigens auch an meinen kürzeren Haaren merkt. Ich ändere gerade alles.
Tamara
00:36:35
Ich dachte, die haben zu den zwölf Kilo beigetragen.
Vera
00:36:38
Nein, nein, lass nicht.
Tamara
00:36:40
Aber ich kann dir sagen, wo das ganze Zeug hingegangen ist.
Kerstin
00:36:45
Man sagt ja, Masse geht nicht verloren, sondern verteilt sich.
Tamara
00:36:48
Das haben die einfach rübergeschoben.
Vera
00:36:50
Aber... Ich merke, wie gesagt, ich arbeite gerade daran, diese Regelmäßigkeit jetzt auch wieder in das Schreiben zu bekommen, wobei das Schreiben ja bei mir bisher nicht wirklich Job ist, aber auch da versuche ich jetzt zu sagen, okay, wenn das jetzt ein Kundenprojekt wäre, würde ich es dann nur schleifen lassen? Nein, würde ich nicht. Ich würde mich dransetzen. Ich würde dann aber auch Druck empfinden. Und genau das will ich eigentlich nicht. Ist das so ein bisschen dieses Aufweichen der Deadline? Wie ist das bei dir, Kerstin?
Kerstin
00:37:28
Ich brauche den Druck, glaube ich.
Vera
00:37:31
Ist das so eine innere Rebellion? Du sagst, ja, einerseits brauche ich den Druck, aber ich will ihn gar nicht.
Kerstin
00:37:37
Ja, wenn man das immer mal so genau erklären könnte. Also die Deadline hilft mir, der Abgabetermin, um überhaupt etwas fertig zu kriegen. Und ich glaube, es gibt ja auch die Situation, wenn dann zum Beispiel das Manuskript aus dem Lektorat kommt und ich habe dann halt genau eine Woche Zeit, das zu überarbeiten und mir anzuschauen, dann klappt das ja auch. Dann sitze ich ja morgens auch früher am Schreibtisch und arbeite dann. Das sind aber dann... Wenn ich das jetzt so richtig sagen kann, keine kreativen Sachen, sondern da kann man sich dransetzen. Man muss nicht sonderlich viel Kreativität beweisen, um das Lektorat dann zu bearbeiten, weil es ja Vorschläge sind und dann wundert man sich höchstens manchmal, was man da für komisches Zeug geschrieben hat und welche Wortkreationen man gefunden hat oder welche Rechtschreibregeln man missachten konnte oder so. Aber diese lange Frist für ein großes Manuskript, das ist so ein bisschen, ja, das ist die Freiheit, die ich mir dann halt auch nehme, um darüber nachzudenken und so die Geschichte im Kopf richtig hinzukriegen. Und manchmal stört mich dann halt auch der Rechner oder der Laptop, weil ich dann denke, das engt mich ein, das gibt mir, das nervt mich, das ist dann halt, stört mich in meiner Entwicklung der Geschichte. Und irgendwann ist es dann so weit, dass ich das aufschreiben kann. Und dann kommt dann halt der Moment, wo eigentlich, das wäre mein optimales Empfinden oder mein optimaler Wunsch, dann darf mich niemand mehr stören. Dann würde ich gerne 24 Stunden am Tag nur noch für mich und für mein Projekt haben. Und das ist illusorisch. Das funktioniert einfach nicht. Und jedes Mal, wenn ich dann halt rausgerissen werde, brauche ich wieder doppelt so lange, um wieder reinzukommen. Und da muss ich irgendwie noch einen Weg finden, um das besser hinzukriegen, weil damit setze ich mich dann unter Druck und dieser Druck wächst dann halt auch. Und dann stehe ich irgendwann da und denke so, puh, ich glaube, das schaffe ich überhaupt nicht. Und wenn dann noch wirklich was Heftiges dazukommt, wo ich einfach gar nicht rauskomme, weil ich es erledigen muss, dann wird aus dem Druck ein bisschen Panik.
Tamara
00:39:57
Ja, ich glaube, es gibt so einen Kipppunkt. Also Deadline und Druck treiben an bis an den Punkt, wo die totale Überforderung ist und dann falle ich in Schockstarre.
Kerstin
00:40:08
Genau so ist es. Dann sitzt man dann halt davor, hat die Tastatur vor sich und egal was man dann tippt, das ist Quatsch. Also Unsinn.
Vera
00:40:16
Aber jetzt ist das ja, ich meine, wir nehmen jetzt auf Anfang Oktober, das heißt, das sind noch ein, zwei, zweieinhalb Monate bis Deadline, roundabout. In welcher Phase bist du denn jetzt?
Kerstin
00:40:32
Ist alles locker.
Vera
00:40:33
Ist doch total locker.
Tamara
00:40:37
Und wie viel hast du schon?
Kerstin
00:40:40
Ähm, ja.
Vera
00:40:43
Ja.
Kerstin
00:40:46
Also geschrieben habe ich schon, also der Kapitelplan steht, das ist alles gemacht und geschrieben habe ich so um die 100 Seiten, was ich schon gut finde. Das ist jetzt gar nicht so. Im Moment ist alles locker.
Vera
00:41:00
Wie viele Seiten sollen es werden?
Kerstin
00:41:02
400.
Vera
00:41:03
Gut, also da heißt ein Viertel hasse. Aber jetzt ist das ja auch nicht dein erstes Buch. Und wie war das denn bisher? Was passiert denn dann, wenn dieser Kipppunkt nahe ist oder erreicht ist? Verschiebst du dann die Deadline oder quälst du dich?
Kerstin
00:41:22
Verschoben, die Deadline habe ich bisher wirklich erst einmal, dass ich gebeten habe, dass man mir ein bisschen, da habe ich vier Wochen Aufschub bekommen, weil da funktionierten all meine Mechanismen nicht mehr. Normalerweise tritte ich mich dann wirklich in den Hintern oder fange an, morgens ganz früh aufzustehen, was überhaupt nicht in meiner DNA vorgesehen ist und zwinge mich dann an den Schreibtisch und mache dann einfach. Das geht dann halt auch. Das kann ich nur nicht lange machen. Das geht dann halt genau bis zu diesem Punkt. Das ist wie so ein, also bis ich fertig bin. Das ist wie so ein, danach falle ich in so einen totenähnlichen Schlaf. Ich kann das gar nicht anschreiben. Dann bin ich einfach erschöpft. Und ich finde überhaupt keine Balance dazu. Es könnte ja alles so einfach sein, wenn man sich einfach jeden Morgen hinsetzen würde, sein Pensum schreibt und das alles ganz locker nimmt. Funktioniert bei mir leider irgendwie nicht. Und als ich noch im Angestelltenverhältnis war, natürlich habe ich mich dann halt, also das war dann halt einfach, du musstest dann halt, ich muss um acht, glaube ich, im Büro sein. Ich weiß gar nicht, wie ich das damals gemacht habe, aber es hat funktioniert.
Vera
00:42:36
Ich kenne das.
Kerstin
00:42:37
Die erste Stunde war dann halt aber auch ganz oft so, so mal eben mit Kollegen sprechen, so ein bisschen aufwärmen, so in dem Büroalltag anzukommen. Man ist ja dann nicht sofort an den Rechner gegangen und hat wie wild angefangen zu arbeiten. Da war ja viel Soziales dazwischen.
Vera
00:42:51
Ja, das stimmt.
Kerstin
00:42:52
Wie war dein Tag gestern? Wie war das Wochenende? Oder wie war der Urlaub? Und man hat ja auch nicht immer den gleichen Drive gehabt, mit dem gleichen Elan sich dann halt da reingezwängt. Und diese Freiheit nehme ich mir dann halt auch ganz oft zu Hause. Dieses noch so ein bisschen, gestern hatte ich auch keine Lust zu schreiben. Da habe ich dann mit einer Freundin telefoniert. Und mit der Freundin weiß ich, dass es nie nur zehn Minuten sind, sondern da wird locker mal eine Stunde raus. Aber das tut gut. Und dann bin ich dann halt auch wieder an den Schreibtisch gegangen.
Vera
00:43:25
Aber am Ende hast du dann, ich meine, ich kann das sehr gut mitfühlen, mir geht es genauso. Am Ende hast du dann diesen Druck. Aber das Problem ist, also bei mir, ich kann ja nur aus meiner Sicht zählen, dass ich es ja dann doch irgendwie hinkriege zu dem Termin. Und das, was hängen bleibt, es hat doch wieder geklappt.
Kerstin
00:43:43
Genau.
Vera
00:43:44
Auch wenn ich nach jedem Projekt mir sage, so jetzt scheiße, ich schreibe nie wieder ein Buch.
Kerstin
00:43:51
Okay.
Vera
00:43:53
Es wird zu stressig. Gut, dann ist es dann schnell wieder vorbei. Und ich habe auch gemerkt, ich habe ja zwar keine Mitarbeiter mehr, aber ich habe ja noch einen Schreibtisch in unserem Gemeinschaftsbüro. Wenn ich dann wirklich sage, so jetzt verlasse ich hier mein Wohnzimmer, mein Esstisch, wo ich sonst schreibe, ich fahre ins Büro, dann sofort bin ich produktiver. Weil ich einfach, weil irgendwie auch hier lenkt mich niemand ab oder sowas. Es ist irgendwas in der Psyche. Wahrscheinlich bräuchte man jetzt einen Psychologen oder Psychologin, die uns sagt, was da bei uns hier so richtig falsch verdrahtet ist.
Kerstin
00:44:36
Aber ich habe schon mal überlegt, ob das nicht tatsächlich hilfreicher wäre, dass man sich dann irgendwo anders hinsetzt, um zu schreiben, um das als Schreibort zu etablieren, damit man einfach weiß, wenn du dich hier hinsetzt und so ähnlich wird das ja wahrscheinlich in deinem Büro dann sein, also hier wird nur geschrieben und dann ist das so im Kopf so, das ist der Schreibort, dann setzt man sich hin und man schreibt. Auch wenn ich hier an meinem Schreibtisch nur schreibe, also drei Meter da hinten ist das Leben und ich lasse mich halt dann auch sehr leicht ablenken.
Tamara
00:45:12
Also ich fürchte, es ist tatsächlich wie so oft im Leben eine Typsache, weil bei mir ist es oft ganz anders, also, zum Beispiel gestern, da ging es jetzt nicht ums Schreiben, da ging es ums Lektorieren, aber da war ich, als ich aufgewacht bin, immer noch sehr träge im Kopf, immer noch so Erschöpfung vom Messewochenende und Und ich habe gemerkt, wenn ich jetzt hochgehe an den Laptop ins Büro und das fühlt sich halt hier dann direkt viel mehr nach Arbeit an und das wird mich durch diese schon existierende Müdigkeit völlig lähmen. Also habe ich stattdessen den Laptop und eine Wärmflasche und eine dicke Decke aufs Bett gelegt und habe dann dort das gemacht. Und das war irgendwie in dem Moment für mich richtiger. Also ich muss persönlich sehr oft darauf achten, was ist gerade mein Bedürfnis?
Vera
00:46:07
Ja, ich kenne das auch, dass ich mir dann meinen Laptop nehme und halt nicht am Esstich sitze, sondern das dann nicht auf die Couch lege oder so und da schreibe, es fühlt sich im Moment besser an. Die Lehre ist nur, wenn ich das einreißen lasse, wird es auf Dauer schlechter. Das ist genau dasselbe, wenn du einreißen lässt, mit der Freundin zu telefonieren, statt zu schreiben, wie du ja gerade schon selbst gesagt hast, ist dann der Angang wieder schwerer.
Tamara
00:46:34
Ja, das ist, was ich meine mit Typsache. Also ich glaube, ich glaube dir, dass es bei dir schlechter wird. Ich habe für mich gemerkt, wenn ich immer genau gucke, in was für einer körperlichen, mentalen Verfassung bin ich gerade und wo kann ich am besten mich auf das einlassen, was ich tun sollte, dass das dauerhaft besser funktioniert. Ich habe ja auch schon tausendmal versucht, klare Zeiten festzulegen, von dann, dann mache ich das und das, von dann, dann mache ich das und das. Es funktioniert nicht, weil ich mich dann zu etwas zwingen muss, wofür mein Geist und mein Körper in dem Moment gar nicht auf der richtigen Frequenz sind. Und wenn ich mehr darauf horche, was ich brauche, es funktioniert bei mir besser. Aber ich bin halt auch ein ganz anderer Mensch als du, Vera.
Vera
00:47:20
Das wissen wir. Nein, das würde ich auch um Gottes Willen, ich würde mir jetzt auch nicht erlauben, da irgendwie war es so zu sagen. Nur als du angestellt warst und morgens um 8 Uhr da sein musstest, hast du es getan.
Tamara
00:47:36
Ich habe es getan, aus Druck, dass ich meinen Lohn haben will, aber ich habe nicht immer produktiv am Rechner gesessen. Also am Rechner schon gesessen, aber ich war nicht immer produktiv. Ich habe auch oft geträumt oder unheimlich rumgeeiert.
Vera
00:47:52
Hast du denn das Gefühl, dass du jetzt produktiver bist?
Tamara
00:47:55
Ich habe das immer natürlich nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich so Situationen, in denen ich im Angestelltenverhältnis nicht produktiv war. Ich erinnere mich an eine Situation, wo ich auch mal nachts drei, vier Stunden wachgelegen habe und wo ich ohne Witz vom Rechner saß im Büro, weil ich ja dort sein musste und mir im Sekundentakt an die Backe geschlagen habe, um nicht einzuschlafen. Und solche Situationen gibt es jetzt nicht mehr, weil dann lege ich mich eine Stunde hin und natürlich bin ich danach produktiver, aber das darfst du halt nicht in so einem Büro.
Kerstin
00:48:31
Ich finde das ganz interessant, weil ich habe auch das Bedürfnis manchmal, dass ich mich woanders mit meinem Laptop hinsetzen muss, um zu schreiben, was aber immer was mit der Szene zu tun hat, die ich schreibe, mit der Figur, in der ich gerade bin, weil manche Figuren brauchen einfach, dann brauche ich den Garten, Dann brauche ich die Natur außen, um mich mehr in sie hineinzuversetzen. Dann funktioniert das am Laptop nicht, am Schreibtisch nicht. Also am Schreibtisch nicht an dem Ort, wo ich sonst immer schreibe, sondern muss irgendwo anders hin. Das habe ich auch schon gemacht und gemerkt, dass das dann halt besser funktioniert. Einfach diese Routine in dem Fall dann zu durchbrechen, um auch eine andere Sichtweise oder eine andere Kreativität zu haben in dem Moment.
Vera
00:49:18
Ja, das kenne ich auch. Ich setze mich ja durchaus gerne schon mal mit meinem Laptop in ein Café oder so zu schreiben und einfach so dieses Hintergrundrollchen nicht irgendwie belebt.
Kerstin
00:49:29
Und wenn die Figur das dann halt auch...
Tamara
00:49:35
Du hast hier Priorität.
Vera
00:49:37
Auch wenn es sich jetzt vielleicht gerade nicht so anfühlt. Ich höre euch sehr gerne zu.
Kerstin
00:49:43
Ihr seid lustig.
Tamara
00:49:47
Besser als nix.
Kerstin
00:49:50
Nein, ich finde das auch sehr spannend. Das Thema finde ich total spannend, wie unterschiedlich das auch aufgefasst wird und aufgenommen und verarbeitet wird. Weil den Druck haben wir ja irgendwo alle.
Vera
00:49:59
Wie ist das denn jetzt bei dir? Ich meine, du hast jetzt gerade gesagt, bei einem Projekt hast du die Deadline verschoben, weil so gar nichts passte, aber die anderen hast du dann jetzt erreicht und du hast uns ja auch vorhin genau geschildert, dass so diese Druckphase, dass das halt richtig, ja, richtig hart ist. So, wenn du jetzt auf das guckst, was in dieser Druckphase entstanden ist, ist das dann genauso gut wie vorher, schlechter oder besser?
Kerstin
00:50:23
Das kann ich nicht beantworten. Das weiß ich jetzt gar nicht. Ich habe gestutzt, als du sagtest, dass das dann halt schlechter wird, was du schreibst.
Vera
00:50:33
Das habe ich nicht gesagt.
Kerstin
00:50:34
Habe ich das gesagt? Dass es dann nicht so gut ist. Das weiß ich gar nicht. Das kann ich auch gar nicht beurteilen. Also wenn ich jetzt die Rückmeldungen der Lektorin mir überlege, bin ich glaube ich manchmal, wenn ich unter Druck bin, fokussierter. Und es könnte sogar besser sein, als wenn ich so Larifari-mäßig da sitze und irgendwie versuche, das Manuskript nach vorne zu bringen. Ich kann es ehrlich gesagt nicht so richtig beantworten.
Vera
00:51:06
Also das ist nämlich mein Eindruck.
Kerstin
00:51:07
Also ich habe nie das Gefühl, dass es... Ich habe nicht das Gefühl, dass es schlechter wird oder dass ich mir da halt einen abreiße und abrackere und dass das dann halt doof ist. Ich bin fokussierter und ich glaube, es wird dann halt auch besser. Das Gefühl in mir drin ist nicht gut, weil ich völlig erschöpft bin hinterher, so nach dem Motto. Aber ich habe mich letztens mit einer Freundin unterhalten, der es genauso geht. Die ist auch so ein Deadline-Junkie und fängt dann halt auch relativ spät an und braucht dann halt auch die Nächte und so. Sagt sie, ich weiß gar nicht, wie lange ich das noch machen will. Sie geht auf die 50 zu, ich gehe auf die 60 zu. Irgendwann macht der Körper nicht mehr mit oder man wird ja halt auch älter. Und vielleicht ist das dann halt auch so der Punkt, wo man dann sagt, ich glaube, ich muss jetzt mal was verändern. Ob das funktioniert, weiß ich nicht.
Vera
00:51:57
Also ich kann nicht trösten, ich bin noch älter. aber jetzt, deswegen darauf wollte ich nämlich hinaus. Ich habe den Eindruck, wenn ich mich wirklich zwinge jetzt zu schreiben und ich so gerade überhaupt keine Idee habe, jetzt bin ich ja auch noch nicht so die Plotterin, das heißt vieles schreibe ich ja so mehr und dann bin ich ja entdeckend. Wenn ich mich aber zwinge, mich hinzusetzen, so du musst jetzt die Termine, du kannst dich weiter verschieben, du musst jetzt hier, dann ist meistens der Word-Count auch noch so erschreckend hoch pro Tag, so ab 1200 Wörter pro Tag fängt es an, für mich quälend zu werden. 700 haue ich so raus, aber 1200, so ab dann, dann fängt es an, quälend zu werden. So, wenn ich das so vor mir sehe, dann ist die Hürde ja jetzt, mich dran zu setzen, noch größer. Aber wenn ich das dann mache, was ich ja letztlich tue, weil bis jetzt habe ich die Bücher ja immer irgendwie fertig gekriegt, stelle ich dann fest, huch, diese Szenen sind oft die besten überhaupt. Dann kommen mir die tollsten Wendungen, die tollsten Sachen, kommen da raus. Vielen Dank. Und, ja, dass so dieser Druck letztlich auch was Gutes hat. Was ich nicht kann, und wollte ich noch anschließen, länger als zwei, drei Stunden am Stück schreiben, kriege ich nicht hin, dann bin ich völlig leer. Also mich zur Nacht hinsetzen wird bei mir überhaupt nicht funktionieren. Deswegen arbeite ich ja mit diesem Tageswordcount und selbst bei 1200 Wörtern habe ich die so in zwei Stunden abgearbeitet. Dann ist aber auch gut, mehr würde nicht mehr gehen.
Kerstin
00:53:31
Ich habe im letzten Jahr angefangen, wir haben so ein kleines Hütchen und dann bin ich dann tatsächlich eine Woche ganz alleine dahin gefahren und habe mir vorgenommen, die nutzt du komplett zum Schreiben. Und da hatte ich halt keine Ablenkung, da war nichts. Und ich habe dann festgestellt, dass ich auch so zwei, drei Stunden gut an einem Stück schreiben kann. Dann brauche ich aber eine Pause. Und zwar eine lange Pause. Da muss ich mir was zu essen machen. Ich kriege dann Hunger. Dann muss ich irgendwie in den Garten gehen oder irgendwie was anfassen, Unkraut zupfen oder was auch immer machen. Und ich werde dann nachmittags, ich hatte ja sonst nichts, dann komm, setz dich nochmal hin und schreib. Aber das ist dann die Hälfte von dem gewesen, was ich morgens geschafft habe, obwohl ich die gleiche Zeit zur Verfügung hatte und noch mehr. Aber das ging dann halt auch nicht mehr. Aber das hat geholfen, weil ich keine Ablenkung hatte und mich auch wirklich gezwungen habe, fokussiert zu sein. Ich werde es noch mal versuchen. Ihr merkt ja, ich versuche es immer wieder anders und eigentlich bin ich bis jetzt immer da gelandet, dass ich Druck hatte.
Vera
00:54:47
Genau, es hat ja immer irgendwie geklappt. Das ist ja letztlich, was das Gehirn abspeichert, du musst ja gar nichts ändern.
Kerstin
00:54:53
Das hat doch geklappt. Lässt du fair Gefühl so, ach ja komm, ach du hast ja noch Zeit.
Vera
00:54:59
Das klappt schon.
Kerstin
00:55:00
Machst du schon.
Vera
00:55:03
Nachmittags schreiben also ich muss morgens, nachmittags fällt mir nichts Gescheites ein, also wenn ich das versucht habe, das sind immer Sachen, die am nächsten Tag ich lese ja, bevor ich schreibe, nochmal das, was ich am letzten Tag geschrieben habe, die ich wieder rausschmeiße das ist völliger Murks also das funktioniert bei mir überhaupt nicht wenn ich morgens nicht geschrieben werde, kriege das passiert auch später nicht mehr.
Tamara
00:55:23
Kerstin, wie ist das denn bei dir mit anderen Zusammenschreiben? Also ich weiß, Vera würde ja sowas gar nicht gerne tun. Ich bin im Moment ganz froh, wir haben bei uns in der AutorInnen-Lounge, haben wir ja die VIP-Lounge, wo wir viermal in der Woche so ein Coworking online haben und ich habe jetzt für mich gesagt, ich nehme dann diese Zeit auch immer zum Schreiben und mache dann mein Lektorat drumherum. Und im Moment hilft mir das tatsächlich. Also auch heute früh war 8 Uhr Termin und ich wäre wahrscheinlich sonst noch ein bisschen im Bett geblieben, hätte ein bisschen langsamer gefrühstückt. Aber so war ich dann eben um 8 Uhr da, weil ich wusste, da sind die anderen im Call anwesend und dann wird sich auch rausgetauscht. Was macht ihr jetzt? Was habt ihr vor und so? Wie ist das bei dir?
Kerstin
00:56:11
Du meinst jetzt schon so Schreiben am eigenen Projekt, nicht ein gemeinsames Projekt.
Tamara
00:56:16
Nee, nee, am eigenen, aber mit anderen zusammen.
Kerstin
00:56:18
Ich habe das mal gemacht, so ein Schreibworkshop, da ging es auch darum in Heiligenhafen, Heiligenhausen. Da waren wir auch zu acht und jeder hatte dann morgens so seinen Platz am Fenster mit Blick aufs Meer. Das hat mir gut gefallen. Ich liebe aber auch das Meer. Das war ganz okay. hey, wir haben uns zwar dann mit so einem Coach und man konnte dann, wenn man wollte, Fragen und Feedback holen. Wir haben aber wenig untereinander über das, was wir geschrieben haben, gesprochen, sondern das war so für jeden. Das hat mir ganz gut gefallen. Es kommt aber hier bei mir so eigentlich wenig in Frage. Was ich überhaupt nicht kann, das ist über Menschen mit meinem Projekt reden während des Schreibprozesses. Das finde ich, was heißt reden? So diskutieren oder so. Ich habe ja dann so meine Idee oder ich habe meinen... Das Exposé und diesen ganzen Kapitelplan, was ich da alles so aufgebaut habe. Und das habe ich ja schon mal mit meiner Lektorin oder mit meiner Agentin besprochen. Und was ich dann nicht kann, ist mit jemand anderem darüber reden, der mir dann halt andere Informationen gibt. Das würde mich total verwirren und verunsichern. Und dann käme ich überhaupt nicht mehr in den Schreibprozess rein. Das wäre für mich wirklich kontraproduktiv. Vielleicht auch, weil ich immer an mir zweifle und ich könnte das dann überhaupt nicht gebrauchen, dass dann nochmal jemand sagt, überleg dir nochmal, ob die Figur so wirklich okay ist. Das ist auch so spannend.
Tamara
00:57:53
Weil ich das gerade total hilfreich finde, mit Leuten drüber zu sprechen. Nicht mit vielen, aber regelmäßig.
Kerstin
00:58:00
Also im Vorfeld ja, Aber nicht, wenn ich dann im Schreibprozess bin. Dann würde ich total, ich glaube, dann würde ich nur noch die Decke über den Kopf ziehen und sagen, ich kann sowieso nichts. Ich lasse das jetzt komplett. Also für mich wäre das eine Katastrophe.
Vera
00:58:16
Also kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber man weiß ja auch nicht. Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich kann das auch nicht gut. So manchmal, ich meine so die guten Freundinnen, man sitzt abends bei Wörtern, die Fragen, dann schreibst du gerade und machst einen neuen Bienefall und so. Und dann erzähle ich schon mal. Und dann kommen da die tollsten Ideen, die aber so gar nicht in mein Konzept passen, weil die Hintergründe, das, was bei mir im Kopf da alles schon entstanden ist, die wir halt nicht kennen, wo ich dann versuche, immer höflich das Thema zu wechseln.
Tamara
00:58:47
Ne, sowas mache ich ja auch nicht, aber ich habe halt ein, zwei Leute, die wirklich auch tief mit drin sind und genau wissen, wie es sich weiterentwickelt und da tut mir das sehr gut, drüber zu sprechen.
Vera
00:58:57
Aber wie ist das, wenn die sagen jetzt so, die eine Figur, die du besonders liebst und die sagen, nee, das fänden sie das blöd. Was machst du denn dann?
Tamara
00:59:10
Dann versuche ich rauszufinden, woran könnte es liegen und ist das relevant für mich. Also es hilft mir in dem Moment auch, vielleicht völlig mich in irgendwas zu verrennen, was am Ende nicht so ankommt, wie ich es haben möchte. Also dieses frühe Feedback hilft mir auch sehr. Ich habe da nicht, das sind keine Leute, die dann sagen, dann lass doch jetzt das und das passieren. Da halten die sich raus, aber die geben mir halt Rückmeldung zu dem, was ich schon habe. Und das ist für mich sehr hilfreich, so ein bisschen zum Navigieren.
Vera
00:59:45
Da bist du deutlich souveräner als ich.
Kerstin
00:59:48
Das würde ich halt im Vorfeld immer mit meiner Lektorin oder mit meiner Agentin besprechen, in welche Richtung das Ganze gehen soll, auch wie die Figuren angelegt sind. Und wenn ich das dann halt jemandem erzählen würde während meines Schreibprozesses, und irgendjemand sagt, finde ich total merkwürdig, das geht doch gar nicht, wieso macht die das denn? Und das dann so hinterfragen würde, dass mich das so verunsichern würde, dass ich dann wirklich ein Thema damit hätte.
Tamara
01:00:13
Spannend.
Vera
01:00:13
Ja, kann ich sehr gut. Das klingt mir auch so. Wobei, du hast natürlich im Vor, der Unterschied zwischen uns ist, du hast den Austausch mit deiner Agentin und mit deiner Lektorin. Ich habe, ich mache das ja... Ja, Self-Publishing, also Agent, den habe ich nicht. Und meine Lektorin kriegt das Werk, wir reden vorher nochmal so, weil ich grob plane, aber ich kriege das erst, wenn es fertig ist. So, das heißt, den Austausch habe ich nicht. Wie gesagt, ich könnte wahrscheinlich auch nicht gut damit, so im Vorfeld, bei der Konzeption natürlich, aber während du schreibst, geht es mir dann wie dir. Und um auf Tamaras Frage einzugehen, deswegen kann ich auch so Sachen wie Nano-Waimo oder so nicht teilnehmen. Ich könnte auch nicht mit anderen Leuten joggen. Selbst wenn ich mich entschlossen hätte, zu joggen, aber zu wissen, ich muss jetzt joggen, wer jemand anders das will, da käme sowas von Rebellion in mir hoch, das geht gar nicht. Das wäre beim Schreiben genauso. Ich muss immer das Gefühl haben, ich habe die Kontrolle. Wenn ich das Gefühl habe, ich muss das jetzt machen, wer jemand anders das will, das kann ich nicht. Also wir brauchen vielleicht auch einen Psychologen. Das muss man einladen, wir müssen uns mal therapieren.
Kerstin
01:01:30
Ich wollte gerade sagen, ich wäre gerne dabei. Würde mich auch sehr interessieren.
Tamara
01:01:36
Aber um jetzt nochmal dahin zurückzukommen, wo du gesagt hast, du kannst unter Druck produktiv sein, aber du bist dann halt völlig erschöpft. Wie gehst du dann damit um? Wie holst du dich da wieder raus?
Kerstin
01:01:49
Sauna. Das Sauna hilft mir immer, mich total zu entspannen. Und aus diesem Teufels- oder aus diesem Hamsterrad rauszukommen. Oder wenn ich dann halt das Projekt abgegeben habe erfolgreich, wie gesagt, dann bin ich erstmal erschöpft, dann mache ich gar nichts, gehe viel in die Sauna, kümmere mich einfach viel um mich selbst.
Vera
01:02:09
Wie lange ist dann so eine Pause bis zum nächsten Projekt?
Kerstin
01:02:14
Also im Kopf ist da immer ein neues Projekt, das ist immer da. Bis ich mich aber wirklich damit ernsthaft auseinandersetze, Drei, drei Wochen, drei, vier Wochen so.
Vera
01:02:26
Also noch so einen Monat und dann ist wieder, wie ist das denn dann? Ist das dann so nach dem wirklich auch so ein Wollen oder ist dieser Druck und diese Druckphase noch immer im Hinterkopf? Ist das ein Angang, wieder was anzugehen?
Kerstin
01:02:39
Nee, das ist dann völlig freiwillig. Das ist so, ja, wo ich dann so, also bis jetzt zumindest.
Vera
01:02:46
Das ist ja schön, dann bist du da schneller als ich.
Kerstin
01:02:48
Vielleicht kommt das irgendwann nochmal anders oder so.
Vera
01:02:50
Ich brauche da länger. Ich brauche da definitiv länger. Ich bin immer total froh. Wie lange? Ja, zwei, drei Monate. Aber abgesehen, jetzt ist es bei mir natürlich ein bisschen anders, weil nach dem ersten Fertigstellung, wenn es ins Lektorat geht und so, dann fängt ja bei mir das an, was mir am meisten Spaß macht, Veröffentlichung und was weiß ich, Marketing machen und Leuten davon erzählen. Und das könnte ich ja rund um die Uhr machen. Dafür brauchst du mich nicht zu zwingen.
Kerstin
01:03:21
Kann man sich engagieren? Ich finde das nämlich nervtöten.
Vera
01:03:24
Vielleicht muss man da mal drüber reden, aber egal. So, das Problem ist, irgendwann nach drei, vier Monaten ist ein neues Buch alt. Das heißt, ich weiß, um jetzt wieder diesen Spaß zu haben, muss ich wieder jetzt schreiben.
Kerstin
01:03:39
Okay, dann ist das Schreiben für dich Mittel zum Zweck.
Vera
01:03:42
Ja, mehr oder weniger. Also ich will jetzt nicht sagen, die Ideen entwickeln, macht mir schon auch Spaß. Also gerade so am Anfang, wenn ich so von der Idee begeistert bin, so die ersten zwei, drei Kapitel, das geht jetzt immer super. Und dann kommt der anstrengende Teil. Und dann kommt diese Druckphase mit dem großen Showdown. Dann ist wieder Glück.
Kerstin
01:03:59
Ist das nicht eine wunderbare Heldenreise?
Vera
01:04:07
Ja, also von daher ist das vielleicht ein bisschen unterschiedlich. Du kannst es ja abgeben und dann ist es bei dir quasi aus dem Kopf, bis der Verlag dann irgendwann sagt, hier ist es.
Kerstin
01:04:17
Ich habe jetzt gerade die neuen Cover-Entwürfe bekommen für das neue Buch, was im März erscheint. Das ist schön. Dann freut man sich mal wieder noch ein bisschen mehr aufs Buch, aber dann kann ich mich wieder aufs neue, also aufs andere Projekt konzentrieren.
Vera
01:04:32
Wobei ich auch das ja etwas, aber das ist ein anderes Thema. Dass ich mein Baby, dass ich mir mit so viel Qualen aus den Länden geschoben habe, abgeben muss und dann macht irgendein anderer was damit, das ist für mich auch noch relativ schwer vorstellbar. Aber gut, das ist wieder bei der Kontrolle. Ja, ja, das ist, glaube ich, das große Thema. Ja, meine liebe Kerstin, auch bei uns gibt es zum Ende hin immer noch so ein bisschen Druck, weil es gibt die total kritischen Buch-Bubble-Fragen von Tamara.
Tamara
01:05:05
Nein, nein, no pressure. Aber Kerstin, bei welchem Buch hast du als Leserin denn zuletzt Tränen, Weinen oder Lachen müssen?
Kerstin
01:05:14
Das ist gar nicht so eine einfache Frage, finde ich. Normalerweise lese ich halt viele Krimis und die sind meistens nicht zum Weinen oder zum Lachen, zumindest die, die ich lese. Ich habe aber tatsächlich ein Buch gelesen, was mich total berührt hat. Das ist alles, was wir geben mussten. von, ich habe mir das extra aufgeschrieben, wie weiß ich den, Kazuo Ishigura Guru. Ich hoffe, ich habe das richtig ausgesprochen, auch ein Literatur- Nobelpreisträger. Und da geht es darum, dass Kinder gezeugt werden als Ersatzteile. Und das hat mich total berührt. Wenn ich jetzt davon erzähle, bekomme ich auch totale Gänsehaut. Das war sehr eindringlich beschrieben und, einfach sehr berührend und da habe ich geheult, als ich das gelesen habe. Also das ist mir ganz auf die Tränen gekommen.
Vera
01:06:06
Das kann ich verstehen.
Tamara
01:06:08
Ja, da gibt es ja auch vergleichbare Filme, die sehr, ein bisschen gruselig anmuten tatsächlich.
Kerstin
01:06:16
Krasses Thema und das ist übrigens auch verfilmt, war nämlich nicht alles täuscht und auch da verdrückt man das ein oder andere Tränchen.
Tamara
01:06:24
Kann sein, dass ich dann vielleicht das gesehen habe. Dann wollen wir schnell zu was Schönem kommen. Welche Begegnung in der Buchbranche hat dich denn ganz besonders inspiriert?
Kerstin
01:06:36
Für mich ist Inspiration pur die Frankfurter Buchmesse. Ich stehe dann da und gucke mir diese vielen buchbegeisterten Menschen an, fühle mich wie ein manchmal wie ein total winziges Teilchen und überhaupt nicht zugehörig und manchmal genau so, so ich gehöre dazu. Das ist dann halt Inspiration und Fluch gleichzeitig. Alle anderen sind viel erfolgreicher und alle anderen sind viel besser. Aber trotzdem bin ich Teil dieses Ganzen und das ist ein schönes Gefühl. Und dann habe ich irgendwann mal Hakan Nessa an der Algarve getroffen bei einer Lesung, was heißt getroffen heute kann ich mich in den Hintern treten dass ich mich nicht getraut habe auf ihn zuzugehen und ihm Hallo zu sagen weil ich ihn total cool finde aber von weitem habe ich ihn angehimmelt, und habe gedacht wow, so souverän mal auf einer Bühne zu sitzen das ist toll, aber wie gesagt ich trete mich immer noch in den Hintern dass ich nicht den Mut hatte, auf ihn zuzugehen. Ja, das sind so die Inspirationen gewesen.
Tamara
01:07:50
Und zum Schluss, welches Klischee willst du nie wieder in einem Buch sehen?
Kerstin
01:07:55
Das ist, finde ich, eine ganz schwierige Frage, weil im Grunde genommen, finde ich, gehören Klischees in irgendeiner Art und Weise dazu. Das Problem ist ganz oft, dass die gewisse Klischees dann halt in allen Büchern, die zur gleichen Zeit erscheinen, auf einmal Thema sind. Und das ist dann nervtötend. Ich war letztes Jahr in der Jury vom Glauser und es gab dann halt unendlich viele Bücher, die ein Thema hatten. Und dann denkst du, boah, das hast du doch schon dreimal gelesen, das willst du jetzt nicht nochmal lesen. Ich kann das so schlecht bewerten, weil der ausgebrannte Kommissar ist ein Klischee, aber der Sven Stricker hat das wunderbar mit Sörensen nochmal umgesetzt bekommen. Von daher kann ich gar nicht sagen, dass das ein Klischee ist, weil ich nie wieder lesen möchte, sondern, Vielleicht, also dass man anders das dann halt beschreibt oder so. Wisst ihr, wie ich das meine? Also ich finde, Klischees gehören halt irgendwie dazu, weil sonst wird es oft total unnatürlich und unrealistisch. Weil im Grunde genommen, wenn man mich so betrachtet, könnte ich auch ein Klischee sein. Weiß ich nicht.
Vera
01:09:12
Liebe Kerstin, vielen, vielen Dank, dass du trotz der bevorstehenden Deadline heute Zeit für uns hattest und wir dich ein bisschen davon ablenken konnten. Ich habe sehr mitgefühlt mit dir und hoffe natürlich, dass ihr da draußen, liebe Hörerinnen und Hörer, auch mitgefühlt habt, Anregungen bekommen habt, Denkanregungen bekommen habt. Ihr wisst, wir freuen uns immer auch über euer Feedback, wie ihr damit umgeht, wie ihr Druck erlebt oder vielleicht nicht. Lasst uns das gerne wissen. Danke nochmal, Kerstin, dass du heute Zeit für uns hattest. Ja, dann hoffe ich mal, dass wir uns nächste Woche in Frankfurt dann sehen.
Tamara
01:09:51
Genau, hören tun wir uns nächste Woche nicht. Aber nicht, weil Vera und ich uns nicht mehr lieb haben.
Vera
01:09:57
Nein.
Tamara
01:09:58
Sondern weil eben die Buchmesse ist. Ihr könnt uns sehen und treffen. Am Donnerstag sind wir beide da. Am Freitag habe ich noch ein Meet & Greet. Das packe ich nochmal in die Show Notes. Bin auch am Mittwoch vor Ort. Kerstin, die sehen wir hoffentlich auch irgendwo.
Kerstin
01:10:13
Ich bin am Donnerstag auch in Frankfurt und am Sonntag auch nochmal. Da habe ich eine Lesung.
Tamara
01:10:19
Sehr schön. Dann sag schnell, wann und wo die Lesung ist. Dann können alle kommen.
Kerstin
01:10:24
Amazon-Stand 14.30 bis 15.30.
Tamara
01:10:27
Perfekt.
Vera
01:10:29
Super.
Kerstin
01:10:29
Am Sonntag.
Vera
01:10:30
Okay, dann ist jetzt alles geplant. Dann hören wir uns dann wieder in 14 Tagen mit Folge 284. Danke nochmal, Kerstin.
Kerstin
01:10:40
Ich danke euch für die Ablenkung.
Vera
01:10:42
Ja, danke. Und ja, ihr da draußen, ihr wisst, was ihr zu tun habt. Folgt uns und bleibt uns gewogen. Bis in 14 Tagen.
Kerstin
01:10:52
Tschüss.