Die Zwei von der Talkstelle

Gespräche aus der Selfpublisher- und Buchbubble

Tom Hillenbrands vielseitige Autorenmarke: Über Genres, Recherche, Marketing, KI und mehr

Er ist Bestseller-Autor, seine Xavier Kieffer-Krimireihe wird ihm förmlich aus den Händen gerissen. Und auch Literaturpreise hat Tom Hillenbrand schon ordentlich eingestrichen.

24.07.2025 66 min

Zusammenfassung & Show Notes

Er ist Bestseller-Autor, seine Xavier Kieffer-Krimireihe wird ihm förmlich aus den Händen gerissen. Und auch Literaturpreise hat Tom Hillenbrand schon ordentlich eingestrichen.
Dabei schreibt er genreübergreifend seine kulinarischen Krimis, SciFi- und historischen Romane im Verlag unter demselben Autorenname. Wo gibt's denn sowas?
Tom Hillenbrand spricht mit Vera und Tamara über Genre und Autorenmarke, über seinen ausgiebigen Recherche-Prozess, über WhatsApp als Marketing-Tool und warum er keine Angst vor KI hat.
Hört unbedingt rein, lasst euch von Tom unterhalten und mitreißen. 

Gespräche über das Schreiben und Veröffentlichen von Büchern, egal ob Selfpublishing oder Verlag. 


Er ist Bestseller-Autor, seine Xavier Kieffer-Krimireihe wird ihm förmlich aus den Händen gerissen. Und auch Literaturpreise hat Tom Hillenbrand schon ordentlich eingestrichen.

Dabei schreibt er genreübergreifend seine kulinarischen Krimis, SciFi- und historischen Romane im Verlag unter demselben Autorenname. Wo gibt's denn sowas?

Tom Hillenbrand spricht mit Vera und Tamara über Genre und Autorenmarke, über seinen ausgiebigen Recherche-Prozess, über WhatsApp als Marketing-Tool und warum er keine Angst vor KI hat.

Hört unbedingt rein, lasst euch von Tom unterhalten und mitreißen.

Links

Bis 13.08.2025 für Tamara beim BoD Buchcoach des Jahres abstimmen:
https://www.bod.de/buchcoach-des-jahres

Veras Lesung in Köln:
26.07.2025, 16 Uhr
Auferstehungskirche Bocklemünd, Görlinger-Zentrum 39, 50829 Köln

Unser Gast

Web: https://tomhillenbrand.de
Instagram: https://www.instagram.com/tomhillenbrand
WhatsApp Channel: https://www.whatsapp.com/channel/0029VaDaUjx8KMqsaAHXbi1K

Toms Buchtipp:
'Matterhorn' von Karl Marlantes:
https://www.amazon.de/Matterhorn-Roman-Karl-Marlantes/dp/3453676572/

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Transkript

Vera
00:00:00
In Folge 272 ist Tom Hillenbrand zu Gast. Er schreibt erfolgreich kulinarische Krimis, Thriller, Science Fiction, historische Romane. Und mit ihm haben wir über seine Autorenmarke gesprochen, darüber, wie er recherchiert und sind auch in einigen Themen tief eingetaucht.
Tamara
00:00:19
Wir sind auch bei Zukunftsfragen rund um die KI gelandet und haben darüber gesprochen, was denn echte menschliche AutorInnen einzigartig macht. Also hört auf jeden Fall rein. Die 2, Hier ist Folge 272 von die 2 von der Talkstelle, dem wöchentlichen Podcast übers Schreiben und Veröffentlichen im Verlag und im Self-Publishing mir gegenüber sitzt die zauberhafte Vera Nentwig. Ich bin die vielleicht auch ein bisschen zauberhafte Tamara Leonhardt. Hallo!
Vera
00:01:08
Ja, absolut zauberhaft.
Tamara
00:01:11
Fishing for Compliment.
Vera
00:01:13
Ja, ja. Wobei ich ja schon immer geflascht bin, welche Adjektive dir so einfallen. Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen, aber egal. Ja, ist denn dein Leben aktuell auch zauberhaft?
Tamara
00:01:28
Ja, eigentlich kann ich mich gerade gar nicht beklagen. Ich habe jeden Tag was, um mich zu freuen. Die Buchboxen, die bestellt waren, sind ja jetzt rausgegangen und ich bekomme regelmäßige Nachrichten von Menschen, die sich gefreut haben oder kleine Reels oder Storys. Und es ist natürlich sehr, sehr schön zu sehen, dass sich die Leute freuen. Das ist ja ein kleines Päckchen mit Buch und Goodies bekommen. Und ja, eine sehr schöne Rückmeldung bekam ich auch noch von einem Leser, der das Buch extra für den Urlaub bestellt hatte, mit Foto vom Strand. Und dazu schrieb er, warte, ich muss es kurz ablesen. Hi, bin im zweiten Teil und es macht Lust, weiterzulesen. Das hat der Fitzek nicht geschafft. Ja. Das fand ich sehr, sehr schön. Ja, und darüber hinaus, das habe ich jetzt die Tage mal gepostet, da habe ich vor kurzem erfahren, dass ich dieses Jahr auch bei der BOD-Ausschreibung Buchcoach des Jahres nominiert wurde. Da habe ich mich natürlich total gefreut, dass offensichtlich ein oder mehrere Menschen der Meinung waren, dass mir dieser Titel gebühren könnte. Ist natürlich eine sehr, sehr starke Konkurrenz und ich habe wahrscheinlich null Chancen, aber falls ihr für mich abstimmen möchtet, ich mache den Link mal in die Shownotes, das geht bis zum 13.8., wenn ihr denkt, dass ich eine brauchbare Buchcoaching bin.
Vera
00:03:11
Ja, also das mit dem Fischi für Kompliments hast du echt drauf.
Tamara
00:03:18
Ja, das war aber, glaube ich, jetzt auch schon alles, damit bin ich auserzählt.
Vera
00:03:22
Ja, super. Das ist ja toll. Ich kann nichts dazu beitragen. Ich freue mich einfach. Ich freue mich auch, dass es gab ja so ein paar Produktionsschwierigkeiten, bei dir am Anfang, dass sich das jetzt alles gelegt hat.
Tamara
00:03:37
Ach doch, da fällt mir nämlich eins noch ein. Da habe ich mich heute besonders gefreut über eine Rückmeldung auch. Und zwar von der Jutta, die schon mal bei uns war, zum Thema Sehbehinderung und Lesen Schreiben. Und sie die hat auch explizit nochmal gesagt, dass für sie als sehbehinderte Person sowohl der Buchsatz als auch der Druck sehr geeignet wären und dass sie das sehr gut lesen kann. Und da muss ich ehrlich sagen, da war ich wirklich froh drüber.
Vera
00:04:02
Ja, das ist auch schön.
Tamara
00:04:04
So, genug gelobhuddelt.
Vera
00:04:06
Am Ende wird dann doch alles gut.
Tamara
00:04:10
Ja, bis auf die Sache mit Amazon und dass die da das falsche Buch vorne anzeigen.
Vera
00:04:17
Ja, aber ich habe es dir ja geschickt, bei mir nicht. Also wenn ich draufgehe, ist ja das Richtige.
Tamara
00:04:22
Nee, bei dir wird auch das andere angezeigt. Da sind doch vier Fotos und das ist das Thalia-Buch.
Vera
00:04:28
Ja, das Foto, aber die Lieferzeiten und so, die sind die Amazon-Lieferzeiten.
Tamara
00:04:33
Ja gut, das freut mich natürlich schon, dass da vernünftige Lieferzeiten sind, vielleicht für die, die unser WhatsApp-Gespräch am Sonntag nicht mitbekommen haben. Bei mir wird nämlich für mein Printbuch auf Amazon eine Lieferzeit von Oktober 2025 bis Januar 2026 angezeigt, was völlig absurd ist. Das kriegt Vera nicht angezeigt, aber es ist halt trotzdem das Print von Tradition, eben habe ich Talia gesagt, das Print von Tradition vorne und das macht halt einfach einen enormen Margenunterschied und wenn man das Print von Amazon kaufen möchte, muss man da erst über andere Formate rum navigieren, was halt einfach kein Mensch findet und das ärgert mich halt immer noch. Weil Vera hatte mir prophezeit, dass das innerhalb von ein, zwei Wochen der Algorithmus versteht, dass er selbst auch mehr davon hat, wenn das Amazon-Print verkauft wird. Aber ja, es kann ja nicht alles nur Sonnenschein sein. Ich freue mich über die schöne Rückmeldungen über die Menschen, die die Buchbox direkt bei mir bestellen. Und ja, gut noch.
Vera
00:05:41
Ja, gut, das Miracle-Amazon, ja. Ich habe auch keine Ahnung. ich hatte das ja schon mal thematisiert, dass ich immer sehe, dass Leute jetzt auch über Ads oder Stichwörter auf meine Buchseite kommen, aber dann, doch nur eine sehr geringe Quote dann kauft und das macht mich wirklich wahnsinnig, weil ich habe keinen blassen Schimmer, woran es sehe. Ich habe jetzt schon unzählige Menschen auf meiner Amazon-Seite von Frappel und der Noter Kapitän schauen lassen, ob da irgendwas ist, was ich übersehe, was die Leute dann vielleicht doch zögern lässt. Aber bis jetzt hat keiner irgendwas gefunden und alle Sachen, die sehen prima aus.
Tamara
00:06:21
Du kannst halt leider einfach nicht auf irgendeinen Support hoffen. bei dem Laden?
Vera
00:06:27
Nö, nö, nö. Die sagen halt, Metatext und so. Aber ich sehe dann zum Beispiel, dass Leute, Vera nennt sich Frau Appel, suchen und dann auf mein Buch klicken. Du musst dann nicht kaufen.
Tamara
00:06:42
Das kann so alle vier Wochen mal ich gewesen sein, wenn ich irgendwie dein Cover brauche für irgendeine Werbung.
Vera
00:06:50
Aber dann klick doch nicht auf den gesponserten Link, da muss ich doch jedes Mal für mich planen.
Tamara
00:06:54
Nein, nein. Glaube ich, also bewusst tue ich das auch nicht. Achso, ja stimmt, das ist ja dann, das ist ja gar nicht die normale Suche. Ich nehme alles zurück und behaupte vehement das Gegenteil.
Vera
00:07:05
Es kann natürlich sein, weil wir jetzt auch so viel drüber reden oder so, dass die Leute sagen, jetzt gucke ich aber mal. Also wenn ihr jetzt guckt nach dem Buch, bitte klingt nicht auf einen gesponserten Link, da muss ich jedes Mal für bezahlen. Das macht mich rammdösig, wenn dann ganz viele Leute Und dann haben wir Suche und dem speziell das Buch und dann nicht kaufen. Das macht einen ja verrückt. Aber gut, das Leben ist hart. Am Samstag habe ich eine Lesung in Köln.
Tamara
00:07:39
Diesen Samstag? Sag nochmal gerade wo und wann oder sind die Karten eh alle weg?
Vera
00:07:43
Nö, da gibt es gar keine. Da kann man einfach kommen. Man kann auch eine Stunde eher kommen. Da gibt es Kaffee und Kuchen.
Tamara
00:07:50
Dann kommt alle einfach. 26. Juli in Köln und zwar wo genau?
Vera
00:07:56
In Bocklemünd ist das, das sage ich dir auch ganz genau, in der Auferstehungskirche Bocklemünd, Görlinger Zentrum 39.
Tamara
00:08:06
Aber der Kapitän wird nicht auferstehen.
Vera
00:08:09
Nee.
Tamara
00:08:12
Das wäre mal ein Plottwist.
Vera
00:08:14
Ich weiß ja nicht, was so in der Kirche passiert. Keine Ahnung.
Tamara
00:08:19
Du müsstest einen Schauspieler engagieren, der sich als Kapitän verkleidet und dann hinten zur Kirchentür reinkommt und ruft, ich lebe wieder, das wäre so lustig. Absurde Marketing-Ideen mit Tamara.
Vera
00:08:37
Ja, genau.
Tamara
00:08:39
Vielleicht sollten wir jetzt gleich mal mit jemandem sprechen, der das alles irgendwie besser hinkriegt und auf der Bestsellerliste landet.
Vera
00:08:45
Ja, genau. Da haben wir heute ja jemanden da, der kann das bestimmt besser als wir. Wir haben nämlich heute einen Autor hier, der in verschiedenen Genres unterwegs ist, was schon ein interessantes Thema ist. Und er hat eine sehr erfolgreiche, ich sag mal kulinarische Krimi-Reihe. Er schreibt Thriller, aber auch historische Romane habe ich in seinem Portfolio gesehen. Und wir wollen natürlich so ein bisschen hinterfragen, wie hat er es geschafft, mit all diesen Dingen erfolgreich zu sein? Und was sind seine Geheimrezepte? Wir freuen uns sehr, dass er heute Morgen bei uns ist. Tom Hillenbrand ist da. Hallo Tom.
Tom
00:09:23
Ja, hallo, grüß euch.
Tamara
00:09:24
Hallo, schön, dass du da bist.
Vera
00:09:26
Ja, wir haben gerade letzte Woche, hatten wir mit Lisa Bitzel eine Autorin da, die unter anderem als Ghostweiterin unterwegs ist und unter unzähligen Pseudonymen veröffentlicht. Deswegen bin ich jetzt gerade für das Thema sensibilisiert. Und als ich mich so ein bisschen bei dir eingelesen habe, habe ich direkt gedacht, da ist Science Fiction, da ist Müller, da ist historischer Roman, anders, diese kulinarische Krimiserie und alles unter deinem Clan, unter deinem Narben. Wie hast du das hingekriegt? Wollte nie einmal ein Verlag von dir, dass du das unter Pseudonym nutzt?
Tom
00:10:00
Also, das schmutzige Geheimnis ist, dass es auch noch ein, zwei Sachen gibt, die ich unter Pseudonym veröffentlicht habe.
Vera
00:10:05
Ah.
Tom
00:10:06
Unter geschlossenen Pseudonym. Aber das sind tatsächlich nur ganz, ganz wenige Schreibversuche oder Sachen, also dass nichts richtig Großes ist. Tatsächlich so, es ist praktisch mein Gesamtwerk unter meinem Klarnamen und, ja, gute Frage, ob es da eine richtige Strategie hintergibt. Also ich glaube, dass das eine große Glück, das ich hatte, das heißt Kiepenheuer und Witsch, muss man einfach sagen, weil das, glaube ich, eine Art von Verlag ist, von dem es jetzt gar nicht mehr so, viele gibt, der sich eben nicht als Publikumsverlag versteht, sondern als Autorenverlag in dem Sinne, dass sie sagen, also wir sind ein Verlag, der verschiedene Autoren hat und der, wenn er sich sozusagen mit diesem Autor verbandelt hat, möchte der Verlag auch quasi das Gesamtwerk des Autors abbilden. Und das ist auch bei anderen Autoren, glaube ich, die bei Kiepenheuer veröffentlichen, gibt es auch welche, die jetzt sozusagen eine relativ große Bandbreite haben. Aber vielleicht nicht so extrem. Also du kannst jetzt zum Beispiel bei Christian Kracht auch sagen, hey, der hat doch auch schon was geschrieben, was ein historischer Roman ist und der hat auch was geschrieben, was eigentlich auch Science Fiction ist. Oder Alternate History oder so. Aber in der Tat hatte ich das Glück, dass der Verlag das angenommen hat. Und ich glaube, inzwischen ist das tatsächlich auch meine Marke. Dass man nicht weiß, was der Bekloppte als nächstes aus der Schublade zieht. So, das ist so ein bisschen tatsächlich jetzt die Marke.
Tamara
00:11:51
Das ist beruhigend, dass das funktionieren kann.
Tom
00:11:55
Theoretisch kann das, also ich glaube, das ist das Spektrum, also wenn man es mit, bei Autoren ist jetzt eine gute Frage, aber wenn man es jetzt mit Musik vergleichen würde, würde ich sagen, das Spektrum ist auf der einen Seite Keith Richards, der, also ich finde ihn super. Aber jetzt, wenn wir mal ein bisschen überspitzen, sagen, der spielt zwei Akkorde.
Tamara
00:12:16
E und A.
Tom
00:12:18
E7 und A, glaube ich. Und das macht er immer wieder, aber er macht es sehr gut. Und dann gibt es sozusagen die andere Seite, das ist so David Bowie. Wieso machst du nach einem Album, das irgendwie nach Jazzig klingt, jetzt eins mit Jungle Break Beats? Aber irgendwann nach der achten Platte sagt der Fan, ja okay, ich vertraue dir jetzt so weit, dass ich mich darauf einlasse, dass da jetzt vielleicht irgendwas ganz anderes kommt. Ich vermute, dass das jetzt beim Leser angekommen ist, wobei es, muss man auch sagen, durchaus natürlich Teile der Leserschaft gibt, die das nicht alles lesen.
Tamara
00:13:01
Aber ich frage mich jetzt gerade, wo du es so formulierst, ich vertraue dir soweit, ob es mehr mit der Persönlichkeit zu tun hat oder mehr damit, dass man einfach merkt, okay, ich lese vielleicht üblicherweise nicht alle Genres, aber der Schreibstil ist einfach so cool, da gehe ich überall mit. Oder ein Mix aus beidem.
Tom
00:13:23
Genau, es kann, vielleicht kann es Schreibstil liegen oder vielleicht kann es an der, ich glaube etwas, was sich jetzt auch bei mir durch alle Bücher zieht, dass die natürlich auch die historischen Romane oder auch die kulinarischen Romane, die relativ ausrecherchiert sind und dass man sagt, okay, jetzt habe ich was über Kaffee im 17. Jahrhundert gelernt in der Kaffee Dieb, was ich vorher nicht wusste. Das ist vielleicht auch ein Teil der Brand oder so, aber das ist sozusagen eine Außenbetrachtung. Also ich habe mich ja nie, muss man auch sagen, ich habe mich ja nie hingesetzt und habe gesagt, hier, ich konstruiere jetzt meine Autorenmarke. Also wenn man so anfängt, dann wird es immer schrecklich. Genau wie wenn man beim Buch anfängt zu sagen, okay, ich skizziere den perfekten Bestseller-Thriller, der muss folgende Elemente haben. Das Ergebnis ist immer Mist. Also es ist eher so jetzt, das ist so passiert. Also ich habe es nicht irgendwie geplant.
Vera
00:14:26
Hast du Erfahrungen darüber, dass es Schnittmengen in den Leserkreisen gibt? Weißt du von Leuten, die Fans von Xavier Kiefer sind, die dann auch deine dystopischen Satz-Fiction-Sachen lesen?
Tom
00:14:39
Ja, also die, natürlich ist es anekdotisch, weil das eine der wirklich seltsamen Sachen in der Verlagsbranche ist ja, dass die, also alles andere ist ja data-driven inzwischen und alle wissen, haben genau Daten und haben A-B-Testing und so und in der Verlagsbranche habe ich immer den Eindruck, es wird zwar viel darüber diskutiert und warum diese Art von Cover oder irgendwas nicht geht oder dieser Titel nicht geht, Aber es ist alles irgendwie so Hörensagen. Also es gibt keine Daten, die das irgendwie belegen. Also habe ich auch hier natürlich jetzt keine genauen Daten. Aber mein Eindruck ist, dass die eine Bewegung, also der kulinarische Krimi-Leser, der liest auch die anderen Sachen, die natürlich auch als Krimi gelabelt sind. Die sind ja nicht als Science-Fiction gelabelt. Ja. Und manchmal kommt dann einer und sagt, ich weiß nicht, ob ich das ganz verstanden habe oder so, aber die lesen relativ breit. Bei den Leuten, die jetzt sagen, ich habe die Science-Fiction-Romane gelesen, ich habe jetzt auch mal einen von den kulinarischen Krimis gelesen. Aber da sind auch eher welche dabei, die sagen, ja, weiß nicht, Oliven-Earth-Thriller interessiert mich jetzt nicht so. Bei mir zu wenig Astronauten oder zu wenig Aliens. Also das geht in die eine Richtung scheinbar besser als in die andere. Also es wundert mich aber eigentlich jetzt auch nicht so, weil der Genre-Leser ist ja häufig, wie sagt man das jetzt, wertfrei. Also wir haben früher immer gesagt, in der Rollenspielszene, bestimmte Leute sind Hartwürste. Also das sind, ja, die nicht nur sagen, ich lese nur Science-Fiction, sondern die auch noch eine ganz genaue Vorstellung davon haben, sie wollen nur Hart-Sci-Fi lesen. Oder sie wollen nur Queer Space Opera lesen und sonst nix. Ist ja völlig okay. Von allem gibt es genug, aber in die andere Richtung scheint es irgendwie einfacher zu funktionieren von der Einstiegsdruck. Das ist natürlich auch der Versuch, es immer in Kriminalhandlungen zu verpacken. Also mein Versuch. Weil das ja doch eine, selbst für den jetzt nicht so Hardcore-Leser eine sehr gelernte Sache ist.
Vera
00:16:59
Ja. Ich mag es auch beim Schreiben. Also ich habe es mir auch mal in einem Liebesroman versucht, aber die Leser und Leserinnen sagen, irgendwie ist es da wurde zwar keiner ermordet, aber irgendwie hat es schon ein bisschen was vom Krippig.
Tom
00:17:15
Da kommt man nicht mehr raus.
Vera
00:17:16
Ja, ja. Jetzt hat bei dir, also wenn ich so, ich habe natürlich so im Vorfeld mit Leuten gesprochen, die Tom Hillenbrand und war hier auf dem Podcamp, da habe ich mit einer Podcaster gesprochen, die dich empfohlen hatte. Und also von allen habe ich eigentlich als erstes immer nur diese kulinarischen Krimis gehört. Und erst als ich dann so ein bisschen tiefer einstieg, habe ich dann auch gesehen, oh ja, schreibt ja nur alles mögliche andere. Sind die kulinarischen Krimis so quasi das Ding, wo es mit dir, wo es so richtig durchstartete bei dir? Oder keuschte ein?
Tom
00:17:56
Also das war quasi der Anfang, das war auch der erste Roman. Also auch, glaube ich, weil ich mir gedacht habe, um Wolf Haas zu zitieren, der auf die Frage, warum haben sie denn Krimi geschrieben, gesagt hat, ich habe gedacht, das bringe ich vielleicht gerade noch hin. Und das ist natürlich auch, das ist also von der Struktur irgendwie, damit habe ich es versucht, das hat auch gut geklappt. Und das ist, muss man auch sagen, also das ist jetzt von den Auflagenzahlen, ist das einfach der größere Teil, was jetzt auch nicht, glaube ich, verwunderlich ist, weil in Deutschland Krimi, Thriller, dann kommt vielleicht noch ein bisschen Romance und dann kommt erstmal ganz lange gar nichts. Also insofern ist das auch mit den größeren Auflagenzahlen und wahrscheinlich deshalb auch das womit mich irgendwie viel mehr Leute kennen Lustigerweise sind das aber dann nicht die Sachen, für die man den Literaturpreis bekommt Nee, das ist ein anderer, Benny, Literaturpreis Naja, also auch der selbst der, ich hab den also die Krim, den, Glauser bekommen, aber eben nicht für einen, da war der erste Xavier Kiefer Krimi glaube ich mal nominiert als bestes Debüt oder so. Habe ich aber nicht bekommen, sondern bekommen habe ich den für Drohnenland, also diesen Hard-Boiled Sci-Fi Krimi. Und auch bei den anderen Sachen weiß ich nicht, Deutscher Science-Fiction-Preis Kurt Laswitz-Preis oder so. Das war alles eher für die Science-Fiction-Schiene.
Tamara
00:19:35
Gut, da ist vielleicht wirklich dieses ja durchaus aktuelle Thema auch der Überwachung einfach relevant.
Tom
00:19:42
Genau, also sowas das mag der Feuilletonist, ja, wa? Wenn das Social Commentary hat.
Tamara
00:19:50
Genau.
Tom
00:19:52
Oder wenn es ein bisschen literarischer ist vielleicht auch. Das andere ist jetzt, würde man noch stärker als Unterhaltungsliteratur sicherlich.
Tamara
00:20:03
Aber jetzt mal anders als was wird wo wie aufgefasst. Was ist denn dein Herzensbereich? Was schreibst du am liebsten? Wo setzt du dich am liebsten rein?
Tom
00:20:16
Gute Frage. Also ja, Welches von seinen Kindern mag man am liebsten?
Tamara
00:20:23
Die anderen hören jetzt nicht zu.
Tom
00:20:25
Die anderen hören jetzt nicht zu, ne? Also ich würde, glaube ich, also wovon ich zum Beispiel gerne mehr schreiben würde, wären die historischen Sachen.
Vera
00:20:36
Okay.
Tom
00:20:38
Weil ich auch da selber einfach immer wahnsinnig viel lerne über eben andere Perioden und wie die Leute da gedacht haben und auch wie bestimmte ökonomische oder sonstige Begebenheiten waren. Das Letzte, was ich hatte, war da dieser Raub der Mona Lisa, die Erfindung des Lächelns. Da habe ich einfach sehr viel darüber gelernt, auch wie sozusagen die Welt vor dem Ersten Weltkrieg war und wie sich da auch schon die Leute beschwert haben, dass alles so schnell ist und alles beschleunigt sich immer mehr, es kommt keiner mehr mit. Also, das Gejammer bleibt immer dasselbe. Aber da muss man sagen, es gibt ja einfach natürlich auch nicht nur ökonomische, sondern auch einfach operative Realitäten. Und muss man einfach sagen, das ist vielleicht dann sozusagen der Fehler in meinem Modell, wenn du so willst. Es dauert sehr, sehr lange, einen vernünftigen historischen Roman zu schreiben. Es dauert viel länger natürlich als ein kontemporärer Krimi und es dauert auch länger als ein Science-Fiction-Roman mit dem ganzen Worldbuilding. Es ist einfach nicht ganz einfach. Und hier könnte man wirklich Skaleneffekte sozusagen oder... Indem man sagt, ich schreibe fünf Bände, die während des Englischen Rosenkrieges, dann hat man die ganze Recherche weg. Aber sowas mache ich ja wiederum nicht, sondern ich will dann irgendwie ein Buch schreiben in der Zeit. Und dann ist es einfach, immer wenn ich die Themen, die ich dazu noch im Blog habe, wenn ich mir die angeschaut habe, denke ich so, zweieinhalb Jahre meines Lebens, will ich das? Kann ich das?
Tamara
00:22:15
Bin ich ja pleite. Ich höre raus, dass du gerne recherchierst, aber dass dir schnell, und das meine ich überhaupt nicht negativ, langweilig wird.
Tom
00:22:26
Ja, langweilig würde ich gar nicht mal sagen, sondern ich weiß einfach, dass, also wenn es jetzt nicht gerade im Mittelalter ist, ich glaube, im Mittelalter ist so ein Spezialfall, weil man ein Mittelalter auch entstehen lassen kann, das es überhaupt nicht gibt. Mit dem Wilden Westen geht das auch, aber mit dem Barock geht es halt nicht. Zum Beispiel. Und das Problem ist ja auch immer, dass du nicht weißt, was du suchst. Du suchst ja nicht, sondern du willst was finden. Das sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Darum kann man auch keine komischen, blöden Chat-GPT-Bots oder sowas für sowas benutzen. Das ist alles sinnlos. Und entsprechend weiß ich, damit bin ich einfach neun Monate beschäftigt. Das schreckt mich jetzt per se nicht. Also ich, das ist immer wie so eine kleine Doktorarbeit. Also ich könnte da auch noch zwei Jahre dran rumprockeln, aber es ist einfach nicht darstellbar. Also insofern sind die anderen beiden Sachen, Krimi und Science-Fiction, sind da etwas einfacher. Also, was ich zum Beispiel, ich lese privat auch ab und zu mal einen historischen Roman, ich lese relativ viel Science-Fiction, ich lese überhaupt keine Krimis. Also meine Konsumenten- in Anführungsstrichen-Präferenz wäre tatsächlich wahrscheinlich Science-Fiction. Meine Schreibpräferenz wäre vielleicht der historische Roman. Aber irgendwie werden es immer Krimis, weiß auch nicht.
Tamara
00:23:48
Spannend. Aber wenn du sagst, du versuchst, Dinge zu finden, wie gehst du da vor?
Tom
00:23:55
Also sehr, sehr explorativ. Also vor allem bei den historischen Romanen ist es so, dass ich mir einfach sehr, sehr viel Material besorge. Das jetzt zum Beispiel im Fall von der Mona Lisa, Raub der Mona Lisa. Aber ist natürlich klar, ich brauche alles über den Louvre, ich brauche alles über den französischen Polizeiapparat, ich brauche alles über die ungefähre Verfasstheit von Paris zu der Zeit. Ich brauche aber auch alles über die Künste und alles über das Nachtleben und so weiter. Und dann würde ich mir aber auch noch blind 20 Bildbände ausleihen oder ich würde nochmal irgendwie in Paris durch verschiedene Viertel laufen oder ich würde mir ein Buch über den Futurismus kaufen oder eine Biografie über Guillaume Apollinaire, der jetzt in dem Fall nur eine Nebenfigur war. Aber weil ich nicht, ich finde es wahnsinnig schwierig, da so ganz zielgerichtet ranzugehen. Und David Lynch hat mal gesagt, und das gilt für den Film, aber das gilt für ein Buch, glaube ich, genauso. Also natürlich gibt es irgendwie so eine Kernidee oder eine overarching Idea, bei dem Beispiel zu bleiben. Wusstet ihr eigentlich, dass 1911 die Mona Lisa mal aus dem Louvre geklaut wurde? Mhm. Und dass die Berühmtheit der Mona Lisa das Resultat dieses Diebstahls ist. So, das ist jetzt die Basic. Aber Lynch sagt, du brauchst für einen Film ungefähr 70 Ideen. Du brauchst 70 Ideen. Und damit meint er natürlich jetzt nicht unglaubliche, das kann ein unglaublicher Plottwist sein, aber das kann eine Location sein, das kann ein Hintergrund sein.
Vera
00:25:44
Das kann ein Dialogfetzen sein.
Tom
00:25:46
Aber Sachen, die originell sind. Und bei einem 500-Seiten-Buch würde ich fast sagen, brauchst du noch mehr. Brauchst du 100 Ideen oder 150 Ideen. Und das kann auch so ein Detail sein, wie dass in Paris zu der Zeit überall Münzautomaten von Maggi rumstanden, aus denen man Milch ziehen konnte. Okay. What? Solche Sachen brauchst du und die findest du nicht zielgerichtet.
Tamara
00:26:20
Ja, ja.
Tom
00:26:21
Vor allem findest du dann nur die, die alle gefunden haben. Das heißt, das ist wirklich ein ganz weites Netz und es müssen Filme sein, es müssen auch zum Beispiel Sachen sein, die nicht aus der Periode stammen. Also zum Beispiel in diesem Fall muss man sich zehn Heist-Movies angucken, wo was geklaut wird.
Tamara
00:26:45
Ja, okay.
Tom
00:26:46
Oder man muss sich zehn Filme angucken, die in Paris spielen. Also ich bin zum Beispiel bei dem Buch total beeinflusst worden von einem Film, der heißt, wie heißt der, Die Günstlinge des Mondes, die Favorit de la Lune. Der aber in den 80ern oder 90ern spielt und wo es ganz viele verschiedene Figuren gibt und die haben auch irgendwelche Plot-Devices, also irgendwie eine Kiste mit Geld oder irgendwas. Und die laufen aber immer aneinander vorbei. Die treffen sich auch immer in Cafés und man denkt sich immer, fuck, ey, wenn du jetzt mit dem nur sprechen würdest, hättest du dein Problem gelöst. Aber natürlich sprechen sie nicht miteinander, sondern sie laufen aneinander vorbei. Also auch so Strukturen, gar nicht Inhalt, sondern Strukturen kann man natürlich woanders abgucken oder klauen. Und deshalb sehr, sehr weites Netz. Und das dauert einfach.
Tamara
00:27:28
Jetzt muss ich mal echt kurz für zwei Dinge danken. Zum einen, ich habe tatsächlich die Erfindung des Lächelns schon ganz lange auf meiner Liste und du hast mich jetzt wieder daran erinnert.
Tom
00:27:39
Auch dazu bin ich hier.
Tamara
00:27:42
Ein bisschen Werbung muss ja auch sein. Und du hast mir, glaube ich, gerade bewusst gemacht, warum ich so gerne recherchiere. Ich hatte immer so ein bisschen ein schlechtes Gewissen dabei, weil ich denke, du verplemperst so viel Zeit. Aber der Moment, wo du dann was findest, wo du denkst, was ist denn das für ein geiler Funfact, den muss ich irgendwie unterbringen, das ist so cool. Und ich glaube, ich werde künftig mit einem besseren Gewissen Zeit verplempern beim Recherchieren.
Tom
00:28:11
Ich glaube nicht, dass das grundsätzlich nie verplemperte Zeit ist, weil man auch Sachen für spätere Bücher oder Drehbücher oder so findet. Serendipity, sagt der Amerikaner oder der Engländer. Also das zufällige Finden von etwas, was man nicht gesucht hat. Das ist, glaube ich, sehr, sehr wichtig.
Vera
00:28:32
Das kann ich schon nachvollziehen, aber jetzt muss ich ein bisschen Wasser in Wein gießen. Neun Monate, ja mehr oder weniger ziellos recherchieren, wann merkst du, wann es genug ist? Und gibt's keine Deadlines? Musst du nicht irgendwie Geld verdienen?
Tom
00:28:51
Ja, also das, sind, genau, das sind zwei Sachen. Also gut, die Deadline kannst du ja, du kannst ja beeinflussen. Du kannst ja sagen, das hier wird ein Opus Magnus und ich kann es leider erst in zwei Jahren abgeben. Also mit dem Resultat dann natürlich, dass das Geld bis dahin ausgeht.
Vera
00:29:12
Das wäre etwas, was mich schon sehr einschränken würde persönlich.
Tom
00:29:16
Das ist das Problem. Aber wann weiß man, wann es genug ist? Vielleicht, wenn man die Lynchchen 70 Ideen hat oder 80 Ideen oder wie viele es auch immer sein müssen. Das ist wirklich tatsächlich eine Gefühlsache. Aber in der Tat ist es, dass ist das, glaube ich, die zwei Gefahren bei diesen großen Recherchen, oder es gibt drei. Also die erste ist, dass man einfach es auch gar nicht mehr hinkriegt, dieses Zeug irgendwie vernünftig zu sortieren und gar nicht mehr weiß, wo man ist, also wenn man sowas noch nie gemacht hat. Aber das ist zumindest mein Problem nicht.
Tamara
00:29:56
Mhm.
Tom
00:29:58
Ich war auch zehn Jahre vorher Journalist. Also ich weiß, wie man Sachen durchliest, anmarkert und ablegt. So, das kann ich. Das ist das eine. Das zweite ist eben das ganz richtig, wie du sagst, Vera, dass man nicht aufhört. Sondern aus dem gleichen Grund werden ja auch Leute mit ihren Dissertationen nicht fertig, weil es immer noch einen weiteren interessanten Nebenaspekt gibt, den man auch noch mal ausleuchten könnte. und, was ja noch viel herzzerreißender ist, dass ich ja bei so einem Buch wie die Erfindung des Lächelns wahrscheinlich 70% meiner Rechercheleistung auch weggeschmissen habe. Auch bei den Xavier Kiefer Krimis, wo ich immer einen Lebensrippel recherchiere, schmeiße ich bestimmt die Hälfte davon weg, weil ich kann ja dem Leser nicht mit diesem ganzen Zeug auf den Nerv gehen. Das ist ja dann zu viel. Also das ist beides gefährlich. Und das dritte, was glaube ich noch gefährlich ist, das ist, ich sag mal, despektierlich, es gibt so ein, wie soll ich das sagen, ein interessantes kulturelles Phänomen. Jetzt benutzen ja alle nicht mehr einen Blog, sondern sie benutzen Evernote oder Notion oder was auch immer. Also ich benutze Notion, aber es gibt so eine, auch das Benutzen dieser Tools kann ja auch eine Prokrastinationsstrategie sein.
Vera
00:31:26
Man kann sehr viel organisieren darin, ja, ja.
Tom
00:31:29
Das geilste finde ich immer auf Reddit so eine Notion-Gruppe, wo man irgendwelche Use-Cases teilen kann, aber was die Leute da im Wesentlichen posten, ist ihr Dashboard. Also die haben sich ja, wo jemand drei Tage lang sich sein Dashboard gemacht hat, wo er seine Habits einträgt. Und genauso kannst du natürlich auch bei diesem Recherchieren wo du dich immer daran erinnern, du schreibst eben keine Doktorarbeit. Und niemand will deine Quellen wissen. Du hast keine Fußnoten. Das heißt, du musst eher wie so ein Bankräuber, du musst da reingehen, du musst dir die Teile nehmen, die für dich interessant sind, dann musst du die vielleicht irgendwo, dass du sie wieder findest, aufschreiben, in irgendeinem durchsuchbaren File und dann schmeißt den Scheiß weg. Wenn du merkst, nach 50 Seiten, du musst es dann nicht durchlesen, wenn der Rest nicht interessant ist. Du musst es auch nicht so ablegen, dass du es vielleicht in drei Jahren, wenn du einen weiteren Paris -Roman schreibst, noch mal gebrauchen kannst, das ist glaube ich, außer du schreibst die sechs Paris-Romane hintereinander weg. Dann macht es vielleicht Sinn, aber ansonsten muss man sich da völlig von seinem, so man den hat, akademischen Background.
Vera
00:32:37
Also ich nutze Evernote, um das mal gesagt zu haben, aber ich habe unzählige Ideen, die danach, ich weiß ja nach drei Jahren gar nicht mehr, dass ich die Idee mal hatte und komme ja gar nicht mehr auf die Idee danach zu suchen. Und das kann schon auch ein großes Infograb sein. Und wenn du jetzt aber dann so viel Wissen gesammelt hast, wie widerstehst du denn diesem Drang, wie du es ja vorhin schon mal angedeutet hast, den Leser und Leserinnen diese ganzen Infos zu geben?
Tom
00:33:15
Ja, also Fokus auf das Narrativ, Fokus auf die Story und auch also ich schmeiß auch nachher immer nochmal viel raus, also ich lösche gerne schon mal so 20% meines Manuskriptes noch beim Durchgehen.
Vera
00:33:28
Du bist ja sowas von hart.
Tom
00:33:31
Ja, und es ist unterschiedlich, je nach Buch und so, aber ich habe es auch schon wirklich, ich habe es hier so, laber, laber, langweilig, ja, so hier das ganze Kapitel kann man einfach wegschmeißen. Kein Mensch. Und. Weiß ich, ob man dann einen Petrine braucht, wo man das dann doch noch postet. Aber nein, also eigentlich nicht. Ich schmeiße danach Sachen weg und misste sehr stark aus. Das mache ich auf jeden Fall. Weil es gibt so viele interessante Anekdoten, die aber dann die dann natürlich irgendwie im Narrativ passen müssen. Aber da ich nichts ausplotte, geht das eigentlich ganz gut, wenn ich die Geschichte laufen lasse und ich merke dann schon, wann ich jetzt eine von den Sachen brauche, die ich da recherchiert habe. Und häufig auch Sachen, wo ich gedacht habe, das hier, das wird eine tolle Szene hier, mit dem Milchautomaten. Und dann, die habe ich glaube ich sogar verwendet. Aber dann irgendwie merke ich es, ich brauche es gar nicht. Also das passiert mir oft. Es passiert mir leider auch annoyingly oft, das ist wirklich nervig, dass ich in einem dieser vielen, vielen Bücher dann was gelesen habe und gedacht habe, das hier ist wirklich sehr interessant, aber es ist viel zu weit weg und das werde ich ganz sicher nicht brauchen. Und auf Seite 400 merke ich dann, doch, da war doch diese Sache, die ich so peripher gesehen habe und die passt jetzt hier genau und dann finde ich die nicht mehr. Es geht jetzt, also da bin ich auch tatsächlich, das ist dann auch schon wieder fast zu viel, aber dazu übergegangen, bei so ein paar Büchern, wo ich gedacht habe, also hier ist wirklich so viel Interessantes drin und du kannst es nicht alles rausschreiben. Ich habe auch das ganze Buch gescannt als OCR und habe es jetzt dann irgendwo auf der Festplatte und dann kann man Sachen vielleicht wiederfinden. Aber das ist, Das ist tatsächlich, da habe ich gar kein so großes Problem mit, weil ich das auch, glaube ich, von diesen, also gerade auch bei diesen Xavier Kiefer Krimis, da geht es eben um den Krimi und es geht auch um Genuss und dass da jetzt irgendwie so ganz lange Erklärbärstücke drin sind, das passt da eigentlich nicht. Das habe ich mir da schon abgewöhnt und hoffe ich jedenfalls. Vielleicht sieht der eine oder andere das anders. Ich weiß nicht. Ich versuche nicht zu viele Rezensionen zu lesen.
Vera
00:36:01
Also ich glaube, dass man historisch, was man gerade, also gut bei den Krimis, also ich meine, wenn ich ein Krimi lese, wo es jetzt, wenn man aktuell um Schampania geht, dass man dann auch ein bisschen was zum Schampania erfährt, glaube ich schon, dass das auch erwartet wird.
Tamara
00:36:15
Also bei mir rattert es ja jetzt die ganze Zeit. Und jetzt kommt eigentlich keine Frage, sondern nur ein paar Beobachtungen. Aber Vera und ich sind ja permanent auf der Suche nach den Rezepten, wie man mit Büchern erfolgreicher wird. Und ich habe jetzt gerade so ein paar Aussagen von dir sind bei mir einfach hängen geblieben. Also einmal dieses mein roter Faden ist so ein bisschen, dass man eben auch noch was dazu lernt, aber auch eben die Aussage, sowas kann die KI nicht generieren, solche Sidequests nenne ich es jetzt mal. Und ich glaube, das ist tatsächlich ein Thema, was uns künftig immer mehr beschäftigen wird, dass es ja eben auch viele KI-generierte Texte gibt. Und was macht dich als Autor dann besonders, dass man eben dein Buch lesen möchte? Und da ist, glaube ich, so eine Liebe zum Detail und Hintergrundinformationen und halt unterhaltsam eingebrachte Details und Recherche sicher eins von verschiedenen Erfolgsrezepten.
Tom
00:37:20
Auf jeden Fall, ja. Also ich glaube also ich glaube auch, dass der, also wie Oskar Wald sagen würde, die, Gerüchte über meinen Tod sind stark übertrieben und das gilt für uns Autoren, glaube ich, auch, denn als jemand, der sich mit diesem KI-Thema relativ gründlich und auch schon lange beschäftigt, glaube ich, dass einigen Leuten demnächst eine sehr, sehr große Enttäuschung bevorsteht. Also Also, weil dieses Ding, glaube ich, für sehr viele interessante Sachen sehr nützlich ist, von Materialforschung über das Abarbeiten von Versicherungsclaims bis hin zum Herausfinden von Proteinstrukturen im dreidimensionalen Raum und so weiter und so weiter. Aber es hat eben kein Verständnis der tatsächlichen physischen Realität. Und um es mal ganz brachial zu sagen... Wer noch nie Sex hatte, kann keinen guten Romance-Roman schreiben. Und auch wenn du alle, wenn du The Joy of Sex zehnmal durchliest und noch 20 andere Bücher darüber, kannst du trotzdem keinen guten Roman darüber schreiben. Und das gilt nicht nur für den Romankontext, sondern das, was ich auch höre von anderen Leuten außerhalb des literarischen Kontextes, die aber mit Sprache arbeiten. Zum Beispiel Anwälte. Die kotzen alle im Schwall und zwar nicht, weil sie der Meinung sind, dass ihr Job in Kürze gefährdet ist, sondern weil sie sich mit irgendwelchen Dumbos auseinandersetzen müssen, die meinen, dass man quasi nur noch einen Prompt in diese Maschine reintun muss und dann kriegt man es genauso gut. Und eine Anwältin, die ich kenne, sagte mir, jetzt kommt immer der Kunde und sagt, der Vertrag, den sie uns entworfen haben, ich habe den mal Chatschipiti gegeben. Und der sagt, ja, genau. Und auch hier gilt das Gleiche, wer noch nicht vor Gericht war und so weiter. Es hat keinen Bezug zur Realität, es stellt statistische Sachen zusammen. Und ich habe mal als Experiment, weil man muss ja alles mal ausprobieren, ich habe vor der letzte, war es der letzte? Ja, der letzte Roman, den ich veröffentlicht habe, ist Tanatopia, ein Science-Fiction-Roman. das ist der dritte Teil einer Reihe, der Hologrammatiker-Reihe und ich sage es jetzt nicht, um Werbung zu machen, sondern weil die ersten beiden Teile waren schon eine Zeit lang her. Das heißt, Manche Sachen, manche Details waren mir nicht mehr 100% im Kopf. Und das heißt, ich hätte gebrauchen können eine Storybible. Ich hätte eine Storybible gebrauchen können, wo drinsteht, welche Zigaretten die Hauptfigur raucht und dieser ganze Kram. Und deshalb habe ich versucht, mal die ersten beiden Romane in so ein geschlossenes KI-System einzuspeisen, um dann Fragen stellen zu können. Und ich habe es auch schon mal mit allen, also dazu gleich. Und das ist, es ist entsetzlich. Also ich wollte ja jetzt gar nicht, ich wollte nicht, generiere mir jetzt mal, wie sich die Leute das vorstellen, generiere mir jetzt mal einen Plot für Teil 3 oder so. Aber das hilft ihnen doch bestimmt bei der Ideenfindung. Bro, Ideenfindung ist überhaupt nicht mein Problem. Ich habe schon Ideen, bevor ich mir morgens einen Tee gemacht habe. Die prasseln auf mich ein. Die nerven mich manchmal. Das können sich nicht kreative Leute immer nicht vorstellen. Aber ich wollte ja nur wissen, welche Augenfarbe hat die Hauptfigur? Nichts. Es kann den Text lesen, es kann den Text aber nicht begreifen. Und wenn du dann so Fragen stellst wie wer hat denn im ersten Teil der künstlichen Intelligenz die Flucht ermöglicht? Das ist der Kernplot des Romans. Niemand hat eine KI freigelassen. Die KI sagt, niemand hat eine KI freigelassen. Das ist natürlich total Meta. Und dann habe ich gedacht, okay, du musst deine Erwartungshaltung vielleicht mal senken und jetzt versuchst du mal was anderes. Und das ist das andere Beispiel. Es gibt sieben Xavi-Kiefer-Krimis. Ich habe gerade den achten ins Lektorat gegeben. Und jeder dieser Romane enthält hinten ein Glossar mit Termini-Techniki zu kochen. Und ich habe es jetzt schon siebenmal gemacht und langsam wird es langweilig, aber ich muss es für den achten Teil auch wieder machen, gleicher Versuch, liebes KI-System hier sind die PDFs von sieben Romanen in jedem dieser Romane gibt es meist französischsprachige Küchenbegriffe, bitte mach eine Liste nach dem Schema aus 1 bis 7 eine Liste aller Küchenbegriffe aus Teil 8, Wenn es in den ersten sieben Glossaren diesen Terminus schon gibt, verwende einfach die Definition, die da steht. Wenn es ihn nicht gibt, das ist frei. Was bekommst du? Du bekommst ein Glossar mit der Deep Thinking Mode. Das dauert eine halbe Stunde. Du bekommst ein Glossar, in dem die Hälfte der Worte drin sind, die andere Hälfte, ich habe das Buch ja gelesen, die andere Hälfte aber nicht. Stattdessen aber 20 weitere Begriffe, die nicht im Buch sind. Das heißt, ich habe damit anderthalb Stunden meiner Zeit verschwendet. Und in der Zeit kann ich mit Suchfunktionen selber durch mein Buch gehen und die rausschreiben. Also, das ist auch das Feedback, was, wie gesagt, nicht nur von Anwälten, von vielen Leuten, dass sie sagen, ey, wir haben versucht, es so zu benutzen, aber alles, was uns das Ding ausspuckt, ist wie das scheiß Zeug, ist wie das scheiß PowerPoint, das uns unser Praktikant gemacht hat, wo man denkt, oh mein Gott, hier müssen wir ganz von vorne anfangen, so. Insofern bin ich da relativ entspannt.
Vera
00:44:11
Also, ich bin ja in der IT und hab da schon mal irgendwelche IT-Probleme und es ist ja mittlerweile so, wenn man bei Google eine längere Frage eingibt, da kommt ja immer erstmal ein Seminar-Ergebnis und dann gibt er offensichtlich, Antworten, aber die passen nie zu dem Kontext, in dem ich das Problem hatte. Oder die sind manchmal auch, da sind dann einer Schritt ist von Version 1 der Software, der andere Schritt von Version 3, passt vorne und hinten nicht zusammen, das ist ein völliges Durcheinander.
Tom
00:44:41
Bei den Anwälten ist es offensichtlich so, dass der zum Beispiel also der zitiert dann schon quasi Präzedenzfälle oder wendet Sachen an aber das eine ist, UK Corporate Law das andere ist Delaware Corporate Law und das dritte ist Kalifornien die mischt der einfach durcheinander, so und bestimmt kann man einiges von dem lösen, aber ich glaube da laufen wir irgendwie auf eine große, in Anführungsstrichen Enttäuschung zu, also ich Ich glaube, es gibt da bestimmt ein paar Verleger, die sich schon denken, wie viel sie damit jetzt sparen können. Und das ist ja nur, was wir jetzt besprochen haben, ist ja, finde ich, nur der, das ist jetzt nur quasi die technische Ebene. Dann gibt es ja noch die juristische Ebene, dass selbst wenn dir ChatGPT einen publizierfähigen Krimi schreiben könnte, kannst du damit nichts verdienen, weil der Text nicht schutzfähig ist und kein Urheberrecht hat.
Vera
00:45:47
Genau.
Tom
00:45:49
Also kannst du ihn auch nicht verkaufen. Und die dritte Frage, und das ist sozusagen die für uns Autoren, glaube ich, auch ganz wesentliche ist, ja letztlich, aber was mit dem Leser? Und was will der Leser? Und der Leser will, oder der, breiter gefasst, also was die Öffentlichkeit zum Beispiel nicht wollte, ist sich Computer angucken, die gegeneinander Schach spielen. Das ist seit 25 Jahren möglich.
Tamara
00:46:18
Das guckt ihr mir keiner an.
Tom
00:46:20
Und ich vermute, dass sie auch nicht sehen will, wie ein Roboter Beethoven spielt, sondern lieber Igor Levit. Und vielleicht auch lieber richtige Autoren, weiß man noch nicht. Ja, aber ich glaube ganz stark, dass Menschen sich ja immer auch für Menschen interessieren und sich dafür interessieren, was denn jetzt Vera oder Tamara oder Toms Bezug zu diesem Thema ist und was ihre oder seine Gefühle zu dem Thema sind.
Vera
00:46:53
Wobei, da gibt es ja schon jetzt Mittel und Wege und das wird ja auch jetzt schon angewandt, dass vieles, was da dargestellt wird, ja nur Schein ist und viele Dinge im Hintergrund ja nicht transparent sind. Wie gesagt, letzte Woche hatten wir eine Ghost-Weiterin und so. Also von daher, und gerade gab es ja, als das so aufkam, auch die ersten auch durchaus größere Verlagen, die ja zum Beispiel schon darüber nachdenken, das Lektorat durch KI machen zu lassen und so weiter. Was man dann da alles so, ob man das so mitbekommen würde. Also das Schlimmere ist ja, glaube ich, wir sehen, wenn ich jetzt so eine komische Antwort von Gemini sehe, ich reflektiere das und sehe dann das Bullshit. Dass es halt von vielen, wie du ja gerade auch zitiert hast, die da mit zum Anwalt gehen, einfach völlig ungefähsert aufgenommen wird. Und das ist, glaube ich, eine große Gefahr. Und ein wichtiger Punkt bei dem Buchschreiben durch KI, hast du ja noch nicht gesagt, letztlich ist ja das, was die KI schreibt, von anderen Autoren geklaut.
Tom
00:47:57
Ja, genau, das kommt hinzu. Und es ist ja nicht nur geklaut, sondern es ist ja quasi der kleinste gemeinsame Nenner. Also es ist ja immer ein Durchschnitt.
Vera
00:48:09
Es ist nie die geniale, super neue Idee. Es ist nie die geniale.
Tom
00:48:12
Super neue Idee und es ist auch nie irgendwie edgy, sondern es ist immer nivelliert. Und es ist ja auch so, dass ein Buch zu lesen ist ja auch irgendwie, also manche wollen es nicht, aber andere wollen es. Also man will ein Buch lesen, weil einem das irgendwie Spaß macht oder erbaulich ist. Das ist eben nicht das gleiche wie der 20-seitige Progress Report, den du auf der Arbeit an einem echten Job hast, über die Implementation der neuen Software, den du zugeschickt kriegst. Und da, das ist ja eigentlich der viel bizarrere Teil, da wird, also ich weiß nicht, ob es so sein wird, aber es zeichnet sich natürlich schon teilweise ab, dass derjenige, der diesen Progress Report deliveren musste, der hatte schon mal da gar keinen Bock drauf. Und der hat das Ding mit ChatGPT geschrieben. Und die zehn Leute, denen er das im E-Mail-Verteiler schickt, die haben auch alle keinen Bock drauf, das zu lesen. Die wissen aber, dass nächste Woche ein Meeting ist und dann sagen sie alle, drei clevere Fragen, die ich zu dem Progress Report stellen. Und dann sitzen Leute vier Stunden im Meeting und diskutieren über einen Text, den niemand geschrieben hat und den niemand gelesen hat. Und das ist dann wirklich, also das ist eigentlich die Apotheose des Bullshit-Bingos, oder? Das ist der finale Endpunkt.
Vera
00:49:38
Ich kann leider, es geht ja noch weiter. Die heutigen E-Mail-Clients haben ja schon so automatische Antwortfunktionen. Die zeigen dir ja nur noch die Zusammenfassung und zeigen dir zum Anklicken, welche Antwort du geben kannst. Also eigentlich schreiben nur noch die E-Mail-Clients untereinander.
Tom
00:49:54
Und es geht ja auch insofern noch weiter, dass das Transkript und die Minutes dieses vierstündigen Calls über den Progress Report, in dem 40 Stunden Mannstunden oder Fraustunden verschwendet wurden, der wird ja dann auch wiederum automatisch verschriftet. Ich weiß nicht, was mit dem dann passiert. Wird dann ans obere Management weitergeleitet. Das hat eigentlich eine fantastische Absurdität. Das ist eigentlich Romanstoff.
Vera
00:50:22
Wir sind schon am Plotten jetzt gerade.
Tamara
00:50:26
Genau. Um nochmal zum Romanthema eigentlich zurückzufinden. Ich glaube, so ein kleines bisschen würde ich dir tatsächlich widersprechen, weil ich glaube langfristig, es gibt ja schon Leute, die gehen eben in die Buchhandlung und sagen, ich will was, was genauso ist wie... Und ich glaube schon, dass KI in Zukunft solche Dinge, die einfach vorhersehbar sind, die alle nach Schema F ablaufen, produzieren kann. Und deswegen denke ich, ist es halt einfach wichtig, dass man überrascht, dass man eben, wie du vorhin gesagt hast, edgy ist und dass man Inhalte hat, die über das bloße Runtererzählen einer Geschichte, also ich glaube, man sagt ja, es gibt im Grunde nur sieben Plots, aber dass man darüber hinaus eben auch Inhalte hat, die einen Mehrwert bieten.
Tom
00:51:20
Ja, auf jeden Fall. Also das ist, aber in gewisser Weise ist natürlich auch alles wahnsinnig traurig. Aber ich stimme dir insofern zu, also es wird auf jeden Fall, sagen wir mal, Randbereiche unserer Tätigkeit wird es immer mehr erfassen. Also eins, was ich mir zum Beispiel auch vorstellen kann, was relativ schnell kommt, ich weiß nicht, ob es funktionieren wird, aber man wird es auf jeden Fall versuchen. Also ich glaube, man wird zum Beispiel, wenn man jetzt ein gutes Filmdrehbuch braucht, da ist ja anders als bei einem Buch so, dass es doch relativ wichtig ist, wie lang das ist und wo die Plotturns sind und so weiter. Dass man das wahrscheinlich noch, dass noch ein Mensch schreibt, aber bisher war es so, dass dieses Ding dann 20 Mal umgeschrieben wird, ne? Script L. Und jetzt mach es 5 Minuten kürzer, mach es 5 Minuten länger, mach den unglaublichen überraschenden Plottwist nicht nach 30 Minuten, sondern nach 24. Weil jetzt müssen wir doch noch eine Werbepause einbauen oder was auch immer. Und das kann schon sein, dass das dann zum Beispiel mit der Maschine funktioniert.
Vera
00:52:26
Das wird doch schon gemacht. Also manches Vorarm-Serien-Drehbuch, da guckt noch einer drüber. Also da passiert schon viel. Und gerade wie Tamara sagt, so in der wirklichen Genre-Literatur. Also ich gehe mal von aus, dass wir gerade, leider Gottes, auch unter den selbstverlegten Büchern auf Amazon das ein oder andere da durchaus schon haben, was da eigentlich im KI produziert wurde.
Tom
00:52:52
Das ist auch moralisch, glaube ich, schwierig. Also jetzt für einen selbst, weil wenn man jetzt für meinen Selbst sagt, ich finde also schon der Begriff AI-Art regt mich auf und ich finde das scheiße. Und schon wenn ich einen sehe, der ein KI-generiertes Bild auf irgendwas, das Social Media postet, dann blogge ich den auch immer gleich, habe keinen Bock drauf. Ich kann es gar nicht sehen. Aber was ist jetzt, wenn jetzt einer zu mir kommt und sagt, hey, wir haben jetzt das Geheimnis der Übersetzung wirklich so weit geknackt, dass wir dir quasi umsonst oder für ein Hunni anbieten können, dass dein Buch in weiteren 100 Sprachen als E-Book ab morgen verpüren ist. Dann könnte es sein, dass man seine Prinzipien über Bord schmeißt.
Vera
00:53:37
Ja, also wir können, die Technik werden wir nicht verhindern. Man muss teilweise schon überlegen, macht es Sinn, sie da auch mal zu nutzen. Das ist ein sehr komplexes Thema. Aber ein Mittel, um jetzt mal wieder die Kurve zum Anfang zu schlagen, ein wichtiges Mittel, finde ich, ist ja dann letztlich doch die Autorenmarke. Tom Hillenbrand ist nun mal Tom Hillenbrand und da wird eine KI noch ein bisschen länger brauchen, bis sie das kopiert kriegt. Und wir hatten am Anfang so ein bisschen im Vorgespräch schon so geguckt, was kann man so marketingmäßig tun. Und da wollte ich jetzt zumindest noch auf zwei profane Sachen noch ankommen, die uns aufgefallen sind bei dir, dass du einen Merchandising-Shop hast und einen WhatsApp-Channel.
Tom
00:54:24
Yes.
Vera
00:54:28
Was bringt beides und ist das nur Spaß oder nutzt da noch richtig was?
Tom
00:54:35
Also ich glaube, der Merchandising-Shop ist letztlich nur Spaß und, aber ich habe irgendwie, also ich habe dann mal mit dem Art Director, der auch irgendwie meine Webseite betreut und so weiter, habe ich dann gesagt, ja hier, why not, ja, wir machen jetzt einfach mal das Logo von Xavier Kiefers Restaurant, machen wir doch mal ein Logo. Und will der natürlich auch Geld für haben. Heute würde es wahrscheinlich auch irgendjemand versuchen mit KI zu machen, aber also es ist alles made by real humans. Und dann habe ich das da einfach mal auf die Seite gestellt. Aber ich glaube, ich habe, ich würde schätzen, dass ich, also ich habe diesen Shop da bestimmt seit acht Jahren. Und wenn ich die, das ist irgendwie Spreadshirt oder so, und wenn ich alles zusammenzähle, was ich daran verdient habe, dann habe ich wahrscheinlich die Designkosten und die habe ich wahrscheinlich wieder raus. Aber das ist echt das ist for fun. Das kann man nur immer mal hoffen irgendwie vielleicht, wenn es Verfilmungen gibt, dass die schöne Designs haben und das doch irgendwo im Vertrag drinsteht, dass man was von den T-Shirts bekommt. Ich habe eine sehr schreckliche Geschichte gehört von einem Autor, den ich nicht nennen darf, der ein Kinderbuch geschrieben hat, das verfilmt wurde und der sich die Merchandising-Rechte hat abkaufen lassen. Dann standen überall in den Buchhandlungen Plüschfiguren von seinen Figuren und hat davon nicht einen einzigen Cent bekommen.
Vera
00:56:04
Oh, was soll ich sagen?
Tom
00:56:05
Aber damit, also ich, also auf meinem Level kann man damit nichts verdienen. Aber das andere WhatsApp-Channel, also meine Beobachtung ist gerade, Stichwort sozusagen insgesamt Social Media, das ist jetzt auch keine sehr originelle Beobachtung, erstens, dass Social Media im Arsch ist und zweitens, dass Social Media für Creators im Arsch ist. Der erste Teil ist relativ offensichtlich, ja? Wenn man bei Instagram oder bei X oder so reinguckt, ist es eine Mischung aus, Ragebait und KI-generierten Seltsamkeiten. Und es sind, du kriegst das alles algorithmisiert und soll dich irgendwie triggern und das macht gar keinen Spaß mehr. Von dem ganzen Hass und der ganzen Missgunst, die da auch noch irgendwie auf den Plattformen sind, mal abgesehen. Aber diese... Diese Algorithmisierung, also es ist ja kein Social Media mehr. Es sind ja nicht die Leute, mit denen ich entschieden habe, zu interagieren, deren Posts mir da gezeigt werden. Ich soll sagen, ich habe dieses KI-generierte, halbnackte Mädchen vorher noch nie in meinem Leben gesehen. Wir kennen uns nicht. Warum tanzt sie auf meinem Bildschirm? Die Antwort ist natürlich klar, warum das so ist, weil der Computer denkt, ja, der alte Sis-Dude, der braucht das, der bleibt dann länger auf meiner Plattform aber es ist sozusagen, es ist nicht das was ich wollte, ich wollte lieber was über Dungeons & Dragons wissen, aber gut also mir wird gar nicht mehr gezeigt was ich, meine Peergroup wird mir nicht mehr gezeigt und es wird auch nicht von Menschen ausgewählt, und irgendwie wird dieser Algorithmus natürlich immer verändert und getweakt und meine Beobachtung ist dass es sich als Autor, weiß ich nicht, ob es sich gar nicht mehr lohnt aber, dass es wirklich schwierig ist, dort noch irgendwie Reichweiten oder Interaktionen zu generieren. Und wenn selbst jemand wie Will Wheaton, der auf Instagram, glaube ich, 1,5 Millionen Follower hat, sagt, hey Leute, was ist hier eigentlich los? Meinen letzten Post haben 200 Leute gesehen.
Tamara
00:58:22
What?
Tom
00:58:23
Ja, ne? Da werden Leute auch wahrscheinlich auch aus politischen Gründen oder so ge-shadow-bannt oder weil, weil sie nicht jung und hübsch und nackt genug sind oder nicht wütend genug oder also nicht das, was der Algorithmus sozusagen will und deshalb glaube ich, dass, momentan der beste Freund, den du haben kannst, ist immer noch ein Newsletter. Ja, weil also ich glaube bei Instagram und Facebook und so ist es häufig so, dass selbst das merke ich auch teilweise, ich will jetzt nicht viele Follower, aber manchmal bei Posts, dass Leute die Sachen nicht gesehen haben. Die haben die Sachen abonniert. Vielleicht haben die sogar so ein Favorite-Sternchen gesetzt. Das möchte ich alles wissen. Und die werden einfach nicht informiert.
Vera
00:59:13
Stimmt.
Tom
00:59:14
Und entsprechend Newsletter und ein WhatsApp-Channel ist eigentlich ja auch ein Newsletter. Denn er ist auch nicht algorithmisiert und wird an die Leute auf jeden Fall ausgeliefert. Ob sie da reingucken oder nicht. Das habe ich jetzt mal so experimentell gemacht. Also alles, was neu kommt, probiere ich schon mal aus, aber es ist ziemlich kaputt.
Tamara
00:59:39
Ich würde verstehen, als Nutzerin, ich folge einigen WhatsApp-Channels, aber ich gucke nie rein. Deswegen hat es mich bisher nicht gegribbelt, sowas zu machen, aber du hast da natürlich auch einfach mehr Fans. Also hast du das Gefühl, da wird reagiert, das funktioniert?
Tom
00:59:56
Da wird reagiert, da gucken Leute rein, aber es sind nicht viele und ich habe das auch erst seit kurzem Laufen, da sind noch nicht so viele Leute drauf und also gibt da natürlich, glaube ich, auch einen großen Divide zwischen irgendwie so Oldschool-Leuten, die eher vielleicht so ein Newsletter mögen und den anderen. Aber E-Mail ist, also ich glaube, E-Mail ist wirklich immer noch, relativ mächtig, wobei auch da natürlich sich Sachen verändern. Und wenn die Leute demnächst nur ihre Chat-GPT-Zusammenpassungen lesen, ist es dann vielleicht auch egal. Aber also das Social Media ist irgendwie, wahrscheinlich noch nicht völlig am Ende, aber auch die Sachen, die du machen musst, sind andere geworden. Also du musst ja eigentlich ein Performance-Artist sein inzwischen. Und dann lasse ich es auch irgendwann einfach.
Tamara
01:00:52
Wir packen es mal in die Shownotes, dann hast du bestimmt nächste Woche eine Million.
Tom
01:00:58
Yes.
Vera
01:01:00
Genau, Podcast hast du ja auch mal ausprobiert.
Tom
01:01:02
Da muss ich mir wieder ein iPad verlegen. Podcast habe ich auch schon mal ausprobiert. Das hat mir auch sehr großen Spaß gemacht. Aber, da muss ich ehrlich sagen, da war, also, und ich habe auch sehr gutes Feedback bekommen, aber nicht so viel Feedback. Also einfach von den Abrufzahlen Ja.
Vera
01:01:19
Das Problem.
Tom
01:01:20
Bei Staffeln gesagt, so, da müsste man jetzt nochmal, müsste man jetzt nochmal so und so viel Geld und Zeit reinbuttern, dann lassen wir es vielleicht.
Vera
01:01:31
Da sind wir harter, wir machen jetzt schon fünfeinhalb Jahre.
Tom
01:01:35
Ja, das zahlt sich ja häufig auch aus, wenn man dieses Durchhaltevermögen hat und das lange macht.
Vera
01:01:40
Und du hast T-Shirts mit dem Podcast-Logo. Das müssen wir uns doch überlegen.
Tamara
01:01:45
Das stimmt.
Vera
01:01:49
Lieber Thomas, ich könnte jetzt noch eine Stunde weiter mit dir plaudern. Vielleicht holen wir das mal irgendwann nach. Aber für heute musst du dich noch den drei kritischen Bookbubble-Fragen von Tamara stellen und sie ohne Chat-Tippe-Tippe antworten.
Tamara
01:02:05
Oder ganz klar.
Tom
01:02:06
Alright, wer kann das heute noch?
Tamara
01:02:09
Ja, lieber Tom, welches Buch hat dich denn als Leser zuletzt zum Weinen oder Lachen gebracht?
Tom
01:02:18
Zum Weinen oder absolut erschütternd fand ich Matterhorn von Karl Malantes, habe ich gelesen, ein tatsächlich Vietnam-Kriegsroman. Brillant, aber auch eines der schrecklichsten Bücher, das ich hier gelesen habe. Entsetzlich, absolut entsetzlich.
Tamara
01:02:39
Ich überlege gerade, war das jetzt gute Werbung oder war das erschreckend?
Tom
01:02:44
Also wenn man, ich glaube, wenn man, das ist auch, der Mann jetzt geschrieben hat, ist auch ein Ex-Marine. Aber also wenn man sich nochmal vor Auge führen will, wie scheiße Krieg wirklich ist. Also vor allem auf der Squad-Platoon-Einzelne-Soldaten-Ebene, die auch überhaupt keinen Sinn mehr in dem sehen, was sie da tun. Weit weg von der Befehlskette und so weiter. Und das Buch heißt Matterhorn, weil das ist ein Berg irgendwo in Vietnam, den einfach irgendein Stratege, der hatte keinen Namen, hat den Matterhorn genannt, der daneben heißt Matterhorn. Und den müssen die quasi hochkraxeln und müssen da Bunker bauen. Und dann sagt man ihnen irgendwann, jetzt müsst ihr woanders hin. Und ein halbes Jahr später sagen, jetzt dummerweise in euren Bunkern sitzt jetzt Charlie, ja, jetzt müsst ihr wieder hingehen und müsst ihn wieder einnehmen. Und wahnsinnig erschütternd, aber glaube ich, sehr, also wirklich sehr eindrücklich und hat wahrscheinlich auch gar nichts von seiner Aktualität verloren und auch der Punkt, der mir auch nicht so ganz bewusst war oder vielleicht doch, dass in diesem Vietnamkrieg das Durchschnittsalter des US-Infanteristen war 19.
Tamara
01:04:03
Okay.
Tom
01:04:04
Und die wissen gar nicht, wie Die wissen gar nicht, warum sie da sind und wie ihnen geschieht und das ist glaube ich auch sehr häufig so. Das sind junge Männer, die auch überhaupt keine, die wissen gar nicht, was sie da machen sollen und deshalb geht es auch so grässlich schief und wird dann auch so gräulich.
Tamara
01:04:20
Dann ganz schnell zu was Schönem. Welche Begegnung in der Buchbubble war für dich denn ganz besonders inspirierend?
Tom
01:04:28
In der Buchbubble war für mich total cool, glaube ich, dass ich mal in der Hamburger Fabrik lesen durfte, wo ich jahrelang immer jede Woche hingegangen bin, um da zu tanzen.
Tamara
01:04:46
Sehr cool. Und zum Schluss, welches Klischee möchtest du nie, nie wieder in einem Buch lesen?
Tom
01:04:56
Ein Blick verschaffte ihm grausame Gewissheit. Wenn ich den Satz sehe, schmeiß ich das Buch sofort.
Vera
01:05:03
Ja, super. Vielen, vielen Dank, lieber Tom, dass du heute bei uns bist und dass viele, nicht mehr für alle dieselben Adjektive entspannende, inspirierende Eindrücke hinterlassen. Und ja, ich habe euch da draußen, liebe Hörer und Hörer, hat es genauso so mitgerissen wie mich. Und ihr wisst, was ihr zu tun habt, uns zu folgen, wo immer es geht und natürlich weiter zu empfehlen. Gerne könnt ihr uns auch mal Kommentare hinterlassen oder auch mal Wünsche äußern, was, welches Thema oder welchen Gast wir gerne mal hier bei uns begrüßen sollten. Da freuen wir uns immer drauf. Nochmal vielen Dank, lieber Tom, dass du da warst. Und an euch da draußen. Bleibt uns gewogen. Bis nächste Woche.
Tamara
01:05:51
Danke, Tom. Das war sehr schön.
Tom
01:05:52
Danke.